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CAP. VIII. DONAR.

时间:2014-04-21来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: DONAR
Den über wolken und regen gebietenden, sich durch wetterstrahl und rollende donner ankündigenden gott, dessen keil durch die lüfte fährt und auf der erde einschlägt, bezeichnete die sprache des alterthums mit dem worte Donar selbst, alts. Thunar, ags. Thunor, altn. Thôrr [Fußnote]. die naturerscheinung heißt altn. þruma oder duna, beide sind weiblich, gleich dem goth. þeihvô, das vielleicht aus finnischer sprache übernommen wurde. dem gott legten die Gothen wol den namen Thunrs bei? das schwed. tordön, dän. torden (tonitru), bei Harpestreng noch thordyn, thordun, ist aus der benennung des gottes und jenem duna zusammengesetzt, altn. Thôrduna? [Fußnote] ganz auf ähnliche weise entspringt der schwed. ausdruck åska (tonitru, fulmen), im westgoth. gesetz åsikkia [Fußnote] aus âsaka, der wagen oder das fahren des gottes, von âs, deus, divus und aka vehere, vehi, schwed. âka. auf Gotland sagt man Thorsåkan, Thors fahren für donner, und das altn. reiđ bezeichnet nicht nur vehiculum, sondern auch tonitru, reiđarslag, reiđarþruma donnerschlag und blitz. denn das fahren eines wagens über ein gewölbe kommt dem gerassel und krach des donners am allernächsten. diese vorstellung ist so natürlich, daß sie sich bei mehrern völkern ausgebreitet findet: δοκει̃ όχημα του̃ Διὸς η βροντὴ ει̃ναι. Hesychius s. v. ελασίβροντα. auch dem heutigen Krainer ist des donners rollen gottes fahren. Thôrr wird in der edda, außer der benennung Asaþôrr, durch Ökuþôrr, d. h. wagen-thôrr (Sn. 25) näher bezeichnet, seinem wagen sind zwei böcke vorgespannt (Sn. 26). zwar haben auch andere götter ihren wagen, namentlich Ođinn und Freyr (vgl. s. 86. 125), allein Thôrr ist in eigentlichem sinn der fahrend gedachte; niemals kommt er, gleich Ođinn reitend vor, noch wird ihm ein pferd beigelegt: er fährt entweder oder geht zu fuß. es heißt ausdrücklich, daß er zu gericht gehe (Thôrr gengr til dômsins, ok veđr âr, und watet durch die flüsse) Sn. 18 [Fußnote]. Noch heute pflegt das volk in Schweden, wenn es donnert, zu sagen: godgubben åker (der gute alte fährt) Ihre 696. 740. 926, gofar åkar, goffar kör (der gute vater fährt) [Fußnote]. aus scheu wurde des gottes eigentlicher name nicht mehr ausgesprochen, oder seine väterliche güte sollte hervorgehoben werden (der alte gott, dän. vor gamle fader, oben s. 17. 18). Den blitz nennt der Norwege Thors varme (Th. wärme) Faye p. 6.
Donner, blitz und regen gehen unter allen naturerscheinungen vorzugsweise von gott aus, sie werden als seine handlung, sein geschäft angesehen [Fußnote] [Fußnote]. Bei großem lärm und gepolter ist die redensart gewöhnlich: man könnte unsern herrgott vor dem tosen nicht donnern hören; in Frankreich: le bruit est si fort, qu'on n'entend pas dieu tonner. schon im roman de Renart 11898:
font une noise si grant
quen ni oist pas dieu tonant.
 
29143:
et commença un duel si grant,
que len ni oist dieu tonant
 
Ogier 10915:
lor poins deterdent, lor paumes vont batant,
ni oissiez nis ame dieu tonant.
 
Garin 2, 38:
nes dieu tonnant ni possiez oir
 
auch im roman de Maugis (Lyon 1599 p. 64): de la noyse quils faisoyent neust lon pas ouy dieu tonner.
Besonders aber wird der donner dem zürnenden und strafenden gott zugeschrieben, Donar gleicht in dieser eigenschaft des zorns und der strafe wiederum dem Wuotan (s. 15. 118). bei gewitter pflegt das volk den kindern zu sagen: der liebe gott zürnt; in Westfalen: use hergot kift (Strodtm. osnabr. 104); in Franken: draußen ist gott, der zankt; in Baiern: der himmeltatl greint (Schm. 1, 462). in Eckstroms gedicht zu ehren der grafschaft Honstein. 1592. CIIb heißt es:
gott der herr muß warlich from sein
daß er nicht mit donner schlegt drein [Fußnote].
 
die nemliche vorstellungsweise bei den lettischen und finnischen völkern. Lettisch: wezzajs kahjâs, wezzajs tehws barrahs (der alte vater hat sich auf die füße gemacht, er keift). Stender lett. gramm. 150. unter diewas (gott), diewaitis (lieber gott, göttlein) denken sich die Litthauer vorzugsweise den donnernden: diewaitis grauja! diewaitis ji numuße. Ehstnisch: wanna issa hüab, wanna essä wäljan, mürrisep (der alte vater brummt). Rosenplänters beitr. 8, 116. ›unser herr gott zankt‹; ›der himmel führt krieg‹. Joh. Christ. Petris Ehstland 2, 108 [Fußnote].
An diesen Donar der Germanen fügt sich nun bedeutsam der gallische Taranis, dessen namen uns Lucan 1, 440 überliefert hat, in allen celtischen sprachen lebt noch das wort taran für donner, irisch toran, womit man die altn. form Thôrr, wenn die assimilation aus RN leichter scheint, unmittelbar zusammenhalten mag. doch gewährt eine alte inschrift auch Tanarus (Forcellini s. v.) = Taranis. die ir. benennung des donnerstags dia Tordain (dia ordain, diardaoin) wurde vielleicht aus einer germanischen entlehnt [Fußnote].
Ebenso herscht in dem lateinischen Jupiter (wörtlich: gott vater, diespiter) die idee des donnerers vor; den dichtern gilt Tonans für Jupiter (z. b. Martial. VI. 10. 9. 13, 7. Ovid. heroid. 9, 7. fast. 2, 69. me-tam. 1, 170. Claudian. Stilich. 2, 439) und lat. dichter des mittelalters bedienen sich gern dieses namens (z. b. Dracontius de deo 1, 1. satisfact. 149. Ven. Fortunat. p. 212. 219. 258) für den christlichen gott. dem begegnen ausdrücke der vulgarsprache: celui qui fait toner, qui fait courre la nue (s. 19). eine inschrift Jovi tonanti hat Gruter 21, 6. der griechische, donner und blitz (κεραυνός) sendende Zeus heißt κεραύνειος. Ζεὺς έκτυπε Il. 8, 75. 170. 17, 595. Διὸς κτύπος Il. 15, 379 [Fußnote].
Weil er sie aber von der höhe des himmels herab entsendet, führt er zugleich den namen άκριος, und wird auf dem berggipfel (άκρις) wohnend gedacht. Zeus thront auf dem Olymp, dem Athos, Lycaeus, Casius und auf andern bergen Griechenlands und Kleinasiens.
Ich muß aber hierbei gewicht legen darauf, daß der donnernde gott vorzugsweise als ein väterlicher aufgefaßt erscheint, als Jupiter und Diespiter, als far und tatl. denn es hängt damit zusammen, daß auch die ihm geheiligten berge die benennungen Etzel, Altvater, Großvater in mehrern gegenden empfiengen [Fußnote]. Thôrr selbst hieß zugleich Atli d. i. großvater.
Ein hoher berg, über den von ältester zeit die hauptstraße nach Italien zieht, in der kette zwischen den grajischen und penninischen alpen, der heutige sanct Bernhard, hieß im frühen mittelalter mons Jovis. so häufig in den fränkischen annalen (Pertz 1, 150. 295. 453. 498. 512. 570. 606. 2, 82), bei Otto fris. de gest. Frid. 2, 24, bei Radevicus 1, 25, der ihn als via Julii Caesaris, modo mons Jovis bezeichnet; bei ags. schriftstellern munt Jofes (Lye s. v.), in Älfr. Boet. p. 150 muntgiov, in unserer kaiserchronik 88d monte job. Benennung und cultus führen schon auf die zeit der Römer zurück; die alpenbewohner verehrten einen Peninus deus, oder eine Penina dea: neque montibus his ab transitu Poenorum ullo Veragri, incolae jugi ejus, norunt nomen inditum, sed ab eo (al. deo), quem in summo sacratum vertice peninum montani adpellant. Liv. 31, 38. quamvis legatur a poenina dea, quae ibi colitur, alpes ipsas vocari. Servius zu Virg. Aen. 10, 13. eine auf dem s. Bernhard gefundne inschrift (Jac. Spon miscellanea antiq. Lugd. 1685. p. 85) sagt ausdrücklich: Lucius Lucilius deo Penino, opt. max. donum dedit, und hieraus folgt, daß man unter diesem gott sich den Jupiter dachte. vgl. Jupiter apenninus. Micali storia 131. 135. Ζεὺς καραιός bei Hesych. den namen mons Jovis gebrauchen die classiker nie, auch die tabula Antonini benennt bloß den summus Penninus und den Penni lucus; zwischen dem 4 und 7 jh. scheint dafür Jovis mons aufgekommen, vielleicht mit rücksicht auf den gallischen oder gar deutschen sinn, in dem dieser gott damals aufgefaßt wurde. man erinnere sich jenes deutschen îsarnodori auf dem nicht weit abgelegnen Juragebirge (s. 65) [Fußnote].
Mit völliger sicherheit dürfen wir solche bergnamen in Deutschland selbst auf die verehrung des einheimischen gottes beziehen. allbekannt ist der Donnersberg (mont tonnerre) in der Rheinpfalz an der grenze der alten grafschaft Falkenstein, zwischen Worms, Kaiserslautern und Kreuznach, ihn nennt eine urk. von 869 (Schannat hist. wormat. probat. p. 9) Thoneresberg. ein andrer Thuneresberg liegt in Westfalen an der Diemel unweit Warburg in mitten der dörfer Wormeln, Germete und Welda; die älteste seiner meldung thuende urkunde ist vom j. 1100 (Schaten mon paderb. 1, 649). im mittelalter dauerte da noch ein großes volksgericht fort, das ursprünglich sicher an die heiligkeit des ortes geknüpft wurde: comes ad Thuneresberhc (a. 1123) Wigands feme (222); comitia de Dunrisberg (a. 1105) Wigands arch. 1. 1, 56; a judicio nostro Thonresberch (a. 1239) das. 58. gerade in der nähe dieses berges steht die heilige eiche, deren s. 59 gedacht wurde, wie das robur Jovis bei dem hessischen Geismar (s. 58) unfern von einem Wuotansberg (s.126). allem anschein nach konnte beider götter cultus dicht neben einander gepflogen werden. auf dem hessischen Knüllgebirge findet sich eine Donnerkaute; im Bernerland ein Donnerbühel (urk. a. 1303. Joh. Müller 1, 619), Tonrbül genannt in Justingers Berner chron. s. 50. Wahrscheinlich sind noch in andern gegenden Deutschlands Donnersberge aufzufinden. eines im Regensburger gebiet gedenkt eine urk. von 882 unter dem namen Tuniesberg. Ried cod. dipl. num. 60. eine urk. von 1300 MB. 33 pars 1 p. 289 nennt einen Sifridus marschalcus de Donnersperch, MB. 4, 94 a. 1194 Otto de Donersperg, 4, 528 a. 1153 steht Duonesberc, 11, 432 Tunniesberg. auf dem Thüringer walde zwischen Steinbach und Oberhof am rennsteig ein Donershauk [Fußnote]. Die Donares eih, das robur Jovis, war der dem blitzesendenden gott vorzüglich heilige baum, dessen in den deutschen wäldern eine unendliche fülle wuchs.
Auch in Scandinavien mangelt es nicht an Thôrs namen tragenden bergen und felsen: Thors klint in Ostgotland (vgl. Wildegrens Östergötland 1, 17), Thorsborg in Gotland; Molbech tidskr. 4, 189. aus Norwegen, wo dieser gott vorzugsweise verehrt wurde, sind mir jedoch keine bekannt. In Vermland pflegt der gemeine mann die südwestliche himmelsgegend, aus der im sommer die meisten gewitter aufsteigen, Thorshåla, des Donners höle, zu nennen. (Geijer Svearikes häfder 1, 268).
Aber die slavischen Donnersberge sind nicht zu übersehen. bei Milleschau in Böhmen ein Hromolan, von hrom, donner, nach andern dialecten grom; in Steiermark ein Grimming, d. h. slav. germnik, altsl. gr’’mnik (donnersberg, vgl. sloven. gr’mi, es donnert, serb. grmi) einer der steilsten berge der steirischen alpe [Fußnote], nicht weit davon ein flüßchen genannt der Donnersbach [Fußnote]. Mit einem andern wort also drücken die Slaven gott und naturerscheinung aus, jenen altslav. durch Perun, poln. Piorun, böhm. Peraun [Fußnote]; bei den Südslaven scheint es früher ausgestorben, lebt aber noch in ableitungen und ortsnamen fort, Dobrowsky (inst. 289) führt es auf die wurzel peru, ferio, quatio zurück, und vielleicht hat dieser passende sinn eben zur entstellung der echteren wortform beigetragen [Fußnote]. ich möchte ihr ein ausgefallnes k zutrauen: der litthauische, lettische, altpreußische donnergott heißt Perkunas, Pehrkons, Perkunos, und eine menge von ortsnamen sind damit zusammengesetzt. lith. Perkunas grauja (P. donnert), Perkunas musza (P. schlägt, ferit); lett. Pehrkons sperr (der donner schlägt ein) [Fußnote]. das slav. perun wird heutzutage weniger persönlich verwendet, und mehr vom blitzstrahl gebraucht. Schon Procop (de bello goth. 3, 14) sagt von den Sclavenen und Anten: θεὸν μὲν γὰρ ένα τὸν τη̃ς αστραπη̃ς δημιουγὸν απάντων κύριον μόνον αυτὸν νομίζουσιν ει̃ναι, καὶ θύουσιν αυτω̃ βόας τε καὶ ιεραι̃α απάντα. Wiederum war dem Perun die eiche geweiht und alte urkunden bestimmen nach ihr die grenzen (do perunova duba), und die eichel hieß den Römern juglans d. i. joviglans, Jovis glans, des väterlichen gottes frucht; der blitz soll gern in eichen einschlagen [Fußnote].
Perkun gemahnt nun an jenen morduinischen donnergott Porguini (oben s. 22), noch merkwürdiger an einen goth. ausdruck, der freilich wie er bei Ulfilas erscheint, alle personification eingebüßt hatte. das goth. neutrum faírguni (gramm. 2, 175. 453) bedeutet berg, όροςg [Fußnote]. wie wenn es vorzugsweise der Donnersberg gewesen und ein verlornes Faírguns des gottes name wäre? [Fußnote] man dürfte die bedeutung von faírguni = mons unverändert behalten, und in das masc. Faírguns oder Faírguneis, folglich in Perkunas, den sinn jenes άκριος legen? ein schicklicher nebenname für den donnergott. Fergunna, dessen endung an Patunna (s. 57) anklingt, bezeichnet im chron. moissiac. a. 805 (Pertz 1, 308) keinen einzelnen ort, sondern das erzgebirge, und Virgunnia (Virgundia, Virgunda, vgl. Zeuß p. 10) den waldgebirgstrich zwischen Ansbach und Ellwangen. Wolfram Wh. 390, 2 sagt von seinem waltswenden: der Swarzwalt und Virgunt müesen dâ von œde ligen. in zusammensetzungen, ohne welche es völlig untergegangen wäre, kann das ahd. virgun, ags. firgen entweder bloß den begrif des bergigen, waldigen enthalten oder auf einen verdunkelten gottesnamen bezogen werden. wie es darum stehe, daß mit faírguni, virgun, firgen göttlichverehrte wesen zusammenhängen, ergibt sich offenbar aus dem altn. Fiörgyn, gen. Fiörgynjar, worunter in der edda Thôrs mutter, die göttin Erde verstanden wird (Th. Jarđur burr Sæm. 70a. 68a. Ođins son Sæm. 73a. 746); und außer ihr tritt noch ein männlicher Fiörgynn, gen. Fiörgvins, Fiörgyns (Sn. 10. 118. Sæm. 63a) auf, als vater der Frigg, Ođins gemahlin. in allen diesen wörtern muß man faírg, firg, fiörg, als wurzel annehmen, und nicht abtheilen faír-guni, fir-gun, fiör-gyn. Nun sind zwar alle Anzeis, alle Aesir, auf bergen thronend (s. 21) und auch Firgun dürfte für mehrere gelten, vorzugsweise wird aber dieser name von Donar und seiner mutter in anspruch genommen werden können, wie Perun, Perkun lehren und hernach noch die bedeutung berg und fels für hamar bestätigen soll. Wie Zeus ενάκριος so hieß Pallas, seine tochter, ακρία, ορεστέρα Γα̃, μα̃τερ αυτου̃ Διός (Sophocl. Philoct. 389); der mythus überträgt von dem vater auf mutter und tochter. Von des Donners mutter wissen noch die märchen (pentam. 5, 4) und unbedenklich sind die sagen von dem teufel, seinem bad und seiner großmutter vergröberung heidnischer vorstellungen des donnergottes. Lasicz 47 meldet: Percuna tete mater est fulminis atque tonitrui, quae solem fessum ac pulverolentum balneo excipit, deinde lotum et nitidum postera die emittit. teta drückt sonst eben matertera, nicht mater aus.
Die christliche mythologie hat unter slavischen und einzelnen asiatischen völkern das geschäft des donnerers auf den propheten Elias übertragen, der im wetter gen himmel fährt, den ein wagen mit feuerrossen in empfang nimmt, II. buch der könige 2, 11. in den serbischen liedern 2, 1. 2, 2 heißt er ausdrücklich gromovnik Ilija [Fußnote], blitz und donner (munja und grom) sind in seine hand gegeben, und er verschließt sündhaften menschen die wolken des himmels, daß sie keinen regen zur erde fallen lassen [Fußnote]
sie hânt och die wal,
daz sie den regin behabin betalle.
swenne in geva1le
unt in abir lâzin vliezen,
ir zungin megin den himel besliezen
unt widir ûftuon,
sô si sich wellint muon.
 
die Litthauer nennen den tag Mariae verkündigung, serb. blagovjest (25. merz), Elyjôs diena, Ilyjos diena, an welchem es anfange oder aufhöre zu regnen. man deutet es aus ilyja: es regnet ein. sollte aber dies nicht eher aus Eliastag entsprungen sein? Eliassagen der Walachei und der Bukowina stehen bei Schott. 375. Wolfs zeitschr. 1, 180. zum kampf des Elias mit dem Antichrist vgl. Grieshaber 2, 149.
. auch dies letzte ist dem AT. gemäß (I. buch d. kön. 17, 1. 18, 41. 45, vgl. Luc. 4, 25. brief Jac. 5, 17) und ebenso in der altdeutschen dichtung aufgefaßt worden, O. III. 12, 13:
quedent sum giwâro, Helias sîs ther mâro,
ther thiz lant sô tharta, then himil sô bisparta,
ther iu ni lias in nôtin regonon then liutin,
thuangta si giwâro harto filu suâro [Fußnote].
 
was aber besonders beachtet werden muß, in der durch das ganze mittelalter verbreiteten sage von erscheinung des Antichrists kurz vor dem weltende (deren auffallende berührung mit dem altn. mythus von Surtr und Muspellsheim noch im verfolg besprochen werden soll) nimmt Helias wiederum des nordischen donnergotts stelle ein. Thôrr siegt über die große schlange, hat sich aber kaum neun schritte von ihr entfernt, als er durch ihren giftanhauch getroffen todt zu boden sinkt. Sn. 73. Nach dem ahd. gedicht Muspilli 48–54 erliegen zwar der Antichrist und der teufel, allein auch Elias empfängt im kampf schwere wunden:
doh wânit des vilu gotmanno [Fußnote]
daz Elias in demo wîge arwartit:
sâr sô daz Eliases pluot
in erda kitriufit,
sô inprinnant die perga,
 
von seinem auf den boden triefenden blut gerathen die berge in brand und der jüngste tag wird noch durch andere zeichen verkündet. wir müsten die vorstellung von dem teufel, dem Antichrist, Elias und Enoch in ihrer ganzen vollständigkeit, wie sie etwa im 7 und 8 jh. umgieng [Fußnote], kennen, um diese analogie zwischen Elias und dem Donar der Heiden sicher auffassen zu können. in der christlichen überlieferung ist nichts, was eine verwundung, und gar tödtliche, des Elias anzunehmen berechtigte. Noch merkwürdiger aber wird die vergleichung dadurch, daß auch halbchristliche kaukasische völker den Elias als donnergott verehren. einen blitzerschlagnen preisen die Osseten glücklich und glauben, Elias (Ilia) habe ihn zu sich genommen; die hinterbliebenen erheben freudengeschrei, singen und tanzen um den leichnam, alles strömt herzu, schließt sich dem reihen an und singt: ›o Ellai, Ellai eldaer tschoppei!‹ (o Elias, Elias herr der felsengipfel). neben dem steinhaufen des grabhügels wird eine große stange mit dem fell eines schwarzen ziegenbocks aufgerichtet, denn auf diese weise opfern sie dem Elias überhaupt [Fußnote]. Sie flehen den Elias an ihre felder fruchtbar zu machen und den hagel davon abzuhalten [Fußnote]. Schon Olearius berichtet, daß die caspischen Circassier auf Eliastag ziegen opfern und das fell an einer stange unter gebeten aufspannen [Fußnote]. Ja selbst die Muhamedaner nennen in ihren gebeten zu abwendung eines gewitters den namen Iljas [Fußnote].
Wie nun in jenen serbischen liedern die jungfrau Maria neben Elias auftritt, ist sie es vorzüglich, die im mittelalter um regen angefleht wurde. Die chronisten gedenken einer regenprocession im Lüttichschen um das j. 1240 oder 1244 [Fußnote]; dreimaliger umgang des clerus und volks (nudis pedibus et in laneis) blieb ohne erfolg, weil man bei anrufung aller heiligen der mutter gottes vergessen hatte. als nun der chor der heiligen sich bei gott um regen verwendete, widersprach Maria; in neuer procession wurde ein feierliches salve regina gesungen: et cum serenum tempus ante fuisset, tanta inundatio pluviae facta est, ut fere omnes, qui in processione aderant, hac illacque dispergerentur. den Litthauern ist die heilige göttin (diewaite szwenta) regengöttin. Das heidenthum richtete vermutlich die bitte um regen, statt an Elias und Maria [Fußnote], an den donnergott. ich entsinne mich gleichwol auch aus der altn. sage keiner stelle, worin von verleihung des erflehten regens durch Thôrr die rede wäre; bloß daß er unwetter sendet, wenn er zürnt, wird Olafs Tr. saga 1, 302–306 erzählt [Fußnote]. wir dürfen aber seine allgemeine ähnlichkeit mit Zeus und Jupiter (dem υέτιος, pluvius, vgl. Il. 12, 25 υ̃ε Ζεὺς συνεχές) und die verbreitung des votis imbrem vocare unter benachbarten völkern in anschlag bringen [Fußnote].
Eine beschreibung, die Petron cap. 44 von der römischen regenprocession macht, trifft nahe mit der vorhin aus dem mittelalter gegebnen zusammen: antea stolatae ibant nudis pedibus in clivum, passis capillis, mentibus puris, et Jovem aquam exorabant; itaque statim urceatim (als gösse man mit mulden) pluebat, aut tunc aut nunquam, et omnes ridebant, uvidi tanquam mures. Das einfach schöne regengebet der Athener hat Mark Antonin (εις ευατόν 5, 1) aufbewahrt: ευχὴ ’Αθηναίων, υ̃σον, υ̃σον, ω̃ φίλε Ζευ̃, κατὰ τη̃ς αρούρας τη̃ς ’Αθηναίων καὶ τω̃ν πεδίων. Das litthauische gebet lautete nach Lasicz 47: Percune devaite niemuski und mana dirwu (so bessere ich f. diewu), melsu tawi, palti miessu, cohibe te Percune, neve in meum agrum calamitatem immittas (einfacher: schlage nicht ein in meinen acker), ego vero tibi hanc succidiam dabo. die altpreußische formel soll gelautet haben: diewas Perkunos absolo mus! (schone unser), litth. apsaugok mus! Ich setze allem diesem das ausführlichere ehstnische gebet an die seite, wie es noch im 17 jh. Gutslaff [Fußnote] einen alten bauer sprechen hörte: ›lieber Donner (woda Picker), wir opfern dir einen ochsen, der zwei hörner und vier klauen hat, und wollen dich bitten um unser pflügen und säen, daß unser stroh kupferroth, unser getraide goldgelb werde. stoß anderswohin alle schwarzen, dicken wolken über große sümpfe, hohe wälder und breite wüsten. uns pflügern und säern gib aber fruchtbare zeit und süßen regen. heiliger Donner (pöha Picken), bewahre unsern acker, daß er trage gut stroh unterwärts, gute ähren überwärts und gut korn innenwärts‹. Picker oder Picken würde im heutigen ehstnisch lauten Pitkne, was dem finnischen pitkäinen donner, vielleicht auch Donner, näher kommt, in Hüpels ehstn. wörterb. steht indessen pikkenne donner, und pikne donner. gewöhnlich nennen die Finnen ihren donnergott Ukko, die Ehsten aber auch Turris, offenbar nach dem nordischen Thôrr [Fußnote] [Fußnote].
Da vom regen und gewitter fruchtbarkeit der fluren abhängt, so erscheinen Pitkäinen und Zeus als die älteste gottheit ackerbauender völker, von deren güte sie das gedeihen ihrer saatfelder und früchte erwarten [Fußnote]. ausdrücklich legt auch Adam von Bremen dem Thor donner und blitz verbunden mit der herschaft über wetter und früchte bei: Thor, inquiunt, praesidet in aere, qui tonitrua et fulmina, ventos imbresque, serena et fruges gubernat. hier berührt sich also seine verehrung mit der des Wuotan, welchem gleichfalls die ernter huldigten (s. 128–130), wie auf der andern seite Thor neben Ođinn kriegsthaten verrichtet, und seinen theil der beute empfängt (s. 111). In der altn. auffassung haben sogar Thors siege und kämpfe mit den riesen sein friedliches amt in schatten gesetzt. Doch Wuotans kraftvollstem sohn, dessen mutter die Erde selbst ist, der auch Perkunos heißt, muß schon dieser abkunft wegen unmittelbarer bezug auf den feldbau gegeben werden [Fußnote]. er reinigt das wetter, entsendet fruchtbaren regen und sein heiliger baum gewährt die nährende eichel. Thôrs minni wurde für das gedeihen der äcker getrunken.
Gleich Zeus und Jupiter wurde ohne zweifel auch der deutsche donnergott mit langem barte vorgestellt. noch ein dänischer reim nennt ihn: Thor med sit lange skiäg (F. Magnusens lex. 957). in den altn. sagen erscheint er aber mit näherer bestimmung überall rothbärtig, was auf die feurige lufterscheinung des blitzes bezogen werden muß: wenn der gott zürnt, bläst er in seinen rothen bart und donner schallt durch die wolken. fornm. sög. 2, 182. 10, 329 heißt er ein schlanker, schöner, rothbärtiger jüngling: mikill vexti ok ûngligr, friđr sŷnum ok rauđskeggjađr; 5, 249 mađr rauđskeggjađr. hilfsbedürftige menschen riefen seinen rothen bart an: landsmenn tôko þat râđ at heita â þetta hit rauđa skegg (2, 183). beim zürnen schüttelt er den bart: reiđr var þâ, scegg nam at hrîsta, scör nam at dŷja. Sæm. 70a; allgemeiner ist der ausdruck: lêt sîga brŷnnar ofan fyrir augun. Sn. 50, von seinem göttlichen zorn (âsmôđr) ist öfter die rede: Thôrr varđ reiđr. Sn. 52. Zumal merkwürdig ist die erzählung von Thôrs begegnung mit könig Olaf 1, 303, seine macht erscheint da schon halb gebrochen und vor der neuen lehre weichend; als die Christen nahten, ermahnt den Thôrr ein anhänger zu tapferm widerstand: þeyt þû î môt þeim skeggrödd þîna (blas ihnen deinen bartruf, die stimme deines bartes, entgegen). þô gengu þeir ût, ok blês Thôrr fast î kampana ok þeytti skeggraustina (da giengen sie aus, Th. blies stark in den bart, und erregte die sprache seines barts), kom þâ þegar andviđri môti konûngi svâ styrkt, at ekki mâtti viđ halda (alsbald kam ein unwetter gegen den könig, daß er sich nicht in der see halten konnte). Dieser rothe bart des donnerers ist in flüchen der späteren zeit unvergessen, und zwar unter dem friesischen volk, ohne allen äußeren zusammenhang mit der nordischen vorstellung: ›diis ruadhiiret donner regiir!‹ (deß walte der rothhaarige donner) rufen noch heute die Nordfriesen aus [Fußnote]. wenn in der isländ. sprache der fuchs holtaþôrr (waldthôrr) genannt wird [Fußnote], bezieht sich das vermutlich auf sein rothes haar [Fußnote].
Die alten sprachen unterscheiden drei acte der naturerscheinung: das leuchten, fulgur, αστραπή, den schall, tonitrus, βροντή, und das einschlagen, fulmen, κεραυνός [Fußnote].
Den leuchtenden schein nennen wir blitz, die ältere sprache gebraucht sowol das einfache plih (Graff 3, 244), mhd. blic Iw. 649. Wigal. 7284, als plechazunga (coruscatio) aus plechazan [Fußnote], dem frequentativ von plechên (fulgere) Diut. 1, 222. 224 abgeleitet; man sagte auch plechunga Diut. 1, 222. Pleccateshêm, ein ort (Pertz 2, 383), heute Blexen; mhd. blikze (fulgur) Ms. 2, 166b; die blikzen und die donerslege sint mit gewalte in sîner pflege. Ms. 2, 166b. So setzt lôhazan (micare, coruscare) goth. láuhatjan ein lôhên, goth. láuhan voraus. der Gothe bildete von derselben wurzel sein láuhmuni (αστραπή), der Sachse aus blic ein blicsmo (fulgur). ags. leoma (jubar, fulgur), altn. liomi, schwed. ljungeld, dän. lyn. Bezeichnend schildert eine preußische volkssage (bei Reusch 29) das gewitter so: der mit der blauen peitsche verfolgt den teufel (d. i. die riesen). denn zumal die blaue flamme schien göttlich, bei ihr wird geflucht; nordfries. ›donners blöskên (blauer schein) help!‹ (Hansens geizhals p. 123) und Schärtlins fluch war: blau feuer! [Fußnote]
Außer donar hätte der ahd. sprache zu gebot gestanden caprëh (fragor) von prëhhan (frangere) gl. hrab. 963b. mhd. dafür öfter klac (Troj. 12231. 14693) und krach, von krachen (crepare): mit krache gap der doner duz. Parz. 104, 5; und da krachen synonym ist mit rîzen (eigentlich krachend bersten), steht auch wolkenrîz (fem.) für donner, Parz. 378, 11. Wh. 389, 18; gegenrîz, wartb. kr. jen. 57; reht als der wilde dunrslac von himel kam gerizzen. Ecke 105. der chlafondo doner. N. Cap. 114, der chlafleih heizet toner; der doner stet gespannen. Apollon. 879. das goth. fem. þeihvô vergleiche ich dem finnischen teuhaan (strepo), teuhaus (strepitus, tumultus), es bedeutet also die lärmende, tosende. einige niederd. mundarten haben die benennung grummel für donner (Strodtm. osnabr. 77), nach dem slav. grom, hrom [Fußnote].
Für den begrif von fulmen besitzen wir nur zusammensetzungen, wo nicht das bloße donner in dieser bedeutung steht: sluoc alse ein doner. Roth. 1747; hiure hât der schûr (das wetter) erslagen heißt es MS. 3, 223a; gewöhnlich donnerschlag, blitzschlag. ahd. bligscuz, fulgurum jactus, N. cap. 13; mhd. blickeschoz Barl. 2, 26. 253, 27 blicschoz Martina 205a; fiurin donerstrâle Parz. 104, 1; donreslac Iw. 651; ter scuz tero fiurentûn donerstrâlo (ardentis fulminis), erscozen mit tien donerstrâlôn. N. Bth. 18. 175; mhd. wetterstrahl, blitzstrahl, donnerstrahl. mhd. wilder donerslac Geo. 751, wie der blitz das wilde feuer genannt wird, Rab. 412. Schm. 1, 553, altn. villieldr. Sn. 60 [Fußnote].
Wie also dem blitzenden gott rothes haar, dem donnernden der wagen, so wird dem einschlagenden geschoß und waffe beigelegt. hier scheint mir aber die vorstellung von geschoßnen pfeilen: wilder pfîl der ûz dem donre snellet. Troj. 7673, doners pfîle. turnei von Nantheiz 35. 150, erst den κήλιος Διός, telis Jovis nachgeahmt; der deutsche Donar wirft eigentlich keilförmige steine vom himmel herab. ez wart nie stein geworfen dar (in die hohe burg), er enkæme von der schûre. Ecke 203. ein vlins von donrestrâlen. Wolfram 9, 32. ›ein herze daz von vlinse ime donre gewahsen wære‹. Wh. 12, 16; schûrestein Bit. 10332; schawerstein Suchenw. 33, 83; ›sô slahe mich ein donerstein!‹ MsH. 3, 202a. in der heutigen sprache donnerkeil, schwed. åskvigg, und nach dem volksglauben fährt mit dem zündenden blitz aus der wolke zugleich ein schwarzer keil tief wie der höchste kirchthurm [Fußnote] in den erdboden nieder. so oft es aber von neuem donnert, beginnt er der oberfläche näher zu steigen, nach sieben jahren ist er wieder oben auf der erde zu finden. jedes haus, in dem er aufbewahrt wird, ist vor gewitterschaden sicher, und sobald ein gewitter naht, fängt er an zu schwitzen [Fußnote]. solche steine heißen auch donneräxte, donnersteine, donnerhämmer, albschoße, strahlsteine, teufelsfinger, engl. thunderbolt, schwed. Thors vigge, dän. torđenkile, tordenstraale (s. unten cap. XXXVII.) [Fußnote]; in heidengräbern gefundne steinhämmer und steinmesser führen denselben namen. Saxo gramm. p. 236: ›inusitati ponderis malleos, quos joviales vocabant, . . . prisca virorum religione cultos . . . . cupiens enim antiquitas tonitruorum causas usitata rerum similitudine comprehendere, malleos, quibus coeli fragores cieri credebat, ingenti aere complexa fuerat‹ [Fußnote]. Auch dem Jupiter war der silex (flins) heilig und schwörende faßten ihn. Aus jener benennung elbischer geschoße möchte ich zusammenhang der elbgeister mit dem donnergott, in dessen dienst sie zu stehn scheinen, folgern.
Die nord. mythologie legt dem Thôrr ausdrücklich einen wunderbaren hammer zu, Miölnir (tudes, contundens) genannt, den er gegen die riesen schleudert. Sæm. 57b 67b 68b; er heißt auch pruđhamar (starker hammer) Sæm. 67b 68a, und hat die eigenschaft nach dem wurf von selbst in die hand des gottes zurückzukehren. Sn. 132. diesen hammer, wenn er durch die luft fährt (er hann kemr â lopt. Sn. 16), kennen die riesen, seinem wurf gehen blitz und donner voraus: þvî næst sâ hann (der riese Hrûngnir) eldîngar oc heyrđi þrumur stôrar, sâ hann þâ Thôr î âsmôđi, fôr hann âkaflega oc reiddi hamarin oc kastađi. Sn. 109. augenscheinlich ist es der nach blitz und donner niederfahrende, schmetternde keil, den man sich aber als dem gott immer verbleibende waffe dachte; daher vielleicht jenes emporsteigen des keils aus der erde. Saxo p. 41 stellt ihn als eine keule (clava) ohne grif dar, aber meldet, daß Hother dem Thor das manubium clavae in der schlacht abgeschlagen habe, was zu der eddischen erzählung von der verfertigung des hammers stimmt, wo ihm als gebrechen angerechnet wird, daß sein schaft zu kurz sei (at forskeptit var heldr skamt). Sn. 131. kunstfertige zwerge [Fußnote] haben ihn geschmiedet, und er war, jenes fehlers unerachtet, ihr meisterstück. Saxo p. 163 wird dem Thôr eine torrida chalybs beigelegt [Fußnote]. Bemerkenswerth drückt sich Frauenlob Ms. 2, 214b von gott vater aus: ›der smit ûz Oberlande warf sînen hamer in mîne schôz‹. Der göttliche hammer galt für ein heiliges geräth, mit dem bräute und leichen geweiht werden (Sæm. 74b Sn. 49. 66); das hammerzeichen segnet [Fußnote], wie bei den Christen das zeichen des kreuzes, und der einschlagende blitz galt im mittelalter noch lange für die glückliche, einweihende vorbedeutung eines unternehmens. mit dem hammer weiht Thôrr knochen und belebt sie von neuem (Sn. 49) [Fußnote]. Vorzüglich wichtig und die verbreitung des altheidnischen glaubens bestätigend scheint mir aber das schöne gedicht der edda hamars heimt (mallei recuperatio) [Fußnote], dessen inhalt darauf beruht, daß Thôrs hammer von einem riesen entwendet und acht meilen tief in die erde verborgen wird: ›ek hefi Hlôrriđa hamar umfôlginn âtta röstom for iörđ neđan‹. Sæm. 71a, das hängt unverkennbar zusammen mit dem angeführten volksglauben, der donnerkeil fahre tief in die erde und brauche sieben (neun) jahre um wieder auf die oberfläche zu rücken, er steigt gleichsam jedes jahr eine meile aufwärts. Aber Thrymr, der durse gott, þursa drôttinn, der den hammer wieder zu sich geholt hatte, scheint selbst mit Thôrr identisch, und ein älterer naturgott, in dessen händen vor ankunft der âsen der donner gewesen war; das zeigt sein name, der von þruma tonitru abzuleiten ist. das zusammengesetzte wort þrumketill (nach Biörn: aes tinniens) verhält sich wie das bekanntere þôrketill [Fußnote].
Ein anderes zeugnis für die gemeinschaft des mythus vom donnergott zwischen Scandinavien und dem übrigen Deutschland kann das wort hammer selbst ablegen. hamar bedeutet ursprünglich einen harten stein [Fußnote], felsen, und dann erst das daraus verfertigte geräth; das altn. hamarr hat noch beiderlei sinn rupes und malleus, sahs wiederum ist steinmesser, folglich das lat. saxum. dieser name schickt sich ganz besonders für ein werkzeug, womit der berggott Donar, jener Faírguneis, alle seine thaten vollbringt. weil nun des gottes hammer einschlägt und die flüche ›der donner schlage dich‹ oder ›der hammer schlage dich!‹ gleichviel aussagten, so entsprang in einigen, zumal niederdeutschen gegenden, nach dem untergang des gottes Donar, eine personification des wortes Hamar mit dem begriffe Tod oder Teufel. ›dat die de Hamer!‹ ›i vor den Hamer!‹ ›de Hamer sla!‹ sind noch jetzt unter dem volk gangbare redensarten, in welchen man Hamer mit Düvel vertauschen kann, die aber sämtlich auf den mit dem hammer einschlagenden gott zurückgeführt werden müssen. ebenso heißt es ›dat is en Hamer, en hamersken kerl‹, ein verteufelter, verwegener, listiger mensch [Fußnote]. de Hamer kennt se all! (der teufel kenne sie alle) Schütze 2, 96. Hemmerlein, meister Hämmerlein bedeutete den bösen geist. hierbei zu erwägen ist auch die in flüchen übliche verbindung der namen: donner und teufel! welche beide den alten gott meinen. in Dänemark versteht das volk unter gammel Thor den teufel, in Schweden betheuerte man lange mit Thore gud. Die Litthauer verehrten einen übergroßen hammer (Seb. Frankes weltbuch 55b) [Fußnote]
Außer dem hammer hatte Thor auch die megingiarđar, fortitudinis, roboris cingula und die iarngreipr, chirotecas ferreas. Sn. 112. 113. er hann spennir þeim (megingiörđum) um sik, þâ vex honum âsmegn hâlfu. Sn. 26. þâ spenti hann megingiörđum Sn. 114. die megingiarđar mahnen an Laurîn 906. 890. 1928: zebrechent sîn gürtelîn, do hât er von zwelf man kraft. ein gürtel verleiht sterke und wisheit. Wigal. 332 und weist den rechten weg. Wigal. 22. 23. ein gürtel der den hunger stillt. Fierabras 209. vgl. schmachtrieme. eine victoriae zona kennt Saxo ed. Müller 124. den stärkegürtel Thors gleicht das blaue band in norske folkev. no. 60 s. 365. 374. 376. Müllenhoffs schl.-holst. märchen no. 11. Moes einl. XLVI.
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Alterthümlicher war die übertragung einzelner eigenschaften und namen des heilands, oder jüdischchristlicher sagen auf den heidnischen gott; namentlich der mythus von Leviathan auf Iörmungandr. wie Christus durch seinen tod die ungeheure schlange überwältigte (Barl. 78, 39–79, 14), besiegte Thôrr den miđgarđsorm, und beiden kommen ähnliche epitheta zu [Fußnote]. die ähnlichkeit der zeichen des kreuzes und hammers dazu genommen, würde es nicht befremden, wenn die neubekehrten Deutschen unter Christus sich auch noch den herrn des donners und verleiher des regens vorgestellt hätten. desto leichter konnte die anwendung auf Maria., gottes mutter, gemacht werden (s. 145); wirklich nennt der älteste troubadour (Diez p. 15. Raynouard 4, 83) Christus noch den herrn des donners (Ihesus del tro).
Ein neapolitanisches märchen im pentamerone 5, 4 personificiert donner und blitz (truone e lampe) als einen schönen jüngling, den bruder sieben spinnender jungfrauen und den sohn einer alten bösen mutter, die keinen höheren schwur hat, als ›pe truone e lampe‹. auch in dieser überlieferung, ohne daß ich sie äußerlich mit der deutschen in verbindung setzen möchte [Fußnote], erhält sich die idee eines gütigen, wohlthätigen donnergottes, keines feindlichen und teuflischen.
Der große käfer, den wir hirschschröter, feuerschröter nennen, lucanus cervus, taurus (s. cap. XXI käfer) heißt in einigen süddeutschen strichen donnergueg, donnerguge, donnerpuppe, von gueg, guegi (käfer), vielleicht weil er sich gern auf eichen, dem donner heiligen bäumen, findet? denn er führt auch den namen eichochs, schwed. ekoxe, außerdem aber feuerschröter, fürböter (feueranzünder), börner (brenner), hausbrenner, was seinen bezug auf donner und blitz andeutet. das volk sagt, er trage auf seinen hörnern glühende kohlen in die dächer und stecke sie an; bestimmter ist die aberglaube p. xcvi angeführte meinung, daß das wetter in die häuser schlage, worin man den schröter getragen hat. schwed. wird der käfer noch genannt horntroll [Fußnote].
Unter kräutern und pflanzen sind hervorzuheben der donnerbart, die hauswurz, sempervivum tectorum, welche aufs dach gepflanzt vor dem einschlagen des blitzes sichert [Fußnote]: barba Jovis vulgari more vocatur (Macer Floridus 741), franz. Joubarbe (vgl. anhang p. lviii); der donnerbesen, ein struppiges, verwirrtes, nestartiges gewächs auf baumästen, dessen erzeugung der aberglaube dem blitz zuschreibt, es führt auch den namen alpruthe; das donnerkraut (sedum); der donnerflug (fumaria bulbosa); die donnerdistel (eryngium campestre); dän. tordenskreppe (klette). den Südslaven heißt die iris perunika, Peruns blume, den Letten der hederich pehrkones; jenes Perunika ist zugleich frauenname, wie Iris. Vor allen bäumen war die eiche dem Donnerer geweiht (s. 55. 58). quercus Jovi placuit. Phaedr. 3, 17; magna Jovis antiquo robore quercus. Virg. Georg. 3, 332. zu Dodona stand die δρυ̃ς υψίκομος Διός. Od. 14, 327. 19, 297, bei Troja aber seine in der Ilias oft genannte buche: φηγὸς υψηλὴ Διὸς αιγιόχοιο 5, 693. 7, 60. den Serben heißt eine bestimmte art eichen grm, und grmik (quercetum), ohne zweifel in naher verwandtschaft mit grom (tonitrus) grmiti oder grmljeti (tonare). der eichel wurde schon s. 147 gedacht.
Wahrscheinlich gehört eine benennung der schnepfe (scolopax gallinago) hierher: donnerziege, donnerstagspferd, himmelsziege, capella coelestis, weil sie in der luft meckern oder wiehern soll? sie wird aber auch wettervogel, gewittervogel, regenvogel genannt, man behauptet, daß ihr flug nahendes gewitter verkünde. dän. myrehest, schwed. horsgjök, isl. hrossagaukr (pferdeguguk) vom gewieher, wenn er zum ersten mal im jahr sich hören läßt, zeigt er den menschen ihr schicksal an (Biörn s. v.); offenbar haften abergläubische vorstellungen auf diesem vogel. sein lettischer name pehrkona kasa (donnerziege), pehrkona ahsis (donnerbock) stimmt völlig zu jenem deutschen. auch litth. gibt Mielcke 1, 294. 2, 271. Perkuno oźys für himmelsziege an, der auch die benennung tikkuttis zusteht. Kannes pantheum s. 439 will donnerstagspferd für die ziege selbst, nicht für den vogel in anspruch nehmen, was beglaubigung fordert, aber willkommen wäre. Zur weitern bestätigung gereicht aber das ags. firgengæt (ibex, rupicapra, gemse) und firginbucca (capricornus), denen ein ahd. virgungeiz, virgunpocch entsprechen würde, worin also die analogie von faírguni zu Donar obwaltet. das über felsen springende thier steht dem felsengott noch besser an, als der zahme bock. Nach der edda hat Thôrr ein gespann böcke vor seinem donnerwagen: zwischen ihnen und dem mythischen wettervogel, der als bock oder pferd (immer als ein wagenziehendes thier) vorgestellt wird, könnte irgend eine halbverdunkelte beziehung walten [Fußnote]
Thor heißt hafra drôttinn im Hymislied. seine böcke heißen tanngniostr und tanngrisnir, dente frendens, was an lat. nefrendes = arietes oder porci nondum frendentes erinnert, die noch keine zähne haben. tanngniostr ist auch beiname für einen mann. Kormaks. s. 54. 134. 136.
. Es ist wichtig, daß dem teufel, d. h. des donnergottes jüngeren stellvertreter auch die erschaffung der geiße und böcke beigelegt wird, und wie Thôrr die abgegessnen knochen der böcke bei seite legen und aufheben läßt, damit er sie neu beleben könne (Sn. 49. 50) [Fußnote]; so hat nach dem glauben der Schweizerhirten die ziege etwas teuflisches, sie ist vom teufel erschaffen, namentlich gelten ihre füße für teuflisch und werden nicht gegessen. Tobler 214a. Ob dem deutschen donnergott vorzugsweise böcke und ziegen (oben s. 42) geopfert wurden? das altrömische, etruskische bidental (von bidens, lamm) bezeichnet die stelle, wo der blitz eingeschlagen und einen menschen getödtet hatte: ein lamm muste da dem Jupiter geopfert werden; den menschen verbrannte man nicht, sondern begrub ihn (Plin. 2, 54). Wenn die Osseten und Circassier ihrem donnerer gerade so bei der vom blitz getroffenen leiche eine ziege opfern und das fell an einer stange aufrichten (vorhin s. 145), so wird dadurch noch um viel wahrscheinlicher, daß das langobardische ziegenopfer keinem andern als dem Donar gegolten habe. denn der gebrauch des fellaufhängens war langobardisch und galt auch bei anderm anlaß, wie demnächst dargethan werden soll. In Kärnten gilt blitzerschlagnes vieh für gottgeweiht, niemand, selbst die ärmsten nicht, wagt davon zu essen (Sartoris reise 2, 158).
Ortsnamen, deren zusammensetzung den des gottes an sich trüge, bieten sich, außer dem vorhin angeführten Donnersberg, in Deutschland noch einige andere dar. unweit Oldenburg liegt ein dorf geheißen Donnerschwee, früher Donerswe [Fußnote], Donnerswehe, Donnerswede (Köhli handb. von Oldenb. 2, 55), das an Odinsve, Wodeneswege (s. 131) gemahnt und gleich unsicher aufzufassen ist, als tempel oder weg? die norwegische volkssage kennt wirklich einen Thors vej (Faye s. 5). ein dorf Donnersreut ist in Franken, gegen Böhmen hin, anzutreffen, ein Donnersted im braunschw. amt Thedinghausen, Thunresfeld in ags. urkunden bei Kemble 2, 115. 193. 272. u. s. w. Viele in Scandinavien, z. b. in Dänmark Torslunde (Thôrs lundr) Tosinge (Tôrs engi) [Fußnote], mehrere in Schweden, Tors måse (gurges) in einer grenzurkunde zwischen Östergötland (Broocman 1, 15), Thorsborg auf Gotland im Gutalag s. 107. 260. Thôrsbiörg und Thôrshöfn in Norwegen (fornm. sög. 4, 12, 343); Thôrsmörk (ein heiliger wald?) Nialssaga cap. 149. 150 [Fußnote]. Thôrs nes Sæm. 155a und Eyrbygg. saga cap. 4 [Fußnote]. Thors bro (Thôrs brû) in Schonen, wie jener norwegische Thors weg führt auf die verbreitete vorstellung von teufelsbrücken und bauten, wodurch das volk die gestalt eigenthümlicher felsen, abhänge und jäher bergpfade sich erklärt. nur der gott oder teufel vermochte sie zu sprengen.
Donar, in der einfachen form, als mannsname kommt selten vor; ein edles geschlecht am Rhein hieß Donner von Lorheim (Siebmacher 5, 144). auch ableitungen und composita damit sind in hochd. sprache ungewöhnlich; eine kerlingische urk. im cod. lauresh. num. 464 hat Donarad, was ich für das altn. Thôrđr halte; die tradit. fuld. 2, 23 Albthonar, dem altn. umgesetzten Thôrâlfr vergleichbar. Desto häufiger erscheinen solche namenbildungen im Norden, wo sich der dienst des gottes lange ausbreitete: Thôrarr (ahd. Donarari?), Thôrir, Thôrđr, Thôrhallr, Thôrôlfr, (alts. Thunerulf, im calend. merseburg. septemb.), Thôroddr und die weiblichen Thôra, Thôrun, Thôrarna (gebildet wie diorna, gramm. 2, 336), Thôrkatla, Thôrhildr, Thôrdîs u. s. w. ich sehe den grund nicht ein, weshalb die herausgeber der formanna sögur den eigennamen Thôrgeirr, Thôrbiörn, Thôrsteinn, Thôrketill, Thôrvaldr, Thôrfinnr, Thôrgerđr u. a. m. den langen vocal entziehen; mit dem abstracten þor (audacia) sind sie nicht zusammengesetzt, auch wird in der Nialssaga z. b. cap. 65 Thôrgeirr, Thôrkatla geschrieben. Der häufige name Thôrketill (verkürzt in Thôrkell, dän. Torkild, ags. Turketulus, Thurkytel, Kemble 2, 286. 349, vgl. oben s. 51), wenn er kessel, gefäß des donnergotts ausdrückt, gemahnt an jenen opferkessel Wuotans (s. 46). in Hymisqviđa wird besungen, wie Thôrr einen großen kessel herbeiholt und auf seinem haupt trägt (Sæm. 57), was an den starken Hans (?ans) im kindermärchen gemahnt, der sich die glocke als mütze auf das haupt stürzt. Beachtenswerth scheint die verbindung von Alp und Donar in Albdonar und Thôrâlfr, weil auch der donnerkeil alpgeschoß, das donnerkraut alpruthe heißt; es muß ein nahes verhältnis zwischen dem gott und den elben bestehen (s. 149), wenn auch von seiten der letztern ein untergeordnetes [Fußnote].
Es ist wahrzunehmen, daß Thôrr in einzelnen eddischen liedern mit besondern namen erscheint. zwar in Lokaglepsa und Harbardsliođ heißt er Thôrr, Asaþôrr, in Hamarsheimt aber Vingþôrr, Hlôrriđi (daneben auch Thôrr), in Alvismâl immer Vingþôrr, in Hymisquiđa Veorr und Hlôrriđi; von den umschreibungen vagna verr (curruum dominus), Sifjar verr, Ođins sonr abgesehn. Hlôrriđi ist s. 138 besprochen. Vîngþôrr wird von vængr ala geleitet, gleichsam Schwingdonner, der beschwingte, geflügelte, aera quatiens? das scheint noch sehr ungewis, er heißt sonst auch fôstri Vîngnis Sn. 101 und in den stammtafeln tritt dieser Vîngnir neben ihm auf. Zumal wichtig ist aber Veorr, das außer Hymisqv. nur noch Sæm. 9a und nicht anders als im nom. sg. vorkommt; es gehört wol zu jenem ve und wih, kündigt also ein heiliges, geweihtes wesen an und ist verschieden von Ve, gen. Vea (s. 135), die ahd. form wäre Wihor, Wihar? [Fußnote]
So wie Ođinn in die fremde, nach Morgenland gewandert dargestellt wurde (s. 135), ist auch Thôrr auf ostfahrten begriffen: Thôrr var î austrvegi Sæm. 59: â austrvega 68a; fôr or austrvegi Sæm. 75: ec var austr. Sæm. 78a. b; austrförom þinom scaltu ald-regi segja seggjom frâ. Sæm. 68a. auf diesen reisen bekämpfte und erschlug er die riesen: var hann farinn î austerveg at berja tröll. Sn. 46. Dies deutet wiederum auf den alten, damals noch unverschollenen zusammenhang germanischer völker mit Asien; das fara î austrveg wird noch von andern helden berichtet (Sn. 190. 363), z. b. der stamm der Skilfîngar ausdrücklich in jene ostgegend gesetzt (sû kynslôđ er î austrvegum) Sn. 193; Iötunheim, die riesenwelt war da gelegen.
Thôrr galt nach Ođinn für den mächtigsten und stärksten aller götter, die edda stellt ihn als Ođins sohn dar (Sn. 101), was ganz von der römischen auffassung abweicht, die den Jupiter als Mercurs vater annimmt (oben s. 106); stammtafeln lassen freilich den Thôrr als ahnen Ođins erscheinen (anhang xx. xxi). Gewöhnlich wird Thôrr gleich neben Ođinn, zuweilen vor ihm genannt (s. 133. 134), vielleicht war er noch mehr als Ođinn gefürchtet [Fußnote]. Regner, bei Saxo gr. 23, bekennt: se, Thor deo excepto, nullam monstrigenae virtutis potentiam expavere, cujus (sc. Thor) virium magnitudini nihil humanarum divinarumque rerum digna possit aequalitate conferri. Er ist der eigentliche landesgott, landâs (patrium numen) der Norweger, Egilss. p. 365. 366 und âss alleinstehend gilt vorzugsweise von ihm, z. b. Sæm. 70a, wie auch der begrif ans (jugum montis) gerade an Faírguneis gemahnt: seine tempel und bildseulen sind in Norwegen und Schweden die häufigsten, âsmegin, göttliche stärke, wird besonders von ihm verstanden. daher so häufig der ausdruck: Thôr blôta Sæm. 113b. hêt â Thôr (Landn. 1, 12), trûđi â Thôr (Landn. 2, 12), wenn der heidnische glaube überhaupt bezeichnet werden soll; auswandernden weist er die neue wohnstelle an: Thôrr vîsađi honum (Landn. 3, 7. 3, 12). aus Landnâmabôk wäre noch manches über Thors cultus anzuführen: þar stendr enn Thôrs steinn. 2, 12; gânga til frêtta viđ Thôr. 3, 12; Thôrr wird zumeist verehrt, dann Freyr 4, 7 und dem entsprechen die eigennamen Thôrviđr and Freyviđr in einem geschlecht, 2, 6; bedeutet dieses viđr arbor? und etwas priesterliches? nie begegnet Ođinviđr, aber ein Tŷviđr ist cap. XXXVII als pflanzenname beigebracht. Thôrs hammer hatte die mark, die ehe, die runen (wie auf den steinen ausdrücklich gesagt wird) zu weihen. Ich habe cap. XXXIII gewiesen, wie vielfach Thôrr in den teufel der Christen übergieng, und es kann nicht befremden, daß er zugleich etwas plumpes und riesisches annahm, denn auch der riese ward zum teufel. der feind und verfolger aller riesen zur zeit der Asen erschien den Christen selbst als tölpel und wirft mit den riesen steine um die wette (vgl. cap. XVIII). Aber schon in der eddischen Thrymsqviđa ißt und trinkt Thôrr unmäßig wie ein riese, und die norweg. volkssage läßt ihn auf der hochzeit tonnen biers ansetzen (Faye s. 4). vgl. das sprichwort: mundi enginn Asathôr afdrecka. Umgedreht ist Thrymr, der alte gute riese schon dem namen nach ein Donar (vgl. cap. XVIII). Sehr ausgebreitet im Norden war die anmutige sage vom hobergsgubbe (bergmann, riesen), den ein armer mann zu gevatter bittet, der sich aber zu kommen weigert, als er hört, daß auch Thor oder Tordenveir eingeladen sei (vgl. cap. XVIII), doch sendet er reiches geschenk (vgl. Afzelius 2, 158. Molbechs eventyr no. 62, F. Magn. s. 935). bei aller abweichung erscheint in der anlage dieser fabel gewisse ähnlichkeit mit der vom gevatter tod (cap. XXVII), da auch der tod ein teufel, folglich riese ist. vgl. Müllenhoff schl. holst. s. 289. Eben darum suchen überlieferungen, die noch zur christlichen zeit hafteten, alles gehässige auf ihn zu werfen und ihn als teuflisches wesen darzustellen von schlimmerer art als Ođinn, vgl. Gautrekssaga p. 13. Finnr schleppt Thôrs bildseule zu Olaf, spaltet und verbrennt sie, die asche mengt er in brei und gibt ihn den hunden zu fressen: ›es ist billig daß hunde den Thôr essen, wie er selbst seine söhne aß‹. fornm. sög. 2, 163. das ist schmähung, die edda weiß nicht das mindeste davon; sie erzählt vielmehr, daß Môđi und Magni ihren vater überleben [Fußnote]. Einzelne wiedergeborne sagen, z. b. die von erschaffung der wölfe und geiße machen aus Wuotan den guten gott, aus Donar den teufel.
Seit der bekanntschaft mit römischer götterlehre setzen die schriftsteller den deutschen donnergott und Jupiter gleich. nicht nur dies Jovis heißt ags. Thunresdäg, sondern auch Latona, Jovis mater Thunres môdur; capitolium wird von den Isländern Thôrshof übertragen. Umgekehrt versteht Saxo gr. p. 236 unter Jupiter den einheimischen Thor, den Jupiter ardens (oben s. 91), meinte er Donar? Jener kinderfressende Thôrr scheint baare verwechselung mit Saturn, Jupiters vater? wie jener nord. genealogie Thôrr Ođins ahne ist. des presbyter Jovi mactans, der sacra und feriae Jovis (im indicul. pagan.) ist s. 100 erwähnung geschehen.
Letzner (hist. Caroli magni. Hildesh. 1603 cap. 18 am schluß) erzählt: alle jahr, sonnabends nach laetare kommt auf den kleinen Hildesheimer domhof ein bauersmann sonderlich dazu bestellt, und bringt mit sich zwei hölzer, jegliches einer klafter lang, daneben zwei andere kleinere kegelförmig gespitzte. die beiden großen setzt er gegeneinander in die erde, die kegel oben darauf. bald und in der eile versammeln sich dahin allerlei buben und jung gesindlein und werfen mit steinen oder stöcken die kegel von den klötzen herab; andere setzen sie wieder auf und das abwerfen geht von neuem an. unter diesen kegeln sind die heidnischen, teuflischen götzen zu verstehen, welche die christlich gewordnen Sachsen niedergeworfen haben.
Des namens der götzen wird hier geschwiegen [Fußnote], einer davon muß aber damals schon, wie noch später, Jupiter geheißen haben [Fußnote]. unter den bäuerlichen abgaben zu Hildesheim kommt bis auf unsere zeit ein Jupitergeld vor. das dorf Großenalgermissen hatte jährlich 19 ggr. 4 pf. unter dieser benennung an den todtengräber der domkirche zu entrichten: ein Algermisser bauer muste jedes jahr einen vier fuß hohen, fußdicken, achteckigen klotz in einen sack gesteckt auf den domhof bringen. die schüler bekleideten diesen klotz mit mantel und krone, griffen den nun so genannten Jupiter erst von der einen, dann von der andern seite mit steinwürfen an und verbrannten ihn endlich. Dies nicht selten von unordnungen begleitete volksfest wurde mehrmals untersagt, ausgestellte wachen sollten das verbot wirksam machen; zuletzt erließ die königliche kammer das Jupitersgeld. Jenes dorf Algermissen hatte sich vielleicht bei einführung des christenthums durch seine anhänglichkeit an den alten glauben die strafe der abgabe zugezogen [Fußnote]. Das werfen nach den klötzen soll verachtung ausdrücken? in der Schweiz heißt das bekannte steinwerfen auf dem wasser auch Heiden werfen (sonst: den herrgott lösen, vater und mutter lösen. Tobler 174a) [Fußnote].
Ich betrachte freilich als ganz unausgemacht, ob dieser Jupiter bis auf den Thunar der alten Sachsen zurückgeführt werden dürfe. der gebrauch wird nur durch protocolle der letzten jahrhunderte bewährt, und frühere bestimmte zeugen treten dafür nicht auf; aber selbst der abweichende letznerische bericht läßt eine uralte volkssitte vermuten, die, wenn auch Jupiter nichts damit zu schaffen hat, der aufzeichnung werth scheint. die zeitbestimmung laetare erinnert an das allgemein in Deutschland verbreitete todaustreiben, wovon ich im verfolg handeln werde, und auch dabei kommt ein werfen nach dem aufgesteckten tod vor. Soll der kegel den heiligen hammer vorstellen?
Unverkennbarer überrest der verehrung des gottes ist die noch bis auf die neuste zeit unausgerottete besondere heilighaltung des donnerstags unter dem volk, wie sie schon in frühen denkmälern des mittelalters angegeben ist: ›nullus diem Jovis in otio observet‹ (abergl. p. xxx); ›de feriis quae faciunt Jovi vel Mercurio‹ (p. xxxii); ›quintam feriam in honorem Jovis honorasti‹ (p. xxxvii); donnerstags abends darf nicht gesponnen und nicht gehauen werden (schwed. abergl. 55. 110, vgl. deutsch. abergl. 517. 703). die Ehsten legen dem donnerstag höhere heiligkeit als dem sonntag bei [Fußnote]. Welche strafe den frevler traf, läßt sich aus folgendem aberglauben entnehmen, der freilich schon den geheiligten christlichen tag an die stelle des heidnischen setzt: wer am sonntag trinitatis (dem nächsten nach pfingsten) arbeitet oder etwas (an diesem tag) geflicktes und gestricktes an sich trägt, wird vom donner erschlagen. Scheffers Haltaus p. 255 [Fußnote]
wir sâzen unde wâben
dô die lantliute êrten disen tac. . . .
schiere runnen diu weppe von bluote,
daz ez uns des werkes erwante.
 
ein armes mädchen spinnt auf unser frauentag, der faden klebt ihr an zunge und lippe. Maerl. 2, 219. über die frauen, die sonnabends spinnen s. Müllenhoff s. 168. die während der sonntagskirche flachs wickeln, werden versteinert. Reusch no. 30. auch am Gertrudstag und Berhtentag war spinnen verboten. s. 224. 227. 238, ebenso bei den Griechen am Bacchustage s. 759. das an solchen heiligen tagen gesponnene garn hat gleichwol besondere kraft. s. 920. vgl. das teigtalken an der heil. samstag nacht. abergl. G v. 194. dagegen wieder: si quis die dominico boves junxerit et cum carro ambulaverit, dexterum bovem perdat. lex Bajuv. VI. 2, 1.
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Wenn Jupiter auf diese weise im achten jh. gefeiert war, wenn das capitulare von 743 für nöthig fand, ein ›ec forsacho Thunare‹ ausdrücklich zu gebieten, und vieles, was sich auf seinen dienst bezieht, noch später unausgetilgt fortdauerte; so läßt sich nicht bezweifeln, daß er auch schon früher von unsern vorfahren für einen wirklichen gott, und einen ihrer größten, gehalten wurde.
Vergleichen wir ihn mit Wuotan, so ist dieser geistiger und erhabner, Donar hat eine derbe, sinnliche kraft voraus, die ihn gerade der besondern verehrung einzelner stämme empfehlen muste; gebete, schwüre, flüche erhielten sein andenken öfter und länger als irgend eines andern gottes; aber nur ein theil des griechischen Zeus ist in ihm begriffen. 
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