Als die beiden Alten das hörten, da weinten sie bitterlich.
„Wir haben das Nest zu klein gebaut,“ sagte schließlich der Neuntöter. „Aber wie konnte ich auch wissen, daß ich ein so großes Kind bekommen würde! Es wächst ja geradezu unheimlich.“
Und die Mutter klagte: „Du hättest sie nur beizeiten richtig erziehen müssen. Ach, meine armen lieben kleinen Kinder!“
„Wenn wir jetzt wenigstens das letzte behalten möchten!“ seufzte der Neuntöter. „Nun sei du ein gutes Kind und denk’ daran, daß du unser einziges bist.“
Das versprach das Junge, und dann fraß es all das Futter, das die Eltern mitgebracht hatten.
„Mehr, mehr!“ schrie der Nimmersatt. „Ich bin furchtbar hungrig!“
Und die Neuntöter stürzten fort, um seine Wünsche zu erfüllen.
Sie holten jetzt mehr Futter herbei als früher, als noch alle Kinder am Leben gewesen waren; aber der große Bursche konnte nie genug bekommen. Er wuchs und wuchs und wurde schließlich so groß, daß er keinen Platz mehr im Neste hatte. Da[S. 171] kletterte er hinaus und setzte sich auf einen Zweig daneben.
„Gott erbarme sich,“ schrie die Neuntötermutter, als sie heimkehrte und das große Junge dort sitzen sah. „Du wirst hinunterfallen und dir den Hals brechen.“