In einem Dorf am unteren Yukon lebte ein Mann mit seiner Frau; sie hatten aber keine Kinder. Nach langer Zeit sprach eines Tages die Frau zu ihrem Mann: "Ich kann nicht verstehen, wieso wir keine Kinder haben. Kannst du es?" Darauf antwortete der Mann, er könne es nicht verstehen. Sie bat dann ihren Mann in die Tundra zu gehen und ein Stück vom Stamm eines einsamen Baumes, der dort stehe, zu bringen und daraus eine Puppe zu machen. Der Mann ging aus dem Haus und sah einen langen Lichtstreifen, wie Mond" schein am Schnee, über die Tundra in der Richtung, die er einschlagen mußte, scheinen. Diesem Lichtschein folgend wanderte er lange, bis er vor sich in hellem Licht einen glänzenden Gegenstand sah. Als er auf ihn zuging, bemerkte er, daß es der Baum war, nach dem er ausgegangen war. Da der Baum dünn war, nahm er sein Jagdmesser, schnitt ein Stück seines Stammes ab und brachte es nach Hause.
Nachhause gekommen, setzte er sich nieder und schnitzte aus dem Holz einen kleinen Knaben; seine Frau machte für ihn Pelzkleider und kleidete damit die Puppe an. Auf Geheiß seiner Frau schnitzte der Mann dann noch eine Anzahl ganz kleiner Schüsseln aus dem Holz, sagte aber, er könne in all dem keinen Nutzen sehen, denn es werde sie nicht glücklicher machen, als sie es früher gewesen. Darauf erwiderte die Frau, daß die Puppe sie zerstreuen und ihnen Gesprächsstoff geben werde, wenn sie einmal von nichts anderem, als sich selbst, zu reden wüßten. Dann setzte sie die Puppe auf den Ehrenplatz, gegenüber dem Eingang und stellte die Spielzeugschüsseln voll Essen davor.
Als das Paar diese Nacht zu Bett gegangen und es im Raum ganz finster war, hörten sie verschiedene leise pfeifende Laute. Die Frau rüttelte ihren Mann auf und sagte: "Hörst du das? Das war die Puppe!" und er stimmte dem bei. Sie standen sofort auf, machten Licht und sahen, daß die Puppe die Speisen gegessen und das Wasser getrunken hatte und konnten noch bemerken, daß sie die Augen bewegte. Die Frau nahm sie zärtlich auf, liebkoste sie und spielte lange Zeit mit ihr. Als sie dessen überdrüssig wurde, setzte sie sie wieder zurück auf die Bank und sie gingen wieder zu Bett.
Wie das Paar am Morgen erwachte, bemerkten sie, daß die Puppe weg war. Sie suchten sie im ganzen Haus, konnten aber keine Spur von ihr finden, und als sie hinausgingen, sahen sie Spuren, die von der Tür wegführten. Von der Tür gingen diese Spuren den Strand einer kleinen Bucht entlang, bis etwas außerhalb des Dorfes, wo sie aufhörten, da die Puppe von dieser Stelle aus dem Lichtschein entlang gegangen war, dem der Mann gefolgt war, um den Baum zu finden.
Der Mann und die Frau verfolgten die Puppe nicht weiter, sondern gingen nach Hause. Die Puppe war den glänzenden Pfad entlanggegangen, bis dorthin, wo der Himmel zur Erde herabreicht und das Licht einschließt. Hart an der Stelle, wo sie war - im Osten - sah sie eine Öffnung in der Himmelswand, dicht verschlossen mit einer Haut, die, augenscheinlich infolge irgend einer starken Kraft, von der anderen Seite her, hervorgewölbt war. Die Puppe blieb stehen und sagte: "Es ist hier sehr ruhig. Ich glaube, ein kleiner Wind wird gut sein." Darauf zog sie ein Messer und schnitt den Verschluß der Öffnung auf und ein starker Wind blies durch, allerlei mit sich führend, unter anderem auch ein lebendes Renntier. Als die Puppe durch das Loch sah, erblickte sie dahinter eine andere Welt, genau so wie die Erde. Sie zog dann den Deckel wieder über die Öffnung und bat den Wind, nicht zu stark zu blasen und sagte ihm: "Manchmal blase stark, manchmal schwach und manchmal gar nicht."
Dann wanderte sie den Himmelsrand entlang, bis sie im Südosten zu einer anderen Öffnung kam, die auch verschlossen war und deren Deckel ausgebaucht war, wie bei der ersten. Als sie diesen Verschluß löste, strich ein starker Wind herein, der Renntiere und Sträucher und Bäume hereinwirbelte. Sie schloß dann die Öffnung wieder und bat den Wind so zu tun, wie sie dem ersten gesagt, und ging weiter. Bald kam sie zu einer Öffnung im Süden. Als da der Verschluß geöffnet war, strich ein warmer Wind herein, der Regen und Spritzwasser vom Meer, das auf dieser Seite hinter dem Himmel liegt, hereinführte.
Die Puppe schloß diese Öffnung und trug ihr auf wie früher und ging weiter nach Westen. Dort war wieder eine Öffnung, durch die, sobald sie geöffnet war, der Wind einen starken Regensturm und Gischt vom Meer hereinpeitschte. Auch diese Öffnung wurde mit den gleichen Anweisungen geschlossen und die Puppe ging weiter nach Nordwesten, wo sie eine andere Öffnung fand. Als der Verschluß von dieser aufgeschnitten war, kam ein kalter Windstoß, der Schnee und Eis mit sich führte, herein, so daß die Puppe bis aufs Bein erstarrt und halberfroren sich beeilte, auch diese Öffnung, wie die anderen, zu schließen.
Weiter ging sie am Himmelsrand entlang nach Norden. Die Kälte wurde so arg, daß sie ihn verlassen und einen Umweg machen mußte, um erst wieder dort, wo sie die Öffnung sah, zu ihm zurückzugehen. Dort war die Kälte so streng, daß sie einige Zeit zögerte, aber schließlich doch auch diesen Verschluß aufschnitt. Sofort blies ein fürchterlicher, große Schnee- und Eismassen mit sich führender Sturm herein und wehte diese über die Erdoberfläche hin. Die Puppe schloß sehr bald die Öffnung, und nachdem sie den Wind wie früher ermahnt hatte, wanderte sie weiter bis zum Mittelpunkt der Erdoberfläche.