SPASS AM KOCHEN
Normalerweise kocht die luxemburgische Starköchin Léa Linster mit bekannten und gut ausgebildeten Köchen. Doch Léa Linster möchte auch anderen den Spaß am Kochen vermitteln: In ihrem Restaurant kocht sie mit zehn körperlich und geistig behinderten Menschen. Das Ziel: Freude am Kochen haben. Dafür bezahlen Linsters Gäste auch gerne etwas mehr Geld, um sich das Essen schmecken zu lassen.
MANUSKRIPT ZUM VIDEO
SPRECHER:
Das Schloss Saarbrücken: 130 Gäste dinieren hier heute, als Hauptspeise gibt es Deftiges – Schweinebraten mit Stampfkartoffeln und Bohnen. Alles regionale Zutaten. 74 Euro haben die Gäste für das Menü gezahlt – und sie sind begeistert. Es ist ein großer Abend für sie: Léa Linster und ihre Köche, 10 geistig und körperlich behinderte Menschen. So fing es vor knapp einem Monat an: In Léa Linsters Restaurant im luxemburgischen Friesingen treffen sich die Starköchin und ihre Helfer zum ersten Mal. Léa Linsters Ziel dabei: den Spaß am Kochen vermitteln.
LEA LINSTER (Starköchin):
„Ich glaube, wenn man den Leuten was geben kann, und wenn man Freude machen kann und auch, dass sie Freude an sich selber haben – das finde ich das Allerwichtigste, dass sie ein gutes Gefühl kriegen. Wenn ich das vermitteln kann, dann bin ich gerne dabei.“
LEA LINSTER:
„Also, drei Leute, die gerne Terrine machen?
SPRECHER:
Normalerweise arbeiten die Teilnehmer in Behindertenwerkstätten in der Küche: Es ist das erste Mal, dass sie ein 5-Gänge Menü für so viele Gäste zubereiten. Korbinian Wolf ist Souschef in Léa Linsters Restaurant – er wird die Nachwuchsköche anleiten.
CLAUDIA NIKOLAITSCHEK (Teilnehmerin der Kochgruppe):
„Also vorher war ich eher nicht so aufgeregt, aber die Aufregung, die steigt jetzt schon ein wenig.“
SPRECHER:
Aber sie wird sich bestimmt lohnen.
LEA LINSTER:
„Nachher wird der ganze Erfolg und die Komplimente soll für die Leute sein. Ich finde immer, wenn man gute Resonanz hat, das treibt einen an, um noch mehr zu machen. Und wenn das dann geschieht an dem Abend, dann wird das ein wunderbarer Abend sein.“
SPRECHER:
Der große Tag. Korbinian Wolf verteilt die Aufgaben, und dann kann es auch schon losgehen. Frische Erbsen für die Vorspeise: ein geeistes Süppchen. Das Fleisch kommt frisch vom Bauernhof. Claudia Nikolaitschek schält Möhren: Sie kommen in die Soße für das Hauptgericht.
CLAUDIA NIKOLAITSCHEK (Kochgehilfin):
„Das hier wird ein Schweinebraten.“
REPORTERIN:
„Haben Sie so etwas schon ein Mal gekocht?“
CLAUDIA NIKOLAITSCHEK:
„Nee, eigentlich noch gar nicht.“
SPRECHER:
Obwohl sie zum ersten Mal Braten in Biersoße kochen, läuft alles glatt – die Köche bleiben cool. Das Dessert: zuerst eine Creme Brûlée und dann ein Sorbet. Dafür müssen noch Erdbeeren püriert und gekühlt werden.
KORBINIAN WOLF (Souschef von Léa Linster):
„Was mir ein bisschen Sorgen macht, ist das Sorbet – dass das wirklich kalt genug wird. Das ist noch etwas flüssig.“
REPORTERIN:
„Und wie hat alles bisher mit der Gruppe funktioniert?“
KORBINIAN WOLF:
„Super, es hat mich echt überrascht, sie arbeiten sehr gut, arbeiten mit Leidenschaft, das find ich super und sind echt dabei, ich hätte nicht gedacht, dass es so gut klappt.“
SPRECHER:
Die Chefin Léa Linster überprüft im Festsaal die letzten Details und hilft beim Anrichten der Speisen. Der Zwischengang ist schon fertig: Hirschterrine, dazu Spargelsalat mit Orangenvinaigrette. Im Saal: Die Leidenschaft der Köche hat sich gelohnt. Die Crème Brûlée karamellisieren ist Chefsache. Und dann dürfen die Köche ihre eigenen Gerichte probieren. Die Anspannung fällt ab.
CLAUDIA NIKOLAITSCHEK:
„Also, es ist sehr gut gelaufen – ich hätte mir das eigentlich gar nicht so vorgestellt.“
LEA LINSTER:
„Jetzt sind alle ganz glücklich, dass die Leute so zufrieden sind, dass es denen gut geschmeckt hat und, dass es ein wunderschönes Fest ist. Also ich würde sagen, wir hatten die beste Brigade des Saarlands, heute.“
SPRECHER:
Die Kochbrigade hat gute Arbeit geleistet – ein verdienter Applaus.
GLOSSAR
dinieren – essen
Hauptspeise, die – die mittlere, größte Speise eines → Menüs
deftig –so, dass man schnell satt wird; stark gewürzt
regional – aus der Region
Zutat, die – ein Lebensmittel, das man zum Kochen eines Gerichtes braucht
Menü, das – eine Folge mehrerer Speisen (meistens: Vorspeise, → Hauptspeise, Nachspeise)
geistig behindert – mit ernsthaften geistigen Problemen, die einem den Alltag schwieriger machen als anderen Menschen
körperlich behindert – mit körperlichen Nachteilen; körperlich eingeschränkt (z.B.: gehbehindert, sehbehindert)
knapp – hier: fast
jemandem etwas vermitteln – hier: jemandem etwas beibringen
Terrine, die (aus dem Französischen) – die Fleischpastete; eine feste Masse aus zerkleinertem Fleisch
Behindertenwerkstatt, die – eine Einrichtung, in der geistig und körperlich → behinderte Menschen arbeiten
etwas zubereiten – etwas kochen
Souschef, der – der Stellvertreter des Küchenchefs; der zweite Chef
Nachwuchskoch, der – hier: jemand, der nicht beruflich kocht
etwas steigt – etwas wird mehr
etwas lohnt sich – etwas ist zu etwas gut
Kompliment, das – eine nette Bemerkung; ein Lob
Resonanz, die – die Reaktion anderer Personen
etwas treibt einen an – etwas bringt jemanden dazu, etwas zu tun
geeist – gekühlt
Süppchen, das – umgangssprachlich für: die Suppe
etwas läuft glatt – etwas klappt gut
cool bleiben – umgangssprachlich für: ruhig bleiben
Dessert, das – die Nachspeise
Crème Brûlée – eine Nachspeise, bei der die Oberfläche → karamellisiert wird
Sorbet, das – eine halb gefrorene Speise aus Fruchtsaft, Püree und Zucker
etwas pürieren – etwas (mit einem Mixer) klein machen
das Anrichten – das Positionieren einer Speise auf dem Teller
Vinaigrette, die (aus dem Französischen) – eine Salatsoße mit Essig und Öl
etwas karamellisieren – Zucker erhitzen, damit er zu Karamell wird
Chefsache, die – etwas, das vom Chef selber gemacht werden muss
etwas fällt ab – hier: etwas verschwindet
Brigade, die – hier: das Küchenpersonal
verdient – so, dass man sich etwas erarbeitet hat