Nun fehlte nur noch ein Kutscher, und Aschenbrödel meinte: »Ich werde einmal sehen, ob nicht eine Ratte in der Falle ist! Daraus könnten wir wohl einen Kutscher machen.«
»Du hast recht,« sagte die Patin, »sieh einmal nach!«
Aschenbrödel holte die Rattenfalle; da waren drei fette Ratten darin. Eine von ihnen, die einen stattlichen Bart hatte, packte die Fee, und kaum hatte sie die Ratte mit dem Stabe berührt, da stand auch schon ein dicker Kutscher da, mit einem so mächtigen Schnauzbart, wie man noch keinen gesehen hatte.
Hierauf sagte die Fee zu Aschenbrödel:
»Gehe in den Garten, dort wirst du hinter der Gießkanne sechs Eidechsen finden, die bringe mir her!«
Kaum hatte sie die Eidechsen gebracht, da verwandelte sie die Patin in sechs Lakaien in prächtig verbrämten Röcken. Sofort stiegen die Lakaien auf ihre Sitze und benahmen sich dabei so geschickt, als hätten sie in ihrem ganzen Leben nichts anderes getan. Dann sagte die Fee zu Aschenbrödel:
»Siehst du, jetzt kannst du auf den Ball fahren; freust du dich nun?«
»O ja; aber soll ich denn so, wie ich bin, hingehen, in diesen schlechten Kleidern?«
Da berührte sie die Patin leise mit ihrem Zauberstabe, und sofort hatte sich ihr armseliges Kleid in ein gold- und silberglänzendes, mit Edelsteinen besetztes Gewand verwandelt. Zum Schluß gab sie ihr noch ein Paar niedliche gläserne Pantöffelchen.
So geschmückt stieg Aschenbrödel in den Wagen; aber vorher trug ihr die Patin auf, ja nicht die Mitternacht vorbeizulassen, und drohte ihr, wenn sie auch nur einen Augenblick länger auf dem Ball bliebe, so würde ihr Wagen wieder zum Kürbis werden, ihre Pferde zu Mäusen, ihr Kutscher zur Ratte, und ihre stattlichen Lakaien würden wieder ihre frühere Gestalt annehmen.
Aschenbrödel versprach ihrer Patin, den Ball ganz gewiß vor Mitternacht zu verlassen, und fuhr ab, außer sich vor Freude. Als sie so prächtig dahergefahren kam, benachrichtigte man den Sohn des Königs, eine vornehme Prinzessin, die niemand kenne, sein angekommen, und der Königssohn lief herbei, sie zu empfangen. Wie sie aus dem Wagen stieg, reichte er ihr die Hand und führte sie in den Festsaal. Da war mit einem Male großes Schweigen: alles hörte auf zu tanzen, und die Geigen verstummten. Jeder sah nur noch die wunderschöne Unbekannte. Überall hörte man raunen und wispern:
»Ach, wie schön ist sie!«