Louis: Es ist zwölf Uhr und Herr Meister ist (noch) nicht hier.
Anna: Ich wundere mich. Herr Meister kam (ich komme, ich kam, ich bin gekommen) nie zu spät.
Bella: Da kommt jemand (= eine Person). Hören Sie? Bitte, Louis, sehen Sie, ob es Herr Meister ist. (Louis geht.) Otto, haben Sie heute das Gedicht von Hoffmann von Fallersleben?
Otto: Ja wohl; hier ist es, und wenn mein Bruder Louis wieder kommt, so — ah, hier ist er. (Louis kommt mit einem Briefe.)
Otto: Nun? Kommt Herr Meister?
Louis: Ich glaube (= denke) nicht. Hier ist ein Brief von ihm.
Bella: O, das ist ein dicker Brief.
Louis: Die Adresse ist:
Herrn Louis Parks,
225 5. Ave.,
hier.
Louis: Ich will den Brief öffnen und ihn laut vorlesen:
Mein lieber Freund Louis!
Ich bin recht traurig, daß ich Ihnen schreiben muß: Ich kann heute nicht kommen. Gestern Abend war ich im Theater und sah ein Drama von Lessing: »Nathan der Weise.« Es ist Lessings letztes und größtes Drama. In vielen Jahren hatte ich es (= das Drama) nicht gesehen, und da wollte ich (ich will, ich wollte, ich habe gewollt) es nicht versäumen. Alles war wundervoll. Warum waren Sie nicht bei mir, mein Freund? Im Theater war es warm von den vielen, vielen Gaslichtern, und als ich am Ende des Stückes (= Dramas) auf die Straße kam, war der Wind eiskalt, und so habe ich mich erkältet; ich kann kein Wort sprechen.
Doktor Smith, mein Arzt, kam heute Morgen zu mir und sagte sehr ernst: Herr Meister, Sie müssen heute im Bette bleiben; ich werde (= will) Ihnen Medizin verschreiben; davon (= von der Medizin) nehmen Sie jede Stunde einen Theelöffel voll. Halten Sie sich warm; und so hoffe ich, in vier oder fünf Tagen können Sie wieder aus dem Hause gehen. So sprach der böse Doktor (ich spreche, ich sprach, ich habe gesprochen). Vier oder fünf Tage im Hause bleiben! Das ist schlimm (= nicht gut), sehr schlimm für mich; aber was kann ich thun?
Sie kennen (ich kenne = ich weiß) meine Töchter Martha und Gretchen. Nicht wahr? Sie (= Martha und Gretchen) sind in guter Laune (= Humor), daß ich zu Hause bei ihnen (= Martha und Gretchen) bin. Sie spielen auf dem Piano, singen Lieder von Schumann und Mendelssohn, und soeben (= in dieser Minute) sangen sie (ich singe, ich sang, ich habe gesungen) das wundervolle Lied von Abt: »All' Abend bevor ich zur Ruhe (= Rast) gehe.« Ich möchte (= will) nun nicht, daß Sie Ihr Deutsch vergessen; ja, ich wünsche (= möchte, will), daß Sie mehr lernen, und darum habe ich Fragen für Sie und Ihre Freundinnen[IV-1] aufgeschrieben (ich schreibe auf, ich schrieb auf, ich habe aufgeschrieben), und ich sende sie (= die Fragen) hier. Ihr Bruder Otto versteht sehr gut Deutsch. Er kann Sie und Ihre Freundinnen fragen. In wenigen Tagen werde ich wieder bei Ihnen sein. So hoffe ich. Meine besten Empfehlungen (= Komplimente) an Sie, Ihren Bruder und Ihre Freundinnen Bella und Anna.
Ihr Freund,
W. Meister.
Louis: Sie hören, meine Damen, Herr Meister kann nicht kommen. Er ist unwohl, er kann nicht sprechen, er hat sich erkältet.
Anna und Bella: O, das ist schlimm (= nicht gut)!
Otto: Ich höre hier, Herr Meister ist verheiratet. Das wußte ich nicht (ich weiß, ich wußte, ich habe gewußt).
Louis: Verheiratet? Was ist das?
Otto: Herr Meister hat ein Weib.
Bella: Und zwei Töchter.
Louis: Ein Weib? Ich verstehe auch das Wort Weib nicht.
Bella: O Louis! Das wissen Sie nicht? Es ist dasselbe wie im Englischen. Adams Weib war Eva und George Washingtons Weib war Martha Washington.
Louis: O ja, nun weiß ich, was du meinst, Otto. Ich habe oft das Wort Frau gehört, aber noch nie das Wort Weib.
Anna: Ist Weib und Frau dasselbe?
Otto: Nicht immer. Man sagt im Deutschen: Herr Meister hat ein schönes Weib, und auch: Herr Meister hat eine schöne Frau. Das eine ist so gut, wie das andere. Man sagt aber nicht: Das ist Weib Meister; nein, man sagt: Das ist Frau Meister.