Der Gatte trat jetzt ein und sie gingen in die Versammlung, um das Morgengebet zu sprechen. Dann kehrten sie wieder nach Hause zurück, um die Beschneidung vorzunehmen. Der Muhel nahm einen Becher mit Wein und ließ die Frau, das Kind und alle Anwesende davon kosten; denn das ist so Sitte. - Der Mann aber, der den Muhel geholt hatte, sagte: "Du musst auch kosten." Der Muhel erwiderte, das könne er nicht, denn er habe einen bösen Traum gehabt und müsse fasten; dadurch entging er ihm. Er wartete aber bis zum Abend, dann brachten sie ihm Speise und Trank, er erwiderte indessen, er könne nicht eher essen, als bis er zwei oder drei Tage gefastet habe.
Als der Mann, der ihn hingebracht hatte, sah, dass er weder essen noch trinken wollte, so hatte er Mitleid mit ihm und sagte zu ihm: "Was ist mit dir, warum willst du weder essen noch trinken." - "Herr, entgegnete der Muhel, ich verlange und wünsche weiter nichts: als heim zu meiner Familie gehen zu können, denn diese Woche feiern wir ein Fest, und ich muss bei den Meinen sein; deshalb bitte ich euch demütig, bringt mich nach Hause." - Er bat und beschwor ihn sehr ernstlich darum und die Frau stimmte mit ein.
Der Mann sagte nun zu ihm: "Da du nach Hause zu gehen wünschest, so komm mit mir; ich will dir ein Geschenk für deine Mühe geben. Komm, damit du sehen und nehmen kannst, was dir gut dünkt. - Der Muhel antwortete: "Ich wünsche nichts - als zu den Meinen zurückzukehren." - "Dem ungeachtet, sagte der Mann, komm mit mir, ich will dir merkwürdige Sachen zeigen, wie du sie noch nie gesehen hast." -
Er ließ sich überreden, und ging mit ihm. Jener zeigte ihm mehrere Zimmer voll Silber, Gold und Diamanten, Edelsteinen aller Arten, und eine Menge anderer kostbarer Dinge, wie er sie noch nie gesehen hatte. Darauf führte er ihn aus einem Zimmer in das andere und fragte ihn beständig, ob er nicht etwas davon zu haben wünsche; wäre das der Fall, so möchte er es nur nehmen. Endlich kamen sie in das letzte Zimmer, wo nur Schlüsselbunde hingen. Der Muhel schlug erstaunt die Augen auf über so viele Schlüssel und gewahrte sein eigenes Bund Schlüssel. Er sann tief darüber nach, und der Mann fragte ihn: "Was starrst du so; ich habe dir eine Menge kostbarer Sachen gezeigt, und du hast nicht so viel Aufmerksamkeit darauf verwandt, als auf diese alten Schlüssel von geringem Werte." -
"Zürne nicht ,Herr," erwiderte der Muhel, aber diese Schlüssel gleichen den meinigen so und ich glaube, es sind dieselben."
Er nahm die Schlüssel, untersuchte sie und zeigte dem Manne jeden Schlüssel besonders. Endlich sagte dieser zu ihm: "Du hast Recht, es sind deine Schlüssel. Wisse, dass ich der Herr bin über die Herzen der Menschen, die niemals Gutes tun; und da du diese gute Tat der Beschneidung vollziehst, und dein Leben auf gefährlichen Reisen wagst und mit Leuten jeder Art gehst, um Gottes Gebot zu erfüllen, so nimm hier die Schlüssel. Von nun an wird dein Herz geöffnet sein, und gut gegen den Armen und du wirst lange und glücklich mit den Deinen leben. Komm nun mit mir, ich will dich zu den deinen bringen. Schließe deinen Augen."
Er schloss die Augen und befand sich augenblicklich bei den Seinigen. - Er begann nun Geld an alle Armen im Lande wöchentlich und monatlich zu verteilen. die Welt ist aber immer begierig, Neues zu hören und die Leute, ja selbst sein eigenes Weib, drangen so lange in ihn, bis er ihnen Alles von Anfang bis Ende erzählte, und die ganze Welt freute sich sehr darüber; sie taten den Armen viel gutes und wurden alle reich und glücklich. Und der Muhel lebte eine lange und glückliche Zeit mit den Seinen, ein Muster und Vorbild für alle Welt.