„Gewiß,“ räumte der Zweifüßler ein.
„Wie schön, daß es etwas gibt, das dir fehlt,“ höhnte das Pferd. „Du spielst dich ja sowieso schon als Herrn des Waldes auf.“
[S. 53]
Darauf antwortete der Zweifüßler nicht, hielt aber in aller Stille die Schlinge bereit. Und plötzlich warf er sie dem Pferde über den Kopf. Das Tier bäumte sich und sprang mit wilden Augen umher. Aber bei jedem Sprunge zog die Schlinge sich fester zu, und der Zweifüßler ließ das Seil nicht los, obwohl er eine Zeitlang über den Erdboden geschleift wurde. Er hatte das Seil so fest um seine Hand gewickelt, daß es ins Fleisch einschnitt und die Hand zu bluten anfing.
Schließlich ermattete das Pferd. An allen Gliedern zitternd, stand es still. Der Schaum floß ihm aus dem Maule.
„Was willst du von mir?“ rief es. „Mein Fleisch und meine Milch munden nicht; und ich habe auch keine Wolle, die du mir abscheren könntest.“
„Ich will mir deine vier Beine leihen,“ sagte der Zweifüßler. „Du hast dich ihrer ja selber gerühmt. Hoho! Steh’ nur still!... Wenn du hübsch folgsam bist, werd’ ich dir nichts tun!“
Mit diesen Worten wickelte er das Seil um seinen Arm, kam näher und näher, streichelte das mit Schweiß bedeckte Tier, packte plötzlich seine Mähne und schwang sich auf den Rücken des Tiers. Es bäumte sich, warf die Hinterbeine hoch in die Luft und versuchte, sich seines Reiters auf jede Weise zu entledigen. Der Zweifüßler aber hielt die Mähne und das Seil mit den Händen, preßte die Beine fest an den Leib des Tieres und blieb sitzen,[S. 54] soviel Mühe es auch kostete. Allmählich wurde das Pferd wieder ruhiger, und der Zweifüßler klopfte seinen Hals.
„Nun holen wir die Kuh!“
Er drückte die Fersen in die Flanken des Pferdes und gab ihm einen Hieb. In sausendem Galopp ging’s über die Wiese hin. Die Kuh machte nicht einmal den Versuch fortzulaufen, sondern blieb stehen und starrte sprachlos das seltsame Bild an, das sich ihr darbot. Bevor sie zur Besinnung kam, hatte sie die Schlinge um den Hals, und stolz ritt der Zweifüßler mit seiner Beute nach Hause.