Die Nacht kam über die Welt und verpackte das Land unter einer dunklen Decke. Nach und nach verschwanden die Menschen des nahen Dorfes in ihren Betten begaben sich auf den Weg in ihre Träume.
Auf diesen Moment hatte der kleine Geist, der auf dem Dachboden der alten Burgruine lebte, sehnsüchtig gewartet. »Endlich ist es soweit.« Er schwebte zum Kleiderschrank, dessen Türen seit Jahren schräg in ihren Angeln hingen und holte zwei zitronengelbe Gummistiefel heraus, die er sich über die Füße zog.
»Ich hoffe, dass die große Pfütze vor dem Rathaus noch nicht verdunstet ist. Warum gehen die Menschen auch so spät ins Bett? Warum bin ich auch so wahnsinnig ungeduldig?«
Der Regenschauer, der sich am Nachmittag über das Dorf ergossen hatte, war ergiebig genug gewesen, um manch Schlagloch zu füllen. Das versprach viel Spaß für die restliche Nacht.
Der kleine Geist schwebte durch die dicken Mauern der alten Burg hindurch und befand sich nur Minuten später auf der Straße vor dem Rathaus. Vorsichtig sah er sich noch einmal um. »Ist niemand zu sehen. Dann kann es ja endlich losgehen.«
Er nahm Anlauf, jubelte laut und sprang mit einem kräftigen Satz in die Pfütze. Statt großer Spritzer, die in alle Richtungen vor den Gummistiefeln flüchteten, passierte nichts. Die Wasseroberfläche der Pfütze blieb unberührt. Der kleine Geist schwebte durch sie und den Asphalt der Straße hindurch, bis er sich in der dunklen Kanalisation wiederfand.
»So ein verdammter Mist! Das passiert mir jedes Mal. Manchmal ist es voll doof, ein Geist zu sein.«