Otto: Die Griechen wollten (ich will, ich wollte, ich habe gewollt) nach Troja; da konnten sie lange Zeit nicht segeln, weil sie keinen Wind hatten. Und das ist sehr gut für uns.
Anna: Gut für uns?
Otto: So sagte ich. Gut für Sie, Anna, und für alle, die das Gute und Schöne lesen und hören wollen.
Bella: Was meinen (= denken) Sie, Otto?
Otto: Die Griechen konnten nicht segeln, weil sie keinen Wind hatten. Da fragten sie den Priester Kalchas: »Was sollen wir thun?« Und der Priester antwortete: »Iphigenia, Agamemnons Tochter, muß sterben auf dem Altar der Götter (ein Gott, zwei Götter); dann geben die Götter euch (= den Griechen) guten Wind zum Segeln.« Und der König Agamemnon mußte seine Tochter Iphigenia dem Priester geben. Auf dem Altar sollte sie sterben. Aber es kam nicht so, Dank der Göttin Diana! und viele Jahre war Iphigenia eine Priesterin der Diana auf Tauris. Drei große Dichter haben Dramen geschrieben (ich schreibe, ich schrieb, ich habe geschrieben) über diese Iphigenia: Euripides, Racine und Goethe. Das Drama von Goethe: »Iphigenia auf Tauris« habe ich im Colleg gelesen. — O, meine Freunde, welch ein Frauencharakter ist diese Iphigenia von Goethe! Mein Professor im Colleg sagte dieses: »Vieles Schöne danken wir den Griechen und vieles den Franzosen —«
Louis: Franzosen?
Bella: Verstehen Sie das nicht? Die Engländer sind in England und in London; die Deutschen in Deutschland und in Berlin; die Franzosen in Frankreich und in Paris.
Louis: Danke, Bella.
Otto: ..... »Vieles Schöne danken wir den Griechen und vieles den Franzosen; aber eines konnten sie uns nicht geben, und das ist — einen Frauencharakter wie die »Iphigenia« von Goethe.«[IV-4]
Bella: »Iphigenia auf Tauris« von Goethe, das müssen wir lesen, Anna!
Anna: Wir wollen es Herrn Meister sagen.