Sofie lag nach einem langen Tag in ihrem Bett und wartete darauf, dass Papa ihr eine Gute Nacht wünschen würde.
Als er das Kinderzimmer betrat lächelte sie ihn an und bedankte sich für den tollen Tag.
»Das war so super heute. Ich war vorher noch nie in einem Kino. Können wir das nicht öfter machen? Das Popkorn fand ich ja besonders lecker.«
Papa nickte zufrieden, während er aus dem Regel ein Buch mit Gute Nacht Geschichten holte.
Sofie sah ihn nachdenklich an und überlegte kurz. Dann hatte sie eine Frage auf den Lippen.
»Papa, woher kommt eigentlich das Popkorn?«
Papa kratzte sich am Kinn. Er dachte noch nach.
»Das ist eine sehr gute Frage. Dazu fällt mir eine Geschichte ein, die ich erst kürzlich gehört habe. Sie handelt zufällig von Popkorn. Und die werde ich dir jetzt erzählen.«
Sofie strahlte über das ganze Gesicht.
»Oh ja, eine Geschichte.«
»Und wie fängt eine Geschichte immer an?«, fragte Papa.
Sofie lachte schon voller Vorfreude und antwortete: »Ich weiß es. Sie beginnt mit den Worten ›Es war einmal‹.«
»Ja, das stimmt. Absolut richtig. Also, es war einmal …«
Es war einmal ein heißer und schwüler Tag mitten im Sommer. Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel. Die Menschen eines kleinen Dorfes mitten im Nirgendwo verkrochen sich vor der Hitze in ihren Häusern und warteten auf den kühleren Abend.
Doch so nach und nach zogen Wolken auf, die sich mit der Zeit zusammenballten, vergrößerten und schließlich den gesamten Himmel verdunkelten. Die Luft wurde drückender, das Atmen viel schwerer.
Schon konnte man in der Ferne erste Wetterleuchten erahnen, die aber rasch näher kamen und sich zu ausgewachsenen Blitzen entwickelten.
Leises Grollen steigerte sich zu Ohren betäubendem Donner, der die Häuser erbeben ließ.
Dann setzte der Regen ein. Aus anfänglichem Niesel wurden immer größere Tropfen, die unbarmherzig zu Boden prasselten und schnell die Pfützen der Wege füllten.
Ein Bauer, der am Dorfrand lebte, sah immer wieder unruhig aus dem Fenster. Er hatte ein seltsames Gefühl im Magen, dass es Schlimmes passieren könnte. Doch noch bevor er seinen Gedanken aussprechen konnte, donnerte ein übergroßer Blitz zur Erde, blendete die Augen des Bauern und schlug dann in den Boden ein.
Der Bauer rieb sich vor Schmerzen die Augen und brauchte einige Sekunden, bis er wieder etwas sehen konnte. Dann blickte er wieder nach draußen und entdeckte die Katastrophe.
»Oh nein. Verdammt!«, schrie er verzweifelt.
»Mein Maisfeld brennt. Das Feuer vernichtet meine gesamte Ernte.«
Er sprang in seinen dicken Mantel und verließ das Haus. So schnell ihn seine Füße tragen konnten, lief er zum Feld. Doch es war bereits zu spät. Viele der Pflanzen standen bereits in Flammen und konnten mit einem einfachen Eimer nicht mehr gelöscht werden. Selbst der kräftige Regen war dafür nicht stark genug.
Der Bauer ließ die Schultern hängen und dachte bereits darüber nach, womit er nun seine Schweine und Rinder durch den kommenden Winter bringen sollte. Das Futter für seine Tiere war vernichtet und Geld für einen Ersatz hatte er nicht.
Durch ein ‚PLOPP‘ wurde er aus seinen Gedanken gerissen.
»Was war das?«, wunderte sich der Bauer und sah sich suchend um.
Da ertönte ein weiteres ‚PLOPP‘ ganz in seiner Nähe und dann noch eines. Das Geräusch wiederholte sich immer wieder und häufiger, bis es zu einem lauten Rauschen anstieg.
Aus dem Maisfeld stieg etwas auf, etwas Weißes, das der Bauer nie zuvor gesehen hatte. Das Etwas wurde immer mehr und erstickte schließlich die Flammen des Feldes in sich.
Unsicher ging der Bauer auf die Überreste seines Feldes zu, betrat die weiße Masse, die aus unzählbar vielen, unförmigen und weichen Kugeln bestand.
»Wie das hier plötzlich duftet.«, schnupperte er begeistert.
Dann stopfte er sich, ohne weiter darüber nachzudenken, eines der weißen Dinger in Mund.
»Wow, ist das lecker. Maiskörner, die ‚PLOPP‘ machen. Ich glaube, ich nenne es Ploppkorn.«
Er dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. »Popkorn klingt noch besser.«
Dann lief er schnell ins Dorf und erzählten den anderen Bewohnern von seinem Wunder im Maisfeld.
Kurz darauf strömten sie alle gemeinsam zum Feld und aßen das erste Popkorn der Welt. Für jede Portion, die der Bauer abgab, bekam er etwas Geld, wovon er neues Futter für seine Tiere kaufen konnte. Der Winter war gerettet.
Sofie hatte Papa aufmerksam zugehört. Während sie noch über das Gehörte nachdachte, schlüpfte sie bereits unter die Decke.
»Das war eine sehr schöne Geschichte.«, sagte sie schließlich.
Papa war zufrieden als er das hörte. Doch dann fiel Sofie noch etwas ein.
»Aber ich glaube dir trotzdem kein einziges Wort davon.«
Grinsend zog sie sich die Decke bis zur Nase und schloss ihre beiden Augen.