Es war ein heißer Sommertag. Selbst hier, viele Meter unter dem schattigen Blätterdach des Waldes, war nichts mehr von einer kühlen Luft zu spüren. Die Tiere des Waldes schwitzten und fühlten sich nicht mehr wohl in ihrer Haut. Eines von ihnen traf das Wetter besonders schwer. Die Schildkröte Paul steckte in einem schweren Panzer fest. Normalerweise bot er ihm Schutz vor wilden Tieren, die ihn fressen wollten. Bei Regen konnte man sich ebenfalls in ihm verstecken. Und im Winter hielt er warm. Zumindest, wenn Paul nicht vergaß, rechtzeitig die Heizung einzuschalten. Aber im Sommer konnte er nicht daraus flüchten, denn der Panzer war angewachsen.
»Puh.« klagte er. »Warum muss es denn auch so heiß werden? Nur zu gern würde ich am Nordpol leben. Da ist es viel kühler.«
»Kühl?« schüttelte ein Regenwurm den Kopf. »Da oben ist es einkalt. Ich hab kein Fell. Ich würde sofort zu einem Eis am Stiel gefrieren. Ach, was rede ich da. Ich wäre dann der Stiel für das Eis.«
Paul versuchte zu grinsen. »Bei Kälte kann ich meine Heizung einschalten. Gegen die Hitze hilft aber nur eine Klimaanlage. Dafür habe ich aber keinen Platz mehr in meinem Panzer.«
Die Schildkröte kroch weiter. »Und gerade heute habe ich so einen beschwerlichen Weg vor mir.«
Pauls Ziel lag auf einem kleinen Hügel. Zwischen ihm und dem Gipfel lagen unzählige Steine und Felsen. Kreuz und quer waren sie überall verteilt. Mit einem schweren Panzer auf dem Rücken war da kaum dran vorbei zu kommen.
»Ich werde bestimmt wieder stecken bleiben. Das ist mir schon öfter passiert. Aber es hilft mir ja keiner.«
In diesem Moment kamen ein paar Vögel aus den Baumkronen herab geflogen. Es waren drei Spechte.
»Du brauchst Hilfe? Wir werden dir helfen. Wir Tiere des Waldes müssen doch zusammen halten.«
Paul schüttelte den Kopf. »Wie wollt ihr mir denn helfen? Ihr seid zu schwach, um mich über die Felsen zu tragen.«
»Wir schaffen das schon. Wir müssen nur noch ein paar Freunde herbei holen.«
Sie flatterten davon und verschwanden zwischen den Bäumen.
»Jetzt bin ich aber mal gespannt.« murmelte die Schildkröte und setzte sich unter eine große Eiche.
Nach einer halben Stunde waren Schritte zu hören. Da kamen viele Füße angetrappelt. »Was passiert denn jetzt?« wurde Paul neugierig und erhob sich von seinem Ruheplatz.
Als erstes tauchten die Spechte auf. Ihnen folgten vier Biber und ein ganzer Schwarm kleiner Termiten. Zum Schluss bogen ein großer Hirsch mit einem riesigen Geweih und ein dicker Bär um die Ecke.
»Jetzt wird gearbeitet.« rief einer der Spechte.
Das ließen sich die Tiere nicht zweimal sagen. Die Biber ließen ihre großen Zähne aufblitzen. Damit knabberten sie sich blitzschnell durch mehrere Baumstämme, bis diese umkippten. Die Termiten hüpften auf die Stämme und fraßen sich hindurch, bis sie zu handlichen Brettern geworden waren.
Der Bär packte die Bretter und setzte sie zu einer Treppe zusammen. »Wir brauchen Löcher für die Nägel.« rief er den Spechten zu, die sofort begannen, mit ihren Schnäbeln ins Holz zu hacken.
»Super macht ihr das.« lobte der Hirsch und schlug mit seinem mächtigen Geweih die Nägel ein.
Innerhalb kürzester Zeit war die Treppe zum Gipfel des Hügels fertig. Nun konnte jeder gefahrlos und ohne Probleme hinauf und hinunter gehen.
Schildkröte war so glücklich, dass ihm Freudentränen die Wangen hinunter kullerten. »Ich weiß gar nicht, wie ich euch allen danken soll. Ihr seid so wunderbar.«
»So machen wir Waldtiere das. Wir halten zusammen und helfen, wo wir nur können.«
Paul setzte einen Fuß auf die erste Stufe der Treppe, dann den zweiten. Es war jetzt wirklich ganz einfach, hinauf zu kommen.
»Das werde ich euch nie vergessen.«