Aber der böse Wolf fand eines nach dem anderen und verschluckte sie allesamt. Nur das kleinste Geißlein im Uhrkasten konnte der böse Wolf nicht finden. Der Wolf war so satt, dass er sich vor dem Haus auf die Wiese legte und in einen tiefen Schlaf fiel. Bald darauf kam die Geißenmutter aus dem Wald zurück. Welch Schreck durchfuhr die arme Mutter, als sie sah, dass die Haustüre weit offenstand. Der ganze Hausrat war durcheinandergewirbelt: Der Tisch, die Bank und die Stühle lagen verstreut in der Kammer umher. Die Waschschüssel war zerbrochen, alle Kissen und Decken waren aus den Betten herausgeworfen worden. Die Geißenmutter suchte verzweifelt nach ihren Kindern, doch konnte sie diese nicht mehr finden. Sie rief noch einmal die Kinder einzeln bei ihrem Namen, aber sie bekam keine Antwort.
Erst als sie den Namen ihres Jüngsten rief, hörte sie die Stimme des kleinsten der sieben Geißlein: „Mutter, Mutter, ich habe mich hier oben im Uhrkasten versteckt!“ Da holte die Mutter das kleine aus seinem Versteck. Dieses erzählte ihr gleich die ganze Geschichte. Die Mutter jammerte und weinte, denn sie war so traurig, dass sie ihre sechs anderen Kinder verloren hatte. Als sie aus dem Fenster schaute, sah sie den bösen Wolf schlafend im Gras liegen. Er war so vollgefressen, dass er schnarchte, als wolle er einen ganzen Wald zersägen. Die alte Geiß ging um den bösen Wolf herum und sah ihn von allen Seiten genau an. Da bemerkte sie, dass es sich im Bauch des Wolfes heftig bewegte. Die Mutter dachte bei sich: „Vielleicht leben meine sechs Geißlein noch und der Wolf hat sie in seiner Gier einfach nacheinander heruntergewürgt?“
Das jüngste Geißlein musste ins Haus laufen, um eine Schere, Nadel und Zwirn zu bringen. Dann nahm sich die Mutter ein Herz und schnitt dem bösen Wolf den Bauch der Länge nach auf! Sie sah, wie die Geißlein ihre Köpfe aus der klaffenden Wunde streckten. Da schnitt sie noch ein großes Stück weiter, sodass sich die Geißlein befreien konnten. Der Wolf hatte ihre Kinder tatsächlich in seiner gierigen Art am Stück hinuntergeschluckt. Was war das eine Freude, als sich die Geißenmutter und die Geißlein wieder umarmen konnten. Aber die Mutter mahnte, dass die Kinder nun leise sein sollten. Denn der böse Wolf sollte nicht erwachen. Die Mutter befahl: „Sammelt große Wackersteine, damit wollen wir dem Bösewicht jetzt den Bauch füllen. Solange er noch im Tiefschlaf ist, merkt er nichts davon!“ Die Kinder holten geschwind die Steine herbei und legten sie dem Wolf in seinen Bauch. Die Mutter war handwerklich sehr geschickt und nähte dem bösen Wolf den Bauch schnell wieder zu. Dieser hatte von dieser ganzen Aktion überhaupt nichts bemerkt.
Als der Wolf bald ausgeschlafen hatte, kam er wieder auf die Beine. Die Wackersteine, die in seinem Bauch lagen, machten ihn sehr durstig. Er musste nun zu dem Brunnen gehen, um Wasser zu trinken. Als er sich zu der Tränke bewegte, bemerkte der Bösewicht, dass schwere Sachen in seinem Bauch zusammenstießen. Da klagte der Wolf: „Was rumpelt und pumpelt
in meinem Bauch herum? Ich meinte, es wären sechs Geißlein, doch fühlt es sich an, als wären es lauter Wackersteine.“ Als der Wolf sich in den Brunnen lehnte, um zu saufen, zogen ihn die schweren Steine in die Tiefe. Der Wolf musste jämmerlich im Brunnen ersaufen!
Die Geißlein, die sich mit ihrer Mutter versteckt hielten, kamen nun herbei, fassten sich an den Händen, tanzten dabei im Kreis und sangen: „Der Wolf ist tot, der Wolf ist tot …!“ Die Geißlein lebten fortan in Frieden und waren stolz, dass sie so eine großartige Mutter hatten. Die Geißenmutter selbst war sehr glücklich, dass die Geschichte ein gutes Ende genommen hatte!
Fragen zum Märchen: Der Wolf und die sieben Geißlein
1. Warum mussten die sieben Geißlein alleine zu Hause bleiben?
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2. Wer klopfte an die Tür, als die Mutter ausgegangen war?
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3. Wie täuschte der Wolf die sieben Geißlein?
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4. Wo versteckten sich die Geißlein überall im Haus?
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5. Welches Geißlein fand der Wolf nicht?
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6. Wie wurde der böse Wolf zum Schluss besiegt?
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