Heine Peterle nickte, er teilte des Kameraden Meinung vollständig, und die vier Missetäter wären sicher auch himmelgern ausgerissen, wenn sie nur gekonnt hätten; sie standen aber so mitten drin im Gewühl, daß sie sich gar nicht rühren konnten. Der braunen Liese nun schien das Ausreißen an diesem Tage besonders zu gefallen, vielleicht war ihr auch das Geschrei zu groß, kurz, sie zog ganz plötzlich an und rannte heidi davon. Kathrine, die auf dem Wagen stand, fiel vor Schreck zwischen die neuen Töpfe, und alle andern rannten hinter der wilden Liese drein. Doch die kannte ihren Weg; sie bog rechts um und stand wenige Minuten später auf dem Hofe des Schnipfelbauern. Sie hatte wohl an diesem Tage genug von aller Lauferei und wollte in ihren Stall zurück.
In diesem Wirrwarr flüsterte Röse ihrem Bruder zu: „Wir wollen zu Muhme Lenelies gehen, sie muß doch die Geschichte wissen!“ Schnipfelbauers Fritz und Friede riefen gleich: „Wir gehen mit!“ und trapp, trapp rannten alle vier links herum und langten bald atemlos bei Muhme Lenelies an. Die Muhme war daheim, sie freute sich auch und lachte auch sehr über die Geschichte und fand es äußerst nett, daß die Kinder gleich zu ihr gekommen waren. Sie wunderte sich kein bißchen darüber; es kam öfters vor, daß sich Oberheudorfer Seite 55Buben und Mädel, wenn sie eine Dummheit gemacht hatten, erst etwas bei Muhme Lenelies erholten. Das Häuschen der Muhme lag so schön abseits wie eine Burg, in der man sicher und wohlbehütet sitzt, kam es den Kindern zu Zeiten vor, obgleich das windschiefe kleine Haus sonst gar keine Ähnlichkeit mit einer Burg hatte.
Sehr spät verließen die vier an diesem Tage ihre Burg, und in der Zeit, die verronnen war, hatte sich Kathrines Zorn etwas gelegt, ihr lautes Schelten hatte Seite 56sich in leises Brummen verwandelt. Fritz kam also noch so leidlich bei der Sache fort. Der Schulze aber sagte: „'s ist nur gut, daß wir keine Zeitung in Oberheudorf haben, sonst käme die Geschichte noch hinein, denn Dummheiten lesen die Leute allemal gern, und eine Dummheit war's doch von den Kindern, potzwetter ja!“