Es war kalt draußen. Richtig kalt. Das Thermometer zeigte zwanzig Grad unter Null. Auf den Fensterscheiben hatten sich Eisblumen gebildet und die Pflanzen in der ganzen Umgebung waren von dickem Frost bedeckt.
Leni sah durch das Fenster ihres Kinderzimmers nach draußen. Es fröstelte ihr schon bei dem Anblick der Natur.
»Da kriegt mich keiner nach draußen.«, sagte sie. »Ich werde auch keinen Schneemann bauen. Dabei frieren mir nur die Finger ab.«
Sie holte sich einen Schal aus dem Schrank und wickelte sich diesem um den Hals. Dann setzte sie sich mit einer Tasse warmem Tee wieder ans Fenster und beobachtete die Vögel, die sich immer wieder Futter aus Vogelhäuschen holten.
Irgendwann entdeckte sie ein ganz anderes Tier, dass bibbernd und zitternd auf dem Ast eines Baumes saß. Es war eine kleine, grüne Raupe, die es offensichtlich nicht mehr rechtzeitig geschafft hatte, sich in einen Schmetterling zu verwandeln und fort zu fliegen.
»Oh je!«, war Leni erschrocken. »Die kleine Raupe wird erfrieren, wenn ihr niemand hilft.«
Sie lief durchs ganze Haus und suchte nach einer Lösung.
Leni wusste, dass sie das kleine Tier nicht ins Warme holen durfte. Mama mochte keine Krabbeltiere und jagte sie immer mit dem Staubsauger oder einem alten Schlappen. Also musste sie sich etwas anderes einfallen lassen.
In der Küche fiel ihr Blick auf einen großen, roten Apfel.
»Ja! Das ist eine prima Idee.«
Leni schnappte sich den Apfel, zog ihre Wintersachen an und lief nach draußen.
Vorsichtig, um die Raupe nicht zu erschrecken, ging sie langsam an den Baum heran und hängte mit einem Faden den Apfel an den Ast.
»Na los, kleine Raupe. Friss dich schnell in den Apfel rein. Da drinnen ist es warm und du hast genug zu Essen für den restlichen Winter.«
Das ließ sich die kleine Raupe nicht zweimal sagen. Zitternd ließ sie sich auf den Apfel fallen und verschwand nach mehreren Bissen darin.