Sieh doch, wie oft wir uns die Axt vor die Füße legen, und wenn wir Falkenaugen haben sollten, um das Gute zu sehen, das uns in die Arme läuft, so haben wir Schuppen auf den Augen. - Wir haben jetzt den Haken in der Hand, um das Glück festzuhalten, darum geh hin und bringe sie ihr, denn meine Ahnung sagt mir, es werde zum Besten der armen Kleinen sein."
Masaniello billigte ihre Rede, und am nächsten Morgen, als die Sonne mit ihrer Strahlenbürste anfing, den Himmel zu scheuern, den die Schatten der Nacht beschmutzt hatten, nahm er das kleine Mädchen bei der Hand und führte es nach der Höhle. die Eidechse, welche auf ihn wartete, kam sogleich auf ihn zu, gab ihm einen Beutel mit Patacken und sagte, das Kind nehmend: "Geh nur, und verheirate Deine andern Töchter mit diesem Gelde und lebe glücklich, denn Renzolla hat Vater und Mutter gefunden; wohl ihr, dass ihr ein solches Glück begegnet!"
Masaniello, hoch erfreut, dankte sehr, kehrte zu seiner Frau zurück und zeigte ihr das Geld, mit dem er alle seine andern Töchter ausstatten und doch noch genug Essig übrig behielt, um die Mühen seines ganzen übrigen Lebens damit hinunter zu spülen.
Sobald die Eidechse Renzolla bekommen hatte, ließ sie einen prächtigen Palast erscheinen, brachte das Kind hinein und erzog es in solchem Glanz und Herrlichkeit, dass es selbst die Augen einer Königin geblendet haben würde. Ihr könnt sicher sein, dass es ihr nicht an Ameisenmilch fehlte. Ihre Nahrung passte sich für einen Grafen und ihre Kleidung für einen Prinzen. Sie hatte hundert Mädchen zu ihrer Bedienung und wurde durch die gute Behandlung in vier Sekunden so rund wie ein Ring.
Es trug sich zu, dass der König, als er zufällig in dieser Gegend jagte, von der Nacht überrascht wurde und nicht wissend, wohin er sein Haupt legen solle, in dem Palast Licht sah; deshalb sandte er einen seiner Diener ab, um den Eigentümer um ein Nachtquartier zu bitten. Als der Diener zu der Eidechse kam, die wie eine schöne Dame erschien, und sein Anliegen vorbrachte, so sagte sie, dass der König tausend Mal willkommen wäre, und es weder an Brot noch an einem Messer fehlen solle. - Der König begab sich, als er diese Antwort vernahm, dahin, und wurde wie ein Ritter empfangen. Hundert Pagen gingen ihm mit brennenden Fackeln entgegen, und sahen aus wie die Dienerschaft eines vornehmen Mannes. Hundert andere Pagen deckten den Tisch, und waren anzuschauen wie eben so viele Apothekenburschen, wie sie den Kranken Herzstärkung bringen. Hundert andere machten ein gewaltiges Geräusch mit Musik, über Alles aber war Renzolla, die den König bediente, und ihm mit so vieler Liebenswürdigkeit zu trinken reichte, dass er mehr Liebe als Wein einschlürfte. -
Als das Mahl geendet war und die Tische abgedeckt, ging der König zu Bett und Renzolla zog ihm selbst die Strümpfe von den Füßen und das Herz aus der Brust, so gewaltig, dass er fühlte, wie das Gift der Liebe, sobald er von ihren schönen Händen berührt wurde, aus den Füßen in die Höhe stieg und seine Seele erfüllte. Um daher dem Tode zuvorzukommen, beschloss er, das Gegengift für diese Schönheiten zu versuchen und es sich zu verschaffen, und die Fee, welche Sorge für ihre Erziehung trug, rufend, verlangte er von ihr Renzolla zur Gattin. Da jene nur auf ihres Pflegekindes Glück bedacht war, so willigte sie nicht allein mit Freuden ein, sondern steuerte dasselbe auch noch mit sieben Beuteln Goldes aus.
Der König, hocherfreut über dieses Glück, reiste mit Renzolla ab, die, ungezogen und undankbar nach so vielen ihr erzeigten Wohltaten, bei dem Abschiede der Fee kein freundliches Wörtchen sagte. - Diese, entrüstet über ihr Betragen, verfluchte sie und wünschte, dass sie ein Gesicht wie eine Ziege bekäme. Kaum hatte sie dies geäußert, als auch schon ein, einen halben Fuß langer Bart an Renzolla's Kinn ansetzte; ihre Kinnbacken verlängerten sich, ihr Gesicht schrumpfte ein, aus ihren schönen Locken wurden ein Paar Hörner, kurz Renzolla hatte ein Ziegengesicht.