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CAP. XXXVIII. SPRÜCHE UND SEGEN.

时间:2014-11-13来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: SEGEN
Noch stärkere macht als in kraut und stein liegt in dem wort, und bei allen völkern gehen aus ihm segen oder fluch hervor [Fußnote]. es sind aber gebundne, feierlichgefaßte worte (verba concepta), wenn sie wirken sollen, erforderlich, lied und gesang; darum hängt alle kraft der rede, deren sich priester, arzt, zauberer bedienen, mit den formen der poesie zusammen.
Ausdrücke des sagens und singens treten über in den begrif des zauberns, die αοιδή (s. 749) wird επαοιδή Od. 19, 457, επωδή, sprechen, singen wird besprechen, besingen, schwören (goth. svaran respondere) beschwören (goth. bisvaran ορκίζειν), wie jurare conjurare, cantare incantare. ahd. galstar, ags. galdor, gealdor, altn. galdr (incantatio) leiten sich ab von galan canere; das ags. spell, eigentlich dictum, fabula, goth. spill, schärft sich zu zauberspruch.
Dem segen gegenüber steht der fluch, dem heil der schade. für jenen brauchte der Gothe noch das deutsche wort þiuþeins ευλογία, von þiuþjan ευλογει̃ν; das ahd. segan dicatio, dedicatio, benedictio rührt aus lat. signum, das ags. segen drückt bloß signum = vexillum aus; mhd. nhd. gelten segen auch von zaubersegen. κακολογει̃ν ist bei Ulf. ubilqiþan, maledicere, flêkan aber plangere, das ahd. fluochôn, mhd. vluochen, nhd. fluchen maledicere, imprecari, ahd. fluoh maledictio (männlich und ganz verschieden vom fem. fluoh rupes). alts. farflôcan maledicere, harmquidi maledictum. ferner ist fluchen ahd. farhuâzan, mhd. verwâzen [Fußnote], detestari, condemnare, verwandt, scheint es, dem ags. hvâtung (divinatio) poenit. Ecgb. 2, 23. 4, 19. ags. vergan (schlecht geschr. virgan, vyrgan) maledicere, detestari, eigentlich damnare, goth. vargjan, alts. waragian. ags. cursian, engl. curse. altn. bœn (precatio) ags. bên (oben s. 25) streifen an imprecatio [Fußnote]
Der segen wird insbesondere am morgen und abend gesprochen. swer bî liebe hât gelegen, der sol dar senden sînen morgensegen. MS. 2, 169a. gesegenen unde tiefe beswern. Mar. 188, 30. vgl. tiefe fluochen (s. 1026). besworn sîs du vil tiure. G. Abent. 3, 53. einem die krankheit absegnen. Thurneyser 2, 92. fluchen ist mhd. verwâzen: var hin verwâzen. MS. 2, 172b. nu var von mir verwâzen. Ls. 3, 77. nein pfui sie heut verwâzen! Tit. 600, 2. verfluochet und verwâzen wart vil ofte der tac, dâ sîn geburt ane lac. a. Heinr. 160. dagegen: gehoehet sî der süeze tac dâ dîn geburt von êrste an lac. Winsbekin 1. dem verwâzen entspricht das altfrz. dahé, dahez, dehait, dahet, dehez, dehé, daz ait, dem auch noch mal oder cent vorgesetzt wird. Garin 1, 10. 209. 2, 46. Ren. 404. 1512. 9730. 11022. Méon n. réc. 1, 202. 232. 4, 12. Orange 1, 202. 2, 151 und öfter. Trist. 3072. Aspr. 1a. 46b. 23b. Ferabras LIXa. da wallon. haitî sain und mâhaitî malsain (Grandgagn. 1, 265) ist, so könnte man an celtischen ursprung denken. vgl. anm. 2441. einen mit fluoche bern. Mart. 163c. mit dem fluoche seilen. ebendas. 226a. (flüeche lîden. Walth. 73, 5. fluoch bejagen. MS. 2, 137. in sih selbon luadun michilan fluah. O. IV. 24, 30). bîst unde flôk. upstand. 1837. goth. beist? digen einen. es bitten, wünschen, precari, imprecari. gramm. 4, 655. ags. vyrigean maledicere. homil. 2, 30. altn. bölva diris devovere. Sæm. 186. altn. röggva a diis mala imprecari. heißt dies falten und hängt es mit röggr röggvar pallium plicatum zusammen? altslav. kljati, praes. kl'nu, serb. kleti, praes. kunem, fluchen.
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Zwar gilt lautes beschreien, berufen und fluchen, doch in der regel verlangen segen und auch fluch leise, lispelnde, flüsternde rede. ahd. huispalôn sibilare Graff 4, 1239, ags. hvistlian fistulare, sibilare, engl. whistle, wie man der bezaubernden schlange pfeifen und zischen beilegt; mhd. wispeln: wispeln wilde vogel zemt, hunde ez letzet und lemt. Renn. 22370; aspis will keine wispelwort vernehmen Ms. 2, 202b: ›aller würmel wispel unde mürmel‹. Mart. 74c. denn auch murmeln ist dasselbe, ahd. murmulôn, murmurôn, nhd. zuweilen mummelen, nhd. mompelen. Paul. Diac. 1, 13, der freilassung per sagittam gedenkend fügt hinzu: immurmurantes, ob rei firmitatem, quaedam patria verba, das war ein langobardischer segensspruch [Fußnote]. ähnliche ausdrücke sind ahd. mutilôn (Graff 2, 707), nhd. protzeln, pretzeln, pröpeln, ursprünglich vom geräusch des siedenden wassers (das wasser brutzelt, pröpelt, pripelt, singt), dann sehr passend auf segensprechen angewandt: ›über eine krankheit prozeln und wispeln‹ d. h. heimlich segen sprechen, an einigen orten sagt man prebeln, nnl. preevelen; Frankes weltbuch 134a hat pretzeln [Fußnote].
Allein es gibt noch ein echteres, älteres wort, das goth. runa, welches meist μυστήριον, einigemal βουλή, συμβούλιον aussagt, wie mich dünkt ursprünglich das leise, feierlich gesprochne, hernach erst geheimnis. συμβούλιον ist geheimer rathschlag. dem geheimen wort lag nahe die geheime schrift, wie auch altn. mâl rede und zeichen war. Ulf. setzt für γραφή, γράμμα nur mêl, nicht runa, weil in den vorkommenden stellen keine geheimschrift gemeint wird, man dürfte wetten, daß ihm für diese runa geläufig war, wie die Franken frühe rûna = litera kennen. ahd. rûna, ags. rûn character magicus, mysterium. Cædm. 211, 12. 250. 6. 262, 9, in der letzten stelle mit deutlichem bezug auf bôcstafas 262, 7; altn. rûn litera, neben runa linea, aus welchem verhältnis zwischen û und u die ablautende formel riuna, ráun, runum erhellt, wozu auch altn. raun (tentamen, experimentum), reyna (tentare), vielleicht reynir (sorbus oben s. 1016), gehört. im ahd. verbum rûnên susurrare, rûnazan murmurare, mhd. rûnen, nhd. raunen, ags. rûnian dauert die urbedeutung des geheimen flüsterns, ahd. ôrrûno ist ein vertrauter, der ins ohr raunt. das altn. transitiv rŷna bezeichnet secretum scrutari, literas scrutari und vermittelt jenes raun tentamen, scrutatio. Ben. 378 steht sanfte rûnen entgegen dem öffentlichen singen. finnisch drückt runo lied aus (s. 751). Jetzt wird uns eine schon oft vorgehabte benennung vollkommen klar, ja sie erscheint nach allen seiten hin zutreffend. Aliruna heißt die germanische weise frau, weil sie aljaruna und in geheimen, dem gemeinen volk unverständlichen worten redend, zugleich der schrift und des zaubers kundig ist; die goth. runa, die ags. rûncräft war ihr eigen. ali- kann nur bedeuten: anders, fremd, was nicht vulgär und profan ist, also den begrif von runa noch erhöht. auch auf das heilige, vielleicht zum cultus der priesterinnen gehörige kraut (s. 1005) durfte der name selbst übergehn.
Das alterthum unterschied eine menge runen, und wären uns ihre benennungen dem ganzen umfang nach verständlich, so ließen sie schnell übersehn, was insgemein durch zaubersprüche ausgerichtet wurde. man mahlte, ritzte oder schnitt sie gewöhnlich auf stein oder holz, runsteine, runstäbe; auch rohr diente dazu (s. 907). die ahd. namen hahalrûna, îsrûna, lagorûna sind nach den buchstaben hahal, îs und lago; clofrûna und stofrûna bleiben unsicher, letztere scheint der bloße stupf apex. hellirûna bedeutet necromantia, todesrune, in klarem bezug auf Halja, Hella; ich halte dazu das nhd. höllenzwang, worunter man die mächtigste zauberformel versteht, wie sie dem doctor Faust eigen war. holzrûna ist nicht sächlich sondern persönlich zu nehmen, waldfrau, lamia (s. 360), nicht ohne die nebenvorstellung des klagens und flüsterns. die ahd. frauennamen Kundrûn, Hiltirûn, Sigirûn, Fridurûn, Paturûn sind walkürisch, aber auch auf sächliche kundrûna, hiltirûna, sigurûna, fridurûna, paturûna zurückführbar, wobei noch zu beachten scheint, daß den personen der ausgang -a mangelt, sie wurden einer andern decl. überwiesen. Aus dem mhd. knierûnen (heimlich übers knie reden) Ms. 2, 137a läßt sich ein subst. knierûne folgern. Ags. ist beadorûn Beov. 996 litera belli = bellum, rixa; helrûne Beov. 324 aber und burgrûne (s. 335) persönlich furia, parca, todesbotin, in einer glosse bei Lye pythonissa. Sæm. 194. 195 zählt Sigrdrîfa, d. i. Brynhildr, selbst eine valkyrja dem Sigurđ die runen auf, deren kunde ihr vor allen beiwohnen muste: ihr dargereichter becher ist ›fullr liođa ok lîknstafa, gôđra galdra ok gamanrûna‹, voll lieder, heilstäbe, guter zauber und wonnerunen. dann führt sie auf sigrûnar, ölrûnar, biargrûnar, brimrûnar, mâlrûnar, hugrûnar, von sigr victoria, ölr cerevisia, biarg saxum, brim mare, mâl sermo und hugr animus zu leiten. bloß bei ölrûn bin ich unschlüssig, das im eigennamen Ölrûn offenbar dem Aliruna bei Tacitus entspricht; kaum sind alle alirûnen auf alus, ölr cerevisia zurückzubringen, eher mutmaße ich, daß Ölrûn entweder für Elrûn, Elirûn stehe und mit ölrûn vermischt wurde, oder daß das û der zweiten silbe das a der ersten in ö gewandelt habe. sakrûnar (contentiones) Sæm. 165b. in den dän. volksliedern sind oft ramme runer, starke und kräftige genannt (1, 235. 280. 2, 33. 3, 335. 4, 47) [Fußnote]
Runen wurden auch auf baumwurzeln geschnitten: risti â rôtina rûnir, riôđrađi î blôđi, qvađ sîđan yfir galdra, gêck öfug ok andsælis um trêt, međ mörg römm ummæli. dann wirft er das holz ins meer und läßt es einem zum verderben fließen. Grettissaga cap. 85. vgl. scera â rôtum râs viđar. Sæm. 29a. die runenstäbe wurden umwunden und umwebt. Sæm. 195b wie die fries. tênar. lagđi â stafi. Sæm. 94a. heterûne bond. cod. exon. 416, 6. invitrûne. ebendas. 279, 7. hellirûna wie mnl. helscouwinghe? Parton. 20, 13. hellraune. Mathesius 1562, 154b. liosta helstöfum. Sæm. 145b. vgl. faesta feiknstafa. Sæm. 41b. fornald. s. 1, 436. ags. fâcnstäf. bregda blundstöfum. Sæm. 193b. at gamanrûnom. 25a. 26b. î valrûnom. 160b. mâlrûnar. 214b. rûnar viltar. 252a. vilt rîsta. 252b.
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Für den erfinder aller runen galt aber Ođinn (s. 124) und ihm wohnt die größte gewalt der worte bei. Yngl. saga cap. 7: þat kunni hann enn at gera međ ordum einum, at slöckva eld ok kyrra siâ, ok snûa vindum. Ođinn vissi of allt iarđfê, hvar fôlgit var, ok hann kunni þau liođ, er upplaukz fyrir hönum iörđin ok biörg ok steinar ok haugarnir, ok batt hann međ ordum einum þâ er fyrir biuggu, ok gekk inn ok tôk þar slîkt er hann vildi. Afzelius, sagoh. 1, 4, erwähnt, aber zu kurz und undeutlich, einer seltsamen schwedischen volkssage von einem mann Kettil Runske zu Kettilsås in Alsheda, der Odins runstäbe (runekaflar) stahl und damit dessen hunde und stiere, ja zuletzt die meerfrau festband, die Odin zur hilfe kommen wollte. unter diesem Odin scheint ein hirt oder riese gemeint, der den älteren gott vertritt, sein beiname runske geht offenbar auf den erwerb und besitz der stäbe.
Lieder und runen vermögen also die größten dinge. sie können tödten und vom tode wecken wie gegen den tod sichern; heilen und krank machen, wunden binden, blut stillen, schmerzen mildern, schlaf erregen; feuer löschen, meersturm sänftigen, regen und hagel schicken; bande sprengen, fessel zerreißen, riegel abstoßen, berge öfnen und schließen, schätze aufthun; kreißende entbinden oder verschließen; waffen fest oder weich, schwerter taub machen; knoten schürzen, die rinde vom baum lösen (s. 908); saat verderben (fruges excantare); böse geister rufen und bannen, diebe binden. Diese wunder sind schon im wesen der dichtkunst gelegen (s. 757). im rûnatal Sæm. 28–30 sind achtzehn wirkungen der runen angegeben [Fußnote]
durch wort ein wilder slange gât
zem manne, da'r sich toeren lât:
durch wort ein swert vermîdet,
daz es nieman versnîdet,
durch wort ein îsen nieman mac
verbrennen, gluot ez allen tac.
 
er sprach ein wort mit grim, daz sich der berc ûfslôz. Altsw. 80. jâ möht ich sît einen boum mit mîner bete sunder wâpen nider geneigen. MS. 1, 51a. ein runarbelti öfnet alle schlösser und vertreibt alle krankheiten. färöiske qväder s. 228. 286. zwei zwerge sollen vafrlogi mit runen schneiden. ebendas. s. 138. 140. Lieder sprengen fesseln. Somadeva 1, 134. altn. þokuvîsur erregen dunkel und nebel. fornm. sög. 3, 97. 98. man strickte einen brief um das schwert. Wigal. 4427. 7335, wie man früher runen darin grub. man pflegte einzelne sachen zu beschwören z. b. schwerter. vgl. altd. bl. 1, 43. ligamenta aut etiam scripta in contrarietatem alterius excogitare. l. Visig. VI. 2, 4.
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Besondere gewalt wohnt aber den flüchen und verwünschungen bei. unsere mhd. dichter sagen ›tiefe fluochen‹ Ms. 2,188a; ›swinde fluochen‹ Helbl. 2, 518; zornvluoch Helbl. 1, 656. bedeutsam heißt es: ›ich brach des vluoches herten kiesel‹ MsH. 2, 339b, seine wirkung ist kieselhart, und kann nicht leicht gebrochen werden. Walth. 73, 29:
zwêne herzelîche flüeche kan ich ouch,
die fluochent nâch dem willen mîn.
hiure müezens beide esel und der gouch
gehœren ê si enbizzen sîn.
wê in denne, den vil armen!
 
der nüchtern vernommne fluch wirkt desto heftiger. Nach irischem volksglauben muß jeder ausgesprochne fluch auf irgend etwas niederfallen: er schwebt sieben jahre in der luft und kann jeden augenblick auf den, wider den er gethan wurde, sich herabsenken; verläßt diesen sein schutzengel, so nimmt alsbald der fluch die gestalt eines unglücks, einer krankheit oder versuchung an und stürzt auf den verfluchten. Auch pentam. 2, 7 wird gesagt, daß der fluch flügel gewinne und gen himmel steige: mesero le' mardettiune dessa vecchia l'ascelle, che sagliettero subeto' n cielo. einem verwünschten pferd soll das haar leuchten: a cavallo iastemmiato luce lo pilo (ebenda).
Aus der alten poesie lassen sich beispiele der kräftigsten flüche sammeln; der eddische Sæm. 144a
nio röstom er þû skyldir neđar vera,
ok vaxi þer â bađmi barr!
 
gemahnt an die s. 149. 795 aus unsrer volkssprache mitgetheilten formeln. auch Sæm. 165a. b hebe ich hervor. in einem minnelied (Ben. 82) heißt es: ›der nîder schar, daz die vor kilchen lægen!‹ auf ungeweihtem boden begraben [Fußnote], ›der bluomen schîn sol iemer sîn von ihr gewalt gescheiden‹. Die runen auf gräbern fügen zuweilen am schluß einen fluch gegen den bei, der den stein abwälze oder forttrage: at ryđi sa verđi sa stain þansi velti, er werde zu rost, unheil treffe ihn! so endigen auch die lat. urkunden des MA. mit verwünschungen des übertreters, aber biblischen, kirchlichen.
Ein mhd. gedicht hat diese flüche: daz dîn wîp got von dir lœse! vische, vogele, würme, tier mit liuten dîner vröuden burc erstürme! gnâde in allen landen sol dir sîn gehaz! dich mîde gruoz von allen guoten vrouwen, dîn sâme und ouch dîn sât verdorre unsüeze, sô Gelboê der berc von allen touwen verteilet ist, der vluoch dir haften müeze! MsH. 3, 52 [Fußnote]
got müeze im êre meren.
zuo flieze im aller sælden fluz,
niht wildes mîde sînen schuz,
sîns hundes louf, sîns hornes duz
erhelle im und erschelle im wol nâch êren.   Walth. 18, 25.
 
vgl. den fluch. Ls. 2, 425. ein schöner sogen heißt:
der sumer sî sô guot,
daz er die schoene in sîner wunne
lâze wünneclîche leben. swaz wol don ougon tuot
und sich den liuten lieben kunne,
daz müeze ir diu sælde geben,
swaz grüenez ûf von erden gê
oder touwes obenan nider rîsen muoz,
loup, gras, bluomen und klê
der vogel doenen
geb der schoenen
wünneclîchen gruoz.   MS. 2, 183a.
 
andere lauten: ze heile erschîne im tages sunne, nahtes mâne und iegslîch stern! MS. 2, 174a. dîn zunge grüene iemer, dîn herze ersterbe niemer! Trist. 7797. got lâze im wol geschehen! MS. 1, 74b. got des geve en jummer hêl, dat kraket! (daß es kracht). Wizlau 9, 28.
Die flüche sind viel häufiger und manichfaltiger. mîne vlüeche sint niht smal. Beneke 377. sie wirken rasch: ein swinder fluoch. MS. 2, 71b. mit snellem fluoche. Tit. 2588. dazu schon bei Wolkenst. 42 ein wilder fluoch. der fluch faßt den menschen wie eine zange: uns twinget noch des fluoches zange. MS. 2, 166a. die flüche haften, treffen ein, kleben. solten alle vlüeche kleben, ez müeste lützel liutes leben. Freid. 130, 12. der fluoch bekleip. Haupts zeitschr. 5, 516. dem muoz der fluoch beklîben. 5, 550. der fluoch klebet. 8, 187. der fluch verbrennt. Nalus s. 177. flüche fliegen aus und kehren wieder heim, wie der vogel ins nest. Berth. 63. die flüche flohen um die wette. Günther 163. Mächtig ist besonders der fluch des sterbenden. þat var trûa þeirra î forneskju, at orđ feigs manns mætti mikit, ef han bölvađi ôvin sînum međ nafni. daher verhehlte man den namen. Sæm. 186a. der todwunde Sigfrit schilt. Nib. 929, 3. 933, 4 (s. weiter unten fluchen und schelten). des vaters segen baut ein haus, der mutter fluch reißts wieder aus. der fluch der mutter ist unabwendbar. Holtzmann 3, 144. wirksam ist auch der fluch der pilgrime. Gudr. 933, des priesters. Holtzm. Nibel. 117. der fluch sehr alter leute, die da gott fürchten, thut gottlosen schaden. ins. Felsenburg 1, 22. als zum fluchen geneigt gelten besonders fuhrleute. Philand. 2, 345, auch officiere. Gellert 4, 145.
Schwüre und flüche sammelte Agricola no. 472–502, verwünschungen stehn im Ls. 1, 410. 411. 2, 424–428, Sæm. 85. 86. fornald. sög. 3, 203. 204. ein fluchlied auf Otto III. bei Pertz 2, 153. De Vries op Hoofts Warenar 97–100. serbische flüche bei Talvj 2, 385. Vuk no. 152. 154. 157. 162. 219. 393.
Die wildheit und stärke des fluchens wird durch verschiedene derbe wendungen ausgedrückt. er fluchte, daß es grausam war. Ettner unw. doct. 743. er hub ein gefluch und schelten an, daß kein wunder, das schloß wäre versunken. Schweinichen 2, 70. (daz se dâ fluochten niemen unde daz Hagenen kint bleip unbescholten. Gudr. 933, 4). er fahet an zeflŷchen und zeschweren, daß das erdtreich möcht undergon (?). fluchen, daß es steine gen himmel sprengt. käserei 126. er schwur, daß sich der himmel möchte bücken. Wickram rollw. 9. fluchen, daß es donneren möcht. Garg. 149a. fluchen, daß die balken krachen s. v. balke im wb. er flucht alle zeichen, daß der boden kracht. Hebel 44. alle zeichen fluchen. Stalder 2, 468 (s. 925). schwören, daß die kröten hüpfen. Firmenich 2, 262. vgl. den krottensegen. Garg. 230a. er flucht dem teufel ein bein aus dem ars und das link horn vom kopf, Garg. 232a. er flucht ihm die nase aus dem gesicht. schuldban 27. (?) Die flüche, die gott als fluchenden, verderbenden anrufen, sind die feierlichsten. daz ez got verwâze! Er. 7900. sô sî ich verwâzen vor gotes ougen! Herb. 1068 (s. 1022). daz in got von himele immer gehoene! Gudr. 1221, 4. daß dich gottes kraft schände! Melander 2 no. 198. Hercules dique istam perdant! Plaut. Cas. II. 3, 57. qui illum di omnem deaeque perdant! ebenda 61. got du sende an mînen leiden man den tôt daz ich von den ülven werde enbunden. MS. 1, 81a (s. 971). swer des schuldig sî, den velle got und nem im al sîn êre. ebenda 1, 81b. ubio ga bog! erschlage ihn gott! Vuk ed. nov. no. 254. mit merkwürdiger anwendung der praeposition over verwünschen mnl. sprüche zum teufel: nu over in duvels ere! Limb. 4, 62. over ins duvels name! 4, 1088. nu over ins duvels geleide! Karel 2, 4447. nu over in der duvele hant! Limb. 7, 638. mhd. der tievel var ime in den munt! Reinh. 1642. daß dir der henker in den rachen führe! Felsenb. 3, 443. daß dich! (sc. der teufel hole!). daß dich das wetter verborne! Melander 2. no. 362. ir letz die slach der schauer und kratz der wilde ber. Wolkenst. 30. altn. eigi hann iötnar, gâlgi görvallan! Sæm. 255a. tröll hafi þik allan ok svâ gull þit! Kormakss. s. 188. far þu nu þar er smyl hafi þik! (zum schiff beim anlanden) vgl. die heilwünschende formel. king Horne. 143 [Fußnote]. du scholt varen in dat wilde brôk! Mone schausp. 2, 100. 101. an den wilden wolt! 2, 101. vgl. ze holze varn. Kolocz. 262. Klinsôr und waerest über sê! MS. 2, 6a. versigelen müez er ûf daz mer von wîbe und von kinde! MS. 1, 6a. lett. eij wilkam, geh zu den wölfen. wilkeem apendams! daß dich die wölfe fressen. Stender 360. so ezzen si die wilden krân! Keller erz. 196. þitt skyli hiarta hrafnar slîta. Sæm. 232a. dat uch de raven schinnen! Karlm. 140, 23. des müezen si die wolve nagen! altd. w. 2, 56. ir herzen müezen krânvuoz nagen! MS. 2, 119b. den vermîden rôsen und alle zîtelôsen und aller vogellîne sanc! MS. 2, 63a. ich schaffe daz ir aller fröiden strûzen ie widerspenic müezen wesen. MS. 1, 4a. ut te paries inclinans obruat, ut te afflicta senio arbor caeduave obruat! Melander 2 no. 198. Marke du versink! MS. 2, 79b. häufig werden tod, krankheit und schmerzen angeflucht. nu iz dir den grimmen tôt! (?) des ertrenke iuch ein wolkenbrust! Ges. Abent. 2, 667. wolde got waere dîn houpt fûl! (in der erde). Renner 12192. daz dich aezen die maden! Helbl. 1, 1212. daz diu ougen im erglasen! Helbl. 2, 512. ein galischer fluch heißt: marbhphaisg, das todtenkleid über dich! (sô er müeze erknûren! (?). Helbl. 8, 227). hin ze allen sühten! Helbl. 2, 745. vgl. alles und aller. wb. 1, 213. sô dich diu suht benasche! Helbl. 1, 1202. got geb dir die drüs und den ritten! pasq. 1, 157. diu suht an iuwern lôsen kragen! Reinh. s. 302. dahaz aie parmi le col! Méon n. rec. 1, 202. 232. maudahet ait et el col et el nes. Orange 5, 2650. vgl. cent dehez ait parmi la cane! Trist. 3072. tu ut oculos emungare ex capite per nasum tuos! Plaut. Cas. II. 6, 39. daß du die nase ins gesicht behältst! Reuter olle kam. 3, 25. 26. 48. 301. da var diu suht in iuwer ôren! MSH. 3, 438a. wê dir in die zende! Ben. 324. la male gote aiez as dens! Ren. 14322. daz iu der munt werde wan der zungen! Parz. 316, 4. daz si (die zunge) verswellen müeze und ouch diu kel! MS. 2, 5a. dîn zunge müeze dir werden lam. Morolf 1150. in (eis) müezen erlamen die knübel. Haupts zeitschr. 6, 492. nhd. daß du versauerst! litth. kad tu suruktum, daß du verschrumpfest! wâfen über diu ougen, dâmit ich dich hân gesehen, und wâfen über die arme, dâmit ich dich umvangen hân. Ettm. Ortn. 7, 2. daz er immir ubil jâr muoze haben! Ksrchron. 6958. vgl. malannus s. 971. eine fluchformel beginnt: als leit sî dir u. s. w. Karajan Teichner 41. vgl. als unglück dich fliege! (? auf dich). Kellers erz. 244, 31. mîn sêle sê ungeheilet! Rab. 79. daz si sîn gunêret! MS. 1, 194a. altn. vön sê su vættr vers ok barna! Sæm. 214b. wan, waere er swerzer dan ein kol! MS. 2, 100b. der werde zeinem steine! MS. 1, 6a. dagegen: werde als mensch geboren! Somadeva 1, 7. 1, 81. vervluochet sî der tac, diu wîle! Mai 137, 38. 138, 1. vgl. vloecte die wile. Lanc. 12224. 16250. 12755. sô hazz mich allez daz sî. Helbl. 15, 677.
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Wie sonst beim säen gebetet und gesegnet werden soll, gibt es einige kräuter, die unter flüchen gedeihen: nihil ocimo foecundius, cum maledictis ac probris serendum praecipiunt, ut laetius proveniat, sato pavitur terra. et cuminum qui serunt, precantur ne exeat. Plin. 19, 7 [Fußnote]. napos serere nudum volunt, precantem sibi et vicinis serere se 18, 13 [Fußnote].
Einen feierlich beschwören hieß ahd. munigôn inti manôn (hortari et monere), ags. mynegian and manian. ›sîs bimunigôt thuruh then himilisgon got, bisuoran thuruh thes forahta, ther alla worolt worahta!‹ O. IV. 19, 47; ›ih bimuniun dih‹ beginnt die formel (beschwör. VII). noch mhd. Troj. 10519: ›des wart vil manec wilder geist von ir gemuniet und gemant‹ [Fußnote].
Jene hellirûna, necromantia, stellt sich in den liedern dar, welche nach heidnischem brauch auf todtenhügeln und gräbern ausgesprochen wurden, damit ein todter rede stehe oder etwas herausgebe. der indiculus superstit. unterscheidet sacrilegium ad sepulcra mortuorum und sacrilegium super defunctos, id est dadsisas. dâd steht für dôd oder dêd (vgl. nedfyr, nodfyr s. 502), das alts. sisas stelle ich zum ahd. sisuwâ neniae, dessen sg. sisu, siso haben würde, sisesang ist carmen lugubre (Diut. 2, 283b Graff 6, 281), eine alts. beichtformel liefert: ›ik gihôrda hetlunnussia endi unhrênia sespilon‹, wäre das sesespilon? die dunkle wurzel erscheint auch in den eigennamen Sisebutus, Sisenandus u. a. m. (gramm. 2, 476). hetlunnussia müssen verwünschungen sein, vgl. alts. hatol dirus, Hel. 110, 8. ahd. hazzal malitiosus, gl. Hrab. 957a. neniae sind carmina funebria, preislieder zur ehre der todten. in Britferthi vita Dunstani (gb. 925) cap. 1 (acta sanct. 19 mai) heißt es von diesem heiligen: ›avitae gentilitatis vanissima didicisse carmina et historiarum frivolas colere incantationum nenias‹. gerade so sagt Gregor. tur. mirac. 2, 1: ›ad vicum, in quo fanatici erroris naeniae colebantur‹. das ags. byrgensang verdeutscht epitaphium, Mones glossen 943. 944 geben lîcsang, lîcleođ epicedium, byriensang, bergelsleođ, byrgleođ carmen super tumulum. in Hroswithas Proterius heißt es bei einer beschwörung: ›supra gentilis tumulum sub tempore noctis stans, herebi domino suplex‹. Der altn. ausdruck ist aber valgaldr qveđa (leichenzauber singen) Sæm. 94a, Ođinn zwang damit die beschneite, beregnete und bethaute vala (s. 260. 261) aus dem hügel zu steigen und ihm zu antworten. Grôas sohn und Hervör sprechen fast dieselbe formel aus: ›vski þû Grôa, vaki þû gôđ kona, vek ek þik dauđra dura!‹ Sæm. 97a; ›vaki þû Angantŷr, vekr þic Hervör einka dôttir ykkar Svâfu!‹ (fornald. sög. 1, 435). dann wechselt Hervör mit dem vater schauerliche gespräche und zuletzt wird ihr das begehrte schwert aus dem hügel herausgeworfen. Nicht anders erfolgt die hergabe des schwerts aus dem grab an den beschwörenden sohn in dem volkslied von Orm (sv. fornsånger 2, 446. 447. danske viser 1, 59. 60. 66. 67) oder in dem färöischen von Virgar d. i. Wittich (Lyngbye s. 369). Wolfdietrich zwingt die todte zunge seines begrabnen vaters sieben worte zu reden (Cod. dresd. 313) [Fußnote].
Wie beschwörung die gräber sprengt, weichen ihr schloß und riegel. Ferabras 2759:
venc a l'us de la cambra, si la trobat tancada,
et a dit son conjur: tota s'es desfermada.
 
in folgender stelle aus meier Helmbrecht 1205 wird zwar nur des hinzutretens gedacht, der viehdieb muß aber, als er sich näherte, lösende worte gesprochen haben:
mîn geselle Wolvesdrüzzel
ûf tuot er âne slüzzel
alliu slôz und îsenhalt;
in einem jâr hân ich gezalt
hundert îsenhalte grôz,
daz ie daz slôz dannen schôz,
als er von verre gie dar zuo:
ros, ohsen und manic kuo.
die ungezalt sint beliben,
die er ûz dem hove hât getriben,
daz ie daz slôz von sîner stat
schôz, swann er dar zuo trat,
 
noch jetzt stehn einzelne räuber und gauner im ruf, ihre ketten und schlösser besprechen zu können, daß sie ihnen abspringen [Fußnote]
bindet man ime die vuoze unde die hende,
schiere lôsit er die gebende,
diu slôz heizit er ûfgân,
nihein îsen mac vor im bestân.
in hulzînen siulen
machet er die sêle,
daz die liute waenent, daz sie leben.
alde ronen heizit er bern u. s. w.   Kaiserchr. 2118 ff.
 
ähnlich spricht die Yngl. sage cap. 7 von Odin.
.
Götter und dämone konnten durch ihre bloße macht wind und sturm erregen, zauberer thaten es durch lieder. Saxo gramm. s. 71 von einem Oddo, vir magicae doctus, ita ut absque carina altum pererrans hostilia saepe navigia concitatis carmine procellis everteret. diese tempestarii sind schon s. 530. 531 verhandelt worden. carminibus in nimbos solvere coelum. Saxo gramm. 17. die lieder wandten aber auch unwetter und hagel ab, wie sie sie heranlockten. ›cum averti carmine grandines credant plerique, cujus verba inserere non equidem serio ausim‹, Plin. 17, 28.
Wie die gesamte zauberei auf alte weiber herab sank und der vorzeit glaube kerlînga villa hieß (Sæm. 169), ›alter wîbe troume‹ Turl. Wh. 1, 82a, γραώδεις μυ̃θοι, I Tim. 4, 7 oder goth. usalþanáizô spilla; ergieng es den altüberlieferten heilformeln nicht besser. schon die miracula s. Matthiae (von einem Trierer benedictiner des 12 jh.) cap. 34 drücken sich so aus; cujus dolore mater affecta medicinam et anilia adhibuit carmina (Pez. thes. anec. 2, 3 p. 234) [Fußnote].
Diese abergläubischen formeln frommen der geschichte unsrer mythologie, und enthalten nachrichten von göttern und gebräuchen des heidenthums, die ohne sie verschollen wären. sogar geistliche bücher gönnten ihnen raum, weil man ihre anwendbarkeit in gewissen fällen, wenigstens krankheiten des viehs, noch für nützlich und statthaft erachtete. eine umsichtige sammlung derselben, die zu manchen aufschlüssen leiten müste, scheint jetzt noch nicht an der zeit, da sie zerstreut und aus dem munde des volks oder den hexenprocessen erst langsam zu gewinnen sind [Fußnote]. Einige bedeutende beispiele sollen aber hier nicht allein ihren werth sondern auch ihre zähe verbreitung durch beinahe ganz Europa außer zweifel setzen.
Das erste gedicht der Merseburger hs. ist ein haftlied, beim knüpfen und lösen der bande zu singen, hier auf eines gefangnen erledigung gehend:
eiris sâzun idisi, sâzun hera duoder,
suma hapt heptidun, suma heri lezidun.
suma clûbôdun umbi cuoniowidi:
insprincg hapthandum. invar vigandum!
 
d. i. olim sedebant nymphae, sedebant huc illuc (ags. þider, engl. thither), aliae vincula vinciebant, aliae exercitum morabantur, aliae carpebant redimicula: exsili e vinculis, elabere hostibus! den sinn der letzten zeile hat zuerst Wackernagel eingesehn, wodurch sich auch die vorletzte erläutert, das pflücken der binden löst den haft und nun kann der gefangne entschlüpfen. Von dem haft heften wurde schon s. 332 geredet, des bindens und entbindens gedenken auch die minnelieder. Beda 4, 22 erzählt von einem, der nicht gebunden werden konnte: nec tamen vinciri potuit, nam mox ut abiere qui vinxerant eadem ejus sunt vincula soluta . . . interea comes, qui eum tenebat, mirari et interrogare coepit, quare ligari non posset, an forte literas solutorias, de qualibus fabulae ferunt, apud se haberet, propter quas ligari non posset? at ille respondit, nihil se talium artium nosse. er wurde einem dritten verkauft: sed nec ab illo ullatenus potuit alligari. Beda erklärt das wunder daher, daß weil man ihn für todt geglaubt hatte, für die entbindung seiner seele messen gelesen worden seien. nicht unwichtig scheint die etwas weiter gehende ags. übertragung: and hine âcsade, hväđer he þâ âlŷsendlîcan rûne cuđe and þa stânas mid him âvritene häfde, be svylcum men leás spell secgađ; doch welcherlei steine stellte sich der übersetzer unter den mit runen beschriebnen vor?
Man hat drei haufen von frauen anzunehmen, deren jeder ein besonderes geschäft verrichtete [Fußnote]
þann gel ek inn fimta,
ef þer fiöturr verđr
borinn at bôglimum,
Leifnis elda læt ek þer
fyr legg af kveđna
ok stökkr þâ lâss af limum
en af fôtum fiötur.   Sæm. 98a.
 
Minne sô bint die minneclîche oder aber mich enbint. Kellers Romvart 651. vgl. beadorûnan onbindan. Beov. 996. rigel und fessel sprengen. h. Ludw. 86, 7. 96, 2. Dietmar von Merseburg erzählt: legimus, quod unius captivi vincula, quem uxor sua putans mortuum assiduis procuravit exequiis, toties solverentur, quoties pro eo acceptabiles deo patri hostiae ab ea offerrentur, ut ipse ei post retulit, cum domum suam liber revisit. Pertz 5, 740. An die haftlieder reihen sich die wundsegen. den wuntsegen man im sprach. h. Ludwig 1531. vgl. den houptsegen, ougensegen, pferitsegen und wundensegen in Haupts zeitschr. 4, 577. mit zauberspruch wird die wunde schnell geheilt. Holtzmann ind. sagen 2, 176. Auch das schwert erhält segen. swertes segen. Frauenlob s. 77. segent er im daz swert. Mai 83, 39. segen dîn swert. Altsw. 64.
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Die andre Merseburger formel soll ein erlahmtes pferd heilen:
Phol ende Wôdan vuorun zi holza,
dô wart demo Balderes volon sîn vuoz birenkit;
dô biguolen Sinthgunt, Sunnâ era suister,
dô biguolen Frûâ, Follâ era suister,
dô biguolen Wôdan, sô he wola conda,
sôse bênrenki, sôse bluotrenki
sôse lidirenki . . . . . .
bên zi bêna, bluot zi bluoda,
lid zi giliden, sôse gelîmida sîn.
 
hier wird ein den göttern zugestoßnes abenteuer besungen, wie Wodan Balders ausgerenktes füllen durch besprechen (bigalan) geheilt habe. die hersagung des lieds heilt nun auch andere lahme rosse. Was die übrigen götter nicht vermögen, vermag Wôdan, gerade wie es Yngl. saga 7 heißt: Ođinn kunni at gera međ ordum einum at slöckva eld ok kyrra siâ, ok snûa vindum hverja leiđ er hann vildi. er ist also der größte zauberer oder wunderer von allen.
Nun höre man unter welchen gestalten diese beschwörung in dem heutigen volksaberglauben fortgepflanzt erscheint. in Norwegen:
Jesus reed sig til hede,
da reed han sönder sit folebeen.
Jesus stigede af og lägte det:
Jesus lagde marv i marv,
been i been, kjöd i kjöd,
Jesus lagde derpaa et blad,
at det skulde blive i samme stad.
 
in Schweden gegen die pferdekrankheit flåg (flog, anflug):
Oden står på berget,
han spörjer efter sin fole,
floget har han fått. –
spotta i din hand och i hans mun,
han skall få bot i samma stund.
 
eine andere hingegen hebt an:
Frygge frågade frå:
huru skall man bota
den flåget får?
 
beide schwedische, offenbar unvollständige weisen theilt F. Magnusen im dagen 1842 no. 119 mit aus Mimer. Ups. 1839 s. 277. Daß in den Niederlanden ähnliche reime fortleben, ersehe ich aus einem briefe Halbertsmas, worin es heißt: een mijner boeven gaf my voorleden jaar een rijm, dat de toverdokters prevelden, terwijl zij den verrukten voet van een paard met de hand van boven naar beneden stroken en alzo genazen. er hätte mir den reim selbst sollen mittheilen.
Bedeutsamer klingt die schottische, aus den fireside stories by Rob. Chambers, Edinb. 1842 p. 37 entnommne überlieferung. When a person has received a sprain, it is customary to apply to an individual practised in casting the wresting thread. this is a thread spun from black wool, on which are cast nine knots, and tied round a sprained leg or arm. During the time the operator is putting the thread round the affected limb, he says, but in such a tone of voice as not to be heard by the bystanders, nor even by the person operated upon:
the lord rade,
and the foal slade;
he lighted,
and he righted.
set joint to joint,
bone to bone,
and sinew to sinew.
heal in the holy ghosts name!
 
hier dient der spruch noch für verrenkungen des menschlichen leibs, obgleich von dem gleiten des fohlen ausgegangen wird; zu den geraunten worten tritt aber noch eine ligatur des wollnen fadens in neun knoten.
Wie genau stimmt in diesen, von einander ganz unabhängigen fassungen das bên zi bêna, been i been, bone so bone, das lid zi giliden, kjöd i kjöd, sinew to sinew; wer an die treue dauer des im volk überlieferten nicht glauben kann, empfängt hier beispiele vom zehnten jh. bis auf heute in Deutschland, Schottland und dem Norden. sicher sind dieselben worte oder ähnliche zahllose mal in allen ländern deutscher zunge abergläubisch angewandt worden. der cod. vatic. 4395 enthält bl. 83a folgendes: ›gott wurden IIII nagel in sein hend und fuez geslagen, da von er IIII wunden enphie, do er an dem heiligen chreuz hing (l. hie). die funft wunden im Longinus stach, er west nicht waz er an ihm rach . . . an dem dritten tag gepot got dem lichnam, der in der erden lag, fleisch zu fleisch, pluet zu pluet, adern zu adern, pain zu pain, gelider zu gelidern, yslichs an sein stat. bei demselbigen gepeut ich dir fleisch zu fleisch u. s. w.‹
Aber noch mehr, weit höher hinauf, schon bei den ältesten Römern hafteten verrenkungssprüche, voll dunkler worte. der bereits s. 186 aus Cato angeführte mag jetzt ganz folgen, weil er auf art und weise der deutschen formeln licht wirft. Luxum si quod est, hac cantione sanum fiet. harundinem prende tibi viridem pedes IV aut V longam. mediam diffinde et duo homines teneant ad coxendices. incipe cantare ›in alio. s. f. motas vaeta daries dardaries astataries Dissunapiter‹, usque dum coeant. ferrum insuper jactato. ubi coierint et altera alteram tetigerit, id manu prende et dextra sinistra praecide. ad luxum aut ad fracturam alliga, sanum fiet, et tamen quotidie cantato ›in alio s. f. vel luxato. vel hoc modo, huat hanat huat ista pista sista, domiabo damnaustra, et luxato. vel hoc modo, huat haut ista sis tar sis ardannabon dunnaustra.‹ Auf diese beschwörung geht was Plinius am schluß von buch 17 sagt: carminis verba inserere non equidem serio ausim, quanquam a Catone prodita, contra luxata membra, jungenda arundinum fissurae. Die worte erscheinen uns jetzt unsinn und mögen auch verderbt sein; warum sollten sie aber nicht ursprünglich der sabinischen oder einer benachbarten sprache des alten Italiens, von welchen wir nur wenig wissen, zugehören. die reime ista pista sista oder die alliteration domiabo damnaustra (im folgenden dannabon dunnaustra erscheint das nemliche wieder, weshalb nochmals ista pista sista zu lesen sein wird) erinnern an die reime des spruchs bei Virgil: limus ut hic durescit et haec ut cera liquescit uno eodemque igne, sic nostro Daphnis amore (ecl. 8). in Dissunapiter steckt der gott, gleich dem Phol und Wodan unsrer sprüche. Marcellus Empiricus, ein arzt des 4 jh., hat in seinem buche de medicamentis eine formel gegen herzweh: in lamella stannea scribes et ad collum suspendes haec, antea vero etiam cane: corcu ne mergito, cave corcu ne mergito cantorem, utos, utos, utos, praeparavi tibi vinum lene, libidinem, discede a nonita, in nomine dei Jacob, in nomine dei Sebaoth! [Fußnote]
jeg red mig engang igjennem et led,
saa fik min sorte fole vred;
saa satte jeg kjöd mod kjöd og blod mod blod,
saa blev min sorte fole god.
 
Floget (altn. flog dolor acris) botas genom denna lösning: floget och flömdet skall fly ur brusk och ben i stock och sten, i namn fader u. s. w. Då att upropas trenne gänger: trollet satt i berget, hästen feck floget, spott i hand, slå i mun, bot i samma stund. Rääf. Estnische beschwörungen stehn bei Kreutzwald und Neuss s. 97–99. 122. 123. über die heilung der verrenkung in Lappland. Castréns reise 153. vgl. Ernst Meier s. 516. man sagt noch von ungewaschenen reden, sie könnten keinen lahmen gaul gesund machen. zum Catonischen verrenkungsspruch halte die formel: mota et soluta. Grotefend rud. umbr. 4, 13. in Atharvaveda 4, 12 heißt ein solcher spruch:
Aufrichtend bist du, aufrichtend, aufrichtend das gebrochne bein,
richte dies auf, Arundhati!
Was dir verletzt, was dir gebrochen,
das richte glücklich wieder ein der schöpfer dir mit glied an glied.
Es werde dir durch mark das mark,
es werde dir auch glied durch glied,
was dir am fleisch vergangen ist,
und auch der knochen wachse dir.
Mark mit marke sei vereinigt,
haut mit haut erhebe sich,
blut erheb' sich dir am knochen,
was da zerbrach, richt' ein, o kraut.
Steh auf, geh hin, du, eile fort,
wie schön an rad, felge und nab' ein wagen läuft!
Steh aufrecht fest!
Wenn in die grube stürzend es zerbrach,
oder ein stein, geworfen, hat getroffen,
zusammen wie des wagens theile,
so füge glied an glied der alf (ribhu)!
 
Im cod. vindob. theol. 259 werden lateinische und deutsche formeln zusammengestellt. (De eo quo)d spurihalz dicimus [Fußnote]. si in dextero pede contigerit, in sinistra aure sanguis minuatur, si in sinistro pede, in dextera aure minuatur sanguis. Ad vermes occidendos. Feruina (?) dei gracia plena. tu habes triginta quinque indices et triginta quinque medicinas. quando dominus ascendit ad coelos, ascendit memorare quod dixit. Ad apes conformandos. vos estis ancille domini (vgl. s. 579. 755), adjuro vos per nomen domini ne fugiatis a filiis hominum. Ad pullos de nido. crescite et multiplicamini et vivite et implete terram. Contra sagittam diaboli. palamiasit. palamiasit. calamia insiti per omne corpus meum. per ista tria nomina per patrem et filium et filium sanctum. aius aius aius sanctus sanctus sanctus. in dei nomine cardia cardiani de necessu (? recessu) propter illum malannum quod domnus papa ad imperatorem transmisit, quod omnis homo super se portare debet. amen. tribus vicibus. De hoc quod spurihalz dicunt. primum pater noster.
visc flôt aftar themo watare, verbrustun sîna vetherun,
thô gihêlida iua use druhtin, the selvo druhtin
thie gehêle that hors tliera spurihelti!
 
Contra vermes:
gang ût nesso mid nigun nessiklinon,
 
ût fana themo marge an that bên. fan themo bêne an that flês gût. fan themo flêsge an thia hûd, ût fan thera strâla! druhtin werthe sô [Fußnote].
Der nesso, mit seinen neun jungen, ist das auszutreibende gewürm.
Petrus, Michahel et Stephanus ambulabant per viam, sic dixit Michahel: ›Stephani equus infusus, signet illum deus, signet illum Christus, et erbam comedat et aquam bibat.‹ Zwei dieser formeln betreffen wieder das lahme, die letzte das kranke pferd (Ducange s. v. infusio u. infusus equus). die übergänge von marg an bên, flêsg und hûd gleichen aber dem einrichten der verrenkung. [Fußnote].
Die ältesten, schönsten segen bei allen völkern laufen über in gebete, welche bei opfern hergesagt wurden, und die einfachsten sind im hirtenleben aufzusuchen. wie frische unschuld klingt in jenen gebeten an den donnergott (s. 146). Wenn die Tscheremissen ihr hehrstes fest Schurem begehn und stille friedliche opfer darbringen, bei welchem sich kein weibliches wesen blicken lassen darf (vgl. s. 965), sprechen sie ein gebet, aus dem ich wenige sätze aushebe: wer gott opfer gebracht hat, dem gebe gott heil und gesundheit, den kindern die zur welt kommen schenke er geld, brot, bienen, vieh die fülle. er lasse die bienen heuer schwärmen und honig in fülle wirken. wenn der frühling naht, laß, o gott, die drei arten vieh auf die drei wege hinaus, schütze sie vor tiefem schlamm, bären, wölfen, dieben. wie der hopfen prall ist und voll, so segne uns mit glück und verstand! wie das licht hell brennt, so laß uns leben! wie das wachs sich ansetzt [Fußnote], verleih uns heil! (aus Aleks. Fuks o Tschuwaschach i Tscheremisach. Kasan 1840, mitgeth. in Ermans archiv 1841. heft 2).
Dapem pro bubus piro florente facito. dapem hoc modo fieri oportet. Jovi dapali culignam vini quantuum vis polluceto. eo die feriae bubus et bubulcis, et qui dapem facient. cum pollucere oportebit, sic facias. Jupiter dapalis, quod tibi fieri oportet, in domo familia mea culignam vini dapi, ejus rei ergo macte hac illace dape pollucenda esto. macte vino inferio esto. Vestae, si voles, dato. daps Jovi assaria pecuina, urna vini Jovi caste. profanato sine contagione, postea dape facta serito milium, panicum, alium, lentim (Cato de re rust. 132).
Hieran reiht sich eine ags. bôt d. i. puoza des untragenden, durch zauber verderbten ackers aus cod. exon. 5214. Her is seo bôt, hû þû meaht þîne äceras betan, gif hî nellađ vel veaxan, ođđe þær hvilc ungedêfe þing ongedôn biđ on drŷ ođđe on lyblâce.
Genim þonne on niht, ær hit dagige, feover tyrf on feover healfa þäs landes, and gemearca, hû hî ær stôdon. nim þonne ele and hunig and beorman, and ælces feos meolc, þe on þæm lande sî, and ælces treovcynnes dæl, þe on þæm lande sî geveaxen, bûtan heardan beáman, and ælcre namcuđre vyrte dæl, bûtan glappan ânon; and dô þonne hâlig väter þæron, and drŷpe þonne þriva on þone stađol þâra turfa, and cveđe þonne þâs vord: crescite, veaxe, et multiplicamini, and gemänigfealde, et replete, and gefylle, terram, þâs eorđan, in nomine patris et filii et spiritus sancti benedicti, and pater noster, svâ oft svâ þât ođer. And bere siđđan þâ turf tô cyrcean, and messepreost âsinge feover messan ofer þâm turfon, and vende man þät grêne tô þam veofode. and siđđan gebringe man þâ turf, pær hi ær væron ær sunnan setlgange, and häbbe him gevorht of cvicbeáme feover Cristes mælo, and âvrîte on ælcon ende Mattheus and Marcus, Lucas and Johannes. lege þät Cristes mæl on þone pyt neođeveardne, cveđe þonne: crux Mattheus, crux Marcus, crux Lucas, crux Johannes. nim þonne þâ turf and sette þær ufon on and cveđe þonne nigon siđon þâs vord: crescite and svâ oft pater noster. and vende þe þonne eástveard, and onlût nigon siđon eádmôdlice, and cveđ þonne þâs vord:
eástveard ic stande, ârena ic me bidde.
bidde ic þone mæran dryhten, b. i. þ. miclan dryhten,
bidde ic þone hâligan heofonrices veard.
eorđan ic bidde and upheofon,
and þâ sôđan sancta Marian,
and heofenes meaht and heáhreced,
þät ic môte þis gealdor mid gife dryhtnes
tôđum ontŷnan þurh trumme geþanc,
âveccan þâs västmas us tô voruldnytte,
gefyllan þâs foldan mid fäste geleáfan,
vlitigian þâs vangturf, svâ se vîtega cväđ,
þät se häfde âre on eorđrice se þe ælmyssan
dælde dômlice dryhtnes þances.
 
Vende þe þonne þriva sunganges. âstrecce þe þonne on andlang, and ârim þær letanias, and cveđ þonne ›sanctus, sanctus, sanctus‹ ođ ende. sing þonne benedicite âpenedon earmon and magniticat and pater noster III, and bebeod hit Criste and sancta Marian and pære hâlgan rôde, tô lofe and tô veorđinga, and þam tô âre þe þät land âge and eallon þâm þe him underþeodde sint. þonne þät eall sî gedôn, þonne nime man uncûđ sæd ät ælmesmannum, and selle him tvâ svylc svylce man ät him nime, and gegaderie ealle his sulhgeteogo tô gädere. borige þonne on þam beáme stôr and finol and gehâlgode sâpan and gehâlgod sealt. nim þonne þät sæd, sete on þäs sulhes bodig. cveđ þonne:
Erce, erce, erce, eorđan môdor [Fußnote],
geunne þe se alvealda êce dryhten
äcera veaxendra and vriđendra,
eácniendra and elniendra,
sceáf tæce [Fußnote] se scîra västma,
and þære brâdan bere västma, 
and þære hvîtan hvæte västma,
and ealra eorđan västma.
geunne him êce dryhten
and his hâlige þe on heofonum sint.
þät his yrđ sî gefriđod viđ ealra feonda gehväne,
and heo sî geborgen viđ ealra healvn gehvylc,
þâra lyblâca geond land sâven.
nu bidde ic þone vealdend, se þe þâs veoruld gesceôp,
þät ne sî nân tô þäs cvidol vîf, ne tô þäs cräftig man,
þät âvendan ne mäge vord þus gecvedene.
 
þonne man þâ sulh forđ drîfe and þâ forman furh onsceote, ced þonne
hâl ves þû folde fira môdor!
beo þû grôvende on godes fäđme,
fôdre gefylled firum tô nytte!
 
nim þonne älces cynnes melo, and âbace man innereardre handa brâdne hlâf and gecned hine mid meolce and mid hâlig vätere, and lecge under þâ forman furh. cveđ þonne:
ful äcer fôdres fira cynne
beorht blôvende, þû geblêtsod veorđ
þäs hâligan naman, þe þâs heofon gesceôp,
and þâs eorđan þe ve on lifiađ.
se god þe þâs grundas geveorhte gemme us grôvende gife,
þät us corna gehvyle cume tô nytte;
 
cveđ þonne þriva crescite in nomine patiis benedicti amen, and pater noster þriva.
Diese merkwürdige nachricht scheint, obgleich ihr schon christliche bräuche beigemischt werden, weit in das alterthum heidnischer opfer und ackerbestellung hinauf zu führen. wie dem Jupiter die daps bereitet und die weinschale ausgegossen, hernach hirse, fenich, lauch und linse gesät wurde, gehn auch hier dem pflügen opferbräuche vorher. aus des ackers vier winkeln werden rasen geschnitten, öl, honig, hefe, von alles viehes milch, von alles baumes art (außer hartbäumen, d. i. eiche und buche, RA. 506), von allem namhaften kraut (außer kletten) auf die rasen gelegt und heiliges wasser gesprengt; dann die rasenstücke zur kirche getragen, so, daß das grüne gegen den altar gewendet ist, vier messen darüber gelesen, und die rasen noch vor sonnenuntergang wieder auf den acker gebracht. nun geschehen die segensprüche und unbekannter von bettlern erkaufter samen (vgl. s. 952) wird geholt, auf den pflug gesetzt und ein andrer spruch hergesagt, dann die erste furche gepflügt, allerlei mehl genommen, ein laib mit milch geknetet, unter die erste furche gelegt und noch ein segen gesprochen. Es ist bekannt, daß die Römer mehlkuchen und früchte auf den äckern opferten. mir scheinen aber auch unsre weisthümer noch unverstandne spuren jener heidnischen sitte zu bewahren: kommt der pflüger an ein ende der furche, soll er da finden einen topf mit honig und am andern ende einen topf milch, so er schwach würde sich daran zu erlaben (weisth. 2, 547, wo für milch melts steht, was weder mehl noch malz sein kann). ferner, beim pflügen soll ein brot so groß gebracht werden, daß man es in eine achse des pflugrads stecke und eine furche damit ackere; breche das brot, wenn die furche aus sei und habe der pflüger nicht ein andres rad bereit, das er an die stelle setze, so solle er büßen; breche aber das brot, eh die furche fertig sei, möge er ohne buße heimfahren (2, 356). Anderemal lautet die bestimmung so: breche dem pflüger ein rad, so habe er zur buße ein brot zu entrichten, das gleich hoch mit dem pflugrad und von aller frucht, die der pflug gewinnt, gebacken, und so gemach solle er mit dem pfluge fahren, daß ein finke seine jungen auf dem rade ätzen könne (2, 179, 180). auch 2, 547 heißt es, wenn ein korn haber in das pflugrad falle, daß die vögel in der luft es genießen sollen. 2, 120 ist bloß die größe des brots nach der des pflugrads ausgedrückt, 2, 128 wird aber wiederum gesagt, aus der frucht, die die hube trägt, und die müle bricht, soll ein kuchen von der größe des pflugrads gebacken werden und nun der pflüger damit pflügen: breche das rad, eh er ans ende komme, so sei er brüchig, breche es nicht, so sei er dennoch brüchig. den kuchen von aller frucht, die die müle melt, nennt 2, 147 und das an die stelle des auslaufenden pflugrads einzusteckende rockenbrot 2, 262. 412. 587. Was sollen diese seltsamen vorschriften? nie werden pflüger mit honig und milch gespeist, nie brote und kuchen an die achse gesteckt worden sein, die erste furche zu ziehen. es scheinen alte opferlaibe, die mit honig und milch begossen in die furche (ad piamentum s. 1001) gelegt und den pflügern ausgetheilt wurden, an welchen man auch die vöglein picken ließ; daß sie aus allerlei frucht, um den ganzen ertrag des ackers zu umfassen, bereitet waren, wie in der ags. formel der laib aus aller art mehl gebacken ist, entscheidet beinahe.
Verelius, in den anm. zu Hervararsaga s. 139 meldet, daß die schwedischen bauern den gebacknen julagalt (s. 41) trocken werden lassen und bis zum frühjahr aufheben. dann aber einen theil davon unter die frucht reiben und den pflügenden rossen, einen theil den pflughaltern zu essen geben: verrem istum fictum siccant, et ad veris tempus, cum semina sulcis sunt credenda servant. tum partem ejus comminutam in vas vel in corbem, ex quo semina sunt dispergenda, immittunt, hordeoque permixtam equis aratoribus, alteram servis stivam tenentibus comedendam relinquunt, spe forte uberioris messis percipiendae. Das ist also auch ein opferkuchen, der unter die saat gemischt und von den pflügenden thieren und menschen gekostet wurde; wer weiß ob nicht das verbrennen des teufels, das vertheilen und ausstreuen seiner asche auf den äckern, dessen man die hexen zieh (s. 897), aus dem gebäck eines opferkuchens in götzengestalt entsprang? auch zum bealtine wurde ein kuchen gebacken und unter die menge vertheilt (s. 510).
Bei dem flachsbau wird es nicht an segensprüchen und bräuchen gemangelt haben, noch heute singen die mädchen unter dieser arbeit mancherlei lieder. Wenn der lein gesät wurde, stieg an einigen orten die hausfrau auf den tisch, tanzte und sprang rücklings herab: so hoch sie niedersprang, so hoch sollte der flachs wachsen (vgl. abergl. 519). Lasicz s. 50 von den Samagiten: tertio post ilgas die deum Waizganthos colunt virgines, ut ejus beneficio tam lini quam cannabis habeant copiam. ubi altissima illarum, impleto placentulis, quas sikies vocant, sinu, et stans pede uno in sedili manuque sinistra sursum elata librum prolixum tiliae vel ulmo detractum, dextera vero craterem cerevisiae haec loquens tenet: ›Waizganthe produc nobis tam altum linum, quam ego nunc alta sum, neve nos nudos incedere permittas!‹ post haec craterem exhaurit impletumque rursum deo in terram effundit, et placentas e sinu ejicit, a deastris, si qui sint Waizgantho, comedendas. Si haec peragens firma perstet, bonum lini proventum anno sequenti futurum in animum inducit, si lapsa pede altero nitatur, dubitat de futura copia, fidemque effectus sequitur. In der Wetterau, beim säen des krauts, muß die frau auf den heerd springen und rufen: ›häupter wie mein kopf, blätter wie mein schürz und dorschen (strünke) wie mein bein!‹ so wird das kraut gerathen [Fußnote].
Wie die Römer den wolf von den äckern abwehrten, berichtet Plin. 28, 20: lupos in agrum non accedere, si capti unius pedibus infractis cultroque adacto paulatim sanguis circa fines agri spargatur, atque ipse defodiatur in eo loco, ex quo coeperit trahi; aut si vomerem, quo primus sulcus eo anno in agro ductus sit, excussum aratro focus larium, quo familia convenit, absumat; ac lupum nulli animali nociturum in eo agro, quam diu id fiat.
Der folgende hirtensegen aus einer hs. des 15 jh. verräth weit älteren ursprung: ich treip heut aus in unser lieben frauen haus, in Abrahams garten (vgl. s.1020), der lieber herr sant Mertein, der sol heut meines (vihes) pflegen und warten, und der lieber herr sant Wolfgang, der lieb herr sant Peter, der hat den himelischen slussel, die versperrent dem wolf und der vohin im drussel, daß si weder plut lassen noch bein schroten. des helf mir der man, der chain ubel nie hat getan (d. i. Christus, vgl. oben s. 20 und den gegensatz s. 825. 826), und die heiligen V wunden behüten mein vieh vor allen hoIzhunden. V pater et V ave Maria.
Alle reime brechen unsicher durch. die holzhunde sind Wuotans waldhunde (s. 122); die holtes gehlêđan, silvae latrones (El. 223), die hölzinge (Reinh. s. lv) und daß neben dem wolf die weibliche vohe (vulpes) genannt ist, stimmt sogar zum goth. faúhô, ahd. fohâ. Wolfgang aber, der hier die heerde schützen soll, heißt so entweder weil er dem wolf entgegengeht, oder ihm als helden der wolf zu glücklicher stunde begegnet ist (s. 954) [Fußnote].
Da ich keinen deutschen bienensegen angetroffen habe, will ich einen lateinischen aus Baluze capitul. 2, 663, nach einer Sangaller hs., geben. Ad revocandum examen apum dispersum: adjuro te mater aviorum per deum regem coelorum et per illum redemptorem filium dei te adjuro, ut non te in altum levare nec longe volare, sed quam plus cito potes ad arborom venire (velis): ibi te alloces cum omni tuo genere vel cum socia tua, ibi habeo bona vasa parata, ut vos ibi in dei nomine laboretis etc. mater aviorum (für apum) ist die ags. beomôdor (s. 580), die wachsende wabe (vorhin s. 1033) hieß beobreád cod. exon. 425, 20, mhd. bîebrôt (gramm. 3, 463), sonst auch râz und wâbe (vom weben, wirken, vgl. s. 580); der stock bîekar (vas, goth. kasi), das flugloch ahd. flougar (Graff 3, 163); unserer sprache standen vordem viel mehr benennungen für die bienenzucht zu gebot und schönere [Fußnote].
Weil runen auf bast geschrieben wurden (limrûnar â berki rista ok â bađmi viđar, Sæm. 195a, cortex carminibus adnotatus, Saxo gramm. 44), mag das alterthum auch runen gekannt haben die den bast vom holze lösten. zauberlieder vermögen das kind aus der mutter schoß, die rinde vom bast zu lösen. Bei unsern hirtenbuben haben sich fast durch ganz Deutschland reime erhalten, die sie einen weidenast auf dem knie oder mit dem messerstiel klopfend tactmäßig singen, um den bast zur pfeife unverletzt abzutrennen. die einfachste, aber nicht älteste fassung lautet: Fabian Sebastian, lat mi de widenflöt afgan! (Voss zu idylle 6, 179). in Ditmarsen: Fabian Sebastian lat den saft ut holt gan! man wähnt, auf dieser heiligen tag (20 jan.) trete der saft in die weide. anderwärts mangeln beide namen, dafür ist der spruch länger: sa sa pipe (wahrscheinlich sappipe, saftpfeife) upm mölendike dar sit en man, de heet Johan, de har dre rode stöveln an, de ene hördo mi to, de annor hörde di to, de drudde hördem papen to, do kam de ole hesse (hexe) mit en blanken meste, sneet den küken den kop af, smeeten in busch, plumps sä de busch, is de sapipe noch nicht good? Halbertsma im overijsselschen almanak für 1836 sagt: de twijg riip en gesneden zijndo slaan de kinderen met het hecht van een mesje op een der groene rijsjes, tot dat de bast loslaat, dien zij er dan heel aftrekken en als een pijp gebruiken om op te fluiten of er erwten door te blazen. zoo lang het kind met zijn mesje op den bast tikte, plag het oudtijds de volgende regelen te zingen: ›lange, lange pipe, wenneer bistou ripe? te meye, te meye, as de veugeltjes eyer lekt. 't ketjen op den dyk zat, sute melk met brokken at. doe kwam de voele hesse al met de scharpe messe, wold et ketjen et oor afsnien: it ketjen ging ant lopen to hope, lo hope! de voele hesse ging lopen. heel of, half of, houwe dijn den kop af, so dood as en piere, kump sün levendage net weer hiere.‹ Aus der Neumark gibt Firmenich s. 121 diesen spruch: ›sipp sapp seepe, moak mi 'ne flöte. wovon denn? von meieroan, von thymegoan, det se balle mag afgoahn.‹ s. 131 aus Priegnitz: ›sibbe sibbe sibbe säubken, loat mi det kleine fleutken goat afgoahn, goot afgoahn bes up den letzten knoaken.‹ Man sieht, wie Sebastian aus sappipe, sibbe sabbe und vielleicht bast hinein gerathen ist. Im Böhmerwald wird der weiden oder erlenzweig so beschworen (Jos. Rank s. 168): pföfferl gei owa, sist schloga dö owa, lei's rintl o drahdö eiz, heargotl pfeiz! (pfeiflein geh ab, sonst schlag ich dich ab, liebes rindlein ja zieh dich jetzt, herrgöttlein pfeif). Woycicki kl. 1, 92. 151 meldet, um eine wunderbare pfeife (fujarka) zu erlangen, die alle leute tanzen mache, müsse man im dunkeln wald die grüne weide aufsuchen, welche niemals wasser rauschen noch den hahn krähen hörte: co by nigdy niesłyszala szuma wody, ni piania koguta. dieser ausdrücklich vom landvolk am Pruth und Dniester entnommne zug stimmt wunderbar zu Plinius angabe 10, 37: ex qua (sambuco) magis canoram buccinam tubamque credit pastor ibi caesa, ubi gallorum cantum frutex ille non exandiat. von schälen der weide wird nichts berichtet [Fußnote].
Aus dem Harleyms. no. 585 fol. 186 theilte mir Price ein altes ags. spell gegen færstice, d. i. unversehens entstandnen stich mit. man soll die drei kräuter feferfuge (engl. feverfew, im capit. de villis b. Pertz 3, 186 febrifugia = febrem fugans), rothe nessel die durch den hof wächst (vgl. 1004 durch sieb) und wegbreite (ahd. wegabreita plantago) dazu in butter sieden. viđ færstice feferfuge and seo reáde netele, þe þurh ærn invyxđ and vegbræde, vylle in buteran.
Hlûde væron hî lâ hlûde, þâ hi ofer þone hlæv ridon,
væron ânmôde. þâ hi ofer land ridon.
scyld þû þe nu þâ, þisne nîđ genesan môte.
ût lytel spere, gif her inne sie!
stôd under linde. under leohtum scylde,
pær þâ mihtigan vif hyra mägen beræddon.
and hi gyllende gâras sendon.
ic him ođerne eft ville sendan
fleogende flân forane tô geanes.
ût lytel spere, gif hit her inne sie!
sät smiđ, slôh seax lytel
. . . . . . . iserna vund sviđe.
ût lytel spere, gif her inne sie!
sex smiđas sæton, välspera vorhton,
ûtspere næs innspere
gif her inne sie isernes dæl,
hägtessan geveorc, hit sceal gemyltan,
gif þu være on fell scoten, ođđe være on flæsc scoten,
ođđe være on blôd scoten . . . . . .
ođđe være on liđ scoten, næfre ne si þin lif âtæsed,
gif hit være êsa gescot, ođđe hit være ylfa gescot,
ođđe hit være hägtessan gescot, nu ic ville þîn helpan:
þis þe tô bô bôte êsa gescotes, þis þe tô bôte ylfa gescotes,
þis þe tô bôte hägtessan gescotes. ic þîn ville helpan.
tleo þær on fyrgen!
heáfde hâl vestu, helpe þîn dryhten!
 
nim þonne þät seax, âdô on vætan.
Einige lücken stören. zum grunde liegt die annahme, daß die stiche des kranken vom geschoß der geister verursacht werden. mächtige frauen, hägtessan (s. 808) seien laut über das land geritten und haben gellende speere gesendet, hernach aber wird genauer êsa, ylfa und hägtessan gescot unterschieden, geschoß der götter (s. 21), elbe (s. 366) und der hexen (doch steht der gen. sg. hägtessan, nicht pl. hägtessena). der beschwörende, indem er den hergang erzählt, ruft dem kranken zu, daß er sich decken solle, dann werde er genesen [Fußnote], immer wird dazwischen gerufen: heraus kleiner speer, wo du in dem leibe bist! dann fährt der beschwörer fort, er habe unter schilde gedeckt gestanden, als die weiber ihre geschoße fliegen ließen, und bereite sich, ihnen den gegenwurf zu senden, ein messer, dessen schmieden durch einen schmied, so wie das von schlachtspeeren durch sechs schmiede gemeldet wird. das zaubereisen solle schmelzen, wohin es auch geschossen sei, in haut, fleisch, blut oder glied, die hilfe komme. zuletzt heißt es: (die zauberin) fliehe in die wildnis, du, der kranke, sei am haupte heil, gott helfe dir. nach beendigung des spells soll das messer (jenes vom schmied geschmiedete?) in wasser gethan werden. hinter scoten scheint ausgefallen: ođđe være on bân scoten, hinter fyrgen vielleicht: seo þone flân sceát (oder: sende). [Fußnote].
Andere bisher ungedruckte formeln danke ich Kembles mittheilung. Cviđ ymbe, nim eorđan, oferveorp mid þînê svîđran handa under þinum svîđran fêt and cvet:
fô ic under fêt, fuude ic hit.
hvät, eorđe mäg viđ ealra vihta gehvylce,
and viđ andan and viđ æminde,
and viđ þâ micelan mannes tungan.
 
and viđ on forveorp ofer greot þonne his virman and cveđ:
sitte ge etc. (folgen die schon s. 358 gegebnen verse). Gegen väterälfâdle (wasserelbsucht): gif mon biđ on väterälfâdle, þonne beođ him þâ handnäglas vonne and þâ eágan tearige, and vile locian niđer. dô him þis tô læcedôme: eoforþrote, cassuc, eovberge, elehtre, eolone, merscmealvancrop, fenminte, dile, lilie, âttorlâđe, polleie, marrubie, docce, ellen, felterre, vermôđ, strâvbergean leáf, consolde. ofgeot mid ealađ, dô hâlig väter tô, sing þis gealdor ofer þriva:
ic benne âvrâđ betest beadovræđa,
svâ benne ne burnon ne burston,
ne fundian ne feologan ne hoppettan,
ne vund vaxian, ne dolh diopian,
ac him self healde hâlevæge,
ne ace þe þon mâ, þe eorđan on eáre ace (? âge).
 
sing þis manegum sîđum. eođe þe onbere mid eallum hire mihtum and mägenum. þâs gealdor mon mäg singan on vunde.
Die unter dem rechten fuß mit der rechten hand aufgegriffene erde ist heilend und schützend, der erde wird miht and mägen beigelegt. hâlevæge stimmt zu heilawâc s. 485.
Ueber die elbischen mare und nachtmare reicht wenig aus, was s. 384. 385 gesagt wurde: sie reiten nicht allein menschen, sondern auch pferde, deren mähne morgens von schweiß trieft und verworren ist, vgl. Swantewits ros (s. 551). Cannegieter in epistola de ara ad Noviomagum reperta p. 25 sagt: abigunt eas nymphas (matres deas, mairas) hodie rustici osse capitis equini tectis injecto, cujusmodi ossa per has terras in rusticorum villis crebra est animadvertere (vgl. s. 550. 551). nocte autem ad concubia equitare creduntur et equos fatigare ad longinqua itinera. illud namque datum deabus illis magisque, si rusticorum fabulis credimus, ut manentes loca peregrina adeant in equis manentibus, qui tamen viae labores sudore testantur. Nuper confabulatus mecum villicus aegerrime ferebat equos suos proxima nocte exagitatos defluente per corpora sudore; causam cum quaererem respondit iratus, mairam noctumam equitasse. Aus diesem maira nocturna, sei es nun mit matrona (s. 345) oder gar μοι̃ρα verwandt, möchte man wol den namen nachtmar, engl. nightmare leiten, läge uns eine andere deutung nicht noch näher. dem ahd. masc. marah (equus) ags. mear, altn. marr scheint das ags. fem. meare (so wird besser zu schreiben sein als mære) altn. mara zur seite stehend. zwar das ahd. meriha bedeutet nur equa, nicht ephialtes, und nhd. unterscheiden wir zwischen mähre und mahr; aber dem altn. mara wohnt gerade umgedreht der begrif des daemons bei, schon Yngl. saga cap. 16 wird könig Vanlandi von einer mara im schlaf todt getreten: ›mara trađ hann‹, und als ihm seine leute zur hilfe sprangen ›trađ hun fôtleggina‹, zuletzt ›kafdi hun höfuđit, svâ at þar dô hann.‹ die vorstellung mag also zwischen dem gerittenen thier und dem reitenden, tretenden schwanken, wie auch der teufel bald reitet, bald als pferd erscheint und auf sich nimmt. Gleich der mara hieß es s. 230, daß die Stempe tritt. Gute marsagen hat Wolf no. 249–254 aus den Niederlanden; zumal merkwürdig ist mir eine von ihm s. 689 mitgetheilte beschwörung gegen den geist:
o maer, gy lelyk dier,
komt toch dezen nacht niet wêer.
alle waters zult gy waeyen.
alle boomen zult gy blaeyen,
alle spieren gerst zult gy tellen,
komt my toch dezen nacht niet kwellen!
 
wozu man den hennebergischen spruch (in Haupts zeitschr. 3, 360) halte:
das wallala alle berge durchtra,
alle wasser durchbåt,
alle bletlich åblåt,
onnerdesse wörds tak!
 
die nachtfahrt des geistes wird gemeint, es trabt über alle berge, watet oder badet durch die wasser, blatet die bäume ab, zählt die halme der gerste, bis tag anbricht. auf den maerentakken (misteln?) soll die mar ausruhen. Der name wallala mag sich aus wallen, wadeln, oder einem wehruf (gramm. 3, 293) erklären, da die nächtlichen geister (abergl. 878) als klagemütter (s. 359. 360) erscheinen. Schm. 4, 54 waulen, jammern, winseln [Fußnote]
olle wasser wote,
olle baemer blote,
olle baege staige,
olle kiechespeitze maide!   (Meinert s. 44).
 
sie kehren auch sonst wieder s. Leoprechting 26, Panzer beitr. 1, 269. Kuhn s. 461.
. Den dritten spruch gewährt Schreibers tb. 1839 s. 321: drudenkopf, ich verbiete dir haus und hof, ich verbiete dir meine bettstätte, daß du nicht über mich trostest (? trottest, trittst). troste in ein ander haus, bis du über alle berge und wasser steigest und alle zaunstecken chlest (? zehlest). so kommt der liebe tag wieder in mein haus. Drute ist eins mit mahre, wie drutenzopf eins mit marenzopf, alpzopf, drutenfuß mit maerenvoet. das wichtigste aber scheint, daß tagesanbruch den tagscheuen geist vertreibt (s. 386), und gerade wie diese sprüche schließt Alvismâl: ›nu scînn sunna î sali‹. vgl. dagr er nû. Sæm. 145b. ich vermute die formel noch anderwärts, und reiner gefaßt.
Gern pflegen eingänge der segen etwas erzählendes voran zu stellen, eine handlung, aus welcher sich dann die kraft der hilfe ableitet, und dabei haften vorzüglich heidnische wesen, z. b. wenn ein spruch beginnt:
sprach jungfrau Hille
›blut stand stille!‹ [Fußnote]
 
wer erkennt hier nicht augenblicklich die alte walküre Hilda, die blut vergießen und wieder zum stillstand bringen kann? Wird aber nun angehoben: Maria gieng über land, Christus gieng über land, oder heißt es in einem spruch gegen den fingerwurm: Gott vater fährt zu acker, ackert fein wacker, ackert alle würme heraus, der eine war weiß, der andre schwarz, der dritte roth; hier liegen alle würme todt! so liegt am tage, daß solche formeln nicht in der christlichen zeit entspringen, wol aber unter dem volk, welches nur heilige namen einschaltete, fortdauern konnten. die heidnischen anlässe, die den dunkeln oder läppischen sinn der worte aufschließen würden, sind uns verborgen. so tritt Jesus und the lord an Wuotans platz (s. 1030. 1031).
Christus in petra sedebat,
et virgam manu tenebat
 
(Mones anz. 7, 609). sonst auch: Hiob gieng über land, hatte den stab in der hand. Jesus und Petrus giengen wandern, aus einem land ins andere; das gemahnt an die weit verbreitete vorstellung (s. 280). es ist aber nicht immer so leicht, wie in diesem letzten fall, der zum grunde liegenden heidnischen namen zu gewahren. Am liebsten wird von drei wesen angehoben, wie die idisi sich in drei schaaren theilen (s. 1030), schauen drei Marien aus (s. 345) gleich drei nornen und feen,
es giengen drei brüder über feld
 
(Keisersbergs ameis. 50a, beschwör. XXXI). Es steigen drei jungfern vom himmel zur erden, die erste heißt Blutgülpe, die andere Blutstülpe, die dritte Blutstehestill (märk. forsch. 1, 262). die letzte ist jene im andern spruch allein genannte jungfrau Hilde. Aus Roth. de nominibus vet. Germanor. medic. Helmst. 1735 p. 139 schreibe ich noch her: juvat subnectere incantationis formulam, qua in marchia brandenburgensi atque adjacentibus regionibus in ophthalmia curanda uti solent anus decrepitae, insanos ritus deperientes, quam quidem factis variis gesticulationibus ac digitis ante dolentes oculos ter decussatim motis, rauco susurramine semel atque iterum emutire consuescunt, ita autem habent: Ibant aliquando tres puellae in via virente, prima noverat remedium aliquod contra suffusionem oculorum, altera noverat remedium aliquod contra albuginem, el tertia profecto contra inflammationem, eaeque sanabant una ratione omnia. in nomine patris, filii et spiritus sancti. amen. [Fußnote]
sprach jungfrau Hille,
›blut stand stille!‹
 
vgl. die blutbesprechung in Haupts zeitschr. 4, 391 und die formel: stant pluot fasto! kl. schr. 2, 29. stand still du wildes blut! Mone 6, 469. daz du verstandest und nit me gangest. 7, 420. dô verstuont daz bluot vil gar. Walth. v. Rh. 138, 11. das blut verstellen. Mone 6, 460. 7, 420. ein blutstillender spruch, in dem die geschichte des eisens erzählt wird, steht in Kalevala rune 3. nov. ed. 9. bluotstant ist pflanzenname. Sumerl. 56, 66. ein thrakisches kraut ίσχαιμος. Welcker kl. schr. 3, 29. fries. blôd sketta (schützen). Richth. 236, 13. blut stülpen = stillen. mnl. stelpen. Lanc. 3593. Part. 90, 15. stelpte mans bloet. Lanc. 42658. wonden gestelpt. 44470. thaz bluot iru firstulti, se sisteret. O. III 14, 22. gülpe mahnt ans nord. Gylfi. mhd. daz bluot verstraeten. Pantal. 228.
sîne wunden si besach,
ir segen si darüber sprach.   Wigam. 5267.
 
der heilege tumbo versegene disa wunta (s. 438 und anm. 2984). Fingerwurmsprüche hat Happel in Mannhardts zeitschr. 3, 2. E. Meier sagen no. 464. 465. ein rother, weißer, schwarzer wurm wird genannt bei Mone ndrl. lit. 337, ein weißer, schwarzer, grauer und grüner in einem cod. Dresd. M. 21a. Christus in petra sedebat klingt an ›Tumbo saz in berke‹ kl. schr. 2, 29. Rother ûf eime steine saz. Roth. 442.
Gott der herr ging über das land, da begegneten ihm siebenzigerlei gichter und gichterinnen. da sprach der herr: ihr siebenzigerlei gichter und gichterinnen, wo wollt ihr hin? da sprachen die s. g. u. g.: wir gehn über das land und bringen die menschen um ihre gesundheit und glieder. da sprach der herr: ihr sollt zu einer hollerstaude gehn, da sollt ihr alle ästlein abbrechen und laßt dem (name des kranken) seine geraden glieder. im namen u. s. w. vgl. flaugk blatter und nicht zubrist, das gebeut dir herr Jesu Christ (1597). Wolfs zeitschr. 1, 280.
Einzelnen krankheiten wird die heilende sache, als im streit begriffen, entgegengestellt: ›de ros un de wied, de stan in strid, de ros verswann, de wied gewann‹: oder ›de flecht un de wied, de krakeelten sik; de wied de gewünn, un de flecht verswünn‹ (mekl. jb. 5, 102. 103); oder ›de flockasch (flugasche) un de flechte, de flogen wol over dat wilde meer; de flockasch de kam wedder, de flechte nimmermeer‹ (abergl. 811) [Fußnote].
Sprüche für die wünschelruthe, wenn sie schätze oder erzadern anschlagen soll, s. 815. eine formel beim aufsuchen der thongrube, in deren erde die geschriebenen zettel, mit welchen die ungewisse sache erforscht werden soll, einzuschließen sind, in Haupts zeitschr. 3, 190.
In den zurufen an thiere, deren angang weissagt, deren treiben geheimnisvoll erscheint, dürfen uralte formeln erkannt werden, ob schon ihr ausdruck vielfacher entstellung unterlag; dahin gehören die reime an den schwan (s. 356), storch (s. 560), kukuk (s. 563), Martinsvogel (s. 946), Marienkäfer (s. 579) und ähnliche, deren übereinkunft bei den verschiedensten stämmen unseres volks anzieht.
In Scandinavien, wo die herschaft des heidenthums länger anhielt, müssen die meisten solcher sprüche theils schriftlich aufgezeichnet, theils noch unter dem volke vorhanden sein, und aus ihnen würde sich der zusammenhang der worte wie des inhalts mit heidnischer fassung am bestimmtesten ergeben. Den spruch, mit welchem Grôa den stein aus Thôrs haupte lösen wollte (s. 311), überliefert uns die edda nicht, aber ganz ähnliche können später bei menschen und thieren angewandt worden sein. Sehr zu wünschen ist die baldige bekanntmachung einer über 2000 stücke begreifenden in Schweden von L. F. Rääf veranstalteten samlung, welche in der monatsschrift Mimer (Ups. 1838–40) s. 271–77 vorläufig angezeigt wird. Unter diesen aufgezeichneten segensformeln lassen sich hin und wieder auch noch einzelne runen erkennen und ihr gebrauch wird einigemal ausdrücklich erfordert: so findet sich folgende vorschrift über die art und weise einen dieb zur erstattung des gestolnen, bei verlust seines auges, zu zwingen: man soll sonntagabends bei sonnenuntergang sich auf eine hochgelegne stelle mit einem eimer voll wassers begeben, die rune S schneiden und dem dieb auflegen innerhalb bestimmter zeit das gestolne gut zurückzubringen oder sein rechtes auge zu verlieren. die rune S scheint sich auf sonntag und sonnenuntergang, vielleicht auf syn (visus, auge) zu beziehen; ist auch bei dem wassergefäß das wort så (silula) gemeint? wahrscheinlich wurde das wasser ausgegossen, daß es den hügel herab lief [Fußnote]. 
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