Autor: Joseph Jacobs
Es war einmal ...
Es war einmal eine Königin. Diese hatte keine Kinder, wünschte sich aber eins, da sie so einsam war. Eines Tages saß sie an einer Stickerei und betrachtete den Rahmen von schwarzem Ebenholz. Draußen schneite es und die Schneeflocken tanzten vom Himmel. Sie war so tief in Ihre Gedanken versunken, dass sie sich in den Finger stach und drei Blutstropfen auf den weißen Schnee fielen. Als sie das sah, erwachte in ihr wieder der Gedanke an ein Kind.
Schneewittchen
"Ach!",
seufzte die Königin,
"hätte ich doch ein Kind! Wunderschön wäre es: so rot wie Blut, so weiß wie Schnee und so schwarz wie Ebenholz!"
Einige Zeit später kam es tatsächlich, dass die Königin ein Mädchen zur Welt brachte. Das war so weiß wie Schnee an seinem Leibe, hatte Wangen so rot wie Blut und seine Haare waren so schwarz wie Ebenholz. Die Königin freute sich sehr und nannte es Schneewittchen. Doch ihr Glück währte nicht lang, denn bald darauf verstarb sie.
Der König, der kein Witwer bleiben wollte, nahm er sich eine andere Gemahlin. Diese war wunderschön, aber auch stolz und eitel. So eitel, dass sie sich für die schönste Frau auf der ganzen Welt hielt. Bestätigt wurde sie von ihrem Zauberspiegel, der ihr auf die Frage:
"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
antwortete:
"Ihr, Frau Königin seid die Schönste im ganzen Land."
Der Spiegel schmeichelte ihr nicht, sondern sagte nur die Wahrheit, denn das machen alle Spiegel.