Lange schlich er am Waldrande umher, bis er ein Schaf erspähte, das mit zwei Lämmern auf der Wiese weidete. Auf allen Vieren kroch er auf sie zu, während Treu den Befehl erhielt, ganz still zu sein. Als er nahe genug war, warf er die Schlinge aus und zwar so geschickt, daß sie gerade um den Hals des Schafes fiel. Es blökte gottsjämmerlich, aber die Schlinge hielt fest und zog sich zusammen. Froh zog der Zweifüßler mit dem Tiere von dannen, und die kleinen Lämmer folgten, weil sie nicht wußten, was sie sonst anfangen sollten.
Als er nach Hause kam, band er das Schaf[S. 46] an einen Baum vor der Höhle. Das eine Lamm wurde geschlachtet und von der Familie gegessen, das andere ließ man am Leben. Die Kinder liefen auf die Wiese hinab und holten einen Armvoll Gras nach dem andern; und das Schaf fraß und gab seinem Lämmchen zu trinken.
„Willst du auch mich fressen?“ fragte es, als der Zweifüßler am Abend mit seiner Familie vor der Höhle saß und sich seines Werkes freute.
„Nein,“ sagte er. „Das will ich nicht. Ich will dich bei mir behalten, und du sollst mein Diener sein wie der Hund. Morgen geh’ ich aus und fange auch deinen Mann. Dann sollt ihr mir noch viele Lämmer zur Welt bringen; einige davon werden wir essen, und einige werden wir uns aufsparen, wie es gerade paßt.“
„Du hast meine Schwester getötet und ihr das Fell abgezogen!“ klagte das Schaf.
„So dumm bin ich nun nicht mehr,“ erwiderte der Zweifüßler. „Du wirst ja sehen.“
Frau Zweifüßler kam mit einem Messer herbei, und nun schnitten sie dem alten Schafe die Wolle ab. Es wehrte sich und schrie, aber der Zweifüßler hielt fest; und da es angebunden war, half dem Tiere all sein Gejammer nichts.
„Wenn die Regenzeit kommt, wird mich bitterlich frieren,“ schrie das Schaf.