Hamster Hubertus stand vor dem Spiegel und putzte seine Nagezähne auf Hochglanz. Sie waren schneeweiß und blitzten und blinkten von allen Seiten. Nachdem Hubertus fertig war, warf er noch einen Blick in den Spiegel.
»Du meine Güte.«, rief er entsetzt.
»Da ist ja noch ein Fleck.«
Also drückte Hubertus zum zweiten Mal Creme auf seine Bürste und begann erneut, seine Zähne zu putzen. Nach ein paar Minuten war er dann endlich zufrieden.
Er zog sich seine roten Schuhe an und verließ das Haus.
»Es ist ein herrliches Wetter heute. Ein Spaziergang durch den Wald und am Badesee entlang wird mir bestimmt Spaß machen.«
Und so machte er sich auf den Weg.
Es waren viele andere Leute unterwegs. Familie Biber führte die Kinder aus, die kleinen Mäuse tummelten sich im See und ein Schwarm Schwalben jagte die Fliegen über den Bäumen her.
»Hallo Herr Maulwurf.«, rief Hubertus.
»Ist das nicht ein grandioser Tag? Da spiegelt sich die Sonne in meinen herrlich weißen Zähnen. Sind sie nicht schön anzusehen?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging der Hamster weiter.
»Schöne Zähne?«, wunderte sich der Mauwurf.
»Hab ich nicht gesehen.«
Schließlich konnte er kaum etwas sehen. Er war fast blind, weil er sein Leben unter der Erde verbrachte.
Unterwegs holte Hubertus einen kleinen Handspiegel hervor.. Er sah hinein und bewunderte das Sonnenlicht, das sich in seinen Zähnen spiegelte. Doch von einem Moment zum anderen verschwand der weiße Glanz und wich einer stumpfen, grauen Farbe.
»Ach, du Schreck.«, entfuhr es ihm.
Schnell überlegte Hubertus, ob er gerade etwas gegessen hatte. Schließlich hatte er von seinem Zahnarzt gelernt, dass es nichts besseres gab, als sich nach jeder Mahlzeit die Zähne zu putzen.
Gefuttert hatte er allerdings nichts. Trotzdem holte er vorsichtshalber seine Spazierzahnbürste aus der Hosentasche. Es durfte ihn niemand mit grauen Zähnen entdecken.
Genau in diesem Moment zog eine dicke, graue Wolke weiter und gab die Sonnenstrahlen wieder frei.
Hubertus atmete auf, während er noch einmal schnell die Bürste über seine Beißerchen flitzen ließ.
»Dieses dumme Ding am Himmel hat sich in meinen Zähnen gespiegelt und das Licht verdrängt.«
»Quak, Quak.«, machte es plötzlich von hinten.
»Aus der Bahn. Wir haben es eilig. Der Abend wird nicht ewig auf sich warten lassen. Bis dahin müssen meine Kinder noch ein paar Runden das Schwimmen üben.«
Es war eine Entenmutter, die ihre Küken zum Badesee führte.
Hubertus nutzte diese Gelegenheit sofort und probierte ein Lächeln nach dem anderen aus.
»Bei welchem Lächeln sieht man denn meine schönen Zähne am besten? Das müssen sie mir unbedingt sagen.«
Die große Ente sah dem Hamster ins Gesicht?
»Lächeln? Du siehst eher aus, als würdest du eine Grimasse schneiden. Außerdem haben wir keine Zeit für deine Spielchen.«
Empört drehte sich Hubertus um und stapfte beleidigt davon.
»Ihr habt ja auch keine Ahnung. Ihr könnt ja auch nicht lachen, -weil ihr nur einen dummen Schnabel habt. So etwas Hässliches möchte ich nicht im Gesicht haben.«
Hubertus kam nur wenige Minuten später ebenfalls am Badesee an. Er breitete ein Handtuch auf der Wiese aus und legte sich in die Sonne. Natürlich achtete er darauf, die Zeit auf dem Rücken zu liegen. So konnte jeder die schönsten Zähne der Umgebung bewundern.
Doch das angenehme Gefühl war schon bald vorbei, als eine Gruppe junger Frösche in den See sprangen und das Wasser durch die Gegend spritzte.
»He, was soll denn das?«, rief Hubertus erbost. Ihr könnt doch nicht diese dreckige Brühe auf meine sauberen Zähne spritzten.«
Sofort holte er den Handspiegel hervor und sah hinein.
»Da sind Flecken. Die seh ich genau. Fiese eklige Flecken. Was mache ich denn jetzt? Hoffentlich hat das niemand gesehen.«
Sofort schwang er die Zahnbürste und putzte wie ein Weltmeister. Ganze zehn Minuten ging das so, bis viel Schaum aus dem Mund hervor quoll.
»Das sollte reichen.«
Zur Sicherheit nahm Hubertus sein Handtuch und ging etwas weiter vom Ufer weg. Er wollte nicht noch einmal nass gemacht werden. Dann legte er sich hin, schloss die Augen und schlief ein.
Nach einer ganzen Weile verschwand plötzlich die Sonne. Ein dunkler Schatten legte sich auf das Gesicht des Hamsters.
»Huch, was ist denn nun los?«
Hubertus öffnete die Augen. Doch statt einer dicken Wolke sah er jede Menge Gesichter über sich. Da war Herr Maulwurf, Frau Ente, die Frösche und ein paar andere Tiere.
»So kann das nicht mehr weiter gehen, Hubertus. Die Sache mit deinen weißen Zähnen nervt uns. Du kannst ja an gar nichts anderes mehr denken. Das muss irgendwann aufhören.«, sagte der Maulwurf.
»Du lässt uns immer denken, dass unsere eigenen Zähne nicht richtig geputzt sind.«, maulten die Frösche.
»Darum sollst du nicht mehr über Zähne reden, wenn du aus dem Haus gehst.«, beschloss die Ente.
»Wenn ihr Probleme damit habt, dann kann ich euch helfen.«, bot der Hamster an.
»Gerade mit Zähnen kenne ich mich richtig gut aus. Deswegen werde ich euch beibringen, mit man sie richtig putzt.«
Das war ein Vorschlag, der sofort angenommen wurde.