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瑞士德语播客:Fasnacht, Rauchzeichen und Vreni

时间:2014-04-24来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Fasnacht
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich begrüsse Sie ganz herzlich zur ersten Sendung von "Typisch Helene". Heute ist der 12. Februar, und ich freue mich, dass Sie mit dabei sind. 
Ich hoffe, Sie sind fit und munter, denn heute geht es um die Fasnacht in Luzern. Gestern war der Schmutzige Donnerstag, der Anfang der Fasnacht, Grund genug, also, für einen kleinen Abstecher in die Innerschweiz. Danach reden wir übers Rauchverbot in Zürich - und über Vreni, das Estee Lauder-Model.
 
 
 
Wer in Luzern oder in anderen Städten der Innerschweiz lebt, hat heute wohl schon Konfetti [1] im Haar. Wer in anderen Städten lebt, sei gewarnt: Die Fasnacht kommt in den nächsten Tagen und Wochen auch bei Ihnen vorbei. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche [2]. 
 
Für viele ist die Fasnacht wie eine Naturkatastrophe, vor der man am besten in die Ferien flieht. Manche Geschäftsleute schliessen während der Fasnachtstage ihre Büros oder Läden und gehen Skifahren oder reisen ins Ausland. Andere kaufen Ohrenstöpsel und schimpfen über den Lärm. Für die allermeisten aber ist die Fasnacht das wichtigste Ereignis des Jahres, und sie freuen sich schon seit der letzten Fasnacht darauf. Denn in diesen Tagen ist fast alles erlaubt. Nicht umsonst wird die Fasnacht auch "verkehrte Welt" genannt. In dieser Welt werden brave Mädchen zu Feen und Prinzessinnen und nette Jungs zu "gfürchigen" [3] Räubern, Piraten oder Monstern. Männer verkleiden sich als Frauen, und Frauen verstecken sich hinter Männer-Masken, und ganze Gruppen machen Witze über die Regierung und die Politiker, über Figuren wie Angela Merkel, Barack Obama und sogar über Osama Bin Laden. Vor allem aber kann man in dieser Welt so laut trommeln und guugen, und so wild tanzen und flirten, wie man will. So wundert es niemanden, dass gerade in der Fasnachtszeit besonders viele Kinder gezeugt [4] werden. 
 
Für mich als gebürtige Luzernerin ist die Fasnacht wie ein Virus, das mich packt, sobald ich in Luzern aus dem Zug steige. Die Luft riecht nach Bratwürsten und Raclette, und die Rhythmen der "Guugenmusiken" [5] fahren direkt in Bauch und Beine. Und dann muss ich einfach mit hüpfen und mich mit hunderttausenden von anderen Fasnächtlern durch die Gassen treiben lassen [6]. Die Fasnacht war aber nicht immer so lustig für mich. Als ich ein Kind war, hatte ich furchtbare Angst vor den "Chrienser Hexen", den gefährlichen Weibern [7] aus Kriens. Chrienser Hexen, das sind Männer mit Holzmasken in rot-weiss karierten Kleidern und langen, weissen Unterhosen. Ich weiss noch genau, wie ihre kräftigen Arme aus den dicken Puffärmeln hervorschauten, und wie sie ihre Unterröcke hochhoben und bedrohlich knurrend auf mich zu rannten. Es machte ihnen wohl grossen Spass, mich zu erschrecken, und das taten sie auch sehr gut. Ich rannte immer davon und versteckte mich in einem Hauseingang. Später bin ich mutiger geworden. Wann immer sich mir eine Chrienser Hexe näherte, warf ich ihr eine Handvoll Konfetti ins Gesicht und freute mich, wenn sie spuckte und schimpfte. Und das ist heute noch so.
 
Drei Tage lang dauert diese verrückte, wundervolle Zeit, drei "rüüdig" [8] schöne, "ganz verreckte" [9] Tage lang, vom "Schmutzigen Donnerstag", über den "Güdismontag" und den "Güdisdienstag" bis zum  "Aschermittwoch", dem Tag, an dem die Fasnacht zu Ende geht. 
 
Sie finden die Namen der Fasnachtstage sicher merkwürdig [10], oder? Das finde ich auch, und das tut wohl jeder. Kaum jemand kennt heute noch ihren katholischen Ursprung [11]. Aber da es mehr Spass macht, zu feiern, wenn man weiss, was man feiert, habe ich schnell im Archiv nachgesehen und Folgendes herausgefunden: Der "Schmutzige Donnerstag" hat seinen Namen von "Fett". "Schmutz" bedeutete früher Fett im Dialekt, und somit heisst der "Schmutzige Donnerstag" der "Fette Donnerstag". Denn früher veranstalteten [12] die Bauern auf ihren Höfen im Winter eine "Metzgete". Sie schlachteten einen Teil ihrer Schweine und machten Würste. Die sie danach an einem Festessen verschlangen.
 
Ja, und das "Güdis" in Güdismontag und -dienstag? Das kommt von "Güdel" und bedeutet so viel wie Bauch. Die Idee dahinter ist naheliegend. Sie werden es vielleicht schon ahnen: Man wollte sich an den beiden Tagen noch einmal so richtig den Bauch füllen, um dann ab Aschermittwoch die 40 Fastentage [13] bis Ostern leichter zu überstehen [14].
 
Heute fasten natürlich nur noch die wenigsten. Die Mägen füllen wir uns aber immer noch. Selten schmecken eine Bratwurst oder eine Mehlsuppe so fein, und selten wärmt ein "Kafi Zwätschge" [15] so schön wie gerade an der Fasnacht. 
Gehen Sie hin und tauchen Sie in die Fasnacht ein. Sie werden begeistert sein!
 
***
 
Jetzt aber zu einem anderen Thema. Weg von der Party und der verkehrten Welt hin zu Ernst des Alltags, zum Rauchverbot in Zürich. Wie Sie sicher wissen, ist die Schweiz eines der wenigen Länder Europas, in dem man an vielen Orten noch rauchen darf. In Schweden, Italien oder Frankreich ist der Raum für Raucher schon sehr viel kleiner geworden, und in den USA darf man sich längst nur noch im Freien eine Zigarette anzünden. In der Schweiz sind zwar die meisten Menschen dafür, dass in Bars und Restaurants nicht mehr geraucht wird, ja, wir haben sogar in vielen Kantonen darüber abgestimmt. In Zürich schon vor eineinhalb Jahren. Über 70 Prozent der Zürcherinnen und Zürcher stimmten damals für rauchfreie Lokale. Nun ist es aber so, dass in der Schweiz nicht immer etwas verändert wird, nur weil die Mehrheit es so will. Es gibt nämlich immer auch eine grosse Minderheit. Und wenn die nicht mit der Mehrheit einverstanden ist, und nur lange genug reklamiert [16], dann kann es dauern, bis ein neues Gesetz umgesetzt [17] wird. Denn die Schweizer sind Weltmeister darin, die Dinge zu verzögern. 
 
Im Mai soll aber endgültig Schluss sein mit Qualmen [18], das haben die Kantonsregierungen nun doch endlich beschlossen. Das Rauchen in Lokalen wird verboten, ausser es gibt für die Raucher einen speziellen Raum, ein so genanntes Fumoir. Doch was passiert? In Zürich sind die Wirte in einen regelrechten Katzenjammer [19] ausgebrochen. Sie verlangen, dass das Verbot noch warten muss, weil die Frage noch nicht geklärt ist, wie gross ein solches Fumoir sein muss, wie es gebaut sein soll, ob es bedient werden darf oder nicht. Sie benehmen sich störrisch [20] wie kleine Kinder und tun alles, damit sie dem Gesetz nicht folgen müssen. Sie schielen [21] sogar auf ihre Kollegen im Kanton Bern, die in ihren Lokalen das Rauchen heimlich zulassen und hoffen, dass sie die Polizei nicht erwischt. Tja, liebe Hörerinnen und Hörer, was soll man dazu sagen? Vielleicht nur so viel: Wir bleiben dran.
 
***
 
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch eine kleine Anekdote [22] von Vreni erzählen. Ich lernte Vreni letztes Jahr kennen, als ich eine Reportage über Frauen mit Brustkrebs machte. Sie war damals eine meiner Interviewpartnerinnen und wir verstanden uns so gut, dass wir noch regelmässig Kontakt haben. Vreni ist etwa  54 und trotz ihrer Krankheit eine der attraktivsten und witzigsten Frauen, die ich kenne. Als ich kürzlich bei ihr und ihrem Mann zu Besuch war, erzählte sie mir folgende Geschichte: 
 
An einem regnerischen Freitagnachmittag hatte sie Lust, sich etwas Gutes zu tun. Sie ging ins Warenhaus Jelmoli, begab sich [23] in die Kosmetikabteilung und kam irgendwann zum Estee-Lauder-Stand. Sie schaute sich die Produkte lange an und blickte dabei immer wieder auf das Bild des Models, das die Estee-Lauder-Kampagne repräsentierte. "Kann ich Ihnen helfen?", fragte die Verkäuferin freundlich. "Ja", sagte Vreni und lächelte, "ich möchte genauso aussehen wie die da", und zeigte auf das Model. Die Verkäuferin verzog keine Miene. "Ja? Aber wie kann ich Ihnen helfen? Möchten Sie einen Lippenstift oder eine Crème?" - "Ich möchte einfach so aussehen wie das Model"; antwortete Vreni. "Ihr habt ja das Bild von ihr aufgestellt, damit wir aussehen wollen, wie sie, oder? Ich wünsche mir zumindest so eine schöne, frische Haut wie sie." Die Verkäuferin stotterte:  "Aber, Sie wissen doch, dass dieses Model etwa 25 Jahre jünger ist als Sie?" - Vreni blickte sie überrascht an. "Ja, und? Sie würden doch kaum Werbung machen für Ihre Produkte, wenn wir Kundinnen damit nicht so aussehen könnten wie das Model, oder?" Und sie setzte sich auf den Schminkstuhl neben dem Kosmetikstand. Der armen Verkäuferin blieb nichts anderes übrig, als mit zitternden Händen Tuben und Dosen zusammen zu sammeln - während Vreni genüsslich darauf wartete, genauso schön zu werden, wie eben das Model auf dem Plakat.
 
***
 
Das wars für heute, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Ich hoffe, Sie hatten genauso Spass wie ich. Und falls Ihnen in den nächsten Tagen etwas Besonderes passiert, schicken Sie mir ein Kommentar auf www.podclub.ch. Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören. Die nächste Sendung kommt in zwei Wochen. Dann reden wir über das Bankgeheimnis, Online-Dating und schlafende Parlamentarier. Bis dahin wünsche ich Ihnen eine schöne Zeit. Auf Wiederhören und auf bald!
 
 
 
[1] die Konfetti: kleine, farbige Fetzen Papier
[2] "Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche": Redewendung = 100% sicher
[3] gfürchig: Schweizerdeutsch für "Angst einflössend"
[4] ein Kind zeugen: ein Kind "machen"
[5] die Guugenmusik: traditionelle Musikgruppe an der Fasnacht
[6] sich treiben lassen: mit dem Strom fliessen, wie ein Stück Holz im Wasser
[7] das Weib: alter Ausdruck für Frau
[8] rüüdig: Luzerner Deutsch für "sehr"
[9] verreckt: Luzerner Deutsch für "sehr toll"
[10] merkwürdig: besonders, speziell
[11] der Ursprung: die Quelle
[12] veranstalten: durchführen, organisieren
[13] fasten: nicht essen
[14] etwas überstehen: etwas aushalten, durchhalten
[15] Kafi Zwetschge: Kaffee mit Zwetschgenkirsch
[16] reklamieren: sich beklagen
[17] etwas umsetzen: etwas realisieren, verwirklichen
[18] qualmen: rauchen
[19] der Katzenjammer: grosses Klagen
[20] störrisch: widerspenstig
[21] schielen: nicht geradeaus sehen können, aber aus Ausdruck für: heimlich schauen auf
[22] die Anekdote: eine kleine, lustige Geschichte
[23] sich begeben: (hier) gehen 
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