Der dritte heißt Lü Yüan oder Lü Dung Bin (Lü = der Fels oder der Höhlengast). Er hieß eigentlich Li und gehörte zum Geschlecht der regierenden Tang-Dynastie. Als aber die Kaiserin Wu den Thron an sich riß und die Familie Li fast bis auf den letzten Mann ausrottete, da floh er mit seiner Frau ins tiefe Gebirge. Sie änderten ihren Namen in Lü, und weil sie in Felsenhöhlen versteckt wohnten, nannte er sich Fels oder Höhlengast. Er lebte von der Luft und aß kein Brot. Und mit der Zeit erlangte er geheimen Sinn. Doch war er dem Weine zugetan und liebte die Blumen. In Lo Yang, der Hauptstadt, blühten die Päonien besonders üppig. Da war eine Blumenfee, die verwandelte sich in ein hübsches Mädchen, und Höhlengast, als er nach Lo Yang kam, trank Wein mit ihr zusammen. Da kam plötzlich der gelbe Drache, der sich in einen schönen Jüngling verwandelt hatte. Der spottete über die Blumenfee. Höhlengast wurde wütend und schleuderte sein fliegendes Schwert nach ihm, das ihm den Kopf abschnitt. Von jener Zeit ab fiel er wieder zurück in die Welt der Sinnlichkeit und des Todes. Er sank herunter in den Staub des Alltags und vermochte sich nicht mehr in die Höhe zu schwingen. Später begegnete er dem Dschung Li Küan, der ihn erlöste. Da ward er in die Reihen der Unsterblichen aufgenommen. Sein Schüler war der Weidenelf. Das war ein alter Weidenbaum, der die feinste Kraft der Strahlen von Sonne und Mond in sich aufgesogen und dadurch es fertiggebracht hatte, Menschengestalt zu erlangen. Er ist blau im Gesicht und hat rote Haare. Höhlengast nahm ihn als Lehrling auf. Die Kaiser und Könige späterer Zeit verehrten Höhlengast als Ahn und Meister der reinen Sonne. Das Volk nennt ihn Großvater Lü. Er ist sehr weise und mächtig. Drum strömen die Leute noch heute in die Tempel des Großvaters Lü, holen sich Losorakel und bitten um Glück. Wenn man bei einer Unternehmung wissen will, ob man Glück oder Unglück haben wird, so geht man in den Tempel, zündet Weihrauch an und neigt sich mit dem Kopf zur Erde. Auf dem Altar ist ein Becher aus Bambus, in dem sich einige Dutzend Losstäbchen befinden. Man schüttelt sie kniend, bis ein Stäbchen herausspringt. Auf dem Stäbchen steht eine Nummer. Diese Nummer muß man dann in dem Orakelbuch aufsuchen. Da findet sich ein vierzeiliges Gedicht. – Es heißt, daß Glück und Unglück oft ganz merkwürdig so eintreffen, wie es das Orakel voraussagt.