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雷格尔·安慕兰夫人和他的小儿子Frau Regel Amrain und ihr Jüngster-7

时间:2024-01-05来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
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Die Schönen dieser Stadt waren nicht schlimmer gesinnt als ihre Männer und sie hielten, wenn sie erst zu Jahren kamen, noch manches zusammen, was diese lieber auch noch zerstreut hätten. Allein, da die Männer sich gern lustig machten, so wollten sie, solange es ihnen gut erging, auch nicht zurückbleiben, und bei dem schönen Geschlecht laufen bekanntlich alle Abirrungen und Unzukömmlichkeiten zuletzt nur auf ein und dasselbe Ende hinaus, jene alte Geschichte, welche vielfältige Rückwirkungen auf das Wohl oder Weh der Herren Mitschuldigen mit sich führt. Sonach ging es auch in dieser Hinsicht zu Seldwyla etwas lustiger zu, als an anderen Orten.

 

Wie nun Frau Amrain ihre schwarzen Augen offenhielt und mit zorniger Bangigkeit aufmerkte, wann und wie man etwa ihr Kind verderben wolle, ergab sich bald eine Gelegenheit für ihr mütterliches Einschreiten. Es wurde eine große Hochzeit gefeiert auf dem Rathause und das neuvermählte Paar gehörte den geräuschvollsten und lustigsten Kreisen an, die gerade im Flor waren. Wie an anderen Orten der Schweiz, gibt es an den Hochzeiten zu Seldwyl, wenn Bankett und Ball am Abend stattfinden, zweierlei Gäste: die eigentlichen geladenen Hochzeitsgäste und dann die Freunde oder Verwandten dieser, welche ihnen scherzhafte Hochzeit- oder Tafelgeschenke überbringen mit allerlei Witzen, Gedichten und Anspielungen. Sie verkleiden sich zu diesem Ende hin in allerhand lustige Trachten, welche dem zu überbringenden Geschenk entsprechen, und sind maskiert, indem jeder seinen Freund oder seine Verwandte aufsucht, sich hinter deren Stuhl begibt, seine Gabe überreicht und seine Rede hält. Fritz Amrain hatte sich schon vorgenommen, einem kleinen Bäschen einige Geschenke zu bringen, und die Mutter nichts dagegen gehabt, da das Mädchen noch sehr jung und sonst wohlgeartet war. Allein, weniger das Bäschen lockte ihn, als ein dunkles Verlangen, sich unter den lustigen Damen von Seldwyl einmal recht herumzutummeln, deren Fröhlichkeit, wenn viele beisammen waren, ihm schon oft sehr anmutig geschildert worden. Er war nur noch unschlüssig, welche Verkleidung er wählen sollte, um auf der Hochzeit zu erscheinen, und erst am Abend entschloß er sich auf den Rat einiger Bekannten, sich als Frauenzimmer zu kleiden. Seine Mutter war eben ausgegangen, als er mit diesem lustigen Vorsatz nach Hause gelaufen kam und denselben sogleich ins Werk setzte. Ohne Schlimmes zu ahnen, geriet er über den Kleiderschrank seiner Mutter und warf da so lange alles durcheinander, von einem lachenden Dienstmädchen unterstützt, bis er die besten und buntesten Toilettenstücke zusammengesucht und sich angeeignet hatte. Er zog das schönste und beste Kleid der Mutter an, das sie selbst nur bei feierlichen Gelegenheiten trug, und wühlte dazu aus den reichlichen Schachteln Krausen, Bänder und sonstigen Putz hervor. Zum Überfluß hing er sich noch die Halskette der Mutter um und zog so, aus dem Gröbsten geputzt, zu seinen Genossen, die sich inzwischen ebenfalls angekleidet. Dort vollendeten zwei muntere Schwestern seinen Anzug, indem sie vornehmlich seinen blonden Kopf auf das zierlichste frisierten und seine Brust mit einem sachgemäßen Frauenbusen ausschmückten. Indem er so auf seinem Stuhle saß und diese Bemühungen der wenig schüchternen Mädchen um sich geschehen ließ, errötete er einmal um das andere und das Herz klopfte ihm vor erwartungsvollem Vergnügen, während zugleich das böse Gewissen sich regte und ihm anfing zuzuflüstern, die Sache mochte doch nicht so recht in der Ordnung sein. Als er daher mit seiner Gesellschaft dem Rathause zuzog, ein Körbchen mit den Geschenken tragend, sah er so verschämt und verwirrt aus, wie ein wirkliches Mädchen, und schlug die Augen nieder, und als er so auf der Hochzeit erschien, erregte er den allgemeinen Beifall besonders der versammelten Frauen. Während der Zeit war aber seine Mutter nach Hause zurückgekehrt und sah ihren offenstehenden Kleiderschrank sowie die Verwüstung, die er in Schachteln und Kästen angerichtet. Als sie vollends vernahm, zu welchem Ende hin dies geschehen und daß ihre Hoffnung in Weiberkleidern, und noch dazu in ihren besten, ausgezogen sei, überfiel sie erst ein großer Zorn, dann aber eine noch größere Unruhe; denn nichts schien ihr geeigneter, einen jungen Menschen in das Lotterleben zu bringen, als wenn er in Weiberkleidern auf eine Seldwyler Hochzeit ging. Sie ließ daher ihr Abendessen ungenossen stehen und ging eine Stunde lang in der größten Unruhe umher, nicht wissend, wie sie ihren Sohn den drohenden Gefahren entreißen sollte. Es widerstrebte ihr, ihn kurzweg abrufen zu lassen und dadurch zu beschämen; auch fürchtete sie nicht mit Unrecht, daß er würde zurückgehalten werden oder aus eigenem Willen nicht kommen dürfte. Und dennoch fühlte sie wohl, wie er durch diese einzige Nacht auf eine entscheidende Weise auf die schlechte Seite verschlagen werden könne. Sie entschloß sich endlich kurz, da es ihr nicht Ruhe ließ, ihren Sohn selbst wegzuholen, und da sie mannigfacher Beziehungen wegen einen halben Vorwand hatte, selbst etwa ein Stündchen auf der Hochzeit zu erscheinen, kleidete sie sich rasch um und wählte einen Anzug, ein wenig besser als der alltägliche und doch nicht festlich genug, um etwa zu hohe Achtung vor der lustigen Versammlung zu verraten. So begab sie sich also nach dem Rathaus, nur von dem Dienstmädchen begleitet, welches ihr eine Laterne vorantrug. Sie betrat zuerst den Speisesaal; allein die erste Tafel und die Lustbarkeit mit den Geschenken war schon vorüber und die Überbringer derselben hatten ihre Masken abgenommen und sich unter die übrigen Gäste gemischt. In dem Saale war nichts zu sehen als einige Herrengesellschaften, die teils Karten spielten, teils zechten, und so stieg sie die Treppe nach einer altertümlichen Galerie hinauf, von wo man den Saal übersehen konnte, in welchem getanzt wurde. Diese Galerie war mit allerlei Volk angefüllt, das nicht im Flor war und hier dem Tanze zusehen durfte wie etwa die Einwohner einer Residenz einer Fürstenhochzeit. Frau Regula konnte daher unbemerkt den Ball übersehen, der so ziemlich feierlich vor sich ging und die allgemeine Lüsternheit und Begehrlichkeit mit seinem steifen und lächerlichen Zeremoniell zur Not verdeckte. Denn dies hätten die Seldwyler nicht anders getan; sie huldigten vielmehr dem Spruch: Alles zu seiner Zeit! und wenn sie mit wenig Mühe das Schauspiel eines nach ihren Begriffen noblen Balles geben oder genießen konnten, warum sollten sie es unterlassen? 
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