Dem Zweifüßler wurde es immer schwerer, Gras für die vielen Tiere zu beschaffen, die er in seinem Pferch hatte.
Er und seine Familie hatten schon längst alles abgeschnitten, was in der Nähe der Höhle wuchs. Nun mußten sie ziemlich weit gehen, wenn sie etwas finden wollten; und es machte viel Mühe, es nach Hause zu schaffen.
„Wir werden umziehen müssen,“ sagte er zu seiner Frau. „Da das Gras nicht zu uns kommen will, müssen wir zum Grase gehen. Wir wollen wieder auf die Wiese hinunter. Webe du uns ein Zelt von der Wolle; dann sammeln wir alle Felle, die wir haben, stecken Pfähle in die Erde und hängen sie darüber. So kommen wir wohl zurecht.[S. 50] Und die Tiere können vor dem Zelt auf die Weide gehen.“
„Aber wenn sie dann alles Gras gefressen haben?“ fragte die Frau.
„Dann ziehen wir zur nächsten Wiese,“ sagte der Zweifüßler. „Wir packen das Zelt zusammen, laden es auf den Rücken des Rindes und ziehen weiter.“
„Wenn uns die Tiere nur nicht fortlaufen!“
„Treu muß mir helfen, sie zu hüten, — und auch unsere Jungen. Dann wird es schon gehen. Sie kennen uns ja nun und finden sich darein, wenn wir sie streicheln. Du sollst sehen, bald sind sie ganz zahm.“
Am nächsten Morgen brachen die Zweifüßler den Pferch ab.
„Ob er uns loslassen will?“ sagte die Kuh.
„Ich will nicht wieder auf die Wiese hinab,“ blökte das Schaf und fing an zu weinen. „Meine Beine sind steifer, als sie früher waren; und ich kann nicht mehr so gut laufen. Ich sehe auch nicht mehr so gut und kann fast gar nicht mehr riechen. Meine Sinne sind ja so lange nicht benutzt worden. Ich will beim Zweifüßler bleiben und mein Futter aus seiner Hand nehmen.“
„Du bist eben ein Sklave geworden,“ sagte das Rind. „Und du verdienst es nicht, in Freiheit zu sein. Wenn ich Gelegenheit finde, nehme ich[S. 51] Reißaus. Gestern hat er mein Kalb geschlachtet, das vergesse ich ihm nie.“
„Nun ja, mag ein Junges oder zwei daraufgehen, und mag man auch selber ins Gras beißen — was könnte man denn sonst auch erwarten!“ blökte das Schaf.