Zeitweise lebte er in einer "Wolke aus rosa Watte", er bekam den Spitznamen "Slowhand", und er blickt auf über 70 Millionen verkaufte Alben zurück: Eric Clapton. Autor: Markus Mähner
Glaubt man dem Philosophen Friedrich Nietzsche, so ist Gott spätestens im Herbst 1882 gestorben. Glaubt man allerdings dem Spruch, der im Herbst 1967 zahlreiche Wände in London zierte, so ist Gott erst am 30.März 1945 geboren. Wie verwirrend! Und sein Name lautet nicht "Gott" oder "Jesus" sondern "Eric Clapton". Das Foto mit dem Spruch "Clapton is god" ging um die Welt und begründet bis heute den Ruf und Ruhm eines Musikers, dessen Leben gar nicht so ruhmreich ist.
Der ungehaltene Gitarrengott
Sicherlich, in den Jahren 1965 bis 1971 spielte der "Gitarrengott" in Gruppen wie den "Yardbirds", "John Mayalls Bluesbreakers" oder "The Cream". Fakt ist allerdings auch, dass er in diesen Jahren mindestens sechs verschiedene Musikgruppen verließ. Und das lag zum Großteil an Claptons ungehaltenem Wesen. So verbreitete er hinter vorgehaltener Hand, John Mayall könne überhaupt nicht singen und begann gegen ihn zu intrigieren. Die Yardbirds nannte er schlicht "vollkommene Idioten". Und bei "Cream" flog gern auch mal ein Stuhl als letztes Mittel der Kommunikation durch die Luft!
Da er in einem Gruppengefüge wohl nicht zurecht kam, begann Clapton in den Siebziger Jahren dann eine Solo-Karriere. Die war allerdings mehr vom Drogen-Entzug geprägt als von seiner Gitarrenmeisterschaft - geschweige denn von kompositorischen Höchstleistungen. Und die wenigen, wirklich erfolgreichen Songs die er schrieb, kamen eher aus seinem streitbarem Wesen als aus positiven, kreativen Gefühlen heraus. Die wohl bekannteste seiner Liebesballaden, den Song "Wonderful Tonight", schrieb er weniger aus Liebe, sondern mehr aus Zorn. Denn er war sauer auf seine damalige Freundin Patty Boyd - die er übrigens seinem guten Freund George Harrison ausgespannt hatte. Clapton hatte einfach nicht die Geduld zu warten, bis Patty endlich ein Kleid für den Abend gefunden hatte und zog sich, sauer wie er war, in sein Studio zurück. Auf der anschließenden Party betrank er sich gnadenlos.
Zur gleichen Zeit, also im Sommer 1976, machte er außerdem noch von sich reden, als er auf einem Konzert rassistische Äußerungen zum Besten gab- woraufhin empörte Künstler die Vereinigung "Rock against Racism" ins Leben riefen.
Das Richtige im Falschen
Apropos ins Leben rufen: Als Entschuldigung für seinen heiklen Charakter kann Claptons schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern angesehen werden. Seinen Vater lernte er nie kennen und seine Mutter, die gerade mal 16 Jahre alt war, wurde ihm als seine große Schwester vorgestellt. Erzogen wurde Clapton von den Großeltern, die er viele Jahre für seine echten Eltern hielt.
Ja, und apropos "echt": Im Juni 2016 offenbarte Clapton in einem Interview, dass der Spruch, der seinen Ruhm begründete, wohl ein PR-Gag war. Das ikonographische "Clapton is god" wurde dem Rockstar zufolge nicht von Gitarrenfreaks an die Wände gemalt, sondern vom Publikumsanheizer seiner damaligen Band.