Hallo liebe Zuschauer über und unter dem Wasser. Ich begrüße sie, egal von wo aus sie uns zuschauen. Herzlich Willkommen an den Radio- und Fernsehgeräten und natürlich auch hier im grandiosen Meeresgrundstadion vor der traumhaften Küste der Malediven Inselgruppe.
Das Meer ist hier angenehm flach, die Sonne scheint und die Wassertemperaturen sind so warm, dass man nur eine Badehose tragen muss.
Ich begrüße sie zu den diesjährigen Olympischen Ozeanspielen, auf die wir wieder ganze vier Jahre hin gefiebert haben.
Jetzt können sie wieder vier Wochen lang ihren Lieblingssportlern in unzähligen Disziplinen die Daumen, Flossen, Tentakel drücken und beinahe rund um die mitfiebern.
Den Auftakt machen, wie jedes Mal, die Atem beraubenden Schwertkämpfer. Die Vorrunden liegen bereits hinter uns. Vier Kämpfer konnten sich für das Halbfinale qualifizieren.
Die erste Paarung besteht aus Siggi Schwertfisch, der gegen Norbert Narwal antreten muss. Im Anschluss sehen sie ein Duell auf Augenhöhe. Schwertwal Olli Orca tritt gegen Danny Delfin an, die beide schon ihre Rückenflossen poliert und geschärft haben.
Es kündigt sich also eine spannende Runde an, deren Ausgang noch völlig offen ist. Wir sind mehr als gespannt, welche Sportler in das große Finale einziehen werden.
Aber beginnen wir mit der ersten Runde. Siggi und Norbert sind bereits in den Ring geschwommen und belauern sich sich gegenseitig. Beide haben einen grimmigen Blick aufgesetzt. Keiner von ihnen will eine Schwäche zeigen.
Der gefürchtete und unbestechliche Schiedsrichter Seestern kriecht herbei, hebt einen seiner fünf Arme und senkt ihn schließlich wieder. Der Kampf beginnt.
Siggi Schwertfisch lässt sich nicht lange bitten und schießt auf seinen Gegner zu. Diese Taktik hat er auch schon in der Vorrunde immer wieder erfolgreich angewandt und konnte damit bis hierher durchkämpfen. Sollte er auch dieses Mal seinen Gegner damit besiegen?
Doch was ist das? Norbert Narwal dreht Siggi den Rücken zu. Ist der denn wahnsinnig? Hat er schon zu Anfang des Duells aufgegeben? Das kann doch gar nicht sein.
Aber dann richtet er sich wieder seinem Gegner zu und … was ist das?
Norbert hat sein Schwert abgeschraubt und schleudert es Siggi entgegen. Damit hat der Schwertfisch nicht gerechnet. Er weicht dem Wurfgeschoss aus und verlässt dabei den Ring. Damit ist der Kampf vorbei.
Unglaublich. Ein so schnelles Duell hat es bei den Ozeanspielen noch nie gegeben. Sehen wir hier in Norbert Narwal den neuen Weltmeister, den Gewinner der Goldmedaille?
Aber ich will dem Ganzen nicht vorgreifen. Wir haben ja noch ein zweites Halbfinale. Und dafür machen sich die beiden Kontrahenten auch schon bereit.
Auf der einen Seite betritt Publikumsliebling Danny Delfin den Ring. Schon hört man die vielen weiblichen Fans begeistert kreischen.
Auf der anderen Seite schwimmt Olli Orca, der mächtige Schwertwal und zehnfacher Weltmeister das Kampffeld. Grimmig schaut er zu Danny hinüber und scheint ihm klar machen zu wollen, wer hier der Chef im Ring ist.
Schiedsrichter Seestern winkt beide zu sich heran und fordert sie zu einem sauberen Duell auf. Keine schmutzigen Tricks sind erlaubt.
Die Kämpfer nicken und lösen ihre Schwerter, die sie auch als Flossen nutzen, von ihren Rücken.
Seestern gibt den Ring frei. Die Duellanten umschwimmen sich. Jeder sucht nach einer Schwäche in der Abwehr seines Gegners. Jeder sucht nach der ersten Chance einen Treffer abzugeben, vielleicht sogar den Kampf direkt für sich zu entscheiden.
Olli Orca scheint ganz klar im Vorteil zu sein. Die große Masse seines riesigen Körpers muss einfach jeden anderen Sportler beeindrucken.
Doch Danny Delfin lässt sich davon nicht beeindrucken. Er ist erfahren genug, um auch gegen scheinbar unbesiegbare Gegner gewinnen zu können.
Immer wieder umkreisen sich die Beiden. Sie suchen, aber keine von ihnen greift an. Werden wir hier vielleicht das erste Unentschieden der Schwertkampfgeschichte sehen?
Doch plötzlich schießt Danny vor, schwimmt mehrfach um Ollis Schnauze herum und bringt ganze fünf Schläge gegen die Waffe des Orcas an, bevor dieser überhaupt gemerkt hat, dass etwas geschehen ist.
Wir sehen hier das erste mal in seiner Karriere einen völlig überraschten Schwertwal. Doch nun wird er sauer. Mit kräftigen Schlägen seiner riesigen Schwanzflosse beschleunigt er und schwimmt auf Danny zu. Der Delfin fühlt sich in die Ecke gedrängt, weiß nicht, wohin er soll. Ist das womöglich schon die Entscheidung?
Danny weicht immer weiter zurück. Nur noch wenige Zentimeter trennen ihn von der Ringbegrenzung. Geht seine eigene Schwanzflosse darüber hinaus, ist es für ihn vorbei.
Doch was ist das? Der Delfin setzt ein Grinsen auf. Er paddelt ein paar Mal mit seiner eigenen Fluke, schwimmt hoch und lässt Olli unter sich zurück. Der völlig überraschte Orca knn nicht mehr rechtzeitig bremsen und rast aus dem Ring. Danny Delfin gewinnt. Der Weltmeister ist geschlagen. Welch eine Dramatik in diesem Kampf. Das Publikum im Stadion rastet förmlich aus. Dieser Kampf wird in die Geschichte der Ozeanspiele eingehen.
Es bleibt aber nicht viel Zeit, um sich für diesen Geniestreiche feiern zu lassen, denn schon taucht Norbert Narwal an der anderen Ringseite auf.
Hier treffen jetzt zwei grandiose Sportler mit unglaublichen Ideen im Finale aufeinander. Aber welcher der Beiden hat noch genug Asse im Ärmel? Wir werden es gleich sehen.
Schiedsrichter Seestern lässt den Arm sinken. Es geht los. Danny schwenkt ein paar Mal grinsend sein Rückenschwert ein paar Mal hin und her, lässt es in der Sonne glänzen.
Doch das beeindruckt den erfahrenen Norbert nicht. Er schraubt ein zweites Mal sein Schwert ab und hält es genau in die Richtung seines Gegners. Jetzt wird es sich entscheiden.
Die Beiden umschwimmen sich ein paar Mal. Keiner lässt den anderen aus den Augen. Gewinnt der gewitzte Delfin oder der schnelle Narwal mit dem langen Schwert? Hammer Einfälle gegen Angriffe mit einem langen Schwert, das im Ozean Seinesgleichen sucht.
Doch was ist das? Was passiert da? Ein riesiger Schatten legt sich über das Stadion. Die Sportler stellen alle Kampfhandlungen ein und schauen unsicher nach oben. Es nähert sich ein unglaublich großes Etwas. Um was kann es sich bloß handeln?
Ich kann wirklich nur vermuten, was es ist. Ich habe vor längerer Zeit von Lebewesen gehört, die sich Menschen nennen und an Land leben – auf dem Trockenen. Hin und wieder sollen sie sich aber in großen Kästen auf das Wasser wagen. Sie nennen sie Schiffe.
Jetzt, genau in diesem Moment öffnet sich ein Schlitz in dem Boot. Durch diesen Schlitzt rast plötzlich es monumental riesiges ins Wasser herab. Es ist das größte Schwert, dass ich je gesehen habe. Es ist genau über dem Ring erschienen und stürzt diesem nun entgegen. Mit einem lauten Donnern, das wohl noch in hundert Kilometern zu hören und spüren sein wird, bohrt es sich in den Boden.
Danny und Norbert weichen instinktiv davor zurück – und überschreiten zeitgleich die Ringbegrenzung. Damit ist der Kampf vorbei. Unentschieden. Es gibt in diesem Jahr keinen neuen Weltmeister, keinen Goldmedaillengewinner. Das hat es noch nie gegeben. Welch Dramatik.
Während das Publikum um Stadion noch wie gelähmt wirkt, setzt sich das Boot in Bewegung und verschwindet allmählich Richtung offenes Meer.
Ich glaube, nach diesem völlig unerwarteten Ausgang des ersten Turniers der Ozeanspiele, brauchen wir alles erstmal etwas Zeit um das Alles zu verdauen. Deswegen gebe ich zunächst zurück in unser Olympia-Studio.
Mein Name ist Herbert Hai. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.