Frau Eichhorn stand in der Küche und bereitete das Frühstück vor. Gerade hatte sie das frisch gebackene Walnussbrot aus dem Ofen geholt, dessen Duft sich sofort im ganzen Baumhaus verteilte. Aus dem Schrank holte sie eine große Schüssel mit selbst gemachter Nuss-Nougat-Creme hervor, die ihr Mann so gerne aß. Zum Schluss durfte natürlich das kernige Nussmüsli nicht fehlen. Jetzt musste nur noch Herr Eichhorn aus dem Bad kommen. Doch wie an jedem Morgen brauchte er mal wieder länger.
»Das kann doch gar nicht sein, dass der so lange unter der Dusche steht.«, ärgerte sich Frau Eichhorn nicht zum ersten Mal, seit sie verheiratet waren. Ich brauche nur die Hälfte seiner Zeit. Ich habe immer gedacht, dass Männer gar nicht so eitel sind.«
Sie ging zum Flur und rief nach oben. »Wann bist du endlich fertig? Das Frühstück wird kalt.«
»Ich bin gleich so weit. Ich brauche nicht mehr lange.«
Seufzend ging Frau Eichhorn zurück und räumte das frische Brot noch einmal zurück in den Ofen, denn ihr Mann mochte das Walnussbrot besonders gern, wenn es noch warm war.
Die zeit verging. Minute um Minute drehte sich der Zeiger auf der Uhr über dem Ofen weiter. Wer aber nicht in der Küche erschien, war Herr Eichhorn.
»Jetzt reicht es mir. Ich gehe jetzt nach oben und werde ihn an seinen buschigen Ohren aus der Dusche ziehen.«
Sie lief die Treppe hinauf, öffnete die Tür des Bads und schlug sie unsanft gegen die Wand.
»Herr Eichhorn, du kommst …«
Frau Eichhorn sah ihren Mann verwirrt an. Warum versteckte er sich hinter seinem felligen Schwanz? Das hatte er doch sonst nie gemacht.
»Was ist hier los? Was versteckst du vor mir?« In den Augen von Frau Eichhorn blitzte es. Jetzt war mit ihr nicht mehr zu spaßen.
Herr Eichhorn senkte den Blick zu Boden. »Ich … ähm … also … naja.«
Er ließ die Schultern hängen. Dann senkte er langsam seinen Schwanz und offenbarte, was er bis eben vor seiner Frau versteckt gehalten hatte.
»Nüsse?«, fragte sie entsetzt. »Du hast schon wieder in der Dusche die Nüsse gewaschen?«
Sie dachte kurz nach. Nun wunderte sie sich auch nicht mehr, warum ihr Vorrat an Nüssen in der letzten Zeit so schnell geschrumpft war.
»Du hast mir doch versprochen, es nicht wieder zu tun.«
Herr Eichhorn zog entschuldigend die Schultern hoch und lächelte schief. »Ich kann halt nicht anders. Das ist einfach zu tief in mir drin.«
Frau Eichhorn verdrehte die Augen. »Meine Mutter hatte schon Recht. Warum musste ich mich auch in ein Eichhörnchen verlieben, dass bei Waschbären aufgewachsen ist.«
Sie verließ das Bad und wollte wieder zurück in die Küche, blieb dann aber auf dem Treppenabsatz stehen. Sie drehte sich kurz um. »Und jetzt holst du alle Nüsse aus deinen Verstecken und bringst sie zurück in die Vorratskammer.«