Gewöhnlich entfernt man während der Wintermonate alle den Raum einengenden Gegenstände aus dem Schiff, um über größere Räume zu verfügen, und hebt sie am Lande in Magazinen auf. Aber was in der Nähe einer Küste ausführbar ist, wird bei einem Schiff, das auf einem Eisfeld ankert, unmöglich.
Im Innern des Schiffs war Vorsorge getroffen, um die Hauptnachtheile dieser hohen Breiten, Kälte und Feuchtigkeit, zu entfernen; die letztere ist noch mehr zu fürchten, als die erstere; denn dieser widersteht, jener erliegt man.
Da der Forward zu einer Fahrt in die Polar-Meere bestimmt war, so hatte er die beste Einrichtung für ein Winterquartier. Das große Zimmer der Mannschaft war verständig eingerichtet; man hatte Winkel, wohin sich zuerst Feuchtigkeit zieht, vermieden; denn bei niederer Temperatur bildet sich, zumal in den Ecken, über den Scheidewänden eine Eisschichte, die, wenn sie schmilzt, eine beständige Feuchtigkeit erzeugt. Kreisrund wäre der Saal noch zweckmäßiger gewesen; aber doch mußte er, durch einen geräumigen Ofen geheizt und gehörig gelüftet, ganz wohnlich sein. Die Wände waren mit Damhirschfellen, nicht mit Wollstoffen tapeziert, denn in der Wolle verdichten sich die Dünste, wodurch die Luft mit Feuchtigkeit erfüllt wird.
In dem Hinterdeck wurden die Zwischenwände weggeräumt, so daß die Officiere einen gemeinsamen Saal bekamen, der größer und luftiger war, und mit einem Ofen geheizt wurde. Vor diesem Saal, sowie vor dem der Mannschaft, befand sich eine Art Vorzimmer, wodurch ihm aller unmittelbarer Verkehr nach außen entzogen wurde, so daß die Wärme sich nicht verlor und man allmälig aus einer Temperatur in die andere überging. In den Vorzimmern ließ man die beschneiten Kleider; und für die Füße zu reinigen waren außen Kratzeisen angebracht, damit nicht irgend gesundheitschädliche Elemente hineingebracht würden.
Leinene Schläuche dienten, Luft einzuführen, um den Oefen Zug zu geben; andere führten die Wasserdämpfe hinaus. Außerdem waren in den beiden Sälen Condensatoren angebracht, welche die Dämpfe einsogen, anstatt sie in Wasser sich auflösen zu lassen; man leerte sie zweimal wöchentlich, und sie enthielten manchmal einige Scheffel Eis.
Vermittelst dieser Luftschläuche regelte man das Feuer leicht und vollständig; eine kleine Quantität Kohlen reichte hin, um in den Sälen eine Temperatur von fünfzehn Grad (+ 10° hunderttheilig) zu erhalten. Doch sah Hatteras, nachdem er seinen Kohlenvorrath hatte ausmessen lassen, daß er bei größter Sparsamkeit nicht für zwei Monate mehr Brennmaterial hatte.
Es wurde ein Trockenraum eingerichtet für die Kleidung, welche oft gewaschen werden mußte; denn an der freien Luft konnte man sie nicht trocknen, weil sie sonst hart und zerbrechlich wurde.
Ferner wurden die feineren Theile der Maschine sorgfältig herausgenommen und in einer hermetisch geschlossenen Kammer verwahrt.
Die Lebensweise an Bord wurde ernstlicher Ueberlegung unterzogen, von Hatteras sorgfältig geregelt und das Reglement in dem gemeinschaftlichen Saal angeheftet.
Die Männer standen um sechs Uhr früh auf; die Hängematten wurden dreimal wöchentlich an die Luft gebracht; der Fußboden beider Zimmer wurde jeden Vormittag mit warmem Sand gerieben; bei jeder Mahlzeit wurde, heißer Thee gegeben, und die Speisen wechselten möglichst nach den Wochentagen; sie bestand aus Brod, Mehl, Rindschmalz und Rosinen für Puddings, Zucker, Cacao, Thee, Reis, Citronensaft, gepökeltes Rind- und Schweinefleisch, Kohl und Gemüse in Essig; die Küche lag außerhalb der gemeinschaftlichen Säle. Damit entzog man sich zwar ihre Wärme, aber das Kochen erzeugt auch fortwährend Dünste und Feuchtigkeit.
Die Gesundheit der Menschen hängt sehr viel von der Art ihrer Nahrung ab; unter so hohen Breitegraden muß man so viel wie möglich thierische Stoffe verzehren. Der Doctor hatte bei Abfassung des Programms die erste Stimme.
»Man muß sich an den Eskimos, welche ihre Unterweisung von der Natur bekamen, ein Beispiel nehmen; wenn die Araber, die Afrikaner sich mit einigen Datteln und einer Handvoll Reis begnügen können, so muß man hier essen, und viel. Die Eskimos verzehren bis zu zehn und fünfzehn Pfund Oel täglich. Wenn diese Nahrung Ihnen nicht behagt, so müssen wir zu Stoffen greifen, welche reich an Zucker und Fett sind. Mit einem Wort, wir bedürfen Kohlenstoff, also machen wir Kohlenstoff. Wie es zuträglich ist, Kohlen in den Ofen zu schieben, so dürfen wir auch nicht versäumen, den kostbaren Ofen in unserm Leibe mit diesem Stoff zu versehen!«
Neben dieser Speiseregel wurde der Mannschaft die strengste Reinlichkeit auferlegt; jeder mußte alle zwei Tage ein laues Bad nehmen, ein vortreffliches Mittel, die natürliche Wärme zu bewahren. Der Doctor ging mit seinem Beispiel voran; Anfangs that er es, obwohl es ihm sehr widerlich war; aber er gab dieses Vorurtheil bald auf, denn es ward ihm die Gesundheitsmaßregel sehr behaglich.
Wenn die Leute bei großer Kälte an der Arbeit oder auf der Jagd auswärts waren, mußten sie sich besonders hüten, daß einzelne Glieder vom Frost litten. Trat ein solcher Fall ein, so beeilte man sich, durch Reiben mit Schnee die Blutcirculation wieder herzustellen. Außerdem trugen die Leute sorgfältig wollene Kleidung über den ganzen Körper, Capotröcke von Damhirschfell und Hosen von Robbenfell, welches gegen den Wind vollständig schützt.