So hatten sie nun nichts weiter zu tun, als zu stehen oder zu gehen, wo und wie man ihnen befahl, hierhin, dorthin, wie es dem vielköpfigen Souverän beliebte, welchem sie sein Recht hatten nehmen wollen. Und er übte es jetzt in reichlichem Maße aus und es fehlte nicht an Knüffen und Püffen, wenn die Herren Gefangenen sich trotzig zeigten oder nicht gehorchen wollten. Jeder schrie ihnen eine gute Lehre zu: Wäret ihr zu Hause geblieben, so brauchtet ihr uns nicht zu gehorchen! Wer hat euch hergerufen? Da ihr uns regieren wolltet, so wollen wir nun euch auch regieren, ihr Spitzbuben! Was bezieht ihr für Gehalt für euer Geschäft, was für Sold für euer Kriegswesen? Wo habt ihr eure Kriegskasse und wo euren General? Pflegt ihr oft auszuziehen ohne Trompeter, so in der Stille? Oder habt ihr den Trompeter heimgeschickt, um euren Sieg zu verkünden? Glaubtet ihr, die Luft in unserm Gebiet sei schlechter als eure, da ihr kamet, sie mit Bleikugeln zu peitschen? Habt ihr schon gefrühstückt, ihr Herren? Oder wollt ihr ins Gras beißen? Verdienen würdet ihr es wohl! Habt ihr geglaubt, wir hätten hier keinen ordentlichen Staat, wir stellten gar nichts vor in unserem Ländchen, daß ihr da rottenweise herumstreicht ohne Erlaubnis? Wolltet ihr Füchse fangen oder Kaninchen? Schöne Bundesgenossen, die uns mit dem Schießprügel in der Hand unser gutes Recht stellen wollen! Ihr könnt euch bei denen bedanken, die euch hergerufen; denn man wird euch eine schöne Mahlzeit anrichten! Ihr dürfet einstweilen unsere Zuchthauskost versuchen; es ist eine ganz entschiedene Majorität von gesunden Erbsen, gewürzt mit dem Salze eines handlichen Strafgesetzes gegen Hochverrat, und wenn ihr Jahr und Tag gesessen habt, so wird man euch erlauben, zur Feier eures glorreichen Einzuges auch eine kleine Minorität von Speck zu überwältigen, aber beißt euch alsdann die Zähne nicht daran aus! Es geht allerdings nichts über einen gesunden Spaziergang und ist zuträglich für die Gesundheit, insbesondere wenn man keine regelmäßige Arbeit und Bewegung zu haben scheint; aber man muß sich doch immer in acht nehmen, wo man spazieren geht, und es ist unhöflich, mit dem Hut auf dem Kopfe in eine Kirche und mit dem Gewehr in der Hand in ein friedfertiges Staatswesen hereinzuspazieren! Oder habt ihr geglaubt, wir stellen keinen Staat vor, weil wir noch Religion haben und unsere Pfaffen zu ehren belieben? Dieses gefällt uns einmal so, und wir wohnen gerade so lang im Lande, als ihr, ihr Maulaffen, die ihr nun dasteht und euch nicht zu helfen wißt!"
So tönte es unaufhörlich um sie her, und die Beredsamkeit der Sieger war um so unerschöpflicher, als sie das gleiche, dessen sie ihre Gegner nun anklagten, entweder selbst schon getan oder es jeden Augenblick zu tun bereit waren, wenn die Umstände und die persönliche Rüstigkeit es erlaubten, gleich wie ein Dieb die beredteste Entrüstung verlauten läßt, wenn ein Kleinod, das er selbst gestohlen, ihm abermals entfremdet wird. Denn der Mensch trägt die unbefangene Schamlosigkeit des Tieres geradeswegs in das moralische Gebiet hinüber und gebärdet sich da im guten Glauben an das nützliche Recht seiner Willkür so naiv, wie die Hündlein auf den Gassen. Die gefangenen Freischärler mußten indessen alles über sich ergehen lassen und waren nur bedacht, durch keinerlei Herausforderung eine körperliche Mißhandlung zu veranlassen. Dies war das einzige, was sie tun konnten und die Älteren und Erfahreneren unter ihnen ertrugen das Übel mit möglichstem Humor, da sie voraussahen, daß die Sache nicht so gefährlich abliefe, als es schien. Der eine oder andere merkte sich ein schimpfendes Bäuerlein, das in seinem Laden etwa eine Sense oder ein Maß Kleesamen gekauft und schuldig geblieben war, und gedachte, demselben seinerzeit seine beißenden Anmerkungen mit Zinsen zurückzugeben, und wenn ein solches Bäuerlein solchen Blick bemerkte und den Absender erkannte, so hörte es darum nicht plötzlich auf zu schelten, aber richtete unvermerkt seine Augen und seine Worte anderswohin in den Haufen und verzog sich allmählich hinter die Front; so gemütlich und seltsam spielen die Menschlichkeiten durcheinander.