Heinz machte sich fertig für das größte Ereignis des Jahres. Er zog sich seine dicke Lederjacke über, zog seine Mütze über den Kopf und setzte sich eine Fliegerbrille vor die Augen. Zuletzt klemmte er sich eine Zigarre zwischen die Zähne. Die benutzte er nicht zum Rauchen, denn er fand den Qualm richtig eklig. Er wollte damit einfach nur cool wirken. Mit einem letzten Blick in den Spiegel versicherte er sich, dass alles an seinem richtigen Platz war. Es fehlte nur noch eins. Er strich sich den dicken Schnurrbart glatt. Dann konnte es losgehen.
Heinz verließ das Hummelnest, in dem er mit dem Rest seines Volkes lebte und flog hinauf auf den Gipfel des nahen Berges. Hier oben wehte nicht nur ein kräftiges Lüftchen. Hier sollte auch der jährlich Flugwettkampf stattfinden, für den Heinz täglich seine kräftigen Flügelmuskeln trainierte.
Er nahm Aufstellung und blickte seine neun Gegner ernst an. »Viel Glück. Ihr werdet es brauchen. Dieses Jahr lasse ich euch alle hinter mir.«
Die anderen Hummeln lachten. Wollte ihnen dieser alte Typ mit seiner verrückten Aufmachung etwa Angst machen? Nein. Das sollte er nicht schaffen.
»Ihr wisst, worum es geht.«, sagte der Schiedsrichter, der eine Pusteblume anhob. »Wer zuerst die Ziellinie überquert hat, ist der neue Weltmeister. Solltet ihr es nicht in der vorgeschriebenen Zeit schaffen, gewinnt die Hummel, die die weiteste Strecke zurückgelegt hat.«
Die Teilnehmer nickten und gaben zu verstehen, dass sie bereit waren. Der Schiedsrichter nahm die Pusteblume vor den Mund und blies die Samen fort.
Augenblicklich hoben neun Hummeln ab und gaben richtig Gas, lediglich Heinz blieb am Start sitzen und sah dem wilden Treiben mit größter Gelassenheit zu, während die Zeit langsam verrann.
Plötzlich verstärkte sich der Wind zu einer kräftigen Böe. Die Hummeln konnten sich kaum noch in der Luft halten und wurden Zentimeter für Zentimeter rückwärts gedrückt. Den bisher zurückgelegten Weg verloren sie wieder. Eine Hummel nach der anderen wurde über die Startlinie geweht und darüber hinaus.
Heinz, der sich noch immer nicht bewegt hatte, warf einen letzten Blick auf die Uhr. Ein Countdown zählte gnadenlos herunter. Drei, Zwei, Eins.
Heinz setzte einen seiner sechs Füße über die Startlinie und sah über die Schulter nach seinen Gegner. »Anfänger!« Er lachte laut.
Null. Die Zeit war vorbei. Der Schiedsrichter pfiff das Rennen ab. »Und der diesjährige Gewinner ist Heinz Hummel.« Er legte Heinz die Goldmedaille um den Hals und gratulierte ihm zu diesem grandiosen Sieg.