61.
Auch die Tugend ist eine Kunst, und auch ihre Anhänger theilen sich in Ausübende und in bloße Liebhaber.
62.
Das Alter verklärt oder versteinert.
63.
Die Güte, die nicht grenzenlos ist, verdient den Namen nicht.
64.
In der Jugend lernt, im Alter versteht man.
65.
Es ist ein Unglück, daß ein braves Talent und ein braver Mann so selten zusammen kommen!
66.
In einem guten Buche stehen mehr Wahrheiten, als sein Verfasser hinein zu schreiben meinte.
67.
Wir entschuldigen nichts so leicht als Thorheiten, die uns zuliebe begangen wurden.
68.
Unbegründeter Tadel ist manchmal eine feine Form der Schmeichelei.
69.
Sei Deines Willens Herr und Deines Gewissens Knecht.
70.
Natur ist Wahrheit; Kunst ist die höchste Wahrheit.
71.
Zu späte Erfüllung einer Sehnsucht labt nicht mehr. Die lechzende Seele zehrt sie auf wie glühendes Eisen einen Wassertropfen.
72.
Die Thoren wissen gewöhnlich das am besten, was jemals in Erfahrung zu bringen, der Weise verzweifelt.
73.
Wenn die Neugier sich auf ernsthafte Dinge richtet, dann nennt man sie Wissensdrang.
74.
Etwas sollen wir unseren sogenannten guten Freunden immer abzulernen suchen — ihre Scharfsichtigkeit für unsere Fehler.
75.
Die Liebe hat nicht nur Rechte, sie hat auch immer recht.
76.
Nur was für die Gegenwart zu gut ist, ist gut genug für die Zukunft.
77.
Nicht jene, die streiten, sind zu fürchten, sondern jene, die ausweichen.
78.
In jedem tüchtigen Menschen steckt ein Poet, und kommt beim Schreiben zum Vorschein, beim Lesen, beim Sprechen ober beim Zuhören.
79.
Unerreichbare Wünsche werden als "fromme" bezeichnet. Man scheint anzunehmen, daß nur die profanen in Erfüllung gehen.
80.