Anna: Herr Meister! Herr Meister!
Bella: O, ich bin so froh, daß Sie kommen, Herr Meister!
Louis: Können Sie wieder gut sprechen, Herr Meister?
Otto: Wie geht es Ihnen heute, Herr Meister?
Herr Meister: Danke, meine Freunde, gut (= es geht mir gut). Ich bin sehr glücklich (= sehr froh), Sie wieder zu sehen. Ja, ich bin wieder wohl und kann wieder gut sprechen. Wollen Sie mich hören?
Alle: Bitte, Herr Meister, bitte.
Herr Meister: Eine Mutter hatte zwei Töchter. Die eine war schön wie die Rose, und die andere war häßlich (= nicht schön) wie die Nacht. Die Mutter war gut mit der einen Tochter, die häßlich war, und war böse mit der andern, die schön war. Die Schöne mußte arbeiten im Hause und im Garten vom Morgen bis zum Abend; sie hatte nie Rast. Die Häßliche arbeitete (ich arbeite, ich arbeitete, ich habe gearbeitet) nicht; sie konnte nicht, sie war so dumm (= nicht weise, klug). Da war ein kleiner Garten vor dem Hause, und in dem Garten waren viele Bäume und unter dem größten (= Baume) war ein Brunnen. Hier saß (ich sitze, ich saß, ich habe gesessen) die schöne Tochter oft beim Spinnrade und spann (ich spinne, ich spann, ich habe gesponnen) Flachs.
»Ach, warum ist meine Mutter so böse mit mir? Ich thue alles, was ich kann, aber ich höre kein gutes Wort. Ach, lieber Gott, hilf mir!« So sprach sie und hatte nicht auf die Spindel gesehen und stach (ich steche, ich stach, ich habe gestochen) sich in den Finger, und das Blut rann auf die Spindel.
Und an dem Brunnen wollte sie die Spindel abwaschen, da fiel (ich falle, ich fiel, ich bin gefallen) die Spindel in das Wasser.
Sie kam zu ihrer Mutter und sagte: »O Mutter, meine Spindel ist in das Wasser gefallen! Was soll ich thun?« »Was thun?« sagte die Mutter, »springe in den Brunnen und hole (= bringe) die Spindel. Komm nicht wieder in mein Haus, bevor du die Spindel hast.«
Und das Mädchen ging (ich gehe, ich ging, ich bin gegangen) an den Brunnen und sah auf den Grund. Da war es so klar, aber die Spindel sah sie nicht (ich sehe, ich sah, ich habe gesehen). Sie sah tiefer und tiefer, da fiel sie in den Brunnen (ich falle, ich fiel, ich bin gefallen). Die Mutter kam, ihre Tochter war nicht mehr da.
Aber unter dem Brunnen war eine große Wiese, und dahin war sie gekommen. Da war es schön. Die Sonne stand am Himmel, und der Himmel war klar, und viele Bäume standen auf der Wiese mit roten Äpfeln. Und ein Baum rief (= sagte laut): »Meine Äpfel (1 Apfel, 2 Äpfel) sind reif! Meine Äpfel sind reif!« Und das Mädchen schüttelte (ich schüttele, ich schüttelte, ich habe geschüttelt) den Baum, daß alle Äpfel in das Gras fielen. Dann kam sie an einen Backofen, in dem Backofen war Brot und das Brot rief (ich rufe, ich rief, ich habe gerufen): »Ich bin gut gebacken! gut gebacken!« Und das Mädchen nahm (ich nehme, ich nahm, ich habe genommen) das Brot aus dem Backofen.
Dann kam sie an ein kleines Haus. Davor stand das alte Weib, Frau Holle. »Schönes Mädchen,« sagte sie, »komm in mein Haus. Bleib' bei mir, hilf mir (ich helfe, du hilfst) und du sollst es hier gut haben.« Da sagte das Mädchen: »Ich will dir helfen, so gut ich kann.« »Das ist brav,« sagte die Alte.
Und das Mädchen kam in das Haus und half der alten Frau. Sie mußte jeden Tag das Bett (von) der alten Frau machen und die Federn gut schütteln. Alles that (ich thue, ich that, ich habe gethan) sie gut, aber sie war doch traurig. Das sah die Frau eine Weile, dann fragte sie: »Warum so traurig, meine Tochter?« »Ach,« sagte sie, »hier ist es schön, und du bist gut und lieb, und ich habe alles, was ich will; nur eines nicht — ich habe keine Freundinnen, ich bin allein.« »Wohl,« sagte Frau Holle, »so komm mit mir.«