Elenytė ging mit ihrem Bruder Joniukas ihres Weges. Unterwegs bekam Joniukas Durst. Er sah einen Pferdestapfen voll Wasser liegen und sagte: „Elenytė, mein Schwesterlein, ich will aus dem Pferdestapfen trinken.“ Elenytė sagte: „Mein Brüderlein, trink daraus nicht, sonst wirst du zu einem Pferdelein! “ und gab ihm einen Apfel. Joniukas ass den Apfel auf und ging weiter. Wieder bekam er Durst, sah einen Kuhstapfen voll Wasser und sagte: „Elenytė, mein Schwesterlein, ich will aus dem Kuhstapfen trinken.“ „Mein Brüderlein, trink daraus nicht, sonst wirst du zu einem Rindlein! “ und gab ihm einen zweiten Apfel. Joniukas ass den Apfel auf und ging weiter. Er sah auf dem Wege einen Schweinestapfen voll Wasser liegen und sagte wieder: „Elenytė, mein Schwesterlein, ich will aus dem Schweinestapfen trinken.“ „Mein Brüderlein, trink daraus nicht, sonst wirst du zu einem Ferkelchen! “ Und gab ihm den letzten Apfel. So gingen die beiden weiter. Joniukas bekam wieder Durst, sah einen Schafstapfen voll Wasser und sagte : „Elenytė, mein Schwesterlein, ich will aus dem Schafstapfen trinken.“ Elenytė hatte keine Äpfel mehr und sagte: „Trink dann!“ Joniukas trank Wasser au dem Schafstapfen und verwandelte sich in ein Schäflein. Elenytė geht weiter, das Schäflein geht ihr hinterher.
Unterwegs begegneten sie einem Herrn in der Kutsche fahren. Der Herr sah das schöne Schäflein und bittet Elenytė: „Verkauf es mir!“ „Ich kann es nicht verkaufen, es ist kein Schäflein, sondern mein Brüderlein!“ antwortet Elenytė. Dann nahm der Herr Elenytė und das Schäflein in seine Kutsche mit und brachte sie in sein prunkvolles Gutshaus. Elenytė mochte er so sehr, dass er sie bald geheiratet hat. Lange Jahre lebten sie glücklich und liebten das Schäflein.
Eines Tages, als der Herr verreist war, kam zu Elenytė eine Hexe und redete auf sie ein, zusammen baden zu gehen. Elenytė ahnte nichts Böses und ging mit ihr baden. Die Hexe aber hängte Elenytė einen Stein um den Hals und ertränkte sie im Fluss. Dann zog sie Elenytės Kleider an und blieb im Gutshaus an Elenytės Stelle.
Nach Hause zurückgekehrt erfuhr der Herr nichts von der bösen Tat und erkannte die verkleidete Hexe nicht wider. Nur ein Diener sagte ihm, er höre das Schäflein am Flussufer des öfteren mäen. Die Hexe vernahm das Gespräch, liess das Schäflein fangen und schlachten. Der Herr konnte nicht glauben, dass sein Weib das geliebte Schäflein schlachten will, doch die Hexe verstellte sich als krank und behauptete, sie könne erst wieder gesund werden, wenn sie das Lammfleisch gegessen hat.
Das Schäflein hörte das Gespräch, lief ans Flussufer und weinte: „Elenytė, mein Schwesterlein, die Hexe will mich schlachten: alle Messer sind geschärft, alle Schüsseln ausgespült.“
Elenytė sprach aus dem Wasser: „Joniukas, mein Brüderlein, sagt dem Herrn, er soll alle Menschen zusammenrufen und ein Seidennetz kaufen, so kann er mich hier rausholen. Ich habe es hier so schwer: der grüne Frosch drückt meine Brust, der Stein hängt um meinen Hals.“ Das hörte der Diener und teilte alles dem Herrn mit. Der Herr liess mit dem Schlachten abwarten und ging ans Flussufer. Da hörte er das Schäflein wieder jammern: „Elenytė, mein Schwesterlein, alle Messer sind geschärft, alle Schüsseln ausgespült, ich werde gleich geschlachtet.“
Die Stimme aus dem Wasser erwiderte: „Joniukas, mein Brüderlein, so schwer habe ich es hier: der grüne Frosch drückt meine Brust, der Stein hängt um meinen Hals. Holt ein Seidennetz, ruft das Volk zusammen, sie sollen mich hier rausziehen! “
Der Herr rief sogleich das ganze Volk zusammen und holte Elenytė aus dem Wasser. Dann erfuhr er alles und wurde sehr böse. Er liess ein Pferd vorführen und es mit Teer einschmieren. Dann sollte die Hexe kommen und der Herr sagte zu ihr: „Schlag aufs Pferd mit der Hand!“ Die Hexe schlug mit der rechten Hand und die Hand blieb am Pferd kleben. Der Herr sagte wieder zu ihr: „Schlag mit der anderen Hand! “ Die Hexe schlug mit der anderen Hand und die blieb auch kleben. „Jetzt schlag mit einem Bein!” Als die Hexe mit dem Bein schlug, da blieb auch das Bein kleben. „Schlag mit dem anderen Bein!“ befiehl der Herr. Und das zweite Bein blieb fest kleben. Das Pferd wurde verscheucht und trabte zum Fluss herunter. So ertrank die böse Hexe im Fluss.