Eine Gesellschaft fröhlicher Badegäste beschloß eines Morgens, noch einmal die Koppe zu besteigen, ehe sie Warmbrunn verließen, um in ihre Heimat zurückzukehren; es wurden Speisen und Weine eingepackt, denn dazumal war man in den Bauden noch nicht auf Bewirtung eingerichtet, Führer und Träger genommen und alsbald aufgebrochen. Der Morgen war schön und die Reisenden waren fröhlichen Mutes; auch die Damen stimmten in den Gesang und das scherzhafte Gespräch der Männer ein. So zogen sie in Giersdorf hinauf, bei der Papiermühle in den Wald und so weiter. In der Schlingelbaude ruhten sie und sprachen den mitgenommenen Speisen tüchtig zu, und dann ging es weiter nach der Hampelbaude. Nun war der schwierigste Marsch überstanden und der Kamm der Koppe bald erstiegen Bei der Teufelswiese gab es viel Gekreisch und Gelächter, denn die weißen Strümpfe der Damen bekamen dort im Sumpfe manchen Schmutzfleck, wenn sie neben die gelegten Steine traten; alles dies erhöhte nur die allgemeine Fröhlichkeit.
Endlich stand die Gesellschaft auf der Koppe und erblickte die Welt im Sonnenglanze zu ihren Füßen; nun stieg ihre Freude an der schönen Reise auf den höchsten Gipfel, und weil sie so sehr vom Wetter begünstigt gewesen waren, auch sonst keinen Unfall gehabt hatten, ergriff ein heiteres, junges Mädchen ihr Weinglas und rief: „Zum Dank und auf das Wohlergehen des guten Rübezahl!“
Kaum war das Wort über ihre Lippen, als aus dem Teufelsgrunde ein Sturm und Wetter losbrach, daß die ganze Gesellschaft untereinander gewirbelt wurde und kaum imstande war, sich auf den Füßen zu erhalten. Unter beständiger Gefahr, in den Melzergrund hinabzustürzen, traten sie ihren Rückweg an; aber rechts und links aus den sie einhüllenden Wolken schallte ihnen ein lautes Gelächter nach und erst am Ende der Teufelswiese hellte sich der Himmel über den durchnäßten Reisenden wieder auf.
Das junge Mädchen, das mit dem Trinkspruche augenscheinlich den Herrn vom Berge so erzürnt hatte, konnte sich gar nicht über die Störung des Vergnügens beruhigen. Sie hatte dem Berggeiste ja so recht von Herzen danken wollen für das herrliche Wetter, daß nicht Nebel den Umblick in die Täler verhindert habe; geht doch wohl jedem das Herz auf in so großartiger Natur und stimmt ihn dankbar für so ungestörten Genuß.
Wie mancher Reisender hat vor- und nachher voll froher Hoffnung auf schönes Wetter die beschwerliche Gebirgsreise angetreten, hat Kamm und Kappe erstiegen und hat wieder hinunter ins Tal gemußt, ohne daß er hinunterblicken konnte in die Täler, bald war er selbst, bald die Täler in Nebel gehüllt.
„Sie können von Glück sagen,“ meinte ein alter Führer, „daß der Herr des Gebirges nicht einem aus der Gesellschaft das Genick gebrochen hat, denn niemand darf ungestraft auf dem Gebirge den Namen Rübezahl aussprechen; am gefährlichsten aber ist es auf der Schneekoppe und in des Teufels Lustgärtlein.“
In der Hampelbaude übernachtete die Gesellschaft, froh, dem schrecklichen Wetter so leichten Kaufs entkommen zu sein, und am anderen Tage, als die Männer in der Schwimmanstalt badeten, erzählten sie den übrigen ihr Abenteuer auf der Koppe, wie Rübezahl sie erschreckt habe.
„Ihr könnt wohl damit zufrieden sein,“ sagte ein Fremder, der zum ersten Male unter ihnen erschienen war, „wenn euch der Berggeist nicht etwa noch einen schlimmeren Streich spielt.“
„Nun, darüber sind wir wohl hinweg,“ gibt einer der Reisenden zur Antwort und steigt aus dem Bade. Aber, o Himmel! wie erschrak die ganze Gesellschaft, als dieser Mann bis unter die Stirn schwarz gefärbt erschien; und noch größer ward ihr Entsetzen, als sie einer nach dem andern aus dem Wasser stiegen und dieselbe Farbe hatten, von der sie kein Waschpulver, keine Lauge rein wusch.
Einen ganzen Tag mußten sie zum Spott der andern als Mohren herumgehen; am folgenden Morgen aber verschwand die fatale Färbung und die Gefoppten sprachen fröhlich zu einander: „Es ist doch ein schlimmer Spaßvogel.“ Wer? das mochte keiner sagen, so gescheit waren sie nun.