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德语动物小说:Miezi

时间:2011-11-24来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 德语动物小说

 Sie war eine Prinzessin, meine kleine Feld-, Wald- und Wiesentigerin. Mit dem Körper, dem Gesicht und der Zeichnung einer gewöhnlichen Hauskatze war sie doch nichts weniger, als eine Prinzessin. Die Liebe zwischen ihren Eltern muss eine hochromantische Angelegenheit gewesen sein. Sie: ein einfaches Mädchen vom Land. Er: ein hochwohlgeborener Perser Prinz. Eine Geschichte, an der Rosamunde Pilcher bestimmt ihre helle Freude gehabt hätte. 

Nur einem Einzigen seiner vier Kinder hatte der Vater sein fürstliches Kleid mit den seidenweichen, fingerlangen Haaren vererbt. Die ganze Pracht dieses Fells entfaltete sich jedoch erst etwa vier Monate nach der Geburt. In den ersten Wochen seines Lebens unterschied sich dieses Katzenbaby kaum von seinen drei Geschwistern, ausser dass es kleiner war als die andern, dazu fast weiss - und das einzige Mädchen. Eine Prinzessin eben. 
Ich war sofort vernarrt in sie. 
Es war nicht meine erste Katze. Da war bereits Othello, mein inzwischen acht Jahre alter, rabenschwarzer Hausgenosse. Ihm war die kleine Spielgefährtin eigentlich zugedacht, hatte ich doch in den letzten Monaten mehr und mehr das Gefühl gehabt, dass er unter Vereinsamung litt. Aber das war wohl wirklich nur ein Gefühl, um nicht zu sagen eine Einbildung meinerseits. 
Othellos Begeisterung über den Familienzuwachs hielt sich jedenfalls sehr in Grenzen. Zumindest am Anfang. Dem ihn buchstäblich umwerfenden Charme dieses Fellbüschels konnte selbst ein gestandener Griesgram wie er nicht lange widerstehen. Nach drei Tagen liess er sich von ihr das Ohr anknabbern, in den Schwanz beissen und durch die Wohnung jagen. 
Lange wusste ich nicht, wie ich sie nennen sollte. Ich suchte nach einem Namen, der ihrer Schönheit, ihrem Adel gerecht wurde. Bis dahin nannte ich sie Miezi. Mir ist nie ein besserer Name eingefallen. 
Wenn sie in ihrem leuchtenden Prachtgewand mit weissen Pluderhosen und sorgfältig frisierter Schwanzschleppe über die Wiese stolzierte, erschien sie so vornehm, dass ein Schloss aus tausendundeiner Nacht ihrer würdig gewesen wäre. Kam sie Stunden später wieder nach Hause, war sie zerzaust und roch dezent nach Kuhstall. Zudem war sie eine höchst erfolgreiche Jägerin. 
Anders als viele Hauskatzen, die von ihrer Mutter das Töten nicht gelernt haben und darum mehr hilflos als grausam mit ihrer Beute herumspielen, machte sie mit ihren Opfern kurzen Prozess. Mit zierlicher Grazie frass sie das Ergebnis ihrer Jagd gleich an Ort uns Stelle. So beehrte sie mich nie mit dem Geschenk einer blutigen, halb zerkauten Maus. Ich nahm es ihr nicht übel, wurde ich doch in dieser Hinsicht mehr als ausreichend versorgt von meinem nachtschwarzen, mörderischen Othello. 
Miezi war neun Monate alt, als sie auf lebensgefährliche Weise Bekanntschaft mit den Rädern eines Autos machte. 
Zunächst wusste ich nicht, was los war. Zwei Tage lang suchte und fragte ich im ganzen Quartier nach ihr. Niemand konnte mir weiterhelfen. Schliesslich rief ich bei der Tiernothilfe an, um meine kleine Zigeunerin als vermisst zu melden. Aber o Glück o Wunder, ich musste keine Anzeige starten. Miezi war gefunden worden! Man stelle sich dies vor: der Fahrer des Unglückswagen hatte angehalten, war ausgestiegen, hatte das verletzte Tier in eine Decke gewickelt und war mit ihm zum Tierarzt gefahren!! Ein junger Mann, noch keine zwanzig Jahre alt, mit Rockerjacke, Kampfstiefeln und Bürstenfrisur - auf der Strasse hätte ich Distanz gehalten zu ihm - jetzt, nachdem ich ihn ausfindig gemacht hatte und vor ihm stand, wäre ich ihn am liebsten um den Hals gefallen. Ich tat es natürlich nicht, er war ohnehin verlegen genug. An der Schachtel Konfekt freute er sich trotzdem. 
Wer kennt nicht die Reklame mit den Engeln, die man nicht kaufen kann? Sie wandeln in allen möglichen Gestalten unter uns. Manchmal tragen sie sogar Rockerjacke und Kampfstiefel ... 
Zurück zu Miezi. Sie war schwer verletzt. Beidseitig gebrochenes Becken, Nierenquetschung, drohender Kreislaufkollaps, Operation daher nicht möglich. 
Ich kannte den Tierarzt nicht, der sie aufgenommen hatte. (Meiner hatte seine Praxis am anderen Ende des Städtchens.) Mir war nicht wohl dabei, den zitternden Unglückswurm dort zu lassen. Einen Transport wagte ich ihr jedoch nicht zuzumuten. 
Meine kleine Prinzessin kämpfte um ihr Leben. 
Sie konnte sich nicht auf den Hinterbeinen halten. Ihr prachtvolles Fell verschmutzte und verfilzte. War es denn nicht möglich, sie sauber machen? 
Am liebsten hätte ich Tag und Nacht vor ihrem Käfig verbracht. Der Arzt erklärte mir unverblümt, dass die Chancen schlecht stünden. Falls sie überlebte, würde sie vielleicht gelähmt bleiben. 
Miezi kämpfte weiter. 
Als sich ihr Kreislauf endlich stabilisierte und auch der Harn nicht mehr blutig war, hatte ihr Becken bereits begonnen, von selbst wieder zusammen zu wachsen. Ein paar Tage später konnte ich sie mit nach Hause nehmen. 
Othello wich nicht von ihrer Seite. Was sie selbst noch nicht tun konnte, übernahm er: In stundenlanger, behutsamer Arbeit säuberte er sie. Dass ihr dabei sämtliche Haare über der Nierengegend ausgingen, war nicht seine Schuld. Othello hustete und nieste, und sein samtschwarzes Fell bekam stellenweise einen merkwürdigen Überzug aus feinen, weissen Haaren. Aber er machte weiter, und Miezi liess ihn gewähren, obwohl ihr die Prozedur sichtlich unangenehm war, wahrscheinlich sogar wehtat. Als er mit seiner Arbeit fertig war, sah er aus wie ein gesprenkelter Staubwedel, sie wie ein geschorener Pudel. 
Aber sie lernte wieder laufen. Zwar hatte ihr Gang von da an einen leichten Seitwärtsdrall, den sie für den Rest ihres Lebens behielt. Doch das tat ihrer Hoheit keinen Abbruch. Nun musste sie nur noch ein, zwei Wochen Stubenarrest aushalten, danach war sie sozusagen wieder wie neu. 
Inzwischen war es März und Miezi beinahe zehn Monate alt ... und es erwachten nicht nur die Blütenknospen im Garten ... überall wurde geturtelt, geschnäbelt und Hochzeit gehalten. 
Menschenskind, ich hatte noch nicht einmal daran gedacht, als die ersten Kater begonnen hatten, ihre Liebeslieder vor unserer Haustür zu singen. Mein kastrierter Othello hegte diesbezüglich schon lange keine Ambitionen mehr. 
Meiner kleinen Schönen gegenüber sah er sich am ehesten in der Rolle des Onkels. 
Was hatte ich doch für eine lange Leitung! 
Miezi wurde rollig. 
Das war ein Drama! Meine ach so vornehme, um nicht zu sagen eingebildete Prinzessin hatte nur noch das Eine im Kopf - und nicht nur dort. Machtvoll rumorte Mutter Natur in ihrem Körper und forderte unerbittlich ihren Tribut. 
Dass es dafür noch viel zu früh war, zumindest was Miezis Gesundheitszustand betraf, kümmerte weder Miezi noch Mutter Natur. 
Ich musste sie also weiterhin einsperren. Wenn das nur so einfach gewesen wäre ... wer je versucht hat, eine rollige Katze im Haus zu halten, weiss was ich meine. 
Fenster öffnen war unmöglich, die Wohnung verlassen reiner Nervenkitzel. 
Miezi lauerte mit nie nachlassender Anspannung auf die nächstbeste Gelegenheit, abzuhauen. In der Zwischenzeit demolierte sie meine Topfpflanzen und zerfetzte meine Vorhänge. 
Es kam, wie es kommen musste. Ein winziger, unachtsamer Augenblick genügte und meine liebestolle Kätzin war verschwunden. 
Einen Tag und eine Nacht lang blieb sie weg. Als sie zurückkam, sah sie aus, als hätte sie ein Wüstentrekking hinter sich; genauso erschöpft und ebenso zufrieden. 
Bestimmt hatte sie die gesamte Katerschaft im Dorf beglückt. Ob sich ihre Verehrer über ihren pudelnackten Rücken wohl gewundert haben? 
Nun hatte es natürlich keinen Sinn mehr, die Ausreisserin weiterhin einzusperren! Miezi war nicht mehr Jungfrau und würde aller Wahrscheinlichkeit nach bald Mutter werden. 
Ich gestehe, dass ich mich darüber freute. Neues Leben in meiner Wohnung, von einem meiner Tiere, das hatte ich mir insgeheim schon lange gewünscht. 
Jetzt blieb nur noch abzuklären, ob ihr Becken auch richtig zusammen gewachsen war, so dass es Schwangerschaft und Geburt aushielt. Die Untersuchung zeigte, dass ich mir diesbezüglich keine Sorgen machen musste. 
Als die Ankunft der Kätzchen bevorstand, war ich nervöser als vor der Geburt meiner eigenen Kinder. Ich löcherte unseren Tierarzt mit Fragen, studierte Ratgeber, bis ich alles, was darin stand, wortwörtlich auswendig wusste. 
Die werdende, inzwischen kugelrunde Mama kümmerte sich nicht um meine Aufregung. Nur hin und wieder sah sie mich mit ihren mondgelben Augen milde fragend an. Wäre sie ein Mensch gewesen, hätte sie in diesem Augenblick bestimmt den Kopf geschüttelt und gesagt: "Was ist bloss los mit dir? Ich bin doch nicht die Erste, die Kinder kriegt!" 
Doch meine Sorge erwies sich durchaus als begründet. 
Es wurde eine schwere, eine sehr schwere Geburt. Miezis Körper hatte den Unfall zwar überstanden, sich aber noch längst nicht ausreichend erholt. So zogen sich die Wehen über unerträglich endlos lange Stunden hin. Ich bibberte, betete und tigerte zwischen Kaffeemaschine, Klo und der sich stumm abmühenden Katze umher, gefolgt von Onkel Othello, der mit mir litt. 
Um Mitternacht erschien das erste Baby. Mausklein, mit winzigen Ohren, verklebten Augen und übergrossem, rosa Schnäuzchen, die dünnen nackten Pfötchchen in die Luft gereckt und leise quiekend, während seine Mutter es mit rauer Zunge säuberte - frage mich keiner, warum ich in diesem Augenblick heulte. 
Das Zweite kam geschlagene drei Stunden später. In frühester Morgenstunde endlich das Dritte. In meine offene Hand hinein geboren, fühlte ich sein winziges Herz schlagen. Tack-tack-tack- -tack...tack... ... tack ... ... ... 
tack ... ... ... ... 
Das feucht verklebte Häufchen, eben noch ein Häufchen Leben - es hatte gerade noch geschafft, den Körper seiner Mutter zu verlassen - war tot. 
Mir blieben keine zehn Sekunden um dieses kaum aufgeglühte, schon wieder erloschene Fünkchen Leben zu betrauern. 
Ein Blick auf meine Katze liess mein Herz beinahe ebenfalls stillstehen. 
Miezi lag auf der Seite, sie atmete so heftig und so schnell, dass ihre beiden Kleinen nicht mehr trinken konnten. Ihr Maul stand weit offen. Ihre Zunge hechelte. 
Ich raste zum Telefon und läutete unseren Tierarzt aus dem Bett. Eine Viertelstunde später, Gott sei Dank, keine Sekunde zu spät, stand der Mann vor unserer Tür, und die zu Tode erschöpfte Katzenmutter bekam eine Spritze, die ihr und damit auch ihren beiden Kleinen das Leben rettete. 
Das vergessene, kalte Häufchen weit aussen in der Ecke des Wurflagers bemerkte ich erst wieder, als es längst heller Tag war. Vorsichtig, um die kleine, friedlich schlafende Familie nicht zu stören, nahm ich Miezis drittes Kind fort. 
Ich bettete den erstarrten, kleinen Körper auf ein Stück Rinde, schmückte ihn mit Frühlingsblumen und übergab ihn dem Bach, der nahe an unserem Haus vorbei zog. Lange schaute ich dem bunten Schiffchen nach, wie es, sanft gewiegt vom Wasser, davon schaukelte. 
Nach einer Weile spürte ich etwas Warmes an meinen Beinen. Es war mein treuer Othello. Weich strich er um meine Waden, als wollte er mir sagen. 
"Komm endlich wieder rein. Wir warten auf dich." Als wir die Wohnung betraten, mein Othello und ich, begrüsste uns dreistimmiges Schnurren. Bis dahin wusste ich nicht, dass Katzenbabys wenige Stunden nach ihrer Geburt bereits schnurren können. Sie tun es mit einer Lautstärke, die der ihrer Mutter kaum nachsteht, lange, bevor sie richtig miauen können. 
Für mich waren diese Töne reinste Himmelsmusik. 
Sieben Leben habe eine Katze, sagt man. Im Verlaufe ihres ersten Jahres verbrauchte Prinzessin Miezi mindestens zwei davon. Die restlichen fünf reichten für ein langes, geruhsames und glückliches Katzenleben. 
 
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