„Ja, das kann nicht gerade amüsant sein,“ sagte die Maus.
„Es ist fürchterlich,“ klagte der Wind. „Und siehst du... wenn die Sonne nun ganz plötzlich den Einfall bekommt, irgendwo zu scheinen, und wenn sie dann sehr stark scheint, dann muß ich rennen wie verrückt, um zeitig genug zu kommen. Dann werde ich zum Sturm und fahre über Meere und Länder dahin; die Bäume stürzen um, die Dächer werden von den Häusern weggeweht, und die Schiffe scheitern. Dann beschuldigen die Leute mich grauenhafter Bosheit und geben mir die Schuld an all dem Unglück. Und ich kann doch gar nichts dafür.“
„Ich gebe zu, daß das ein hartes Los ist,“ sagte die Maus. „Die Sonne verdient also die Prügel und nicht du.“
„Ganz gewiß. Aber die Sonne verehren sie und beten sie an.“
„Könntest du nicht jemand veranlassen, ihnen zu erklären, wie die Sache zusammenhängt?“
„Wer sollte das wohl sein?“ fragte der Wind und schüttelte den Kopf.
„Du solltest einmal mit dem Dichter reden.“
„Das würde viel helfen! Glaubst du, der Dichter macht sich etwas daraus, wie die Sache zusammenhängt? Er richtet die Dinge so ein, daß er sie in Verse setzen kann. Und dazu läßt sich ja auch nichts sagen. Ein jeder stiehlt in seinem Gewerbe. Er schildert mich als mild und sanft und lieblich. Oder als stolzen, übermütigen Herrn. Würde er erzählen,[S. 277] daß ich in Wirklichkeit nur ein elender Diener bin, der auf Befehl seines Herrn von einem Ende der Welt bis zum andern rennt — was, glaubst du, würde dann aus den Versen werden?“
„Daran mag etwas Wahres sein,“ sagte die Maus nachdenklich.
„Gib nur acht! Dort kommen die Leute aus der Kirche. Hör zu, was sie sagen, dann wirst du sehen, daß ich nicht übertreibe.“
Der Wind versteckte sich hinterm Zaun; und die Maus lugte unter einem Huflattichblatt hervor, während die Leute vorbeigingen.
Da kam die Pfarrersfrau und die Mutter des kleinen kranken Jungen. Es kam der Schiffer, und es kam der Müller, und es kamen noch viele andere.
„Wie geht es Ihrem Jungen?“ fragte die Pfarrersfrau.