Ländliche Straßen, dicht beschneit.
Knirschen, Geläut,
ein Schlitten;
inmitten
sitzen drei kleine Leut
bis zu den Öhrchen vermummt.
Es singt und summt
von Weihnachtsglocken;
ein paar neugierige Flocken
lassen vom Wind sich herüberwehn,
wollen durchaus das Mädelchen sehn
mit den roten Kältebäckchen
und den goldbraunen Zottellöckchen
und das Bübchen daneben,
das sich eben
das immer tropfende Näschen putzt.
Großäugig, verdutzt,
bis zum Mäulchen zugedeckt,
im Wollmützchen fast versteckt,
sitzt das Kleinste auf Mutters Schoß.
"Kutscher, ein bißchen los,
es wird kalt;
Sie wissen doch, drüben zum Förster am Wald."
Der Alte schmunzelt und knallt
mit der Peitsche, hüh, hott—
die Gäule bleiben bei ihrem Trott.
... Von drüben her Lichter,
Zwei altliebe Gesichter
hinter den Scheiben:
"Wo sie nur bleiben?
Ist schon die fünfte Stunde!"
Da knurren die Hunde,
bellen, wollen hinaus;
Großmutter läuft vors Haus.
Da:—Knirschen, Geläut,
ein Schlitten,
inmitten
sitzen vier liebe Leut.
Wie das Altchen sich freut!
Unter Lachen und Weinen
wickelt sie aus den Tüchern die Kleinen,
küßt die Tochter, nimmt ihr das Jüngste vom Knie:
"Ein prächtiges Kindchen! Gott schütz es, Marie!"
Neben ihr sprudelt ein Zünglein:
"Großmutter, komm doch 'rein!
Großmutter, sind die Hühner noch wach?
Großmutter, Vater kommt morgen nach,
er läßt schön grüßen."
... Auf bedächtigen Füßen,
als ging ihn die Sache nichts an,
kommt auch der Förster langsam heran.
"Na?
Seid ihr endlich da?"
Gleich läuft der Fritz auf ihn zu:
"Großvater, Du,
guck mal drüben den roten Fleck!
och, Großvater, nu is die Sonne weg."
"Die Sonne? Hm, laß man; drin is noch eine,
'ne ganze feine,
die wird uns bald blinken—
nu aber, bitte, kommt Kaffee trinken."
... Der Platz wird leer,
schneestill und stumm.
Der alte Kutscher lenkt langsam um,
nickt vor sich her,
gedankenschwer,
und brummelt für sich:
"Der oll Förster hett's gaud, manch enner hett's nich."