„Wenn ich dir nicht passe, kannst du ja deiner Wege gehen,“ antwortete die Eiche stolz. „Ich bin Herr im Lande; und wohin du siehst, siehst du nur meine Brüder.“
„Ganz recht,“ brummte der Bär; „das ist gerade das Langweilige an der Sache. Ich habe eine[S. 200] kleine Reise ins Ausland gemacht, weißt du; und nun bin ich ein wenig verwöhnt. Es war mehr im Süden — da hielt ich einmal ein kleines Schläfchen unter den Buchen. Das sind große, schlanke Bäume, keine krummen alten Burschen wie ihr. Und ihre Kronen sind so dicht, daß die Sonnenstrahlen gar nicht hindurchkommen können. Es war ein reines Vergnügen, darunter sein Mittagsschläfchen zu halten.“
„Buchen?“ fragte die Eiche neugierig. „Was sind das für Bäume?“
„Froh sein würdest du, wenn du nur halb so schön wärest wie eine Buche!“ sagte der Bär. „Aber jetzt mag ich nicht mehr mit dir schwatzen. Ich hab’ über eine Meile traben müssen des verfluchten Jägers wegen, der mich mit seinem Pfeil ins Hinterbein getroffen hatte. Jetzt will ich schlafen, und du bist wohl so freundlich, mich wenigstens in Ruhe zu lassen, da du mir doch nicht viel Schatten geben kannst.“
Der Bär reckte sich und schloß die Augen; aber aus dem Schlafen wurde diesmal nicht viel. Denn die anderen Bäume hatten gehört, was er erzählt hatte; und es begann ein Schwatzen und Plaudern und Blätterrauschen wie noch nie zuvor im Walde.
„Gott weiß, was das für Bäume sein mögen!“ meinte der eine.
„Ach, der Bär will uns natürlich etwas weismachen!“ der andere.
„Was können das nur für Bäume sein, wo die Blätter so dicht sind, daß die Sonnenstrahlen nicht durchkommen können?“ fragte eine kleine Eiche, die zuhörte, wie die Gefährten zusammen sprachen.
Aber daneben stand ein alter, knorriger Baum, der gab der kleinen Eiche einen Klaps mit einem seiner untersten Zweige.