Die Trauerglocken, die in Weimar klangen,
Klagten: Nietzsche ist heimgegangen.
Ein kühner Flieger, Freund von allen Winden,
Ein freier Vogel über höchste Wipfel,
Ein Segler über Meere, über Gipfel,
Nichts kann ihm seine stolzen Flügel binden.
Da fährt ein Blitz dem Starken ins Gefieder
Und stürzt ihn nieder.
Die Kleinen, die der Großen Flug beneiden,
Die kleine Heckenzunft — das gab ein Schwatzen.
Er war gestraft. Das Recht blieb bei den Spatzen:
Wir sind gesund, wir konnten uns bescheiden,
Wir flogen nur um unsre Futterplätze,
Wir klugen Mätze.
Das schlimme Lied vom Genius und der Menge,
Die Schritt vor Schritt mit tausend Füßen tastet,
Indessen er auf stillen Bergen rastet,
Einsam, hoch über Enge und Gedränge,
Zu Flügen rastet, die auf Sehnsuchtsschwingen
Zur Sonne dringen.
Und nun hinaus, hinauf! Da hemmt kein Zagen.
Der Himmel lockt mit seinen Wunderweiten.
Das ist ein selig, stürmisch Flügelbreiten.
Ihr Winde alle, Freunde, kommt, mich tragen!
Vom Berg zur Wolke. Durch! Und dort, in Fernen,
Lockt Stern zu Sternen.
O Glück! O Lust! o Flug nach goldnen Küsten!
Tief unten rauscht das Meer und türmt die Wogen.
Du ungeberdige Flut, der ich entflogen,
Will es nach Tod und Trümmern dich gelüsten?
Das tiefe Grollen deines Zorns klingt schön
In meinen Höhn.
Du fängst mich nicht! Soll diese Kraft vergehen,
So sei es an der Sonne Feuerherzen.
Das war ein Sterben, wären Götterschmerzen:
Fliegen und schon in Todesflammen stehen.
— Da fährt ein Blitz dem Starken ins Gefieder
Und stürzt ihn nieder.