Derweil wurde es Nacht und da kamen die Häuschensherren, sieben kleine Zwerge, jedes mit einem brennenden Grubenlichtchen vorn am Gürtel. Diese sahen gleich, dass jemand da gewesen war. Der erste fing an zu fragen:
"Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?"
Der zweite fragte:
"Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?"
Der dritte fragte.
"Wer hat von meinem Brötchen gebrochen?"
Der vierte:
"Wer hat von meinem Gemüschen geleckt?"
Der fünfte:
"Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?"
Der sechste:
"Wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?"
und der siebente fragte:
"Wer hat aus meinem Becherchen getrunken?"
Wie die Zwerglein also gefragt hatten, sahen sie sich nach ihren Bettchen um, und fragten:
"Wer hat in unseren Bettchen geschlafen?"
bis auf den siebenten, der fragte nicht so, sondern:
"Wer liegt in meinem Bettchen?",
denn da lag das Schneewitchen.
Da leuchten die Zwerge mit ihrem Lämpchen alle hin und sahen mit Staunen das schöne Kind. Sie störten es nicht, sondern sie ließen den siebenten in ihren Bettchen liegen, in jedem ein Stündchen, bis die Nacht herum war.
Da nun der Morgen mit seinen frühen Strahlen in das kleine Häuschen der Zwerge schien, wachte Schneewitchen auf und fürchtete sich vor den Zwergen. Die waren aber gut und freundlich und sagten, es solle sich nicht fürchten. Da sagte und erzählte nun Schneewitchen alles und wie es ihm ergangen war.
Darauf sagten die Zwergmännchen:
"Du kannst bei uns in unserem Häuschen bleiben, Schneewitchen. Du kannst uns den Haushalt führen, kannst uns unser Essen kochen, unsere Wäsche waschen und alles hübsch rein und sauber halten und auch unsere Bettchen machen."
Das war Schneewitchen recht und sie blieb bei den Zwergen. Die taten am Tage ihre Arbeit tief unter der Erde in den Bergen, wo sie Gold und Edelsteine suchten. Abends kamen sie, aßen und legten sich in ihre sieben Bettchen.
Unterdessen war die böse Königin froh geworden in ihrem argen Herzen, dass die nun wieder die Schönste war, wie sie meinte. Wieder versuchte sie den Spiegel und fragte ihn:
"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
Da antworte der Spiegel:
"Frau Königin! Ihr seid die Schönste hier, Aber Schneewitchen hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, ist noch tausendmal schöner als Ihr."
Das war wieder ein Dolchstich in das eitle Herz der Frau Königin und sie sann nun Tag und Nacht darauf, wie sie dem Schneewitchen ans Leben käme.