„Die Engel? O ja, das will ich wohl, wenn ich einmal wieder ein Kind sein werde.“
„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen,“ fing der Pate wieder an. „Du bist so hübsch geworden, deine Augen sind wieder so gut und sanft wie in der alten Zeit, wo deine Mutter noch am Leben war. Es war freundlich von dir, mich zu besuchen.“
Der Wanderer in seinen zerrissenen Kleidern saß zusammengesunken neben seinem Freunde. Er war noch nie so müde gewesen, und die schöne Wärme und der Feuerschein machte ihn verwirrt, so daß er zwischen heute und damals nicht mehr deutlich unterscheiden konnte.
„Pate Binßwanger,“ sagte er, „ich bin wieder unartig gewesen und die Mutter hat daheim geweint. Du mußt mit ihr reden und ihr sagen, daß ich wieder gut sein will. Willst du?“
„Ich will,“ sagte der Pate, „sei nur ruhig, sie hat dich ja lieb.“
Nun war das Feuer kleingebrannt, und Augustus starrte mit denselben großen schläfrigen Augen in die schwache Röte, wie einstmals in seiner früheren Kindheit, und der Pate nahm seinen Kopf auf den Schoß, eine feine, frohe Musik klang zart und selig durch die finstere Stube, und tausend kleine, strahlende Geister kamen geschwebt und kreisten frohmütig in kunstvollen Verschlingungen umeinander und in Paaren durch die Luft. Und Augustus schaute und lauschte und tat alle seine zarten Kindersinne weit dem wiedergefundenen Paradiese auf.
Einmal war ihm, als habe ihn seine Mutter gerufen; aber er war zu müde, und der Pate hatte ihm ja versprochen, mit ihr zu reden. Und als er eingeschlafen war, legte ihm der Pate die Hände zusammen und lauschte an seinem stillgewordenen Herzen, bis es in der Stube völlig Nacht geworden war.