Kolumbus hätte sich wohl kaum vorgestellt, dass man ihm einmal so übel mitspielen würde: Am 25. November 1500 wurde er in Ketten nach Spanien zurückgebracht.
Es war das Gold, das lockte. Es funkelte an den nackten Leibern der Eingeborenen und spiegelte sich in den gierigen Augen von Kolumbus und seinen Männern. Die Eingeborenen hoben ihre bronzefarben schimmernden Arme in die Höhe und deuteten auf die strahlende Sonne. Ob die bärtigen Besucher direkt vom Himmel gekommen wären? Zutraulich folgten sie den Fremden auf das Schiff und tauschten mit naiver Freude ihren Goldschmuck gegen kleine Glöckchen und Porzellanscherben.
Im Goldland von König Salomo
Die Insel, die Kolumbus La Espanola taufte und die heute geteilt ist in Haiti und die Dominikanische Republik, schien eine Goldgrube zu sein. Mehr noch, Kolumbus war sich sicher, mit Espanola Ophir entdeckt zu haben: das sagenhafte Goldland aus dem Alten Testament! Die Goldquelle des Königs Salomo!
Für König Ferdinand und Königin Isabella daheim in Spanien kam das gerade recht. In ganz Europa herrschte akuter Mangel an Edelmetallen für die Münzprägung. Doch für Kolumbus hatte Gold auch religiöse Macht. Gold erfüllt alle Wünsche, wer Gold besitzt, dessen Seele gelangt ins Paradies!
Doch obwohl die spanischen Siedler auf Kolumbus Anordnung hin sogar vor jeder Goldwäsche die Beichte ablegen mussten - die große Goldausbeute blieb aus.
Christoph Kolumbus, Vizekönig der neuen Kolonie, geriet in Bedrängnis.
Die Eingeborenen hatten die Grausamkeit der Fremden zu spüren bekommen und ihre Arglosigkeit längst verloren. Die adligen spanischen Siedler dagegen, verloren noch lange nicht ihren iberischen Stolz. Sie dachten nicht daran, sich von diesem Ausländer aus Genua zu körperlicher Arbeit antreiben zu lassen. Es herrschten Habgier und Gewalt - und bald auch Revolution.
Der "Admiral des Weltmeeres" in Ketten
Im Jahr 1500 schickte König Ferdinand den Untersuchungsbeamten Francisco de Bobadilla nach La Espanola, um die Lage zu prüfen. Im Geheimen plagte den König auch die Angst, ob dieser Ausländer Kolumbus nicht längst mit anderen christlichen Königen Intrigen gegen ihn spann. Bobadilla dagegen sah seine große Stunde kommen. Er beschuldigte Kolumbus unter anderem,
die Kontrolle über die Kolonie verloren und Gold unterschlagen zu haben. Kolumbus, besser gesagt Christóbal Colón, der "Admiral des Weltmeeres", wurde samt seinen beiden Brüdern verhaften und nach Spanien verschifft. Bobadilla hatte die Befehlsgewalt in der neuen Kolonie - und in seinen Augen funkelte bereits das Gold ...
Am 25. November 1500 kam Kolumbus, von schwerer Gicht geplagt, in Ketten in Spanien an. Er wurde begnadigt. Vielleicht, so dachte Ferdinand, könnte seine Entdeckungswut doch noch weiter nützlich sein.
Zwei Jahre später ging Kolumbus wieder in Espanola vor Anker. Francisco de Bobadilla war gerade dabei, sich für die Rückreise nach Spanien einzuschiffen. Er hatte als Statthalter versagt - und war doch guter Dinge. Bobadilla hatte Gold gefunden, viel Gold. Gold, das ihm die Gunst des Königs zurück gewinnen - und alle Wünsche erfüllen sollte. Kolumbus warnte, ein Sturm würde aufkommen.
Als Bobadillas Schiff trotz der Warnung den Hafen verließ verfinsterte sich der Himmel. Kolumbus sah, wie in der Ferne unter dem Wüten des Sturmes das Schiff seines Widersachers in den Fluten versank. Das Meer begrub Bobadilla, gemeinsam mit seinem Gold. Ob ihn dieses Gold ins Paradies gebracht hat? Darüber schweigt die Geschichte.