„Ich habe zwei Äpfel,“ sagte sie schüchtern.
Aber er drehte sich um und schnitt eine Grimasse.
„Äpfel mag ich keine,“ sagte er verächtlich und wollte weglaufen.
Das Mädchen hielt ihn aber fest und sagte schmeichelnd: „Du, ich habe auch einen schönen Fingerring.“
„Zeig’ ihn her!“ sagte Augustus.
Sie zeigte ihm ihren Fingerring her, und er sah ihn genau an, dann zog er ihn von ihrem Finger und tat ihn auf seinen eigenen, hielt ihn ans Licht und fand Gefallen daran.
„Also, dann kannst du ja einen Kuß haben,“ sagte er obenhin und gab dem Mädchen einen flüchtigen Kuß auf den Mund.
„Willst du jetzt mit mir spielen kommen?“ fragte sie zutraulich und hing sich an seinen Arm.
Aber er stieß sie weg und rief heftig: „Laß mich jetzt doch endlich in Ruhe! Ich habe andre Kinder, mit denen ich spielen kann.“
Während das Mädchen zu weinen begann und vom Hofe schlich, schnitt er ein gelangweiltes und ärgerliches Gesicht; dann drehte er seinen Ring um den Finger und beschaute ihn, und dann fing er an zu pfeifen und ging langsam davon.
Seine Mutter aber stand mit der Blumenschere in der Hand und war erschrocken über die Härte und Verächtlichkeit, mit welcher ihr Kind die Liebe der andern hinnahm. Sie ließ die Blumen stehen und stand kopfschüttelnd und sagte immer wieder vor sich hin: „Er ist ja böse, er hat ja gar kein Herz.“
Aber bald darauf, als Augustus heimkam und sie ihn zur Rede stellte, da schaute er sie lachend aus blauen Augen an und hatte kein Gefühl einer Schuld, und dann fing er an zu singen und ihr zu schmeicheln und war so drollig und nett und zärtlich mit ihr, daß sie lachen mußte und wohl sah, man dürfe bei Kindern nicht alles gleich so ernst nehmen.
Indessen gingen dem Jungen seine Übeltaten nicht ohne alle Strafe hin. Der Pate Binßwanger war der einzige, vor dem er Ehrfurcht hatte, und wenn er am Abend zu ihm in die Stube kam und der Pate sagte: „Heute brennt kein Feuer im Kamin, und es gibt keine Musik, die kleinen Engelkinder sind traurig, weil du so böse warst,“ dann ging er schweigend hinaus und heim und warf sich auf sein Bett und weinte, und nachher gab er sich manchen Tag lang alle Mühe, gut und lieb zu sein.