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德国神话:CAP. XXII. HIMMEL UND GESTIRNE.

时间:2014-05-24来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: HIMMEL
Vielseitig greifen die erscheinungen des himmels in den heidnischen glauben ein: nicht nur ist die wohnung der götter und der ihnen näher stehenden geister im himmel, und sie vermengen sich mit den sternen, sondern auch irdische wesen, nach ihrer auflösung, werden dahin erhoben, ausgezeichnete helden und riesen leuchten als gestirne. vom himmel steigen die götter herab zur erde nieder, am himmel fahren sie her, und durch den himmel beschauen sie unsichtbar das treiben der menschen. Wie sich alle pflanzen nach dem himmlischen licht kehren, alle seelen zum himmel wenden, so steigt der rauch des opfers und das gebet der menschen in die höhe.
Der himmel deckt die erde und das wort stammt aus der wurzel hima (tego, involvo, vestio gramm. 2, 55) [Fußnote]. den Gothen und alten Nordländern ist die form himins, himinn, allen übrigen Deutschen himil gemein; schwed. norw. dän. wieder himmel. eigenthümlich dem sächsischen volk sind daneben zwei andere ausdrücke, alts. hëbhan, hëvan, ags. hëofon, engl. heaven, noch jetzt in Niedersachsen und Westfalen heben, heven, haven, häwen. ich habe die grenze zu ermitteln gesucht, bis zu welcher sich diese benennung erstreckt (gramm, I, xiv). unter den Friesen war sie nicht gangbar, denn noch die heutige west und nordfriesische volkssprache kennt nur himmel [Fußnote]. auch die niederländische mundart hat sie nicht; sie findet sich aber in Westfalen, Niedersachsen, bis nach Holstein und über die Elbe hinaus in Meklenburg und Pommern. Den Angelsachsen und heutigen Engländern mangelt sogar der ausdruck himel völlig; die Altsachsen gleich den jetzigen Niedersachsen und Westfalen verwenden himil und hëvan abwechselnd, wie es scheint so, daß hëvan mehr den sichtbaren, himil den übersinnlichen himmel bezeichnet. Albr. von Halberst. (ed. 1545, 145b) braucht hëben (: nëben) für den ort. Reinolt von der Lippe häuft beide wörter: ›himel und hëben von vreuden muz irkrachen‹. man sagt: ›de heven steit nümmer to‹, ›wenn de heven fallt, liggwi dor all unner'‹, ›de sterren an dem häven‹, in Westfalen bedeutet ›hebenscheer‹ umzognen himmel ohne regen, ja heben drückt wolke aus [Fußnote]. bei hävenhüne (s. 130), bei kukuk vam häven (s. 563) herscht der sinnliche begrif, dagegen würde man kaum anders sagen als: ›in den himel komen‹, oder himelrîk. Diese unterscheidung mag sich gleichwol erst später festgesetzt haben, und wie das ags. hëofon ganz abstract steht, wechselt auch der dichter des Hel. ab zwischen himilrîki 149, 8 und hëbanrîki 143, 24, himilfader 145, 12 und hëbancuning 143, 20. himil hat auch ursprünglich, und überall im hochd., zugleich die sinnliche bedeutung, daher uphimil Hel. 88, 15, wie uphcofon Cædm. 270, 24. wurzel von hëbhan, hëvan, hëofon scheint ein verlornes goth. hiba, haf, das ich dem lat. capio vergleiche, also: der fassende, allumfassende himmel, altn. vîđfeđmir, der weitumfahende [Fußnote].
Ein andrer sächs. ausdruck läßt sich dem begrif des gr. αιθήρ an die seite setzen, während himil und hëvan dem ουρανός entsprechen: alts. radur, ags. rodor. Cædm. bietet dar rodor 183, 19. 207, 8. uprodor 179, 10. 182, 15. 205, 2; rodortungol 100, 21. rodorbeorht 239, 10. In den späteren dialecten fehlt dieses wort, dessen wurzel (rad) noch im dunkel liegt, völlig. ich möchte altn. röđull (sol) hinzuhalten, das nichts mit rauđr (ruber) zu thun hat. Daraus daß bei ags. dichtern gleichbedeutig gesagt werden kann vuldres gim und heofones gim (Beov. 4142. Andr. 1269), heofonbeorht, rodorbeorht, vuldorbeorht, heofontorht, svegltorht, vuldortorht, wäre fast für vuldor die ursprüngliche bedeutung coelum zu folgern, was auch den ahd. eigennamen Woldarhilt beleuchtet; ebenso für svegel (aether, coelum), vgl. svegles begong Beov. 1713. under svegle (sub coelo) Beov. 2149. sveglrâd (coeli currus) cod. exon. 355, 47; alts. suigli.
Hervorzuheben ist das ags. sceldbyrig Cædm. 283, 23, das man nicht refugium oder sheltering city übersetzen darf, es bedeutet schildburg, aula clypeis tecta, und ist ein entschlüpfender heidnischer ausdruck, wie in der edda Valhöll ›skiöldum þökt, lagt gyltum skiöldum, svâ sem spânþak‹ heißt (Sn. 2), mit goldnen schilden, wie mit schindeln gedeckt (s. 585 u. [Fußnote]
Mit dem alts. radur, ags. rodor (norđrodor. cod. exon. 178, 33) ist schwerlich verwandt skr. rôdas, coelum et terra. Bopp 295b. bedeutet das vielleicht verwandte âlfröđull m. Sæm. 37 den mond? zu dem ags. ausdruck sceldbyrig halte man das ebenfalls von Cädmon 182, 22 gebrauchte dägscealdes hleo, des tagschildes (?) dach.
.).
Eddische benennungen Sæm. 49b. Sn. 177; alle männlich, einige unverkennbar auf personification gegründet. der himmel wird als mann, die weibliche erde umfassend, gedacht; in die reihe der götter ist er aber, gleich Ουρανός, nicht aufgenommen, während die Erde unter den göttinnen steht. himmel bezeichnet uns den bloßen raum und aufenthalt der götter. Auf jenes räthselhafte wesen Mimir (s. 314) bezüglich sind zwei dichterische namen des himmels hreggmîmir (der regengießende, von hregg imber) und vetmîmir (der anfeuchtende? vgl. væta humor).
Für den begrif des gestirns (sidus) ist unserer älteren sprache, außer staírnô, stërno, stëorra, stiarna (gramm. 3, 392) und ahd. himilzeichan (hymn. 4, 2), der sinnliche ausdruck ahd. himilzungâ Diut. 1, 526b gl. Doc. 249. alts. himiltungal Hel. 18, 2, ags. heofontungol, rodortungol, altn. himintûngl eigen. ags. steht auch das einfache tungol mit gleichem sinn, und ebenso bietet eine goth. glosse zu Gal. 4, 3 tuggl astrum; altn. bezeichnet tûngl den mond. dies neutr. tungal, tungol, tûngl ist von tunga (lingua) abzuleiten, wie das unabgeleitete ahd. himilzungâ (Graff 5, 682) zeigt: der mond und einige planeten in ihrer theilweisen erleuchtung erscheinen sichel oder zungförmig und wol mag dabei eine cosmogonische vorstellung [Fußnote] obwalten; ich kenne aus andern sprachen nichts ähnliches.
Allen gestirnen werden bestimmte stätten, plätze und stüle beigelegt, auf denen sie sitz und wohnung nehmen; sie haben ihr gestell und gerüste (sterrôno girusti O. I. 17, 10). zumal gilt das von der sonne, die jeden tag zu ihrem sitz, oder sessel niedergeht (s. cap. XXIII), aber auch den übrigen sternen wird ein solcher stul (Km. 25) und sedelgang zugeschrieben. N. Bth. 210. 223 sagt, daß Bootes ›trâgo ze sedele gange‹ und ›tiu zeichen negânt nicht in sedel‹. Da die begriffe stul und tisch sich verknüpfen, könnten auch den sternen tische zustehn, oder sie, was dasselbe ist, für tische des himmels angesehn werden, wobei ich nicht an den ägyptischen sonnentisch, sondern näher an das ›biođum yppa‹, sidera extollere der Völuspâ (Sæm. 1b) denke, die schaffenden Börs synir richteten gleichsam die tische des firmaments auf, biođr ist das goth. biuds, ahd. piot (oben s. 31. 55). wie den ruhenden gestirnen stüle und tische, wurden den wandelnden, gleich allen göttern, rosse und wagen beigelegt [Fußnote] [Fußnote]
Das ahd. girusti der sterne stimmt zum ags. hyrste gerûn, rodores tungel. Cædm. 132, 7. ›jeder stern saß auf seinem besondern stühlchen‹. KM. 31, 138. du förchst, wanns tonnert, ein tron werd vom himmel fallen. Garg. 181b. die λαμπρὰ τραπέζα του̃ ηλίου erwähnt Aesop. 350. die sonne hat ein zelt: undir röđuls tialdi. Hervar. saga s. 438. die sterne werden als söhne und töchter aufgefaßt. da möhten jungiu sünnelîn wahsen ûz sîm liehten schîn. Wh. 254, 5 (s. 586). eina dôttur berr âlfröđull. Sæm. 37a. in den lett. liedern heißen sterne śaules meitas, sonnenmädchen und deewa dêli, gottessöhne. Büttner no. 15. 18. 1842.
.
Die beiden hauptsterne sind sonne und mond, über deren geschlecht und benennung ich mich gramm. 3, 349. 350 geäußert habe, die sonne, als das größere gestirn, heißt einem mhd. dichter ›daz mêrere lieht‹ (fundgr. 2, 12). Es ist der anführung werth, daß unter den eddischen namen des mondes einige noch in oberdeutschen volksmundarten fortleben. die zwerge heißen den mond skin (jubar), nicht anders die östlichen Franken schein (Reinwald henneb. id. 2, 159) [Fußnote]. in der unterwelt führt der mond den namen hverfandi hvel, drehendes rad, in Steiermark (zumal dem Brucker kreis) gmoarat (Sartori Steiermark p. 82), wenn ich dies rota communis übersetzen darf; es könnte auch gemeiner, allen menschen zustehender rath, d. i. vorrath ausdrücken? daß man die sonne einem feuerrad verglich und das ihr entflammende element in gestalt eines rades darstellte, ist s. 515. 516 ausgeführt. Tit. 2983 spricht vom sonnenrad. in der edda heißt die sonne ausdrücklich fagrahvel (das schöne, lichte rad) Sæm. 50a Sn. 177. 223. die nord. rune für S wird sôl, die ags. ahd. sigil, sugil benannt, wofür ich (zu Andr. s. 96) segil, sagil, sahil mutmaße und nun auch das goth. sáuil, griech. ήλιος vergleichen darf. aber der das sonnenzeichen  führende goth. buchstab HV zeigt offenbar die gestalt des rades, welchem die gleichanlautende goth. benennung hvil = ags. hveol, altn. hvël zugetraut werden muß; aus hvel entwickelte sich das isl. hiol, schwed. dän. hjul, altschwed. hiughl, aus ags. hveol, hveohl das engl. wheel, nnl. wiel und mit übergang in den labiallaut das fries. fial (Richth. 737). bei so vielfältigen abweichungen wagt man schon, das altn. jol, schwed. dän. jul, die benennung der wintersonnenwende heranzuziehen und auch ihr den begrif des rades zu eignen; die trennung beider formen müste aber sehr alt sein, falls der goth. monatsname jiuleis = november verwandt wäre [Fußnote]. hvel und hveol scheinen einer wurzel mit goth. hveila, ahd. huîla, der sich drehenden zeit (vgl. goth. hveilahvaírbs, ahd. huîlhuerbîc, volubilis).
Auch einer andern sinnlichen vergleichung der sonne scheint hohes alter zuzustehn, sie galt dem kriegerischen sinn der vorzeit für einen runden, leuchtenden schild, und wir sahen vorhin (s. 583), daß der himmel selbst eine schildburg bildete. Notker, der cap. 71 in seinem text die worte vorfand: sinistra clypeum coruscantem praeferebat (Apollo) verdeutscht: ›an dero winsterûn truog er einen rôten skilt‹ und fügt dann die eigne bemerkung hinzu: ›wanda selbiu diu sunna einemo skilte gelîh ist‹. in dem deutschen recht und der deutschen poesie blinken die rothen schilde. aber noch Opitz 2, 286 nennt die sonne ›den schönen himmelsschild‹.
Unter allen die älteste und verbreiteteste vorstellung, welche man mit der sonne und den übrigen gestirnen verband, mag gleichwol die des auges gewesen sein. die cosmogonien der vorzeit ließen sie aus augen erschaffen werden. Den Parsen war die sonne auge des Ahurômazdâo (Ormuzd), den Aegyptiern rechtes auge des demiurgen, den Griechen auge des Zeus, unsern vorfahren auge Wuotans, und nach einer fabel der edda muste Ođinn sein eines auge dem Mîmir zu pfand setzen oder in dessen brunnen bergen und darum wird er einäugig dargestellt. Ovid met. 13, 851 legt dem cyclops die worte in den mund: unum est in media lumen mihi fronte, sed instar ingentis clipei quid? non haec omnia magno sol videt e coelo? soli tamen unicus orbis. gleich dem riesen hat der gott (Wuotan, der himmel) nur ein auge, das ein rad und ein schild ist. ags. beácen godes Beov. 1135, die sonne, das große himmelszeichen [Fußnote]. mit diesem auge überschaut die gottheit die gesamte welt und nichts kann der spähenden verborgen bleiben, sie durchdringt alles [Fußnote]
    ουδ' άν νω̃ϊ διαδράκοι ’Ηέλιός περ,
ου̃τε καὶ οξύτατον πέλεται φάος εισοράασθαι,
 
so gleicht das dem liede Wolframs 8, 28:
obe der sunnen drî mit blicke wæren
sin möhten zwischen si geliuhten.
 
; alle gestirne blicken auf die menschen hernieder [Fußnote]. Die altn. dichter gestatten aber nicht nur sonne, mond und sterne augen des himmels, sondern auch, nach jener umdrehung des macrocosmus, das menschliche auge die sonne, den mond oder das gestirn des schädels, der stirne, brauen und wimpern zu nennen; ja das auge darf ein schild der stirne heißen, was jenen namen der sonne bestätigt. die sonne ist den altn. dichtern ›gimsteinn himins‹ (gemma coeli) und ebenso den ags. ›heofones gim‹ Beov. 4142. ›vuldres gim‹ Andr. 1289 [Fußnote].
Wie aber die sonne als bloßes auge, wurde sie auch als volles gesicht und antlitz des niederschauenden gottes dargestellt und so bildet man sie noch heute ab. schon Otfried drückt sich von der beim tode des heilands verfinsterten sonne aus (IV. 33, 5):
in ni liaz si nuzzi thaz scônaz annuzzi,
ni liaz in scînan thuruh thaz ira gisiuni blîdaz.
 
In der edda treten sonne und mond als geschwister und kinder eines mythischen Mundilföri auf. Noch andere völker außer den Litthauern und Arabern (gramm. 3, 351) stellen, gleich uns, den mond männlich, die sonne weiblich vor. so ist der mexican. Meztli (luna) ein mann; der grönländ. mond Anningat verfolgt Mallina, die sonne, seine schwester. in einem ital. märchen (pentam. 5, 5) sind die geschwister Sole und Luna kinder der Talia (bei Perrault heißen sie Jour und Aurore). Den Slaven ist der mond männlich, der stern weiblich, die sonne neutral, daher z. b. in einem serb. lied (Vuk 1, 134) gott die sonne (suntze) sein kind (tschedo) nennt, und der mond (mesetz) ihr bruder, der stern (zvezda) ihre schwester heißt. sterne sich als kinder oder junge sonnen zu denken liegt nicht fern. Wolfram sagt Wh. 254, 5: ›jungiu sünnelîn möhten wahsen‹.
Das volk pflegte sich bis auf die spätere zeit, von sonne und mond redend, gern auszudrücken ›frau sonne‹, ›herr mond‹ [Fußnote]. Aventin 19b: frauw Sonne geht zu rast und gnaden. auf dem land zwischen Inn und Salzach heißt es ›der hêr Mân‹ ganz einfach für mond (Schm. 2, 230. 582). Gesner im Mithridates Tur. 1555 p. 28: audio veteres Germanos Lunum quoque deum coluisse et appellasse hermon, id est dominum Lunum, quod forte parum animadvertentes aliqui ad Hermann i. e. Mercurium transtulerunt, die letzte vermutung schlägt fehl. Hulderic. Eyben de titulo nobilis, Helmst. 1677. 4 p. 136: qua etiam ratione in veteri idololatrico luna non domina, dominus appellatur:
bis gottwillkommen neuer mon, holder herr,
mach mir meines geldes mehr [Fußnote].
 
So auch bei Nicolaus Magni de Gawe (abergl. E 10): vetulam novi, quae credidit solem esse deam, vocans eam sanctam dominam; und noch früher bei Eligius (abergl. A) nullus dominos solem aut lunam vocet [Fußnote].
In diesen anreden haftet die letzte spur einer heidnischen verehrung; vielleicht auch im sonnenlehn (RA. 278)? des neigens vor der sonne habe ich s. 26, des fluchs ›der sunnen haz varn‹ s. 16 gedacht, wo sie einer gottheit gleichgestellt ist [Fußnote]. ähnliches kniebeugen und hutabziehen geschah vor dem neumond (abergl. E 11). beim eidschwur pflegt man die finger gegen die sonne zu recken (weisth. 3, 349) und schon Tacitus meldet ann. 13, 55 von Bojocalus: ›solem respiciens, et cetera sidera vocans quasi coram interrogabat, velletne intueri inane solum‹ [Fußnote].
Für das höhere alterthum darf das göttliche wesen der gestirne, zumal der sonne und des monds keinem zweifel unterliegen. nicht nur jene sinnlichen ausdrücke von antlitz, auge, zunge, rad, schild, tisch und wagen führen auf lebendige personification; wir sahen auch daß Caesar Sol, Vulcanus und Luna bedeutsam neben einander stellte (s. 85 vgl. s. 500). da Sôl in der edda unter den asinnen aufgezählt erscheint (Sn. 39) und sie schwester des Mâni ist (Sn. 12), hat dieser anspruch auf gleichen rang. Sæm. 1b heißt aber Sôl sinni Mâna, gefährte des monds, sinni ist das goth. gasinþja, ahd. kasindeo, sindo, und im Merseburger lied wird der göttlichen Sunnâ statt des begleitenden bruders merkwürdig eine schwester Sindgund, deren namen wiederum das geleit [Fußnote] ausdrückt, gegeben (oben s. 256); vielleicht war sie ein morgen oder abendstern? Man müste wissen, wie die frühere und verborgne vorzeit zwischen sâuil und sunnô dem geschlecht und der mythischen anwendung nach unterschied; war sáuil, sagil gleich dem lat. sol, gr. ήλιος männlich, so dürften Sunnâ und Sindgund als weibliche monde gedacht werden, wie Luna und Σελήνη, doch das altn. sôl erscheint altn. nur weiblich, sunne schwankt noch im mhd. auffallend zwischen männlichem und weiblichem genus (gramm. 3, 350) [Fußnote].
Wie es auch hierum stehe, auf die göttlichkeit der sonne darf ich ferner beziehen, daß sie gleich den andern göttern (s. 15. 23. 300. 301) als froh, lieb und gnädig dargestellt wird. O. IV. 33, 6 nennt ihr ›gisiuni blîdaz, thes sih ioh worolt frewita‹, und ein gedicht des 13 jh. (zeitschr. f. d. a. 1, 493. 494) drückt sich so aus:
wol dir frouwe Sunne
du bist al der werlt wunne!
sô ir die Sunnen vrô sehet
schœnes tages ir ir jehet.
der êren ir der sunnen jehet,
swenn ir si in liehtem schîne sehet.
 
im folgenden cap. werde ich noch andere belege anzuführen haben.
Die persönliche natur der sonne und des monds zeigt sich außerdem in einer fast durch die ganze welt verbreiteten vorstellung. beide in ihrem unablässigen, unaufhaltsamen lauf durch den raum des himmels scheinen zu fliehen und einem verfolger zu weichen. zwei wölfe sind es, die ihnen nachstellen, Sköll fährt hinter der sonne, Hati hinter dem mond her; sie stammen aus einem riesengeschlecht, und Mânagarmr (mondhund) der mächtigste unter ihnen, wie es scheint, nur ein andrer name für Hati, wird einmal den mond erreichen und verschlingen. wie ausgebreitet diese überlieferung herschte ist schon s. 202. 203 dargethan worden [Fußnote]. Eine nebensonne (vädersol) heißt schwed. solvarg, solulf (sonnenwolf). Ihre dial lex. 165.
Nichts war den Heiden fürchterlicher als die nahende verfinsterung der sonne oder des monds, womit sie zerstörung aller dinge und weltuntergang in verbindung brachten; sie wähnten, das ungeheuer habe schon einen theil des leuchtenden gestirns in seinen rachen gefaßt und suchten es durch lauten zuruf wegzuschrecken. Daher eifert Eligius (abergl. A): nullus, si quando luna obscuratur, vociferare praesumat, dieses geschrei ›vince luna!‹ [Fußnote] meint der indicul. paganiar. cap. 21 de lunae defectione, und Burchard (abergl. G. 193b) durch das clamoribus aut auxilio splendorem lunae deficientis restaurare. in den nord. denkmälern, die doch das drohende verschlingen am ausführlichsten erzählen, geschieht des geschreis keine meldung: vielleicht war es unter Celten und Römern gebräuchlicher als unter Deutschen. S. Maximus von Turin, kirchenvater des 5 jh., predigt in einer homilia de defectu lunae: cum ante dies plerosque de vestrae avaritiae cupiditate pulsaverim, ipsa die circa vesperam tanta vociferatio populi exstitit, ut irreligiositas ejus penetraret ad coelum. quod cum requirerem, quid sibi clamor hic velit, dixerunt mihi, quod laboranti lunae vestra vociferatio subveniret, et defectum ejus suis clamoribus adjuvaret laborare [Fußnote]. verwendet auch Juvenal G, 442
jam nemo tubas, nemo aera fatiget,
una laboranti poterit succurrere lunae [Fußnote].
 
Mit sicherheit darf ich annehmen, daß ähnliche abergläubische vorstellungen und gebräuche bei finsternissen unter alten und neuen völkern [Fußnote] vorkommen. Der indische glaube ist, eine schlange fresse sonne und mond, wann sie verfinstert werden (Bopps glossar 148a) oder ein daemon (râhus) schlinge sie (Bopps Nalas s. 153. 272. Somadeva 2, 15. 187). noch heute halten die Hindus dafür, ein riese greife dann die gestirne an und wolle sie verschlingen (Broughton popular poetry of the Hindoos p. 131). die Chinesen nennen die sonnenfinsternis shischi (solis devoratio), die mondsfinsterniss jueschi (lunae devoratio) und beziehen beide auf einen nachstellenden drachen. fast bei allen völkerschaften des nördlichen Asiens gilt diese meinung, die Tchuwaschen bedienen sich des ausdrucks wubur sijat (daemon comedit). (Guil. Schott de lingua Tschuwaschorum p. 5.) die europäischen Finnen glauben ähnliches, bei den Ehsten heißt es: ›sonne, mond, wird gefressen‹, und vorzeiten suchte man das durch beschwörende formeln zu hindern. (Thom. Hiärn. Mitau 1794 s. 39.) Die Litthauer lassen einen daemon (Tiknis oder Tiklis) den wagen der sonne anfallen, dann entspringt finsternis und allen geschöpfen bangt, daß die liebe sonne unterliege; es ist lange verhindert worden, muß aber doch am weltende erfolgen (Narbutt 1, 127. 142). Bei mondfinsternissen tragen die Grönländer kisten und kessel auf die hausdächer und beginnen heftig darauf zu schlagen (Cranz Grönland 3, 294). Ein reisender Engländer erzählt von den africanischen Mauren: als die sonnenfinsternis ihren höchsten grad erreicht hatte, sahen wir das volk wie unsinnig hin und her laufen, und flinten nach der sonne abfeuern, um das ungeheuer zu schrecken, welches das gestirn des tages ihrer meinung nach verzehren wollte. in den ebenen und auf den höhen von Tripolis ertönte todesgesang (ein geschrei ›wulliali wu!‹) und so längs der ganzen küste. die weiber schlugen kupfergeräth aneinander und machten damit einen lerm, der stundenweit gehört wurde [Fußnote] [Fußnote]
Sunna irbalg sih thrâto suslîchero dâto
ni liaz si sehan woroltthiot thaz ira frônisga lioht.
hintarquam in thrâti thera armalîchun dâti.   O. IV 33, 1.
ioh harto thaz irforahta   O. IV 33, 14.
 
sonnenfinsterniß entsteht bei großem jammer, wie z. b. bei Christi tod, beim tode des von Meran:
ez moht diu liehte sunne
ir schîn dâ von verlorn hân.   Wigal. 8068.
 
stelle d. Hraban. Maurus b. Wh. Müller s. 159. 160. eine schöne beschreibung einer sonnenfinsterniss giebt Pindar fr. 74. Böckh, 84 Bergk. von abergläubischen gebräuchen bei der sonnenfinsterniß von 989 sagt Thietmar merseb. 4, 10: sed cunctis persuadeo christicolis, ut veraciter credant, hoc non aliqua malarum incantatione mulierum vel esu fieri, vel huic aliquo modo seculariter adjuvari posse.
Der dem mond feindliche daemon heißt den Finnen capeet. die capeen fraßen am mond, wenn eine finsternis war. Hiärn s. 37. 39. Juslen hat capet eclipsis lunae. Renvall s. v. kavet, gen. kapeen, pl. kapeet hat bloß die bedeutung daemon und genius vgl. Peterson s. 31. Renvall s. v. kuumet mondschein und genius myth. lunae inimicus. man vergleiche das deducere lunam et sidera (anm. 2715), wobei auch erwähnt wird: et faceret, si non aera repulsa sonent. Tibull. 1. 8, 22. aera verberent. Martial. 12, 57. cum aeris crepitu, qualis in defectu lunae silenti nocte cieri solet. Liv. 26, 5. vgl. Plutarch 4, 1155.
Bei mondfinsternissen schießen die Osseten auf den mond, sie glauben, daß ein böses in der luft fliegendes ungeheuer sie verursache, und feuern solange darauf los, bis die finsterniss aufhört. Kohl Südrussl. 1, 305. vgl. die legende in Caesar heisterb. hom. 3, 35 (Mainzer zeitschr. 1, 233).
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Nach einem mongolischen mythus wollten die götter den Aracho für seine unthaten strafen, er hatte sich aber so gut versteckt, daß niemand seinen schlupfwinkel ausfindig machen konnte. man fragte daher die sonne, sie gab unbefriedigende antwort, als man den mond fragte, entdeckte er Arachos aufenthalt. Aracho wurde nun hervorgezogen und gezüchtigt; zur rache dafür verfolgt er sonne und mond, und so oft er mit der einen oder dem andern in handgemenge geräth, entstehen verfinsterungen. um die himmelslichter aus ihrer noth zu retten wird mit musikalischen und andern instrumenten lermendes getöse gemacht, wodurch sich Aracho zurückschrecken läßt [Fußnote]. Ein merkwürdiger zug ist auch hier die nachfrage bei sonne und mond, welche die welt überschauen, denen nichts verheimlicht werden kann. Castrén myt. 62. ebenso wird in unsern deutschen märchen von dem suchenden gefragt bei sonne, mond und sternen (KM. no. 25. 88 vgl. 3, 218. 219), bald erscheinen sie hilfreich und mitleidig, bald aber grausam und menschenfressend. (Vuk no. 10). In den serbischen liedern unterhalten sich mond und morgenstern (danitza) von den begebenheiten der menschen (Vuk 3, 3). Während einer verfinsterung der sonne (ich weiß nicht, ob auch des monds) pflegt man die brunnen zu verdecken, weil sonst ihr wasser unrein werden würde (abergl. 589).
Darf eine spur von heidnischem mondcultus darin gesucht werden, daß man zur grenzbezeichnung auf felsen und steine das bild des monds einhauen ließ? RA. 542 ist die alamannische urkunde von 1155 angegeben, welche diesen brauch sogar auf könig Dagobert zurückleitet. noch in westfälischen urkunden des 17 jh. finde ich halfmondschnadsteine [Fußnote], falls hier der ausdruck halfmond nicht etwas anders aussagt.
In Baiern gibt es einen Mondsee, ahd. Mâninsêo (lunae lacus), in Östreich einen Mânhart (lunae silva, bei Ptolemaeus η Λου̃να ύλη) [Fußnote], ihnen beiden dürfen mythische bezüge zugetraut werden.
Da sich nach dem mondwechsel, der augenfällige wochen (s. 105) darbietet, die zeit leichter als nach der sonne berechnen läßt, so scheinen unsere ahnen neben dem sonnenjahr für den gemeinen gebrauch ein mondjahr gekannt zu haben, dessen dreizehn monate den zwölfen des sonnenjahrs entsprachen. Die wiederkehrende periode von 28–29 tagen hieß darum mênôþs, mânôd von mêna, mâno. aus gleichem grund war es natürlich nach nächten zu zählen, nicht nach tagen: ›nec dierum numerum sed noctium computant, sic constituunt, sic condicunt, nox ducere diem videtur‹. (Germ. c. 11). etwa wie man auch das jahr nach dem winter nannte, der sich zum sommer gleich der nacht zum tag verhält. Alle fristen wurden nach sieben nächten, vierzehn nächten, monaten und wintern anberaumt.
Hiervon hängt nun weiter ab, daß die erscheinungen des mondes entschiednen einfluß auf bedeutende unternehmungen hatten. das ist es was Jornandes cap. 11 lunae commoda incommodaque nennt. zwar alle arbeiten und verrichtungen waren durch tag und sonnenzeit bedingt, sowol der krieger (RA. 297) als der knechte (das. 353), vorzüglich auch der gerichte (das. 814–816). Sollte hingegen neues und wichtiges gepflogen werden, so richtete man sich nach dem mond; das hat nicht den sinn, daß die berathung bei nacht gehalten, die handlung bei nacht begonnen wurde, sondern es geschah an tagen, deren nächte günstiges mondlicht hatten; ›coeunt, nisi quid fortuitum et subitum inciderit, certis diebus, quum aut inchoatur luna aut impletur. nam agendis rebus hoc auspicatissimum initium credunt.‹ Tac. Germ. 11. eine nox illunis ist Tac. ann. 1, 50 zum fest gewählt.
Der mond gewährt nun zwei bestimmte vierzehntäglich eintretende erscheinungen, die in der angeführten stelle bezeichnet sind: er beginnt seinen lauf, oder er hat die fülle seines lichts erreicht. von jenem punct an nimmt er unaufhörlich zu, von diesem an unaufhörlich ab. alle in der mitte liegenden gestalten sind für die sinnliche wahrnehmung minder verlässig.
Unsichtbarkeit des monds ist nur in der einen nacht zwischen dem verschwinden des letzten und dem aufgehn des ersten viertels, im neumond (der conjunction von sonne und mond); ebenso besteht der vollmond nur von dem augenblick an, wo die reine kugelgestalt sich aus der des gewachsnen ersten viertels entwickelt, bis zu dem zeitpunkt, in welchem sie wieder aufhört. Die gemeine ansicht rechnet aber jene nox illunis schon zu dem neuen licht und umgekehrt läßt sie die abnahme gleich mit dem vollmond beginnen.
Gothisch hieß das πανσέληνον fulliþs m. oder fulliþ n. (gen. pl. fulliþê), woraus man auch niujiþs für die νουμηνία folgern darf; seltsam aber wird diese Col. 2, 16 durch fulliþs übertragen, was mir ein bloßes versehn und nicht daraus erklärbar scheint, daß den Gothen der vollmond festlicher gewesen wäre. Auch ags. muß dieser fylleđ genannt worden sein, wie aus dem monatsnamen vinterfylliđ folgt, der nach Beda (de temp. rat. 13) ab hieme et plenilunio so hieß. doch die späteren quellen geben nive môna und full môna. vielleicht galt ein ahd. niuwid und fullid? zu belegen sind nur die neutra niumâni und folmâni [Fußnote], Graff 2, 222 führt außerdem niwilune auf; mhd. daz niumœne und volmœne, letzteres steht Trist. 9464. 11086. 11513 [Fußnote].
Altn. finden wir für beide perioden die neutra nŷ ok niđ, formelhaft alliterierend; nŷ stimmt zu novilunium, und bedeutet das neue licht, niđ das niedergehende, abnehmende, von dem verlornen stamm niđa, nađ, dem auch die partikel niđr (deorsum) und nâđ (quies, ahd. ginâđa) angehört. nŷ ist also das beginnende erste viertel bis zur fülle, niđ die zeit, wo die fülle anhebt zu schwinden bis zum erlöschen des lichts im letzten viertel, beide nŷ und niđ stoßen an der grenze zusammen, zwischen den spitzesten zünglein des wachsenden und schwindenden scheins. vorzugsweise verstand man aber niđ von dem ruhenden mondlicht (interlunium) und niđamyrkr bezeichnet völlige dunkelheit (luna silens). Beide schufen gütige götter den menschen zur jahrzählung: ›nŷ ok niđ skôpo nŷt regin öldum at ârtali‹, Sæm. 34a [Fußnote], ›Mâni stŷrir göngu tûngls oc ræđr nŷjum oc niđum‹, Sn. 12, Mâni lenkt des mondes lauf und waltet über die neumonde und vollmonde. wahrscheinlich tritt auch hier personification ins spiel, denn Nŷji und Niđi sind nach Völuspâ 11 (Sæm. 2b) zwerge, d. h. himmlische geister, die mit jenen mondsveränderungen nŷ ok niđ, wir wissen nicht näher wie, zusammenhängen [Fußnote]. man sagt ›þat gengr eptir nŷum ok niđum‹, res alternatur, et subit lunae vices. altschwed. gesetze haben die formel ›ny oc niđar‹ für allzeit, unter jedem mondwechsel, Gutalagh p. 108. ›i ny ok niđa‹ Sudh. bygn. 32. Upl. vidh. 28, 1. Vestg. thiuv. 22, 1, hier scheint im zweiten wort das neutr. aufgegeben und ein persönliches masc. eingetreten. neuschwed. ›ny och nedan‹, dän. ›ny og næ‹, ›det gaaer efter nye og næe‹, ›hverken i nye eller næ‹, d. i. niemals, ›naar nyet tändes‹, quando nova luna incenditur, altdän. sagte man für næ noch ned, need. jenem niđamyrkr entspricht aber ein schwed. nedmörk = stockfinster. Der nord. sprachgebrauch weicht insofern von dem hochdeutschen ab, daß er die gänzliche verdunklung durch niđ ausdrückt, während wir sie mit neumond (d. i. nŷ) bezeichnen; uns steht neumond dem vollmond gegenüber, den Scandinaven niđ dem nŷ, und jedes derselben gilt für die hälfte des mondlaufs. seitdem die angabe des ersten und letzten viertels üblich ward, dienen vollmond und neumond bloß für die dazwischen liegende fülle und leere, jetzt hat man auch schwed. fullmåne, dän. fuldmaane als gegensatz zu nymåne, nymaane eingeführt, wodurch das alte ned, næ entbehrlich und ny etwas anders bestimmt wird [Fußnote].
Obschon ahd. sprachdenkmale kein neutrum niuwi [Fußnote] darbieten, so kann eine solche dem nord. nŷ ähnliche form bestanden haben, da das Mülhauser statut aus dem 13 jh. (Grasshof s. 252) einem fremden, wenn er sich in der stadt niederlassen will, sich zu versuchen gestattet ›ein nuwe und ein wedil, daz sint vier wochin‹, Mart. von Amberg beichtspiegel ›das vol und das neu‹ und noch Dasypodius ›das newe, interlunium‹ auch Tobler 331b ›das neu, der wachsende mond‹ angibt. für den abnehmenden hat dieser letztere 404b ›nid si gehender‹, was an niđ erinnert, sonst auch der schwined mo, ahd. diu suînenta mânin N. ps. 88, 38, und im gegensatz diu folla [Fußnote].
Allein es ist noch ein andrer weit verbreiteter und vermutlich alter ausdruck beizubringen, der schwankend für die wechselnden phasen des mondlichts, meistens für plenilunium, zuweilen aber auch für interlunium gebraucht wird: mhd. wedel: ›im was unkunt des mânen wedel‹ Martina 181c, nhd. wadel, wädel aber mehr unter dem volk und bei den jägern, als in der schriftsprache. Pictorius 480, Stald. 2, 456, Tobler 441b haben wedel, wädel vollmond, wädeln vollmond werden, wann seine hörner zusammenstoßen, d. h. die runde sich ausfüllt. Keiserspergs postille 138b: ›ietz so ist er nüw, ietz fol, ietz alt, ietz die erst qvart, ietz die ander qvart, ietz ist es wedel‹, hier werden vollmond und wedel aber unsicher unterschieden, deutlich in einer andern stelle Keiserspergs (Oberlin 1957) vom merz: ›wan es ist sein wedel, sein volmon‹. Dasypodius ›plenilunium, der volmon, wädel‹ [Fußnote]. in Deutschböhmen ist wädel für vollmond gemeinüblich, andere merkwürdige belege gewährt Schm. 4, 22. Aber auch in Niederdeutschland ist das wort bekannt, Böhmers Kantzow s. 266 schreibt wadel [Fußnote], das brem. wb. 5, 166 waal vollmond (wie aal f. adel, sumpf); Kilian: waedel, senium lunae. nach der ausdrucksweise abergl. 973 sollte man wädel für eine allgemeine benennung des monds halten, sei er wachsend oder abnehmend, weil dem bösen wädel nothwendig ein guter, im geschäft günstiger entgegensteht. wadel, wedel bedeutet nun das wedelnde, hin und her bewegte und gilt vom schweif der thiere, flabrum, flabellum, cauda, es wird entweder wie zungâ, tûngl auf die spitze des strahlenden lichts zu beziehen oder der mond das am himmel schweifende gestirn sein. zu dieser letzten auslegung fügt sich eine stelle des ags. gedichts von der Finnesburger schlacht z. 14: ›nu scîneđ þes môna vađol under volcnum‹, der unter den wolken wandelnde mond, vađol für das adj. vagus, vagabundus genommen. Wahrscheinlich wurde schon das ahd. wadal auf den mond angewandt, als adj. vagus (Graff 1, 776) oder als subst. flabellum (Graff 1, 662). Da nun dieses subst. nicht bloß flabellum, sondern auch fasciculus bedeutet, so ließe sich die benennung endlich mit dem bündel reisholz verknüpfen, welches eine nachher vorzutragende sage in die flecken des vollmonds versetzt [Fußnote].
Litth. jáunas menů novilunium, pilnatis plenilunium, puspilis (erstes v.), pusdylis (letztes v.), delczia (luna decrescens) d. h. der stumpfe, abgeschliffene, tarpijos (interlunium) von tarp (inter), puspilis bedeutet halbvoll, pusdylis halbstumpf und gehört zu delczia abstumpfung, abnahme; ich finde auch menůu tusczias (der leere, ledige mond). die sichelgestalt des halbmonds heißt litth. dalgakynos. lett. jauns mehnes novilunium, pilna mehnes plenilunium, mehnes punte luna accrescens, wezza mehnes [Fußnote], luna senescens. Finn. uusikuu novilunium, täysikuu plenilunium, ylikuu luna accrescens, alakuu decrescens, gebildet mit uusi novus, täysi plenus, yli superus, ala inferus, wodurch die erklärung des altn. niđ bestätigt wird. Die Serben unterscheiden von mijena (novilunium) mladina (luna accrescens, das erste viertel), puna (plenilunium), uschtap (luna decrescens). sloven. mlaj, mlad (junges licht, novilunium), polna (plenilunium), ship (plenilunium, wol auch luna decrescens von shipati kneipen, abbrechen; poln. now, böhm. nowy (novilunium) poln. pelnia, böhm. auplnek (plenilunium). Auch hier ist wieder wahrzunehmen, daß unter roheren stämmen mehrfache, lebendigere ausdrücke der naturerscheinungen bestehen, unter den gebildeten aber abstracte, einförmige an deren stelle treten. ohne zweifel besaß die deutsche sprache in ihren verschiednen zweigen vor alters noch andere benennungen als niđ und wadel.
Tacitus sagt bloß daß die Germanen ihre versamlungen zur zeit des neuen oder vollen monds hielten, nicht ob diese beiden perioden für alle unternehmungen ohne unterschied gleich günstig erachtet wurden. Vermutlich eigneten gewisse dinge sich für den neumond, andere für den vollmond, der neumond regte durch seine frische, der vollmond durch seine fülle an [Fußnote]
του̃ μὲν φθίνοντος μηνός, του̃ δ'ισταμένοιο.
 
auf neumond nach frühlingsnachtgleiche ist Râmâs geburt angesetzt (Schlegel zu Râmâj. I. 19, 2). wahrscheinlich zündete man bealteine m diesem frühlingsneumond.
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Caesar 1, 50 hinterbringt uns den ausspruch weiser frauen zu Ariovists zeit: ›non esse fas Germanos superare, si ante novam lunam proelio contendissent‹. den ausgang der schlacht vermutete man, wenigstens in diesem besondern fall, nur dann günstig, wenn sie im neumond gefochten werde.
Soviel ich aus den späteren überresten des deutschen aberglaubens, mit denen der schottische bei Chambers 35b. 36a zu vergleichen, schließe ist der neumond, der auch vorzugsweise ›holder herr‹ genannt wurde (s. 587), für eigentliche beginne eine heilbringende zeit. ehen sollen in ihm geschlossen, häuser in ihm auferbaut werden. ›novam lunam observasti pro domo facienda aut conjugiis sociandis‹ (abergl. C 193b), letzteres ganz so im ehstn. abergl. no. 1. bei neumond soll man in ein neues haus ziehen (abergl. 429), nicht bei abnehmendem (498); im neumond geld zählen (223), er mehrt den vorrath (vgl. s. 587), dagegen schadet, wenn er in leeren beutel scheint (107). Überall herscht die vorstellung, daß geld, eheglück und haussegen, gleich dem licht des himmels wachsen und zunehmen werden. Nicht anders geschieht haar und nägelschnitt im neumond (franz. abergl. no. 5, Schütze holst. id. 3, 68) damit sie wieder nachwachsen; vieh wird im zunehmenden licht entwöhnt (no. 757), im schwindenden würde es abmagern; nach litth. abergl. no. 11 sollen mädchen in abnehmendem, knaben in vollem licht entwöhnt werden, wahrscheinlich um jenen schlanke, zierliche, diesen aber starke gestalt zu verschaffen. Heilsame kräuter, reiner thau sind im neumond zu sammeln: ›tou an des mânen niwi gelesen‹, N. Cap. 100 (vgl. 25), weil sie dann frisch und lauter sind. Wenn es no. 764 heißt, daß trauungen im vollmond erfolgen sollen, 238, daß man im zunehmenden oder vollen mond neue wohnung beziehen müsse, so scheint dann vollmond fülle des wachsenden lichts, ohne nebenbegrif der beginnenden abnahme zu bedeuten. Galt das liefern der schlacht im neumond als regel, so muß dabei das wachsen und steigen des siegs, nicht das abnehmen, erliegen des feindes ins auge gefaßt worden sein [Fußnote].
Bei vollmond (im gegensatz zu neumond) d. h. bei abnehmendem licht sind geschäfte zu verrichten, die trennung oder auflösung, fällen oder erlegen beabsichtigen. so würde z. b. eine ehe geschieden, ein haus abgebrochen, eine seuche vertrieben werden müssen im abnehmenden mond, falls ich recht vermute. Hierher gehört die vorschrift holz im wald zu fällen wenn wadel ist, gleichsam damit das gefällte holz trockne. in einem Straßb. 1511 bei Hupfuff gedruckten calender: ›es ist gut holz anheben abzuhauen mit des mondes wedel‹. so wird noch in vielen neueren forstbüchern gelehrt, der vollmond heißt darum holzwadel: bei zunehmendem mond (im bösen wädel) soll man kein holz schlagen (abergl. no. 973). Keisersperg menschl. baum Straßb. 1521. 19: ›es ist alwegen im wedel baum abzuhauwen und gewild zu schießen‹ [Fußnote]. gras im neulicht nicht zu mähen, sondern im vollmond (litth. abergl. 7), damit das heu schnell dürre? auch schätze sind im vollmond zu heben. Wenn man bei wachsendem mond federn in ein bett füllt, so haften sie nicht (no. 372. 914); auch dies geschäft fordert abnehmendes licht, gleichsam um die gerupften federn vollends zu ertödten und zur rast zu bringen. Würfe man bei wachsendem monde gräben auf, so würden sie bald wieder zuwachsen, gräbt man sie aber bei abnehmendem, so werden sie immer tiefer und größer. aderlaß bei schwindendem monde macht, daß das blut abwärts dringt und die beine beschwert (Tobler 404b), man nehme ihn also bei wachsendem oder steigendem licht vor. Vuk s. v. mijena erzählt, daß Serbinnen im neumond kein hemd waschen, die ganze leinwand, behaupten sie, würde sich im wasser vermonden (omijeniti), d. i. aufbauschen und schnell zerreißen; man könnte auch dafür, daß im abnehmenden mond wäsche zu halten sei, den grund geltend machen, gleich dem schwindenden licht solle flecken und unreinheit weggenommen werden [Fußnote].
Ich habe versucht hinter abergläubischen gebräuchen einen sinn zu entdecken, der vielleicht nahe an ihre ursprüngliche bedeutung trift. solche analogien zwischen absicht und mittel waren wenigstens dem alterthum überall nicht fremd; das heilige wasser schwemmt alles unheil mit sich fort (s. 489), der absprang sprengt alle krankheit ab (s. 492.) So stellt sich der leidende gegen den abnehmenden mond und fleht: wie du abnimmst mögen meine schmerzen abnehmen (no. 245), es kann aber auch, in andrer wendung, dem neumond zugerufen werden: du magst zunehmen, mein übel mag abnehmen! (no. 492.) Das kehren des antlitzes gegen das gestirn halte ich für eine spur heidnischer mondsverehrung [Fußnote].
Diese art des aberglaubens ist längst schon in die engeren schranken des ackerbaus und der viehzucht zurückgewiesen; wir würden sie deutlicher erkennen, wenn uns ihre anwendung auf das öffentliche leben aus dem alterthum gemeldet wäre. auf opfer, loose, kriegführung wird damals die beachtung der mondwechsel manigfach eingeflossen haben. Manches erscheint verwirrt, weil wir nicht alle umstände überschauen, manches wird auch nach den völkern verschieden gewesen sein. Des hausvaters tod im abnehmenden mond gilt nach deutschem abergl. (856) für ein unheil, man wähnt, daß nun das ganze geschlecht abnehmen werde; die ehstnische ansicht (41) hält sterbfälle im neumond für unglückbringend, etwa weil noch mehrere folgen? Früchte, die über der erde wachsen, sind in zunehmendem, die unter der erde, in abnehmendem licht zu säen (Jul. Schmidt p. 122); bei Westendorp. p. 129 aber: dat boven den grond wast, by afnemende maan, dat onder den grond wast, by toenemende maan te zaaien. Gutslaf (Wöhhanda s. 49 vgl. das erratum) bemerkt, wenn der mond in der faulzeit (im dritten viertel, kus se kuh mäal) stehe, solle man keine wintersaat säen. Der satz in des Eligius predigt (abergl. A): nec luna nova quisquam timeat aliquid operis arripere, ist unverständlich, solange man nicht weiß, welche art von verrichtungen darunter gemeint wird.
Die flecken und schattigen vertiefungen im licht des vollmonds haben bei mehren völkern seltsame aber ähnliche mythische vorstellungen hervorgebracht. dem indischen volksglauben erscheinen sie wie ein hase, nemlich Chandras, der gott des monds, trägt einen hasen (sasa) und der mond heißt darum sasin oder sasânka (hasenmahl, flecken) [Fußnote]. Auch nach mongolischer lehre zeigen die mondschatten eines hasen gestalt [Fußnote]. Bokdo Dschagdschamuni (andere nennen ihn Schigemuni), der oberste regent des himmels, hatte sich einst in einen hasen verwandelt, bloß um einem verhungernden wandersmann zur speise zu dienen; zu ehren dieser tugendhaften handlung setzte Churmusta, den die Mongolen als mächtigen tängäri verehren, die figur eines hasen in den mond. Folgendes erzählen die einwohner von Ceilon: während Buddha, der große gott, als einsiedler auf erden weilte, verirrte er sich eines tags im wald. nach langem umherwandern begegnete er einem hasen, der ihn anredete: ›kann ich dir nicht helfen, schlag den pfad zur rechten hand ein, ich will dich aus der wildnis geleiten‹. ›dank dir‹, versetzte Buddha, ›aber ich bin arm und hungrig, ich vermag deine gefälligkeit nicht zu belohnen‹. ›bist du hungrig‹, sagte der hase, ›so zünde ein feuer ein, tödte, brat und iß mich‹. Buddha machte feuer; gleich hüpfte der hase hinein. Nun bewies Buddha seine göttliche kraft, riß das thier aus den flammen und versetzte es in den mond. seitdem ist in dem mond immer ein hase zu sehn [Fußnote]. Der phantasie des Grönländers sind diese flecken spuren der finger Malinas, womit sie den schönen rennthierpelz des Anninga berührte (Majers myth. taschenb. 1811 p. 15).
Eine altn. fabel erzählt: Mâni (der mond) nahm zwei kinder, Bil und Hiuki von der erde weg, als sie eben aus dem brunnen Byrgir wasser schöpften und den eimer Sægr an der stange Simul auf ihren achseln trugen. Diese kinder gehn hinter dem Mâni her, wie man noch von der erde aus sehen kann (svâ sem siâ mâ af iörđu). Sn. 12. Daß hierunter nicht die phasen des monds sondern seine flecken verstanden wurden, folgt schon aus dem bilde selbst. der mondwechsel kann nicht die vorstellung zweier kinder mit dem wassereimer auf ihren schultern erzeugen. dazu kommt, daß das schwedische volk bis auf heute zwei leute, die einen großen eimer auf der stange zusammen tragen, in den mondsflecken erblickt [Fußnote]. Bil war vermutlich ein mädchen, Hiuki ein knabe, und jene mag mit der Sn. 39 neben Sôl genannten âsynja dieselbe sein; hier wird zwar Bîl geschrieben, aber ohne zureichenden grund; das neutr. bil bedeutet momentum, interstitium, und ein ähnlicher begrif würde für irgend eine erscheinung des monds schicklich sein (vgl. s. 310 über ahd. pil). Was uns das wichtigste scheint, aus dieser heidnischen einbildung vom kinderstehlenden mondsmann, welche auch außerhalb dem Norden in ganz Deutschland und vielleicht weiter im schwang gewesen sein wird, hat sich hernach eine christliche modification ergeben. Man erzählt, der mann im mond sei ein holzdieb, der am heiligen sonntag unter der kirche waldfrevel verübt habe und nun zur strafe in den mond verwünscht worden sei: da erscheint er mit axt auf dem rücken und reisholzbündel (dornwelle) an der hand. ganz deutlich hat sich die wasserstange des heidnischen märchens in den axtstiel, der getragene eimer in den dornbusch umgewandelt; die idee des diebstals wurde beibehalten, vorzüglich aber heilighaltung des christlichen feiertags eingeschärft; der mann leidet weniger strafe darum, weil er brennholz gehauen, als daß er es sonntags gethan hat [Fußnote]. die untergeschobne geschichte stützt sich auf iv Mos. 15, 32–36, wo von einem mann erzählt ist, der am sabbat holz gelesen und den die israelitische gemeinde zu tod steinigte, alles ohne erwähnung des monds und seiner flecken. Wann diese fabel in Deutschland zuerst erschien vermag ich nicht nachzuweisen, jetzt ist sie fast allgemein herschend [Fußnote]; wäre die benennung des vollmonds wadel, wedel im sinn von reiserbündel [Fußnote], selbst aus ihr zu erklären (s. 594), so gebührt ihr schon ein hohes alter. Tobler in Appenz. sprachsch. 20b erzählt folgender gestalt: ›an arma ma het alawil am sonnti holz ufglesa. do hedem der liebe gott dwahl gloh, öb er lieber wött ider sonn verbrenna oder im mo verfrüra (andre sagen: inn kaita mo ihi, oder i dhöll abi,) do willer lieber inn mo ihi. dromm siedma no ietz an ma im mo inna, wenns wedel ist. er hed a püscheli uffem rogga.‹ Kuhns märk. sagen no. 27. 104. 130 liefern drei verschiedene erzählungen, nach der einen soll ein besenbinder am sonntag reiser gebunden oder eine spinnerin gesponnen, nach der andern ein mann mist gebreitet, nach der dritten kohlstauden gestolen haben und die gestalt mit dem reisbündel, der spindel, mistgabel und kohlstaude die mondflecken bilden. Das erste mir bekannte zeugnis liefert Fischart Garg. 130b: ›sah im mon ein männlin, das holz gestohlen hett‹, und noch bestimmter sagt Praetorius weltbeschr. 1, 447: die abergläubischen leute gaben vor, die schwarzen flecken im mondlicht seien der mann, der am sabbat holz gelesen und darüber ist gesteinigt worden. Die holländische volkssage läßt den mann gemüse stehlen, mit dem ›bundel moes‹ auf den schultern zeigt er sich im mond (Westendorp p. 129). Ziemlich alt scheint die englische überlieferung. Chaucer im testament of Creseide 260–64 schildert den mond als lady Cynthia:
her gite was gray and ful of spottis blake,
and on her brest a chorle paintid ful even
bering a bush of thornis on his bake
whiche for his theft might clime no ner the heven,
 
der dornbuschträger wird seines diebstahls wegen nicht in den himmel gelassen und muß im mond bleiben. Ritsons ancient songs (Lond. 1790) p. 35 enthalten ›a song upon the man in the moon‹, welcher beginnt:
mon in the mone stond and strit,
on is bot forke is burthen he bereth,
hit is muche wonder, that he na doun slyt,
for doutelesse he valle, he shoddreht and shereth,
when the forst freseth, muche chele he byd,
the thornes beth kene, is hattren to tereth.
 
auf einer traggabel schleppt er, zitternd vor kälte, eine last dörner, die ihm das gewand zerreißen, er hat sie gehauen und ist vom flurhüter gepfändet worden; das schwere, oft unverständliche lied stellt ihn als faulen alten dar, der bald stille steht, bald fortschreitet (strit) und dazu betrunken ist: der sonntagsentweihung wird nicht gedacht. Shakspeare redet einigemal von dem mann im mond, seinem hund und seinem dornbusch: tempest 2, 2. I was the man in th' moon, when time was . . . . I have seen thee in her, and I do adore thee, my mistreß shewd me thee and thy dog and thy bush. midsummern. 3, 1: one must come in with a bush of thorns and a lanthorn and say he come to present the person of moonshine. auch bei Gryphius bindet der den mond vorstellende schauspieler einen busch um den leib [Fußnote].
Zwei andere abweichende deutungen der mondsflecken haben gleichfalls biblische anknüpfung. Einmal soll es Isaac sein, der ein bündel holz selbst zu seiner opferung auf den berg Moria trägt [Fußnote]. dann aber Kain, mit einer bürde dornen auf den schultern, um gott dem herrn die geringste gabe seines feldes darzubringen [Fußnote]. hierfür zeugt schon Dante, parad. 2, 50:
                che sono i segni bui
di questo corpo, che laggiuso in terra
fan di Cain favoleggiare altrui?
 
und inferno 20, 126:
Caino e le spine.
 
Landino sagt zu dieser stelle: ›cioè la luna, nella quale i volgari vedendo una certa ombra, credono che sia Caino, c'habbia in spalla una forcata di pruni‹. ein andrer commentator: ›accomodandosi alla favola del volgo, che sieno quelle macchie Caino, che inalzi una forcata di spine‹.
Alle diese auslegungen treffen darin überein, daß sie eine menschengestalt in den mondsflecken annehmen, die etwas auf der schulter trägt, sei es den hasen, die stange mit dem eimer, die axt mit den dornen oder die bloße dornenlast [Fußnote]. aus dem holzdieb und brudermörder werden die mondsflecken, aus dem spreudieb (s. 296) die streifen der milchstrasse gedeutet.
Es muß noch andere überlieferungen gegeben haben. ein niederländ. dichter des 14 jh. redet von den dunkeln streifen, welche stehen
recht int midden van der mane,
dat men in duitsche heet ludergheer;
 
an einer andern stelle heißt es lendegher [Fußnote] (leudegher?) und Willems (messager de Gand 1, 195) liest nach einer hs. von 1351 ›dat men in dietsch heet lodegeer‹; mir ist keine dieser formen verständlich, vielleicht liegt der eigenname Ludgêr (ahd. Liutkêr) Leodegarius im spiel und eine jetzt verschollene sage des mittelalters. Eine schöne geistliche, gewis nicht von ihm ersonnene deutung überliefert uns Berthold 145: der mond sei Maria Magdalena, die flecken seien ihre reuig vergossenen zähren [Fußnote]
o heiliga sanct Mäha,
bescher ma a annasch gahr meha,
so vil körntla, so vil hörntla,
so vil ährla, so vil gute gährla,
so vil köppla, so vil schöckla,
schopp dich städala, schopp dich städala,
o heiliga sanct Mäha!
 
die gebundnen halme stellen des h. Mäha städala (stadel) vor, das stopften, füllten sie mit ähren. doch muß bemerkt werden, daß in Baiern sonst der mond mâ, nicht mäha, heißt. Panzer beitr. 2, 217 (anm. 390). Der anm. 1850 erwähnte Kotar war ein von der göttin Triglava geliebter hirte und wurde von ihr in den mond gesetzt. finn. ist kuutar mond. Kalev. 22, 270. 26, 296 oder mondjungfrau, von kuu mond, est. ku, morduin. ko. kuumet heißt der verfolger des monds. Peterson s. 31. 33. der mann im monde heißt ludergheer im bruder Gheraert ed. Clarisse s. 132. vgl. den Sachsenhelden Liudegêr im Nib. lied und Gödekes Reinfried 90.
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Geringeren einfluß aber auf abergläubische vorstellungen und gebräuche als der mond hat die sonne. zauberkräftige kräuter müssen, wo nicht bei mondschein, wenigstens vor sonnenaufgang gebrochen werden (s. 517), heilbringende wasser vor sonnenaufgang geschöpft (s. 487). Die aufsteigende sonne verscheucht allen zauber, und zwingt die geister in ihre unterirdische wohnung.
Zweimal des jahrs wendet die sonne ihren lauf, im sommer um zu sinken, im winter um zu steigen. diese sonnwenden begieng das heiligthum feierlichst, von dem sommerlichen fest sind noch jetzt die Johannisfeuer übrig (s. 513 ff.). Je höher in Norden hinauf, desto stärkeren eindruck muste jedes solstitium hervorbringen, zur zeit des sommerlichen herscht fast beständiger tag, zu der zeit des winterlichen beständige nacht. Schon Procop (ed. bonn. 2, 206) beschreibt es, wie nach ihren 35 tagen nacht die Thuliten berggipfel erklimmen und die nahende sonne erspähen. dann feiern sie ihr heiligstes fest [Fußnote].
Tacitus meldet (cap. 45), über die Suionen hinaufwärts lasse die untergegangene sonne so lichten glanz hinter sich, daß er bis zum morgen die sterne bleiche. sonum insuper audiri, formas deorum et radios capitis aspici, persuasio adjicit. Diese stelle hätte ich cap. 6 für das dasein germanischer götter geltend gemacht, wenn mir nicht glaublich schiene, daß dergleichen nachrichten zu den Römern weniger aus Deutschland selbst gedrungen, als durch allgemeinere reisesagen unter ihnen verbreitet waren. Strabo 3, 1 (Tsch. 1, 368) führt aus Posidonius eine sehr ähnliche erzählung von dem rauschen der untergehenden sonne in dem meer zwischen Spanien und Africa an: μείζω δύνειν τὸν ήλιον εν τη̃ παρωκεανίτιδι μετὰ ψόφου παραπλησίως, ωσανεὶ σίζοντος του̃ πελάγους κατὰ σβέσιν αυτου̃ διὰ τὸ εμπίπτειν εις τὸν βυθόν. aber auch unter den Deutschen kann schon damals die meinung verbreitet gewesen sein; die strahlenden häupter, gleichsam ein heiligenschein, wurden s. 269 erörtert, im folgenden cap. will ich diesen wunderbaren klang der auf und untergehenden sonne weiter besprechen. Merkwürdig ist auch in dem alten ags. zwiegespräch zwischen Saturn und Salomon (Thorpes anal. p. 100) die deutung der abend und morgenröthe; ›saga me forhvan byđ seo sunne reád on œfen?‹ ›ic þe secge, forþon heo locađ on helle.‹ ›saga me, hvî scîneđ heo svâ reáde on morgene?‹ ›ic þe secge, forþon hyre tvynađ hväđer heo mäg þe ne mäg þisne middaneard eondscînan svâ hyre beboden is.‹ abends ist sie roth, weil sie zur hölle blickt, morgens in der ungewisheit, ob sie ihren lauf vollführen möge.
Nicht bloß von sonne und mond, auch von den übrigen sternen hatte das heidnische alterthum vielfache kunde und sage. Jornandes äußerung (cap. 11) ist doch merkwürdig, daß den Gothen schon zu Syllas zeit unter Dicenaeus außer den planeten und himmelszeichen 344 sterne, die von aufgang nach untergang rennen, bekannt gewesen seien. wie wenige wissen wir heute mit deutschen namen zu nennen!
Der volksglaube denkt sich die gestirne in beziehung auf den einzelnen menschen hold oder feindlich [Fußnote]. welche constellation ihm bei der geburt leuchtete, die nimmt ihn sein ganzes leben hindurch unter ihren schutz; das heißt: unter einem guten, glücklichen stern geboren werden. aus dieser richtung und diesem einverständnis waltender gestirne wird das schicksal geweissagt. Umgekehrt doch schwerlich aus heimischer quelle, wird Renner 10984 gesagt, jeder stern habe einen engel, der ihn an die stätte weise, da er hingehen solle.
Es ist fromme gewohnheit abends beim schlafengehen die leuchtenden gestirne zu grüßen (abergl. 112), oder wenn der abendstern aufgeht ein gebet zu verrichten (neugriechische sitte).
Nach der edda waren alle gestirne feuerfunken aus Muspellsheim, die in dem luftraum herumflogen, bis ihnen die götter sitz und gang anwiesen. Sn. 9. Sæm. 1.
Entzündete dünste, welche bei gestirntem himmel, feurigen faden gleich, schnell durch die luft niederfallen, lat. trajectio stellae, stella transvolans, ital. stella cadente, franz. étoile filante, span. estrella vaga, schwed. stjernfall, dän. stiernskud, was die Griechen διάγειν (überführen, trajicere) nennen, werden bei uns von dem volk einem reinigen des sternlichts zugeschrieben: sie gleichen dem feuerfunken, den man von einem geputzten licht niederwirft. schon Wolfram sagt Wh. 322, 18
dehein sterne ist sô lieht,
ern fürbe sich etswenne [Fußnote].
 
daher noch heute: die sterne putzen, schneutzen sich, im subst. sternputze, sternschnuppe. Diese fallenden sterne sind vorbedeutsam [Fußnote], wer sie erblickt, soll ein gebet sprechen (abergl. 595); dem armen mädchen fallen geldstücke damit herunter (KM. no. 153), ja was man wünscht, während die schnuppe sinkt, wird erfüllt (Tobler 408b). Schön vereinigt der litth. mythus die fallenden sterne mit der sage vom schicksal: die werpeja (spinnerin) beginnt den faden der neugebornen menschen am himmel zu spinnen und jeder faden endet in einen stern. naht nun der tod des menschen, so reißt sein faden und der stern fällt erbleichend nieder. Narbutt 1, 71.
Der comet heißt schweifstern, haarstern, bei Aventin 74b 119b pfauenschwanz (Schm. 1, 327). sein schweif bei Detmar 1, 242 schinschove, von schof strohbündel, sein erscheinen kündet gefahrvolle ereignisse, zumal königs tod (Greg. tur. 4, 9): ›man siht an der zît einen sterren, sam einen pfawen zagel wît, sô müezen siben sachen in der werlt ergân‹, MsH. 3, 468h [Fußnote]
quaeritis et caelo Phoenicum inventa sereno,
quae sit stella homini commoda quaeque mala   Prop. III. 21, 3.
 
von sterndeutung ist. auch MS. 1, 189b die rede. prov. hieß astrucs (astrosus), heureux und malastrucs, malheureux. ihr sterne ist in der brunst, dieweil ihre sterne schon versauset. Phil. v. Sittew. s. 614. sterne nehmen an der geburt (s. 717) und am tode (s.602) antheil. sie werden von engeln bedient. Tommaseo 1, 233. wegen des Atreus unthat änderte gott den umlauf aller gestirne. Plato im politicus s. 269. 271.
Die sterne bilden die heerde des mondes. der mond weidet sie. Spee p. m. 163. 210. 227. im serbischen liede (Vuk no. 200) heißt es:
od sestritze svezde preodnitza,
schto preodi preko vedra neba
kao pastir pred belim outzama.
 
welcher stern ist da unter preodnitza (percurrens) gemeint,
›der durch den himmel wandelt,
wie der hirte vor den weißen lämmern?‹
vgl. no. 362:
osu se nebo zvezdama
i rabno polje outzama
 
d. h.
besät sich der himmel mit sternen
und das weite feld mit lämmern.
 
auch pentam. 3, 5 (s. 310): quanno esce la luna a pascere de rosata le galinelle (siebengestirn).
Über die sternschnuppen s. Humboldt Kosmos I, 393. sie heißen sternfürwe Mone 8, 497. östr. stearnraispn (räuspern), stearnschnaitzn (schneutzen). Stelzh. 135–144. engl. starshoot. gal. dreug, dreag. der stern fällt vom himmel dem mädchen in schoß. Müllenhoff s. 409. vgl. non cadere in terram stellas et sidera cernis? Lucret. 2, 209. die sternschnuppen sind vorboten von krieg und sterben. Klemm 2, 161. das volkslied sagt:
es flogen drei sterne wol über den Rhein,
einer witwe starben drei töchterlein.   Simrock no. 68.
 
Der comet heißt altn. halastiarna. ir. boidrealt, von bod cauda und realt stella. skr. dhûmakêtu, fumi vexillum. die Inder nennen den schweif elefantenzahn, die Chinesen besen. Kosmos 1, 106. Procop 1, 167 nennt den stern ξιφίας, schwertstern, πωγωνίας, bartstern. sein erscheinen kündet unglück an. daher heißt er die erschreckliche zornrute gottes. Lucae chron. 249. et nunquam caelo spectatum impune cometen. Claudian b. get 243 (vgl. crine vago 247).
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Die überlieferung unseres heidenthums von einzelnen gestirnen ist größtentheils verschollen und selbst die namen sind durch gelehrtastronomische benennungen fast verdrängt worden: nur wenige haben sich in altn. sage, oder unter dem gemeinen volk erhalten können.
Ob die planeten nach den großen göttern genannt waren, wissen wir nicht; es ist keine spur davon anzutreffen, selbst nicht im Norden. planetarische tagnamen scheinen, wiewohl sehr frühe, aus der fremde eingeführt (s. 101 ff). An sich ist es kaum denkbar, daß die Heiden, wenn sie einzelne fixsterne durch eigenthümliche benennungen hervorhoben, nicht auch die wandelsterne, deren erscheinung und wechsel weit mehr ins auge fiel, hätten unterscheiden und benennen sollen. Die abendliche und morgenliche Venus heißt abendstern, morgenstern, ahd. âpantsterno, tagasterno, wie im lat. vesper und lucifer [Fußnote]. tunkelsterne Ms. 1, 38b scheint vesperugo, der in der dämmerung aufleuchtende abendstern, vgl. gramm. 2, 526. ahd. uhtosterno morgenstern N. Bth. 223 von uhtâ, goth. uhtvô crepusculum. gl. trev. 22b haben stelbôm hesperus, das ist stellbaum, die stange des vogelstellers? doch gilt Rol. 240, 27 ›die urmâren stalboume‹ von den sternen überhaupt, und da allem gestirn stul und gestell beigelegt wird (s. 584), so darf man stelboum, stalboum mit diesem allgemeinen begrif verbinden. mythischer gemeint ist vielleicht der name nahtfare für abendstern (Heumanni opusc. 453. 460), wie sonst die nachts ausfahrende weise frau oder hexe heißt. Den Angelsachsen hieß der abendstern svâna steorra (bubulcorum stella), weil die hirten, sobald er aufgieng, heimtrieben. übrigens wird O. iv. 9, 24 Christus der sonne, die apostel den eilf tagesternen verglichen; hier sind dagasterron nicht sowohl luciferi als die himmelszeichen. Für den polarstern gibt es keine einheimische namen [Fußnote].
Zweier gestirne ursprung wird in der edda gemeldet, aber niemand weiß jetzt, welche constellation darunter gemeint ist. die sage von Orvandilstâ und das ags. Earendel, ahd. Orentil wurde s. 311 angeführt; vielleicht meinte dies helle licht den morgenstern. Dann hatten die asen den riesen Thiassi getödtet und musten ihn seiner tochter Skađi büßen. Ođinn nahm des Thiassi augen und warf sie an den himmel, wo sie zwei sterne bildeten. Sn. 82. 83. diese augu Thiassa mögen zwei dicht nebeneinander stehende sterne sein, an licht und größe gleich, etwa die zwillinge? zugleich bestätigt sich hier jener zusammenhang der sterne mit den augen, und die gen himmel versetzte zehe ist den zungen und dem bezug der leibsglieder auf den macrocosmus (s. 471) völlig angemessen [Fußnote].
Von der milchstraße und ihrer beziehung auf Irmim habe ich s. 295–297 gehandelt.
Unter allen fixsternen unseres himmels treten in der anschauung des volks drei hervor: ursa major, Orion und die Plejaden. für sie sämtlich gibt es auch noch einheimische namen, ich werde zugleich die slavischen, litthauischen und finnischen benennungen anführen, da diese völker geradeso dieselben sterne auszeichnen.
Der große bär hieß wohl schon vor der bekehrung unsern vorfahren wagen; ein name, der ihnen unentlehnt mit unverwandten völkern gemein war, darum dauert er noch bis heute als der volksmäßige fort; man erzählt mitternachts zwölf uhr drehe sich der himmelswagen mit großem geräusch um. vgl. 621. in der Schweiz der aberglaube (Tobler 264a): wenn der herrawaga nieder steht, so gibts wolfeil brot, steht er hoch, theures. O. V. 17, 29 setzt den pl. waganô gistelli, weil er den großen und kleinen wagen zugleich ausdrücken will, letztern (die ursa minor) nennt Berthold das wegelîn [Fußnote]. ›des wagenes gerihte‹ Wackern. lb. 772, 26. das bild gründet sich auf lebendige betrachtung der constellation, deren drehung überall vier räder und eine abstehende deichsel (temo) erkennen läßt, weshalb auch die Angelsachsen zuweilen bloß þîsl setzen, vœnes þîsla Boeth. Rawlins. 192b. belege sind s. 125, und gründe angegeben für die vermutung, daß Wuotans, des höchsten gottes wagen, gemeint sei. zwar bezieht eine altschwed. chronik den schwed. namen karlwagen auf Thôrr, der seinen wagen besteigend die sieben sterne in der hand halte (Thor statt naken som ett barn, siu stjernor i handen och Karlewagn), und ich will dies nicht entschieden leugnen; doch werden gerade wuotanische sagen auf den fränkischen Karl angewandt (s. 140). Wenn gl. Jun. 188 Arturus wagan verdeutscht wird (gl. Hrab. 951b aber arctus: wagan in himile), so erklärt sich das aus naher berührung jenes sterns mit dem schwanz des großen bären, wie sie schon der name αρκτου̃ρος zeigt [Fußnote]. Übrigens haben niederländische städte (Antwerpen und Groningen) die sterne des großen oder kleinen bären auf ihren siegeln [Fußnote], und in England malt man das siebengestirn auf das bild der weinhäuser.
Den Griechen waren beide benennungen geläufig, άρκτος (ursa) und άμαξα, den Römern ursa und plaustrum, daneben noch septentrio (von trio, pflugochs) oder septentriones. Franz. char, charriot, ital. span. carro. Poln. woz (plaustrum) woz niebicski (himmelwagen), böhm. wos und daneben ogka (deichsel, sonst og, wog) für Bootes; den illyrischen Slaven kola, pl. von kolo, rad, also räder, d. h. wagen, ich finde aber auch kola rodina und rodokola [Fußnote], worin mir der beisatz rodina und rodo undeutlich ist; litth. gryźulio rats, gryzdo rats, von ratas (rota), das erste, von Mielcke unerklärte wort muß den begrif wagen oder himmel enthalten [Fußnote]; lett. ratti, d. h. räder; ehstn. wankri tähhed, d. i. wagensterne, von wanker (currus); ungr. göntzöl szekere, von szeker (currus), das erste wort erklärt aber die Hungaria in parabolis p. 48 aus einem mythischen Göntzöl, welcher ihr erster wagner gewesen sei. Im finnischen epos ragen päiwä (sonne), kuu (mond) und otawa, was Castrén durch karlavagnen gibt, hervor, werden persönlich, göttlich gedacht und oft neben einander genannt. die plejaden heißen seulainen.
Niemals, weder in altd. sprachdenkmälern, noch bei Slaven, Litthauern, Finnen die von dem thier (ursa) herrührende benennung, obschon gerade diese völker den bär in sage und vielleicht in cultus auszeichneten (s. 556).
Den carro menor heißen die spanischen hirten bocina (hiefhorn) [Fußnote]. die Isländer aber fiosakonur â lopti (melkweiber am himmel). Biörn s. v. Finn Magnusen dag. tid. 104. 105 [Fußnote]
Bruno heeft een' koets ghemaekt
Op vier wielen, zonder peerden.
Bruno heeft een' koets ghemaekt,
Die alleen naer Brussel gaet.
 
es ist der wagen am himmel gemeint. Annales d. l. société d'émulation d. l. Flandre occidentale. 1842. 4, 368. bei Claudian de b. getico 247 heißt er geticum plaustrum. Alanus ab Insulis († 1202) im Anticlaudianus läßt einen himmelswagen von allegorischen frauen fertigen. Cramers gesch. d. erziehung. s. 204. Festus s. v. septentriones, septem boves juncti. Varro 7, 74 boves et temo. Ovid. met. 10, 447. ex Ponto IV. 10, 39: plaustrum. gl. sletst. 1, 2. Virgilias sibinstirne. 6, 392. 479. Majae, Pliadas sibinstirnes ir. griogchan a constellation. gal. grigirean Charles wain, sonst crann, crahnarain (anm. 1880) griglean, griglean meanmnach, plejaden. grioglachan siebengestirn. ir. camcheachta pflug, pflugschar, siebensterne des wagens. finn. otava oder otavainen ursa major unterscheidet sich von vähä otava ursa minor, doch gehört otava wol nicht zu ohto (ursus). Kalev. 28, 393. 394 werden die namen otavainen und seitsentähtinen (siebengestirn) nebeneinander als synonym gesetzt, und beiden wird achsel und schulter beigelegt. lapp. sarw bedeutet alces und ursa major, wagen. auch ostiak. heißt dies sternbild los, elenthier (Klemm 3, 128), das kopf und schwanz hat. grönl. wird es tukto, rennthier genannt. Klemm 2, 314. Fabricius 504b. american. ichka schachpo soll ein hermelin sein mit höle, kopf. füßen und schwanz. Klemm 2, 161. Die Araber nennen zwei sterne im schwanz des bären mizar und benetnasch, den dritten, der die deichsel des wagens bildet, alioth, die vier übrigen bilden die achse.
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Von dem kleinen kaum sichtbaren stern über dem mittelsten in der deichsel des wagens gehn aber noch besondere sagen. er heißt fuhrmann, knecht, in Niederdeutschland dümeke (däumchen, däumlein, zwerg), osnabr. dümke, meklenb. duming, in Holstein: ›Hans Dümken, Hans Dümkt sitt opm wagn‹. man erzählt: ein fuhrmann fuhr einmal unsern heiland, der versprach ihm zum lohn das himmelreich; der fuhrmann aber sagte, er wolle lieber in ewigkeit fahren von aufgang bis zu niedergang (wie der wilde jäger in ewigkeit zu jagen wünscht). sein begehren wurde erfüllt, der wagen steht am himmel und der oberste von den drei deichselsternen, der sogenannte reiter ist der fuhrmann. anders bei Müllenhoff schlesw. holst. sagen no. 484. wahrscheinlich fabelten schon die Heiden ähnliches von einem lenker des Wuotanswagens. Joh. Praetorius de suspecta poli declinatione. Lips. 1675 p. 35: ›qui hanc stellam non praeteriissent, etiamsi minor quam Alcor, das knechtgen, der dümeke, das reuterlein, knechtfink fuisset‹, und derselbe vom diebsdaumen p. 140: ›fabula de pollicari auriga, dümeke, fuhrman‹. die einstimmende morgenländische vorstellung von dem fuhrmann in diesem sternbild ergibt sich aus Niebuhrs Arabien, und der ungrische Göntzöl scheint ihm ganz verwandt; auch die griech. sage läßt Zeus den Erichthonius, einen wagenlenker (ηνίοχος) oder wagenerfinder unter die sterne versetzen; nur steht er nicht in dem großen bär sondern in der milchstraße zwischen Perseus und den zwillingen. das böhm. formánek, wozatag (auriga) oder bowozny bedeuten nach Jungm. 1, 550. 3, 401 Arcturus, Bootes und Erichthonius und nach 3, 14 palečky u wozu däumlinge am wagen. doch sloven. soll hervor (Murko 85. Jarnik 229b) und burovsh den fuhrmann und polarstern bezeichnen.
Das band hellglänzender sterne, welches die Griechen zu dem bild des Orion [Fußnote] veranlaßte, führte mehrere deutsche benennungen, deren grund uns jetzt nicht immer klar ist. Einmal heißen die drei nebeneinander gereihten, den gürtel Orions bildenden sterne in Scandinavien Friggjarrockr, Friggerok (oben s. 224. 251), nach einer umdeutung auf Maria zugleich Mariärok, Marirok (bei Peter Syv in den danske digtek. middelald. 1, 102), Marriteen; hier ist deutlicher zusammenhang des sternbilds mit heidnischer götterlehre. dieselben drei sterne führen unter dem volk in Oberdeutschland bis auf heute den namen der drei mader, weil sie drei auf der wiese neben einander stehenden mädern gleichen. eine einfache benennung, wie die des wagens, in der kindlichen phantasie eines hirtenvolks entsprungen. Ahd. glossen nennen den Orion pfluoc (aratrum), in rheinischen gegenden heißt er auch rechen (rastrum), er ist ein geräth der ackerer und mäder. das schottische pleuch (engl. plough) soll den wagen ausdrücken. Ags., vielleicht mehr alts., glossen übertragen Orion durch eburđring, eburđrung, ebirdring, ebirthiring (gl. Jun. 369. 371) [Fußnote], reinags. würde stehen eoforđryng, eforđring; der sinn muß sein eberhaufe, denn đryng ist ags. ein dichter, gedrängter haufe, turba [Fußnote]; warum man in der sterngruppe einen trupp wilder eber sah, und welche sterne des Orion ihn bildeten? weiß ich nicht. die griech. sage von dem wilden jäger kann dabei aus dem spiel bleiben, schon weil weder sie, noch das griech. gestirn gejagte thiere hervorhebt; die eber des deutschen bildes mögen ganz andern bezug haben und etwa bloß auf einfacher vergleichung beruhen. ahd. glossen geben uns kein epurdrunc, oben s. 298 wurde es aber an Iuwaring und Iring gehalten. Das spätere mittelalter nennt jene drei mäder oder den nord. Mariarocken Jacobsstab, böhm. Jahubahůl; gleich der heidnischen Irminstraße (s. 296) wurde die heidnische spindel übertragen auf den heiligen apostel, der nun mit seinem stab auf der alten himmelsbahn einherzieht; auch Petersstab wird gesagt. Den Ehsten heißt Orion warda tähhed, sterne des speers, von wardas, spieß, vielleicht auch stab, an Jacobsstab gemahnend. Den Litthauern szenpjuwis, heugestirn?, von szen foenum (Nesselmann 515), wie szenpjutis august bezeichnet, weil das gestirn zur heuernte aufgeht? wahrscheinlich auch in bezug auf die drei heumäher? denn gerade so geben mehrere slavische völker den namen kosi, d. i. sensen, böhm. kosy (Jungm. 2, 136), poln. kosy (Linde 1092a) sloven. koszi (Murko 142) mäher. Andere slav. benennungen des Orion sind shtupka (bosn. bibel 3, 154), wofür aber gelesen werden muß shtapka, bei Vuk shtaka, krücke, bischofsstab, nach unserm stäbchen, krain. pálize, stäbe, bei Stulli babini sctapi, altweiberstäbe; und kruźilice [Fußnote], vielleicht die kreisenden (vagantes)? von kruźiti (vagari) [Fußnote].
Zwischen den schultern des stiers ist eine dicht mit sternen besäte stelle sichtbar, in welcher wiederum sieben (eigentlich sechs) größere zu erkennen sind; davon heißt sie siebengestirn, ahd. thaz sibunstirri O. V. 17, 29. Diut. 1, 520a gl. Jun. 188 (wo es mit den hyaden verwechselt wird, die nicht weit davon, im haupte des stiers stehn). Außer dieser bloß zählenden benennung gibt es andere lebendigere. griech. Πλειάδες, jon. Πληϊάδες, sieben töchter des Atlas und der Pleïone, welche Zeus an den himmel erhob (Il. 18, 486. Od. 5, 272), gleich jenem nord. Thiassi und Örvandill, aus dem riesengeschlecht; einige deuten sie aber aus πελειάς (wilde taube) was sonst πέλεια heißt. röm. Vergiliae, wovon Festus eine ungenügende erklärung liefert [Fußnote].
Zumeist verbreitet unter dem volk in Deutschland, fast in ganz Europa, ist das bild einer henne mit sieben küchlein, was schon an jene sieben tauben [Fußnote] der griech. sage erinnert. neugriech. πούλια (Fauriel 2, 277). die klucke, kluckerin, kluckhenne, bruthenne mit den hünlein; dän. aftenhöne (abendhenne) aftenhönne (dansk. digtek. middelald. 1. 102); engl. the hen with her chickens; franz. la poussinière, in Lothringen poucherosse oder covrosse (couveuse, bruthenne, qui conduit des poussins) [Fußnote]; graubündn. cluotschas oder cluschas die klucken; ital. gallinelle: böhm. slepices kuřátky (henne mit den küchlein); ungr. fiastik, fiastyuk von tik, tyuk gallina und fiazom pario. Das gestirn der gluckhenne scheint mir in unser alterthum verwachsen. die kindermärchen haben den besondern zug, daß nüsse oder eier geschenkt werden, aus welchen goldkleid, silberkleid und glucke mit sieben (oder zwölf) küchlein hervorgehen, wodurch sonne, mond und siebengestirn dargestellt werden. K. M. no. 88 (2, 13). auch in der einleitung zum pentamerone kommt aus der wundernuß eine voccola co dudece polecine. das ungr. märchen bei Gaal s. 381 hat goldene henne mit sechs küchlein, was siebengestirn meint. die jungfrau, ihren verlornen geliebten suchend, muß sich durch die kostbarkeiten der drei nüsse eingang bei ihm verschaffen; es waren drei gewänder, worauf sonne, mond und siebengestirne gewirkt standen (vgl. Wigal. 812), gaben der Sonne, des Monds und Siebengestirns, die der wandernden unterwegs zu theil wurden. aus dem dritten kleid machte überlieferung zuletzt die gluckhenne selbst. Schatzgräber graben nach der kostbaren glucke mit den küchlein vgl. den versunkenen hort cap. XXXII. henne mit 12 hünkeln war auch irdische buße (weisth. 1, 465. 499). ich weiß nicht, ob die nuß an Iduns huot zu denken erlaubt; was aber sonne, mond und glucke bei uns, sind bei den Finnen noch viel deutlicher päiwä, kuu, otawa d. h. sonne, mond, bär. Die Spanier nennen das siebengestirn las siete cabrillas (sieben zicklein) [Fußnote]; die Polen baby (alte weiber), Russen baba (altes weib) Linde 1, 38a. Serb. vlaschitzi (Vuk 78) vlaschnitzi (bosn. bibel, Ofen 1831, 3, 154. 223); sloven. vlastovze (die schwalben?), doch erklärt Jarnik 229b ›die ramstäbe‹, was ich nicht verstehe. auch der altböhm. name sczyetnycze pleiades (Hankas glossen 58b) = štětnice ist dunkel, die borstigen? von štětina seta? sloven. gostosćvsi, gostoshirzi, die dichtgesäten? die letzte benennung hängt zusammen mit der litth. und finnischen ansicht, das gestirn ist ein sieb, das eine menge löcher hat oder einen haufen korn aussiebt: litth. sëtas, lett. setinsch, ehst. sööl oder söggel, finn. seula, seulainen. warum sagt Suchenwirt 4, 326 daz her daz tailt sich in daz lant gleich recht als ain sibenstirn? dicht ausgestreut? [Fußnote]
Vom ursprung der plejaden wird erzählt: Christus gieng an einem beckerladen vorüber, wo frisches brot duftete und sandte seine jünger hin, ein brot zu erbitten. der becker schlug es ab, doch von ferne stand die beckersfrau mit ihren sechs töchtern und gab das brot heimlich. dafür sind sie als siebengestirn an den himmel versetzt, der becker aber ist zum kukuk geworden (s. 563 beckerknecht) und so lange er frühjahrs ruft, von Tiburtii bis Johannis, ist das siebengestirn am himmel sichtbar. hierzu halte man die norweg. sage von dem Gertrudsvogel (s. 561).
Vielleicht lassen sich noch volksmäßige namen andrer sterne nachweisen [Fußnote]. Litth. heißen die böcklein artojis su jáuczeis (pflüger mit den ochsen), die capella neszcja walgio (essenträgerin). Hankas altböhm. gl. geben 58b hrusa für den Aldebaran, przyczek für den Arcturus. Auch benennungen der Hyaden und der Cassiopea wären zu erwarten. Mehrere werden aber oft verwechselt, die Plejaden mit den Hyaden oder mit Orion, selbst mit dem wagen und mit Arctur [Fußnote]; was durch bloße glossen bewährt ist, kann nicht für sicher gelten. So betrachte ich nicht als ausgemacht, daß die angeführten namen pflug und eburdrung wirklich dem sternbild Orion zukommen. die irish fairy tales 2, 123 haben plough eher für den wagen, als für Orion, und wer weiß, ob unter dem haufen eber nicht die ‛Υάδες (von υ̃ς) und die lat. Suculae gemeint werden?
Noch unsicherer und schlüpfriger ist es die sternbilder und namen des Orients zu vergleichen, denen schon eine sehr verschiedne anschauung des himmels zum grunde liegt. Hiob. 9, 9 werden drei gestirne genannt שע (asch) המיכ (kimeh) ליסכ (ksil), woraus die LXX machen πλειάδες, έσπερος und αρκτου̃ρος, die vulg. arcturus, Orion und hyades, Luther den wagen am himmel, Orion und die glucke. Hiob 38, 31 kimeh und ksil, in den LXX πλειάδες und ’Ωρίων, in der vulg. pleiades und arcturus, Diut. 1, 520 siebenstirni und wagan, bei Luther siebenstern und Orion; Jesaias 13, 10 ksil, in den LXX ’Ωρίων, vulg. durch splendor umschrieben, Luther Orion; Amos 5, 8 kimeh und ksil, in den LXX umgangen, in der vulg. arcturus und Orion, bei Luth. die glucke und Orion. Michaelis stellte über die bedeutung dieser sterne seine 86 fragen, und Niebuhr erhielt von arabischen Juden die verschiedenste auskunft [Fußnote]: zuletzt ergab sich als das wahrscheinlichste: asch sei das arabische sternbild om en nâsch, kimeh (chima) das arab. torîje, ksîl das arab. sheil (sihhêl) und sie entsprechen dem wagen, den plejaden, dem sirius. Sieht man auf den wörtlichen sinn, so drückt nâsch, das einige Araber auch in asch verändern, aus feretrum, bahre [Fußnote], ein mit wagen nahverwandter begrif; kimeh, kima, scheint einen haufen sterne zu bezeichnen, was etwa auch in jener benennung sieb liegt; ksil ist thöricht, gottlos, ein frevelnder riese, folglich Orion.
Ihrem ursprung nach kann man überhaupt zwei arten von sternbildern annehmen. die eine gebraucht mehrere sterne, um sie in die gestalt eines dings, eines thiers oder menschen einzuschließen; die sterne geben dann grund, gleichsam knochen her, um welche die volle von der einbildungskraft erschaute figur gezogen wird. so bilden drei nebeneinander erscheinende sterne den Jacobsstab, einen rocken oder gürtel; sieben sterne fügen sich in den umriß eines bären, wieder andere in den eines riesen Orion. Die zweite art ist, wie mich dünkt, einfacher, kühner und älter: in einzelnen sternen wird ein ganzer mensch ersehn, ohne rücksicht auf eigenthümliche gestalt, welche in der ferne ohnehin verschwindet; rückte uns der kleine punct näher, so würde sie sich von selbst entfalten. so sind die nemlichen drei sterne drei mähende männer; die sieben sterne der plejaden eine henne mit ihren jungen; zwei sterne, die in gleicher entfernung zu beiden seiten um einen mattschimmernden sternhaufen stehn, nach altgriech. vorstellung, zwei esel an der krippe. hierbei erscheint die phantasie viel freier und ungezwungner, jene umrisse fordern schon mehr abstraction, doch muß auch für sie Buttmans treffende bemerkung [Fußnote] gelten, daß man nicht damit anhob, die vollständige gestalt am himmel zu entwerfen, daß es genügte ein stück davon herauszufinden: das übrige blieb unbestimmt oder wurde später willkürlich ergänzt. Auf diese weise ist der bär vielleicht zuerst an den drei sternen des schwanzes gefunden worden, die vier andern gaben dann den leib her. unser wagen gewährt die vereinigung beider arten: die deichsel entstand, gleich jenem schwanz, durch umriß, die vier räder waren aber in einzelnen sternen bestimmt. Wichtig ist die einstimmung, daß die griech. götter menschen in sterne versetzen, wie es Thôrr und Ođinn thun (s. 311. 603) [Fußnote]
Das nordlicht aurora borealis heißt heerbrand, heerschein Frommann 4, 114. (s. anm. 1806). schwed. norrsken, dän. nordlys, gal. firchlis, na fir chlise, the merry dancers. welsch y goleuny gogleddol. finn. des fuchses feuer. vgl. gesta rom. cap. 78 und note z. Kellers sept sages CCXX.
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Die erscheinung des regenbogens am himmel erzeugte mehrfache mythische vorstellungen. den gewölbten bogen nimmt die edda für eine himmliche brücke, über welche die götter wandeln: sie heißt daher Asbrû (Sæm. 44a), gewöhnlich Bifröst (das wäre ahd. piparasta), die bebende zitternde strecke, denn röst, goth. ahd. rasta drückt eine bestimmte ferne aus, unser stunde oder meile; sie ist die beste aller brücken (Sæm. 46a), aus drei farben stark gezimmert, aber doch wird sie dereinst beim weltuntergang, wenn Muspells söhne darüber fahren, zusammenbrechen (Sn. 14. 72). der schweif dieser brücke [Fußnote] reicht an Himinbiörg, Heimdalls wohnung (Sn. 21) und Heimdallr ist zum wächter der brücke gesetzt: er hütet sie [Fußnote] vor hrîmthursen und bergriesen, damit diese nicht über die brücke in den himmel dringen (Sn. 18. 30). Die ganze ansicht stimmt zu den wagen, auf welchen die götter am himmel fahren und den straßen, die sich durch ihn hinziehen vgl. oben s. 299. 300. Das christenthum verbreitete die vorstellung des A. T., zufolge welcher der himmlische bogen ein zeichen des bundes, den gott mit den menschen nach dem regen der großen wasserflut geschlossen hatte, war: ahd. reganpogo, ags. scûrboga Cædm. 93, 5. Indessen haften noch abergläubische überlieferungen. das volk wähnt, an der stelle, wo der regenbogen aufsteht, sei eine goldne schüssel, oder liege ein schatz verborgen; aus dem regenbogen fallen goldmünzen oder pfennige nieder. gefundne goldbleche heißen regenbogenschüsselein, patellae Iridis, die sonne verzettle sie im regenbogen. In Baiern nennt man den regenbogen himmelring, sonnenring, jene münzen himmelringschüsseln (Schm. 2, 196. 3, 109), vgl. oben s. 298. Die Römer meinten, der aufstehende bogen trinke wasser aus der erde: ›bibit arcus, pluet hodie‹. Plaut. curcul. 1, 2; ›purpureus pluvias cur bibit arcus aquas?‹ Propert. III. 5, 32. Tibull. I. 4, 44. Virg. Georg. 1, 380. Ov. met. 1, 271. Auf den regenbogen darf man nicht mit fingern deuten [Fußnote], so wenig als auf gestirne. zimmern oder bauen auf dem regenbogen bezeichnet eitle, vergängliche unternehmen (anm. zu Freidank p. 319. 320 und Klage 1095, spiegel 161, 6), setzen auf den regenbogen (Bit. 2016) einen großer gefahr preisgeben? ›behûsen unebene ûf regenbogen‹ (Tit. Hahn 4061) ungleich sitzen? bei Hans Sachs II. 287a wird einer vom regenbogen herab gestoßen. auf dem regenbogen läßt das finnische lied eine jungfrau sitzen und goldnes gewand weben. rune 3. sollten ähnliches nicht schon die Heiden von der piparasta gesagt und geglaubt haben? sehr merkwürdig ist folgende übereinkunft mit den Chinesen: ›tunc et etiamnum viget superstito, qua iridem orientalem digito monstrare nefas esse credunt; qui hanc monstraverit, huic subito ulcus in manu futurum. iridem habebant Sinae pro signo libidinis effrenatae quae regnat‹ [Fußnote]. Die Slaven nennen den regenbogen altsl. duga, serb. russ. duga, nebeskja duga, böhm. duha, d. h. eigentlich daube (tabula, wie an fässern), also bogen; in Serbien sagt man, alles männliche, das unter dem regenbogen durchgehe, wandle sich in weibliches, und was von weiblichem geschlecht durchgehe, wandle sich in männliches (Vuk s. v.) [Fußnote]. Ein paar slovenische benennungen liefert Murko: mávra, mávriza, was sonst eine schwärzlich gestreifte kuh bedeutet, und boshji stolez, das göttliche stühlchen, gerade wie der regenbogen auch ein stuhl der welschen göttin Ceridwen heißt (Davies brit. myth. 204) vgl. oben s. 113 die vorstellung von dem stuhl gottes. Lett. warrawihksne, dem sinn nach: die mächtige buche? Litth. Laumês josta, gürtel der Lauma oder Laima (oben s. 345), außerdem dangaus josta (himmelsgürtel) kilpinnis dangaus (himmelsbogen), ůrorykszte (wetterruthe); bedeutsamer ist die s. 481 angezogne sage aus dem polnischen Litthauen, welche den regenbogen als boten nach der flut und als ratgeber erscheinen läßt. finn. taiwancaari (arcus coelestis). In einigen gegenden Lothringens courroie de S. Lienard, couronne de S. Bernard. Nach esthn. abergl. no. 65 ist der regenbogen des donnergotts sichel, eine besonders merkwürdige vorstellungsart.
Den Griechen war die ι̃ρις, wie im A. T., zeichen der götter (Il. 11, 27), zugleich eine halbgöttin ’Ι̃ρις, die vom himmel als botin entsendet wird. Die Inder erkannten den farbigen bogen des himmels ihrem gotte Indras zu. Auch nach unserm volksglauben werden die seelen der gerechten von ihren schutzengeln über den regenbogen in den himmel geführt (Ziska östr. volksm. 49. 110).
Aber jene eddische lehre, daß vor dem weltuntergang Bifröst brechen werde, finde ich noch in dem glauben unsers mittelalters, eine reihe von jahren vor dem jüngsten gericht werde der regenbogen nicht mehr erscheinen; ›ouch hôrt ich sagen, daz man sîn (des regenpogen) nieht ensehe drîzich jâr vor deme suontage‹. Diut. 3, 61. Hugo von Trimberg nimmt 40 jahre an:
sô man den regenbogen siht,
sô enzaget diu werlt niht
dan darnâch über vierzec jâr.   Renn. 19837.
 
unter den zeichen, die die kirche von dem nahen des jüngsten tages angibt, findet sich dieses nicht [Fußnote]
Die Pohjantochter sitzt auf dem luftbogen (ilman wempele), auf dem himmelsbogen (taiwon kaari) und webt (Kalev. rune 3 eingangs). ebenso sitzt da die sonne (Päivätär) und der mond (Kuutar), um dem singenden Wäinämöinen zuzuhören. 22, 71 und weben dabei aus gold. die spindel fällt ihnen darüber aus den händen. 26, 296. Ammian Marcell. lib. XX am schluß sagt: et quoniam est signum permutationis aurae . . . igitur apud poetas legimus saepe, Irim de caelo mitti, cum praesentium rerum verti necesse sit status. 
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