„Ich war einmal der stolzeste Baum im Walde —.“
„Na... also du auch?“ rief lachend das Holzscheit. „Das muß ja ein recht schwarzer Baum gewesen sein!“
[S. 116]
„Liebes Holzscheit,“ sagte die Steinkohle. „Du magst ja gerne lachen. Unwissende Leute lachen immer über das, was sie nicht verstehen; und ich nehme an, du wirst Lachkrämpfe bekommen, ehe meine Geschichte zu Ende ist.“
„Weiter!“ befahl der Koks.
„Ja... das ist leicht genug gesagt,“ begann die Steinkohle wieder. „Aber schwerer getan. Alles in allem, kann vermutlich keiner unter euch eine Silbe von dem verstehen, was ich jetzt erzählen will.“
„Gewiß... ich kann es,“ sagte der Koks.
„Meinst du!“ spottete die Steinkohle.
„Meine Geschichte ist im allgemeinen nicht für zerrüttete Nerven. Aber jetzt hört mich also an! — Vielleicht ist es das beste, wenn ich euch gleich erzähle, daß ich aus England bin, und daß ich auf der Reise hierher durch euren Wald kam... den Wald, wo das Brennholz als Buche und der Torf als Birke gestanden haben. Ich sage ungern jemandem etwas Böses nach, am allerwenigsten denen, die tiefer gestellt sind im Leben als ich. Aber es war wirklich ein armseliger Wald! Damals, als ich ein Baum war — da gab es noch Wälder. Aber das ist freilich hunderttausend Jahre her.“
„Das ist eine Lüge,“ schrie das Brennholz.
„Es ist wahr,“ sagte der Koks.
„Es freut mich, daß der Koks mir Glauben schenkt,“ erwiderte die Steinkohle. „Obwohl er doch nicht mehr Grund dazu hat als das Brennholz.[S. 117] Keiner von euch hat es gesehen. Die Wälder, die damals auf der Erde standen, sind weg... ganz und gar weg. Nur die Steinkohlen sind davon übrig. Wogegen es Buchen und Birken noch heut in Massen gibt.“