Ein paar Minuten zuvor war der Tag noch schön gewesen. Warme Temperaturen und Sonnenschein hatten geradezu eingeladen, den Nachmittag draußen zu verbringen. Wenn da bloß nicht die Hausaufgaben gewesen wären, um die sich Finja noch kümmern musste. Also hatte sie nur hin und wieder den Blick aus dem Fenster ihres Kinderzimmers.
Doch nun schlug das Wetter um. Wolken zogen vor den Himmel, färbten ihn dunkelgrau. Die Temperaturen sanken ein wenig und Wind kam auf. Schon bald würde es draußen wohl etwas ungemütlicher werden.
»Na toll.«, war Finja wenig begeistert. »Jetzt kann ich auch noch den restlichen Tag hier drin verbringen. Das ist so unfair.«
Sie seufzte und blätterte im Mathebuch eine Seite weiter. Auch dort warteten noch einige Aufgaben darauf, gelöst zu werden.
Ein paar Minuten später klopfte es sachte am Fenster, erst einmal, dann ein zweites Mal, dann immer öfter. Es begann zu regnen.
»Oh, verdammt.«, fluchte Finja. Sie ärgerte sich über die Hausaufgaben, denn nun hielten sie sie von etwas gans Wunderbarem ab.
»Egal. Ich mache eine Pause.«
Finja schlug das Buch zu und stürmte in den Garten. Sie stellte sich mitten auf die Wiese, schloss die Augen, und sog die Luft tief durch die Nase ein.
»Was machst du denn da draußen?«, fragte Mama von der Terrassentür aus. »Komm schnell rein, du wirst ganz nass.«
Aber Finja schüttelte den Kopf und blieb wo sie war. »Das ist mein allerliebster Augenblick.«, sagte sie nur. »Das ist der Moment, wenn es zu regnen beginnt. Ich liebe diesen Duft, den es nur für wenige Minuten gibt.«
Finja breitete die Arme aus, schnupperte kräftig und drehte sich dabei lachend im Kreis, bis sie von oben bis unten nass war. Die Pause hatte sich gelohnt.