Zu Glenbrown im Kirchspiel Abernethy lebte Johann Roy, ein mutiger Mann. Eines Abends ging er über die Berge und geriet in einen Haufen Elfen, deren Art zu reisen schon anzeigte, daß sie jemand mit sich führten. Er erinnerte sich daran, daß ihm gesagt war, die Elfen müßten für eine, wenn auch geringere, zum Tausch dargebotene Gegengabe das, was sie hätten, loslassen. Johann Roy nahm seine Mütze ab, warf sie unter sie und rief: »Das meine ist euer, das eurige mein!« worauf die Elfen genötigt waren, die Mütze zu nehmen und ihren Raub aufzugeben, welcher in nichts anderem bestand, als einer schönen Frau, ihrer Tracht und Sprache nach von sächsischer Abkunft. Mit vieler Freundlichkeit führte sie Johann Roy in sein Haus, wo sie sieben Jahre lang mit der größten Aufmerksamkeit behandelt wurde. Sie gewöhnte sich nach und nach an ihren neuen Zustand und ward als ein Teil der Familie behandelt. Es ereignete sich, daß »der neue König« die große Landstraße in dieser Gegend durch Soldaten anlegen ließ. Johann Roy vergaß seinen Widerwillen gegen »einen Sachsen« und bot einem Hauptmann und seinem Sohn, welche eine Abteilung in der Nähe arbeitender Leute befehligten, bei sich ein Unterkommen an, das sonst schwer wäre zu finden gewesen. Beide, Gäste und Wirt, waren bald sehr miteinander zufrieden; nur war diesem unangenehm, daß jene seinen englischen Findling immer so aufmerksam betrachteten. Einmal sagte der Vater zu seinem Sohn: »Mir fällt die Ähnlichkeit dieser Frau mit meiner verstorbenen Gattin auf, zwei Schwestern können einander nicht mehr gleichen und wäre es nicht ganz unmöglich, so würde ich sagen, dies sei meine liebe, verstorbene Frau!« und nannte ihren Namen. Die Frau, aufmerksam auf ihr Gespräch, als sie ihren wahren Namen nennen hört, erkennt Gatten und Sohn, und fällt ihnen um den Hals. Die Elfen, die den Shian von Coirlaggack bewohnen, hatten eine Fahrt in das südliche England unternommen und sich kein Gewissen daraus gemacht, die Frau bei ihrer Entbindung zu stehlen. Eine falsche Gestalt ward an ihre Stelle gelegt, welche wenige Tage darnach starb und die der Mann, in der vollen Überzeugung, daß es die wahre Frau sei, begraben ließ.
Zu den bösen Gelüsten der Elfen gehört auch die Neigung Kinder zu stehlen, wobei sie eine besondere Geschicklichkeit bezeigen. Oft haben sie einer unerfahrenen Mutter ihr liebes Kind am hellen Tag weggenommen und einen Wechselbalg an seine Stelle gelegt, dessen lügenhafte Krankheit und Tod die Last der armen Eltern noch schwerer machte. Aber auch dem Vater, der sein Kind mit aufs Pferd genommen hatte, haben sie es vom Arm weg gestohlen.
Zwei Männer von Strathspey pflegten eine Familie in Glenlivat wegen eines Nachts am sichersten zu treibenden Verkehrs mit gebranntem Wasser zu besuchen. Einmal als sie eben mit Zumessen in dem Hause dort beschäftigt waren, stieß das kleine Kind, das in der Wiege lag, einen heftigen Schrei aus, als wenn es ein Schuß getroffen hätte. Die Hausfrau schlug sogleich das Kreuz über das Kind und hob es aus der Wiege, die beiden Männer hatten aber nicht weiter Acht darauf und als ihr Geschäft zu Ende war, machten sie sich mit ihrer Ladung auf den Weg. In geringer Entfernung von dem Haus waren sie nicht wenig verwundert, ein kleines Kind ganz allein auf der Landstraße zu finden. Einer von ihnen nahm es auf den Arm, alsbald hörte es auf zu schreien und schlang mit großer Zärtlichkeit seine Ärmchen ihm um den Hals und lachte. Als sie es genauer betrachteten, erkannten sie das Kind ihres Freundes und hatten gleich Verdacht auf die Elfen, zumal sie sich des ausgestoßenen Schreis erinnerten. Sie hatten das rechte Kind entwendet und einen Wechselbalg an seine Stelle gelegt, aber als die Mutter ein Kreuz schlug, wurde jenes von der Gewalt der Elfen befreit, welche es alsbald verlassen mußten. Da beider Männer Zeit beschränkt war und sie nicht sogleich wieder umkehren konnten, um die geheimnisvolle Begebenheit aufzuklären, so setzten sie ihre Reise fort, sorgten aber bestens für den kleinen Findling. Vierzehn Tage nachher führten Geschäfte sie wieder nach Glenlivat, sie nahmen das Kind mit, verbargen es aber bei ihrer Ankunft. Die Hausfrau fing sogleich an über die hartnäckige Kränklichkeit ihres Kindes zu klagen, womit es seit ihres vorigen Besuches behaftet sei und die seinen Tod gewiß zur Folge haben würde. Während dieser Klagen stieß der Wechselbalg das erbärmlichste Geschrei aus, als hätten seine Schmerzen den höchsten Grad erreicht. Die Fremden hießen die Mutter gutes Mutes sein und sagten, sie solle das rechte Kind wieder haben frisch und gesund wie der Fisch im Wasser, das andere sei nichts als ein Wechselbalg. Die Mutter nahm ihr rechtes Kind mit Freuden in Empfang und die Fremden ließen ein Bund Stroh anzünden, um den Wechselbalg hinein zu werfen, welcher aber bei diesem Anblick durch den Rauchfang forteilte.
Will eine Mutter ihr Kind vor den Elfen sichern, so ist es gut, den Kopf desselben herunter hängen zu lassen, wenn sie es Morgens ankleidet. Ein roter Faden um den Hals geknüpft oder ein Kreuz schützt gleichfalls. Ist das Kind wirklich schon mit einem Wechselbalg vertauscht, so kann sie es auf folgende Art wiedererhalten. Der Wechselbalg wird da, wo drei Länder oder drei Flüsse zusammenstoßen, hingelegt und zwar ehe die Nacht einbricht, in der Nacht bringen dann die Elfen das gestohlene rechte Kind, legen es hin und nehmen das falsche mit fort.
An der Ostküste von Schottland hat man einen besonderen Gebrauch, die Gefahr abzuwenden. Im März bei zunehmendem Mond werden Zweige von Eichen und Efeu abgeschnitten und davon Kränze geflochten, die man bis zum nächsten Herbst aufbewahrt. Wenn hernach jemand abmagert oder ein Kind zusammenfällt, so läßt man es dreimal durch diesen Kranz gehen.
Aber die Elfen streben auch nach Frauen, die der Geburt eines Kindes entgegensehen und ebenso wie bei dem Diebstahl der Kinder, schieben sie ein falsches und lügenhaftes Wesen unter.