Für alle Hasenfamilien fängt bald die aufregendste und arbeitsreichste Zeit des Jahres an. Das Osterfest steht kurz vor der Tür. Für jeden Hasen, der ein Osterhase werden möchte, ist Ostern das wichtigste Fest im ganzen Hasenleben. Denn angehende Osterhasen müssen viel lernen und einige Regeln beachten.
Schon einige Wochen vor dem Osterwochenende beginnen die Hasenfamilien mit den Vorbereitungen, damit am Ostersonntag auch alles gut klappt und jedes Kind ein buntes, gut verstecktes Ei in seinem Osternest im Garten finden kann.
So war es auch in Hoppels Familie. Alle Verwandten, unter anderem auch Hoppels Tanten und Onkel, Cousinen und Cousins, und alle Hasengeschwister, trafen sich in großer Runde und besprachen mit den Haseneltern die Aufgabenverteilung.
Hoppel war das jüngste von 12 Hasenkindern und durfte bisher noch nicht beim Verstecken der Ostereier mitmachen. Seine Geschwister waren schon älter und hatten die Hasenschule mit dem Osterunterricht schon besucht. Sie hatten alle ihre Aufgaben bekommen und übten schon seit Wochen fleißig, um für den wichtigsten Tag des Jahres fit zu sein. Für den kleinen Hoppel hatte jetzt keiner Zeit zum Spielen.
Jedes Jahr kamen junge Hasenkinder aus der ganzen Umgebung und meldeten sich in der Hasenschule an, um sich zu Osterhasen ausbilden zu lassen. Dieses Jahr wollte nun endlich auch das Häschen Hoppel dabei sein. „Das wird doch wohl nicht so schwer sein!“, dachte er sich.
Die Haseneltern fanden die Idee gut und ermunterten ihren Sohn: „Übung macht den Meister, Hoppel! Keiner ist bis jetzt als Osterhase vom Himmel gefallen“, sagte Hoppels Papa. Also wurde er in der Schule angemeldet. Die erfahrenen Osterhasen übernahmen den Unterricht der jungen Hasen.
Sie erklärten wie man die Eier von den Hühnern abholt und wie vorsichtig man sie behandeln muss, damit sie nicht zerbrechen. Für diese wichtige Aufgabe wurden die kräftigen, erfahrenen und geschickten Hasen eingesetzt.
Dann war der Malunterricht an der Reihe. „Gar nicht so einfach!“, stellte Hoppel fest. Man braucht eine ruhige Pfote, um ein schönes Muster auf das Ei zu malen. Dafür wurden die gelassenen und kreativen Hasen eingesetzt.
Anschließend übten alle Hasenkinder der Osterschule die Eier ganz sicher zu transportieren. Dafür müssen die Hasen flink, aufmerksam und sehr ausdauernd sein. Ihnen wurde in der Schule erklärt, dass die Wege zu den Osternestern oft sehr weit und holprig sind.
Wohlgemerkt war diese Strecke mit einem großen, vollgefüllten Korb auf dem Hasenrücken oder einer vollen Schubkarre mit bunten Eiern zurückzulegen. Der Orientierungssinn war ebenfalls sehr wichtig, weil alle Nester auch gefunden werden mussten, um die bunten Ostereier dort zu verstecken.
Das waren keine einfachen Aufgaben, aber alle Hasen waren sehr eifrig und fleißig, um die Abläufe genau zu lernen. Vor allem der Sportunterricht mit Wettläufen, Balance- und Springübungen und anderen Geschicklichkeitsaufgaben machte den meisten Hasen sehr viel Spaß und zählte zu den Lieblingseinheiten auf dem täglichen Stundenplan.
Dem kleinen Hasen Hoppel machte es großen Spaß, am Theorieunterricht teilzunehmen, aber manchmal hörte er nicht so recht zu. Während die Anderen übten, träumte er vor sich hin.
Endlich aber kam der große Tag näher und jeder „frisch gebackene” Osterhase bekam einen Korb voller Eier überreicht, die getragen und verteilt werden durften. Die Osterhasen wurden in kleine Gruppen aufgeteilt und verschwanden in kürzester Zeit in alle Himmelsrichtungen.
Plötzlich war Hoppel ganz aufgeregt. Er wusste gar nicht so genau, wohin er laufen sollte. Er hatte ja im Unterricht nicht so genau aufgepasst. Und beim Sport war er auch nicht der fleißigste Schüler gewesen.
„Ach, ich laufe den Anderen einfach hinterher!“, beruhigte sich Hoppel. Nachdem der älteste Osterhase das Startzeichen gab, flitzten alle los. Es ging über grüne Wiesen, Felder und Wälder in Richtung der Dörfer und Städte, wo die Kinder wohnten.
Hoppel hatte nicht genug geübt und die anderen Hasen liefen ihm schnell davon. Müde und erschöpft erreichte Hoppel nun eine Wiese, auf der Pferde weideten. Er fragte die Pferde: „Wisst ihr vielleicht, wo die Osternester für die Kinder sind?“ Die Pferde zeigten auf die Maulwurfshügel. „Dort vielleicht?“, sagten sie und grasten weiter.
Vorsichtshalber legte Hoppel ein rotes, glänzendes Ei auf den Maulwurfshügel und lief weiter. Auf dem Weg entdeckte er ein kleines Häufchen aus Laub und Zweigen. Es sah wie ein Nest aus. Hoppel legte auch darauf ein Ei und lief weiter.
Jetzt lief er an einer Hecke vorbei, die langsam mit grünen Zweigen ausschlug, aber noch so durchsichtig war, dass Hoppel in der Mitte ein Nest entdecken konnte. Auch darin legte er ein buntes Ei. So verteilte er alle hübschen Ostereier, bis er einen Garten erreichte und unter einem Baum ein wunderschönes grünes Nest aus Gras entdeckte.
„Huch!“ Jetzt erinnerte sich Hoppel. So sollte ein richtiges Osternest aussehen. Der alte Osterhase hatte es im Osterunterricht mehrmals gezeigt. Traurig saß er neben dem Nest, weil er keine Ostereier mehr hatte, als plötzlich jemand neben ihm angekrochen kam. Er schob ein rotes Ei vor sich her. „Warst du das, der mir das Ei auf das Luftloch in meinen Hügel gelegt hat?” fragte der Maulwurf verärgert und lief wieder zu seinem Bau zurück.
Da kam auch schon ein Mäusepaar, und rollte ein buntes Ei zum Häschen. „Was sollte das denn? Wir brauchen kein Ei vor unserem Bau“, schimpften die beiden Mäuse und liefen weiter. Und auch ein Igel kam zu Hoppel und brachte auf seinem Stachelrücken ein Osterei zurück, welches Hoppel scheinbar unterwegs verloren hat.
Nun kam eine Meise angeflogen und zwitscherte: „Ich brauche mein Nest selber für meine Eier, die ich bald legen werde. Nimm dein buntes Ei wieder mit und such dir ein eigenes Nest!“
„Danke!”, rief Hoppel den Tieren freudestrahlend hinterher und freute sich. Nun konnte er die zurückgebrachten Ostereier doch noch in die richtigen Nester verteilen. Im nächsten Jahr würde ihm so etwas nicht mehr passieren, dachte sich Hoppel.