Gottfried Macculloch ritt aus, als nahe bei seinem Hause ein kleiner alter Mann in grün gekleidet auf einem weißen Klepper sich zu ihm gesellte. Sie grüßten sich und der Kleine gab ihm zu verstehen, daß er unter seinem Haus wohne und sehr über die Richtung eines Kanals zu klagen habe, der sich gerade in sein bestes Zimmer ausleere. Macculloch stutzte über diese seltsame Bitte, doch da er die Natur des Wesens erriet, mit dem er es zu tun hatte, so versicherte er den alten Mann aufs freundlichste, daß der Kanal eine andere Richtung erhalten sollte und traf auch sogleich die nötigen Anstalten. Einige Jahre hernach (1697.) hatte Macculloch das Unglück einen benachbarten Edelmann im Streit zu töten; er wurde ergriffen und gerichtet. Das Blutgerüst, auf welchem ihm das Haupt sollte abgeschlagen werden, war schon auf Castlehill bei Edinburgh aufgebaut, aber kaum hatte er es erreicht, als jener kleine, alte Mann auf seinem weißen Pferdchen wie ein Blitz durch das Gewühl der Menschen daher drang. Macculloch sprang auf sein Geheiß hinten auf, »der gute Nachbar« spornte sein Pferd den steilen Abhang hinunter und weder er noch der Verbrecher wurden je wieder gesehen.
Man bemüht sich mit den Elfen, die so große Macht haben und dabei so launenhaft sind, in gutem Vernehmen zu stehen. Obgleich schon alles Flüssige, was auf den Boden geschüttet wird, ihnen zukommt, so bestimmen manche ihnen absichtlich einen Teil von dem besten, was sie haben. Manchmal befinden sich die unterirdischen Wohnungen der Elfen in der Nähe der Menschen oder wie das Volk spricht: »unter der Türschwelle« und dann entsteht wohl ein Verkehr mit den Menschen durch Borgen und Leihen und andere freundliche Dienste. In dieser Eigenschaft werden sie gute Nachbarn genannt; [Fußnote] sie sorgen dann insgeheim für die Bedürfnisse ihrer Freunde und stehen ihnen in allen Unternehmungen bei, so lange ihre Gunstbezeugungen heimlich gehalten werden.
Ein Pächter in Strathspey war beschäftigt seine Ländereien zu besäen und sang dazu ein fröhliches Lied, als eine Elfin von großer Schönheit vor ihm erschien. Sie bat ihn, ihr zu Gefallen, ein altes gälisches Lied zu singen, als er das getan hatte, verlangte sie auch ein Geschenk an Korn. Er fragte, was sie ihm dafür geben wollte? Sie antwortete, wenn er ihren Wunsch erfülle, sollte es ihm an Saat so bald nicht fehlen. Er gab ihr ein hübsches Teil aus seinem Sack und sie entfernte sich. Bald ward er angenehm überrascht, als er bemerkte, daß der Sack, nachdem er einen großen Acker reichlich daraus besät hatte, nicht abnahm und an Größe und Gewicht noch ebenso war, als da er der Elfin begegnete. Er besäte noch einen andern Acker, ohne die geringste Verminderung zu spüren. Vergnügt ging er heim, aber sein geschwätziges Weib, das eine Zunge hatte und einen leeren Kopf, wie die Glocke im Kirchturm, hörte nicht auf, ihre Verwunderung über diese unerklärliche Natur des Sacks an den Tag zu legen, woraus die Hälfte ihrer Ländereien war besät worden. Nun ist bekannt, daß wenn man eine übernatürliche Macht anruft, der Zauber alsbald gebrochen wird. So geschah es auch hier, der Sack ward augenblicklich leer. »Du dummes Weib!« rief der geschlagene Mann, »hättest du deine verwünschte Zunge im Zaum gehalten, was der Sack wog, hätte Goldes Wert gehabt!«