„Ich war einmal der stolzeste Baum im Walde,“ sagte der Torf.
Weiter kam er zunächst nicht, so unbändig fingen die andern bei diesen Worten zu lachen an.
„Ja... Verzeihung! Sie müssen sehr entschuldigen ... ich sehe wohl ein, daß es lächerlich klingt, aber was soll ich machen? Ich bin ja genötigt, meine Geschichte zu erzählen, wie sie ist. Und ich war wirklich ein schöner Baum, selbst wenn man mir’s nicht mehr ansehen kann! Freilich keine Buche, sondern nur eine Birke...“
„Die Birke ist ein sehr hübscher Baum,“ sagte das Brennholz. „Nicht von besondrer Bedeutung und ohne rechten Schatten, aber sehr fein.“
„Schönen Dank!“ sagte der Torf.
„Dann haben dich die Menschen wohl gar auch gefällt?“ fragte das Holzscheit.
„Nein, gewiß nicht,“ sagte der Torf. „Offen gestanden, ich hab’ nie einen Menschen gesehen, bis ich zu Torf wurde. Darum hab’ ich mir vorhin zu lachen erlaubt, als die Menschen erwähnt wurden, wenn’s auch vielleicht nicht bescheiden war.“
„Weiter!“ mahnte die Steinkohle.
„Ich war also eine Birke. Auf mir ließen sich allerdings keine Vögel nieder; aber in dem Moor, auf dem ich stand, da gab es Vögel und Hirsche, Füchse und Wölfe und Bären. Im Sommer[S. 113] ging der Bär mit seinen Jungen umher und brummte. Im Winter heulten die Wölfe vor Hunger, daß es viele Meilen weit zu hören war. Auch Elentiere gab es in großen Herden. Und in den Lüften flogen mächtige Adler... ja, Verzeihung, daß ich’s sage, vielleicht klingt es eingebildet ... aber als ich zu Torf geworden war und im Stapel stand und mich im Walde umsah, da kam es mir wirklich so vor, als ob in alten Tagen, als ich ein Baum war, mehr Leben im Walde gewesen wäre.“
„Hahaha!“ lachte die Steinkohle.
„Worüber lachst du?“ fragte das Holzscheit.
„Ach... ich lache nur über den Torf, der da von alten Tagen redet!“ erwiderte die Steinkohle. „Der Grünschnabel!“